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"Liebe hat immer Zeit"

"Liebe hat immer Zeit"
Liebe hat immer Zeit

Die Not unserer Zeit ist, daß wir keine Zeit haben. In allem Geschehen liegt ein hektisches, ungesundes Tempo. Keiner wird sich auf die Dauer diesem Einfluß entziehen können. Wie groß dieses Tempo ist, merken wir oft erst, wenn Gott einmal gewaltsam eine Pause einschiebt – vielleicht durch Krankheit oder durch einen plötzlichen Terminausfall. Im Grunde ist alles vorgeplant. Der Terminkalender wird langsam zum wichtigsten Gegenstand. Je wichtiger die Persönlichkeit, desto größer der Terminkalender, desto länger die Vorplanung. Menschen, die keinen Terminkalender brauchen, sind einfach unbedeutend. Wer noch alle Verabredungen im Kopf behalten kann, ist sicher noch nicht richtig ausgelastet oder verdächtig unwichtig.

Weil wir keine Zeit haben, können wir auch nicht mehr warten. Weil alles Natürliche und Gesunde Zeit braucht und weil alles Wachsen und Reifen nicht per Tempo geht, gibt es so wenig Frucht. Junge Menschen können nicht mehr warten bis sie reif und fähig sind für die großen Dinge des Lebens. Sie probieren alles, nehmen alles vorweg und wundern sich, daß das Erleben, ja vielleicht ihr ganzes Leben, einen bitteren oder schalen Geschmack bekommen hat.

Uns ist aber nicht nur die Zeit abhanden gekommen, sondern auch jedes Maß. Wir leben in der Maßlosigkeit – z. B. des Redens. Wer empfindet das nicht bei einer Wahlpropaganda. Wer spürt das nicht auch im christlichen Raum, wo pausenlos geredet wird. Wir sind maßlos in den Ansprüchen, sei es im Urlaubsziel oder in den Anschaffungen, maßlos im Essen und Trinken, im Gebrauch der Reizmittel bis hin zu der sonderbaren Rekordsucht, die in unserer Zeit liegt. Da gibt es einen Dauerrekord im Klavierspielen oder den Weltrekord im Fasten. In allem zeigt sich die Sucht, die gesunden Grenzen zu durchbrechen. Letztlich ist ja auch der Griff nach den Sternen, nach dem Weltraum, ein Zeichen der Maßlosigkeit.

Nicht warten zu können, wirkt sich auch in Glaubensleben fatal aus. Gott hat unser geistliches Leben dem Gesetz des Wachsens und Reifens unterworfen. Das Zeitmaß Gottes ist die Geduld. Mit Geduld trägt und erträgt er uns, und Geduld ist uns not, daß wir lernen, Gottes Zeit abzuwarten. Nichts widerstrebt aber unserer menschlichen Natur so sehr, als warten zu müssen. Das hängt sicher mit unserer Naturentfremdung zusammen. Früher hatte der Mensch, der als Ackersmann die natürlichen Zusammenhänge noch unmittelbar erlebt, eine größere Fähigkeit zu warten. Geduld ist aber mehr als Warten. Geduld heißt auf einen Ertrag warten. Zur Geduld gehört die positive Erwartung, gehört das Vertrauen, daß hinter der Zeit Gott steht, der ja auch der Herr der Ernte ist. Die Technik verdrängt die Geduld und das Wartenkönnen. Hier wird alles berechenbar. Ich kann die Zeit einteilen, einplanen. Ich kann die Ergebnisse vorausberechnen. Aber in der technischen Welt gibt es keine Frucht, hier gibt es nur Erfolg. Der Unterschied zwischen Erfolg und Frucht besteht darin, daß Erfolg das Endresultat eines Prozesses ist, während Frucht zwar auch ein Ergebnis ist, das aber in sich bereits den Keim einer neuen Frucht trägt. Erfolg ist das Ergebnis richtiger Berechnung; Frucht ist das Ergebnis rechten Wartenkönnens, ist Segen.

Wo im Reiche Gottes die Erfolgsmethoden angewandt werden, wird man Erfolg haben, aber die Frucht wird ausbleiben. Erfolg ist Augenblicksergebnis, Frucht aber wächst zu neuer Saat.

Die Gemeinde in Korinth stand wahrscheinlich in einer ähnlichen Anfechtung wie viele Gemeinden heute. Sie bewerteten die einzelnen Apostel, die auf ihrem Gemeindegebiet arbeiteten, nach dem Erfolg. Es ist gut möglich, daß Paulus, der den Grund gelegt und der gepflanzt hatte, dabei schlechter abschnitt als Apollos, der später die Ernte einbrachte. Vielleicht steht manch ein Evangelist in Gefahr, das Ergebnis seiner Arbeit, d. h. die Ernte , auf sein Konto zu buchen. Am begehrtesten sind für die Gemeinden solche Evangelisten, die gut abernten können. Solche, die den Boden umpflügen, die in die Tiefe graben, die säen, die begießen, sind nicht so geschätzt, weil sie ja noch kein statistisch verwertbares Ergebnis aufzuweisen haben.

In unserem persönlichen Glaubensleben ist es genauso. Wir empfinden nur die Zeiten als angenehm und gut, in denen wir uns wohlfühlen, Fortschritte sehen und besondere Höhepunkte erleben. Die Zeiten dazwischen, die zum Wachsen genauso nötig sind, möchten wir gern überspringen. Die Zeiten, in denen wir gefragt sind und gebraucht werden, sind angenehm und wertvoll, währen wir Zeiten, wo wir passiv sein müssen, zurückgestellt werden, wo andere uns korrigieren, als negativ empfinden. …

Der Teufel hat ein großes Interesse daran, uns nervös zu machen. Er will die natürliche Ordnung des Wachsens und Reifens entstellen. Es ist ihm von Anfang an gelungen, den Menschen mit dieser Verkehrtheit zu verführen. Er möchte uns weismachen, daß zum Erfolg keine Leistung und zur Reife kein Wachstum nötig ist. Das begann schon im Paradiese, wo er die Frucht, die das Ergebnis und das Geschenk für den Gehorsam und das Wartenkönnen sein sollte, dem Menschen vorweg in die Hand drückte. Dieses „Vorwegnehmen“ ist auch heute seine beliebteste Methode, - sei es durch die verschiedensten Arten des Lotteriewesens – oder durch sein berühmtes Schlagwort „Genuß ohne Reue“. Er macht den jungen Menschen klar, daß Warten und Reinbleiben vor der Ehe ein „alter Zopf“ sei, und er verführt viele dazu, durch Ratenzahlungen den Ertrag vorwegzunehmen, um dann die Leistung nachzuliefern. Unsere Zeit beweist tausendfach, daß sich das alles zum Unheil und nicht zum Segen auswirkt.

(Wilhard Becker, „Angriff der Liebe“, 1963)

Kommentare

 
Zeitzeuge 04.11.2021 12:03
 
Zeitzeuge 04.11.2021 12:15
 
(Nutzer gelöscht) 04.11.2021 12:51
Lk 8,15 Das in der guten Erde aber sind die, welche in einem redlichen und guten Herzen das Wort, nachdem sie es gehört haben, bewahren und Frucht bringen mit Ausharren.
 
(Nutzer gelöscht) 04.11.2021 16:48
Eines meiner Lieblingslieder:
"Wer nur den lieben Gott lässt walten und hoffet auf ihn allezeit,.... "
 
(Nutzer gelöscht) 05.11.2021 18:14
Na a🐻 denne...🤫

Wer nur den lieben 👑Gott👑 lässt walten. X 3

👨‍👩‍👦‍👦 👨‍👨‍👧‍👦

https://youtu.be/HVrPLsZsJQ4

https://youtu.be/da532eF8efw

https://youtu.be/qq-GwtJxD7Y
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