Ärzte schließen sich zusammen
22.02.2022 19:44
Ärzte schließen sich zusammen
22.02.2022 19:44
Ärzte schließen sich zusammen
Ärzte schließen sich zusammen: „Die Impfpflicht bedroht unsere Existenz“
Christian Schwager, Ruth Schneeberger - Vor 1 Std.
Berlin - Es ist ein Hilferuf, sachlich in der Wortwahl, dramatisch in der Aussage: In einem offenen Brief richten sich 700 Ärzte, Zahnärzte und Therapeuten gegen die Covid-19-Impfpflicht für medizinisches Personal. Die Unterzeichner stammen aus dem gesamten Bundesgebiet und fordern Andreas Gassen auf, den Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, „sich für eine Aufhebung der nach Paragraf 20a geplanten Impfpflicht in Krankenhäusern, Praxen und Pflegeeinrichtungen und vielen weiteren Einrichtungen einzusetzen“. Der Paragraf soll ab 15. März greifen.
„Wir befürchten, unsere Praxen schon in Kürze schließen oder unsere Tätigkeit in der Klinik beenden zu müssen“, heißt es in dem Brief der Initiative „Freie Ärzte Rhein-Main“ und weiter: „Entweder weil wir selbst uns dem Impfzwang nicht unterwerfen wollen oder weil unserem nicht geimpften oder nicht weiter impfwilligen, für uns unentbehrlichen Praxispersonal vom Gesundheitsamt ein Betreuungsverbot ausgesprochen wird.“ Die Sorge wächst, der Widerstand ebenfalls.
Auch eine Initiative von Pflegekräften der Universität
Tübingen, der sich ebenfalls Mediziner und Therapeuten angeschlossen haben, erhält starken Zulauf. Bereits Anfang Februar hatte die Berliner Zeitung über 300 Beschäftigte berichtet, die sich dort gegen die Impfpflicht wehren. Nun haben sich diese mit Kollegen zusammengeschlossen: 6000 Pflegekräfte aus Baden-Württemberg laufen gegen die Impfpflicht Sturm. Ärzte und Pflegekräfte aus ganz Deutschland eint eine Überzeugung; in dem offenen Brief der Mediziner ist sie so zusammengefasst: „Das von der Regierung vorgebrachte Argument, für die medizinischen/pflegenden/helfenden Berufsgruppen sei eine Impfpflicht nötig, um vulnerable Gruppen zu schützen, ist nicht tragfähig. Die Datenlage zeigt, dass die Infektiosität Geimpfter wie Ungeimpfter gleich ist und daher ein Schutz anderer durch diese Impfungen nicht möglich ist.“
Die Mediziner und Therapeuten verweisen unter anderem auf eine Studie zu Impfdurchbrüchen, die belege, „dass die bislang zugelassenen Impfstoffe alle weder zu einer sterilen Immunität führen noch eine Infektiosität der Geimpften verhindern“. Unverständnis äußern sie zudem über die Art, wie der Genesenen-Status festgelegt wird. „Es sind sehr viele von uns genesen“, sagt eine Gynäkologin aus dem Rhein-Main-Gebiet, die anonym bleiben will aus Furcht, dass ihre Praxis in den Fokus des zuständigen Gesundheitsamts gerät und Helferinnen dort Probleme bekommen könnten. „Den Genesenen-Status haben sie jetzt wieder auf sechs Monate verlängert, aber nur für die Geimpften – für die Ungeimpften soll er weiterhin drei Monate betragen.“
Dabei sei auch diese Vorschrift nicht durch die aktuelle Studienlage gedeckt: „Das Paul-Ehrlich-Institut hat mit der Uni Essen eine Immunität von 430 Tagen ermittelt“, sagt die Ärztin. „Die Johns Hopkins Universität hat im März 2020 eine Untersuchung begonnen und kommt auf 650 Tage Immunität. Warum sollte man sich also als Genesener impfen lassen, zumal in den Zulassungsstudien Genesene ausgeschlossen waren?“
Den Nutzen einer Impfpflicht sieht die Ärzte-Initiative als gering an, den Schaden als möglicherweise immens. „Ich sehe als großes Problem, dass die medizinische Unterversorgung weiter wächst“, prophezeit die Ärztin. „In meiner Praxis betreue ich derzeit rund 110 Schwangere, die haben dann ja akut keine Betreuung.“ Sie selbst stelle ihren Patientinnen frei, ob sie sich impfen lassen, und habe dadurch weiteren Zulauf erhalten, berichtet die Medizinerin, die sich selbst das Virus zuzog, seit geraumer Zeit aber genesen ist.
„Wir Niedergelassenen haben langfristige Mietverträge und Angestellte. Wir können nicht einfach einpacken und woanders eine Praxis eröffnen. Insofern bedroht die Impfpflicht unsere Existenz“, macht die Medizinerin klar. Die Stimmung unter den Kollegen sei angespannt und unruhig: „Gegen einige läuft ein Berufsgerichtsverfahren bei der Ärztekammer Hessen, weil sie teilweise Patienten aufgrund ihrer Vorerkrankungen abgeraten haben, sich impfen zu lassen.“ Sie sieht das Recht der Ärzte auf eine freie Wahl der Therapie ausgehebelt. „Das ist erschreckend“, sagt sie. „Deswegen sind wir ängstlich mit der Veröffentlichung unserer Namen.“ Sie vermutet: „Es gibt sehr viel mehr Ärzte, die gegen die Impfpflicht sind.“
Auch in Berlin und Brandenburg mehren sich skeptische Stimmen, unabhängig von der Initiative aus dem Rhein-Main-Gebiet. Wolfgang Kreischer als Vorsitzender des Hausärzteverbands Berlin und Brandenburg erklärt: „Die Mehrheit der Kollegen ist gegen eine einrichtungsbezogene Impfpflicht. Vor einem halben Jahr war das noch anders - vor Omikron“, so Kreischer. „Wobei es natürlich schön wäre, wenn das Personal in Praxen durchgeimpft wäre, aber wir sollten uns jetzt besser wappnen für mögliche Virus-Varianten, die zu höheren Sterberaten führen.“
Die Gynäkologin aus Hessen und ihre Mitstreiter lehnen dagegen eine Impfpflicht auch für den Herbst ab. „Es bleibt doch nicht bei drei Impfungen“, sagt sie und verweist auf 554 Millionen Impfdosen, welche die Bundesregierung 2021 nach eigenen Angaben bestellt hat. „Diejenigen, die im Herbst keinen aktuellen Impfstatus haben, müssten dann ja auch den Beruf aufgeben.“
Einige Pflegekräfte aus Baden-Württemberg trifft dies offenbar schon jetzt, wie die Initiative aus Tübingen berichtet: „In einem großen Uniklinikum ist es schon so weit, dass dem nicht immunisierten Personal der Zutritt zur Kantine verwehrt wird. Besonders hart ist, dass es Einrichtungen gibt, die schon vor dem 15. März ungeimpfte Mitarbeitende freistellen oder gar bereits entlassen haben“, heißt es in einem Brief von Montag an Baden-Württembergs Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann (Grüne). Damit eskaliert der Streit um die einrichtungsbezogene Impfpflicht, den die Tübinger zuvor allein mit der Leitung der Uniklinik ausgefochten hatten.
In dem Brief heißt es weiter: „Durch die Ökonomisierung im Gesundheitssystem hat sich in den letzten Jahren unsere Arbeitssituation extrem verschlechtert.“ Hinzu kamen die Herausforderungen der Pandemie, „auf die wir personell und strukturell nicht vorbereitet waren“ - und nun auch noch die Impfpflicht: „Was vielleicht gut gemeint war, löst viel Unmut und Skepsis aus, da wir täglich die Verläufe der Patienten sehen, die aktuellsten medizinischen Fachinformationen haben und die tatsächliche Datenlagen kennen. Die Erwartungen an die Impfungen haben sich leider nicht erfüllt.“ Die Pflegekräfte schreiben: „So wissen wir, dass wir durch eine COVID-19-Impfung nie eine sterile Immunität erreichen werden und es auch unter Geimpften gehäuft zu Ansteckungen kommt. Auch beobachten wir schwere Verläufe von COVID-19 bei geimpften und geboosterten Patienten. Dazu sind die Impfstoffe nur bedingt zugelassen und bergen Risiken und Nebenwirkungen, wie etwa Myokarditis oder Perikarditis, die nun vermehrt an jungen Patienten auftreten und stationär behandelt werden müssen.“
Trotzdem dürften ungeimpfte Mitarbeitende schon ab März etwa nicht mehr für Dienste oder Urlaubsvertretungen eingeplant werden und teils schon heute nicht mehr an Teambesprechungen teilnehmen. „Wir, als systemrelevante Berufsgruppen, fordern Sie deshalb auf, den Druck auf das betroffene Personal zu reduzieren sowie die Impfpflicht umgehend zu stoppen“, schreiben sie an Kretschmann, „um weiterhin ein funktionsfähiges Gesundheitssystem anbieten zu können“.
Christian Schwager, Ruth Schneeberger - Vor 1 Std.
Berlin - Es ist ein Hilferuf, sachlich in der Wortwahl, dramatisch in der Aussage: In einem offenen Brief richten sich 700 Ärzte, Zahnärzte und Therapeuten gegen die Covid-19-Impfpflicht für medizinisches Personal. Die Unterzeichner stammen aus dem gesamten Bundesgebiet und fordern Andreas Gassen auf, den Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, „sich für eine Aufhebung der nach Paragraf 20a geplanten Impfpflicht in Krankenhäusern, Praxen und Pflegeeinrichtungen und vielen weiteren Einrichtungen einzusetzen“. Der Paragraf soll ab 15. März greifen.
„Wir befürchten, unsere Praxen schon in Kürze schließen oder unsere Tätigkeit in der Klinik beenden zu müssen“, heißt es in dem Brief der Initiative „Freie Ärzte Rhein-Main“ und weiter: „Entweder weil wir selbst uns dem Impfzwang nicht unterwerfen wollen oder weil unserem nicht geimpften oder nicht weiter impfwilligen, für uns unentbehrlichen Praxispersonal vom Gesundheitsamt ein Betreuungsverbot ausgesprochen wird.“ Die Sorge wächst, der Widerstand ebenfalls.
Auch eine Initiative von Pflegekräften der Universität
Tübingen, der sich ebenfalls Mediziner und Therapeuten angeschlossen haben, erhält starken Zulauf. Bereits Anfang Februar hatte die Berliner Zeitung über 300 Beschäftigte berichtet, die sich dort gegen die Impfpflicht wehren. Nun haben sich diese mit Kollegen zusammengeschlossen: 6000 Pflegekräfte aus Baden-Württemberg laufen gegen die Impfpflicht Sturm. Ärzte und Pflegekräfte aus ganz Deutschland eint eine Überzeugung; in dem offenen Brief der Mediziner ist sie so zusammengefasst: „Das von der Regierung vorgebrachte Argument, für die medizinischen/pflegenden/helfenden Berufsgruppen sei eine Impfpflicht nötig, um vulnerable Gruppen zu schützen, ist nicht tragfähig. Die Datenlage zeigt, dass die Infektiosität Geimpfter wie Ungeimpfter gleich ist und daher ein Schutz anderer durch diese Impfungen nicht möglich ist.“
Die Mediziner und Therapeuten verweisen unter anderem auf eine Studie zu Impfdurchbrüchen, die belege, „dass die bislang zugelassenen Impfstoffe alle weder zu einer sterilen Immunität führen noch eine Infektiosität der Geimpften verhindern“. Unverständnis äußern sie zudem über die Art, wie der Genesenen-Status festgelegt wird. „Es sind sehr viele von uns genesen“, sagt eine Gynäkologin aus dem Rhein-Main-Gebiet, die anonym bleiben will aus Furcht, dass ihre Praxis in den Fokus des zuständigen Gesundheitsamts gerät und Helferinnen dort Probleme bekommen könnten. „Den Genesenen-Status haben sie jetzt wieder auf sechs Monate verlängert, aber nur für die Geimpften – für die Ungeimpften soll er weiterhin drei Monate betragen.“
Dabei sei auch diese Vorschrift nicht durch die aktuelle Studienlage gedeckt: „Das Paul-Ehrlich-Institut hat mit der Uni Essen eine Immunität von 430 Tagen ermittelt“, sagt die Ärztin. „Die Johns Hopkins Universität hat im März 2020 eine Untersuchung begonnen und kommt auf 650 Tage Immunität. Warum sollte man sich also als Genesener impfen lassen, zumal in den Zulassungsstudien Genesene ausgeschlossen waren?“
Den Nutzen einer Impfpflicht sieht die Ärzte-Initiative als gering an, den Schaden als möglicherweise immens. „Ich sehe als großes Problem, dass die medizinische Unterversorgung weiter wächst“, prophezeit die Ärztin. „In meiner Praxis betreue ich derzeit rund 110 Schwangere, die haben dann ja akut keine Betreuung.“ Sie selbst stelle ihren Patientinnen frei, ob sie sich impfen lassen, und habe dadurch weiteren Zulauf erhalten, berichtet die Medizinerin, die sich selbst das Virus zuzog, seit geraumer Zeit aber genesen ist.
„Wir Niedergelassenen haben langfristige Mietverträge und Angestellte. Wir können nicht einfach einpacken und woanders eine Praxis eröffnen. Insofern bedroht die Impfpflicht unsere Existenz“, macht die Medizinerin klar. Die Stimmung unter den Kollegen sei angespannt und unruhig: „Gegen einige läuft ein Berufsgerichtsverfahren bei der Ärztekammer Hessen, weil sie teilweise Patienten aufgrund ihrer Vorerkrankungen abgeraten haben, sich impfen zu lassen.“ Sie sieht das Recht der Ärzte auf eine freie Wahl der Therapie ausgehebelt. „Das ist erschreckend“, sagt sie. „Deswegen sind wir ängstlich mit der Veröffentlichung unserer Namen.“ Sie vermutet: „Es gibt sehr viel mehr Ärzte, die gegen die Impfpflicht sind.“
Auch in Berlin und Brandenburg mehren sich skeptische Stimmen, unabhängig von der Initiative aus dem Rhein-Main-Gebiet. Wolfgang Kreischer als Vorsitzender des Hausärzteverbands Berlin und Brandenburg erklärt: „Die Mehrheit der Kollegen ist gegen eine einrichtungsbezogene Impfpflicht. Vor einem halben Jahr war das noch anders - vor Omikron“, so Kreischer. „Wobei es natürlich schön wäre, wenn das Personal in Praxen durchgeimpft wäre, aber wir sollten uns jetzt besser wappnen für mögliche Virus-Varianten, die zu höheren Sterberaten führen.“
Die Gynäkologin aus Hessen und ihre Mitstreiter lehnen dagegen eine Impfpflicht auch für den Herbst ab. „Es bleibt doch nicht bei drei Impfungen“, sagt sie und verweist auf 554 Millionen Impfdosen, welche die Bundesregierung 2021 nach eigenen Angaben bestellt hat. „Diejenigen, die im Herbst keinen aktuellen Impfstatus haben, müssten dann ja auch den Beruf aufgeben.“
Einige Pflegekräfte aus Baden-Württemberg trifft dies offenbar schon jetzt, wie die Initiative aus Tübingen berichtet: „In einem großen Uniklinikum ist es schon so weit, dass dem nicht immunisierten Personal der Zutritt zur Kantine verwehrt wird. Besonders hart ist, dass es Einrichtungen gibt, die schon vor dem 15. März ungeimpfte Mitarbeitende freistellen oder gar bereits entlassen haben“, heißt es in einem Brief von Montag an Baden-Württembergs Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann (Grüne). Damit eskaliert der Streit um die einrichtungsbezogene Impfpflicht, den die Tübinger zuvor allein mit der Leitung der Uniklinik ausgefochten hatten.
In dem Brief heißt es weiter: „Durch die Ökonomisierung im Gesundheitssystem hat sich in den letzten Jahren unsere Arbeitssituation extrem verschlechtert.“ Hinzu kamen die Herausforderungen der Pandemie, „auf die wir personell und strukturell nicht vorbereitet waren“ - und nun auch noch die Impfpflicht: „Was vielleicht gut gemeint war, löst viel Unmut und Skepsis aus, da wir täglich die Verläufe der Patienten sehen, die aktuellsten medizinischen Fachinformationen haben und die tatsächliche Datenlagen kennen. Die Erwartungen an die Impfungen haben sich leider nicht erfüllt.“ Die Pflegekräfte schreiben: „So wissen wir, dass wir durch eine COVID-19-Impfung nie eine sterile Immunität erreichen werden und es auch unter Geimpften gehäuft zu Ansteckungen kommt. Auch beobachten wir schwere Verläufe von COVID-19 bei geimpften und geboosterten Patienten. Dazu sind die Impfstoffe nur bedingt zugelassen und bergen Risiken und Nebenwirkungen, wie etwa Myokarditis oder Perikarditis, die nun vermehrt an jungen Patienten auftreten und stationär behandelt werden müssen.“
Trotzdem dürften ungeimpfte Mitarbeitende schon ab März etwa nicht mehr für Dienste oder Urlaubsvertretungen eingeplant werden und teils schon heute nicht mehr an Teambesprechungen teilnehmen. „Wir, als systemrelevante Berufsgruppen, fordern Sie deshalb auf, den Druck auf das betroffene Personal zu reduzieren sowie die Impfpflicht umgehend zu stoppen“, schreiben sie an Kretschmann, „um weiterhin ein funktionsfähiges Gesundheitssystem anbieten zu können“.
Kommentare
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rosenwunder 22.02.2022 21:47
Danke für den ausführlichen Sacherhalt liebe Calando, sorgfältig ausgeführte AHA- Regeln schützen die vulnerablen gruppen ausreichend!! in den Praxen und Kliniken, meine Erfahrung-
Wir sind ein Zusammenschluss von über 100 Ärzten, Zahnärzten und Psychotherapeuten. Gemeinsam haben wir einen offenen Brief an Dr. Gassen geschrieben, der bundesweit inzwischen von 708 Ärzten unterzeichnet wurde. Wenn weitere Ärzte den Brief unterzeichnen wollen, bitte eine E-Mail mit Name, Fachgebiet und Wohnort an offenerbrief.gassen@gmx.net schicken.
Freie Ärzte Netzwerk Rhein-Main
Dr. Andreas Gassen freieaerzte-rhein-main@gmx.net
Kassenärztliche Bundesvereinigung KdöR
Herbert-Lewin-Platz 2
10623 Berlin Frankfurt 17.02.2022
Sehr geehrter Herr Dr. Gassen,
wir, die unterzeichnenden Ärzte aus Klinik und Praxis, begrüßen Ihre Stellungnahme vom 19.1.2022 zur Vermeidung der Impfpflicht der Bevölkerung. Auch wir sind gegen eine Umsetzung der politisch gewollten, medizinisch nicht (überzeugend) begründeten Impfpflicht gegen den Willen der Patienten. Wir befürchten, unsere Praxen schon in Kürze schließen oder unsere Tätigkeit in der Klinik beenden zu müssen, entweder weil wir selbst uns dem Impfzwang nicht unterwerfen wollen oder weil unserem nicht geimpften oder nicht weiter impfwilligen, für uns jedoch unentbehrlichen Praxispersonal vom Gesundheitsamt ein Betretungsverbot ausgesprochen wird.
Es handelt sich teilweise um Genesene, die bis zum 15.01.2022 davon ausgingen, noch mehrere Monate einen offiziell anerkannten Status und damit auch die Möglichkeit zu besitzen, über den 15. März hinaus arbeiten zu dürfen. Nach allen vorliegenden Studien und auch aus unserer Praxiserfahrung heraus bietet eine durchgemachte Infektion in aller Regel einen sehr guten und langfristigen Schutz gegen eine Infektion mit SARS-CoV-2 (1,2,3). Es ist nicht notwendig, diesen Schutz durch eine Impfung zu ergänzen, im Gegenteil, sogar womöglich kontraproduktiv.
Die derzeit vielen Impfdurchbrüche belegen deutlich, dass die bislang zugelassenen Impfstoffe alle weder zu einer sterilen Immunität führen noch eine Infektiosität der Geimpften verhindern (4.)
Viele Ärzte und medizinisches Personal hatten und haben die Hoffnung, dass der Genesenenstatus dauerhaft anerkannt wird. In der Schweiz wurde er gerade auf 9 Monate verlängert. Zusätzlich sind dort Antikörpertests zur Erlangung eines Genesenenstatus für 90 Tage möglich, wenn kein positiver PCR-Test nachgewiesen werden kann (5). Viele Menschen haben einen asymptomatischen Verlauf und besitzen laborchemisch eine gute Immunität, ohne je einen positiven PCR-Test gehabt zu haben. Diese Immunität wird in Deutschland, ebenso wie die T-Zell-Immunität, völlig vernachlässigt. Viele Bürger, auch aus medizinischen Berufen, haben trotz Impfung eine Corona-Infektion durchgemacht. Es ist diesen Menschen, die teilweise erst Anfang Dezember ihre Infektion überstanden haben, nicht zu erklären, dass sie sich erneut impfen lassen sollen. Zumal das Paul-Ehrlich-Institut zusammen mit der Essener Universität eine Studie veröffentlicht hat, derzufolge sich auch nach mehr als 430 Tagen noch Antikörper nachweisen ließen, Ende nicht absehbar. Das heißt,dass bei Genesenen eine langfristige, stabile Immunität aufgebaut wird (6).
Den Verwaltungsakt des RKI, den Genesenenstatus auf drei Monate zu verkürzen, erleben viele Bürger unseres Landes als Willkür. Diese Vorgehensweise ist wissenschaftlich nicht begründet und sie wurde nicht einmal politisch erklärt, obwohl sie Millionen Menschen von jetzt auf gleich in der Ausübung ihrer fundamentalsten Grundrechte beschneidet. Bei uns Ärzten, Zahnärzten und unserem Personal, aber auch allen Pflegern und Krankenschwestern, Physiotherapeuten und Logopäden, Hebammen und Ergotherapeuten geht es um die Existenz – und um die Betreuung von Millionen Patienten, die in sehr kurzer Frist ohne ausreichende medizinische Versorgung / Pflege dastehen werden.
Wir, die unterzeichnenden Ärzte, bitten Sie, sich für eine Aufhebung der nach §20a geplanten Impfpflicht in Krankenhäusern, Praxen und Pflegeeinrichtungen und vielen weiteren Einrichtungen einzusetzen. Sowohl Ärzte, Krankenschwestern, Pfleger, Hebammen, Physiotherapeuten und weitere betroffene Berufsgruppen haben das gleiche Anrecht auf eine freie Impfentscheidung, wie Sie es für unsere Patienten und die breite Bevölkerung befürworten. Viele von diesen Menschen haben sich trotz hoher Exposition mit Aerosolen wie z. B. Zahnärzte, Zahnmedizinisches Fachpersonal oder HNO-Ärzte nicht oder asymptomatisch angesteckt und können von einer guten eigenen Immunität ausgehen.
Menschen, die seit 2 Jahren “an der Front“ stehen, Patienten untersuchen und behandeln, helfen oder pflegen, haben es nicht verdient, gegen ihren Willen zur einer Impfung mit bedingter Zulassung gezwungen zu werden.
Das von der Regierung vorgebrachte Argument, für die medizinischen / pflegenden / helfenden Berufsgruppen sei eine Impfpflicht nötig, um die vulnerablen Gruppen zu schützen, ist nicht tragfähig. Die Datenlage zeigt, dass die Infektiösität Geimpfter wie Ungeimpfter gleich ist und daher ein Schutz anderer durch diese Impfungen nicht möglich ist (7,8). Zumal sowohl Laborstudien wie auch die derzeitige Infektionslage in vielen Ländern zeigen, dass die Impfung nicht vor Omikron-Infektionen schützt (9).
Wir haben in Deutschland bereits heute in Kliniken und Praxen einen Mangel an Ärzten, Psychotherapeuten, Hebammen, Krankenschwestern, Pflegern und Physiotherapeuten. In einigen Kliniken ist der Kreissaal mangels Hebammen am Wochenende geschlossen. Viele offene Stellen können nicht besetzt werden. Sowohl Ärzte wie auch Pflegepersonal arbeiten aufgrund der Personalausdünnung in Krankenhäusern, Pflegeheimen und der ambulanten Versorgung am Anschlag. Sollte aufgrund der Umsetzung des §20a weiteres Personal ausfallen, ist eine adäquate, medizinisch und menschlich gute Betreuung in vielen Bereichen nicht mehr möglich.