weiße TaubeChrist sucht Christ Logo ohne Taube

Thea, Lia und der Tatort

Thea, Lia und der Tatort
Die beiden Schwestern Lia (82) und Thea (92) sind im Leben und in der Liebe zuhause. Sie sind beide eher zierlich und mit ganz unterschiedlichen Gaben bedacht. Mit ihrem Verständnis sowie Empfinden für Menschen gelangen sie zu ganz erstaunlichen Erkenntnissen, sogar am späten Abend.

Lia: Es ist schon 21 Uhr. Ich glaub, ich gehe schlafen.
Thea: Glaubst du das oder gehst Du schlafen?
Lia: Ach, ich bin nur müde. Gehst Du auch schlafen?
Thea: Sicher, aber erst sehe ich mir den Tatort zu ende an.
Lia: Da geht es doch nur um Mord. Wie schrecklich.
Thea: Mich interessiert die Detektivarbeit. Und jetzt geh schlafen und lass mich in Ruhe den Tatort zu ende sehen.

----------- 20 Minuten später -------------

Lia: Thea?
Thea: Ja
Lia: Bringst Du mir noch ein Glas Wasser?
Thea: Hol es Dir doch selbst.
Lia: Das geht nicht. Es ist gerade im Bett etwas warm geworden und wenn ich jetzt aufstehe, wird es wieder kalt.

Thea: OK, Moment

----------- 10 Minuten später --------------

Lia: Thea?
Thea: Ja, was ist denn jetzt?
Lia: Der Vorhang ist nicht ganz zugezogen. Das Mondlicht scheint rein und stört mich beim Einschlafen.
Thea: Dann zieh ihn doch zu!
Lia: Das geht nicht, Du weißt doch, dass mir dann kalt wird.
Thea: Ja, ok. Aber kann das vielleicht noch warten, der Tatort ist in 15 Minuten zu ende?
Lia: Auch gut, dann singe ich so lange ein Lied. Kennst Du ein Lied vom Mond?

Thea: Wenn ich Tatort sehe, kenn ich nur den Täter, aber kein Lied.
Lia: Ach so. Fremde Männer sind Dir wichtiger als Deine Schwester!

Thea: Ok, ich komme, aber dann nerv mich nicht mehr.
Lia: Ach, überfordere ich Dich?
Thea: Nein, Du nervst, das ist was anderes.

------------- 5 Minuten später ----------

Lia: Thea. Thea?
Thea: was ist?
Lia: Ist der Tatort jetzt zu ende?
Thea: Nein. Nur wegen Dir musste der Kommissar nochmal die Akten durchsehen. Jetzt hat er auch noch seine Pistole im Büro vergessen.

Lia: Hilfe, Thea, komm schnell.
Thea: Ist der Mörder bei Dir unter dem Bett?
Lia: Nein, ich habe aus Versehen das Glas Wasser umgekippt.
Thea: Boah, nee, ich glaub es nicht.
Lia: Doch, ich lüge nicht.
Thea: Ja, ja…. Das Wasser kann warten. Der Mörder wartet nicht.
Lia: Aber das Wasser ist in mein Bett geflossen und jetzt ist hier eine große Pfütze.
Thea: Oh, Lia. Womit hab ich Dich verdient? Geh einfach in mein Bett. Dann kann Dein Bett bis morgen trocknen und ich meinen Film zu ende sehen.

Lia: Das ist lieb. Darf ich wirklich?
Thea: Ja, aber noch ein Wort und Du bleibst im nassen Bett!

---------- 2 Minuten später ---------
Lia: In Deinem Bett ist es aber kalt. Hat der Kommissar den Mörder schon verhaftet?
Thea: Nein, er begreift nicht, dass man manchmal handeln muss, ohne erst große Situationsanalysen anzufertigen. Er ist ein Langsamdenker.
Lia: Ärgert Dich das?
Thea: Nein, es freut mich. Wo denkst Du hin?
Lia: Ich denke, dass es alleine kalt im Bett ist.
Thea: Ja, ich komme und wärme dich. Ich weiß gar nicht, wer mich mehr aufregt, der Kommissar oder Du.

----- Am nächsten Tag beschwerte sich Thea bei mir --------

Thea: Also Bluehorse, manchmal geht sie mir so auf die Nerven mit ihrer Hartnäckigkeit eines kleinen Kindes.

Bluehorse: Das erinnert mich an die Erzählung von Jesus „vom bittenden Freund“ (Lukas 11, 5 ff). Der Mann gibt seinem Freund was dieser mitten in der Nacht verlangt. Aber er tut es nicht wegen der Freundschaft, sondern wegen dessen Hartnäckigkeit.

Thea: Und das fand Jesus gut?

Bluehorse: Ja. Er erinnerte damit an Gott. Ein Vater gibt seinem Sohn keinen Stein, wenn dieser Hunger hat. Und wenn wir Menschen schon unseren Mitmenschen Gutes tun können, obwohl wir doch fehlerhaft oder sogar schlecht sind, wieviel Gutes wird uns erst Gott tun?

Thea: Aber Gott hat keine Schwester!

Bluehorse: Ja, schon. Aber das spielt hier keine Rolle. Du liebst doch Jesus?

Thea: Schon, ja, das weißt Du doch.

Bluehorse: Nun, dann hast Du ihr etwas von Gottes Liebe erlebbar gemacht.

Thea: Das hatte ich aber nicht beabsichtigt. Lia war einfach nur nervig.

Bluehorse: Das Warum spielt hier keine Rolle. Das Gute kam an. Das ist wichtig. Wenn der Mensch an unserer Seite eines Tages nicht mehr da ist, dann werden wir die verpassten Möglichkeiten Gutes zu tun bereuen.

Thea: Also sollen wir Gutes tun, damit wir nichts bereuen?

Bluehorse: Das ist der kleinere Grund. Der große Grund liegt darin, dass das Gute, was wir dem Nächsten taten, noch lange auf Gottes Liebe hinweisen wird, wenn wir längst nicht mehr leben.

© JJ

Kommentare

Schreib auch du einen Kommentar
 
Engelslhaar 20.03.2022 19:39
Ich musste ein wenig schmunzeln, letztens hat ein Freund von mir doch tatsächlich gewagt, mich während des Tatort anzurufen, meine Missbilligung und Kurzangebundenheit wird ihn nun endgültig abgeschreckt haben, mich am Sonntag abend noch mal anzurufen..
 
(Nutzer gelöscht) 21.03.2022 06:40
…auf Durchhalten im Flehen vor Gott liegt Segen !
Das ist wieder solch eine herzlich - schöne Geschichte ! 
Danke 🌻🙏🏼
 
Herbstprince 22.03.2022 08:26
Das kann schon mal heftigt nerven, die Bitte um eine Gefälligkeit, wenn man gerade sooo beschäftigt ist. Das kennt man auch, wenn man kleine Kinder hat oder hatte. Oder der Anruf zur Unzeit oder von der falschen Person. Das braucht Geduld, Sanftmut und Langmut, wenn wir trotzdem die Hand reichen, unser Tun unterbrechen, zuhören, uns in den anderen hineinversetzen, ein tröstendes Wort haben. Jesus hat es auf einen Punkt gebracht. Was ihr dem geringsten meiner Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.   
  
weiße TaubeJetzt kostenlos registrieren