2. Nov.Zum Fest Allerseelen: Warum die Seele wieder mehr Beachtung verdient
02.11.2021 08:51
2. Nov.Zum Fest Allerseelen: Warum die Seele wieder mehr Beachtung verdient
02.11.2021 08:51
2. Nov.Zum Fest Allerseelen: Warum die Seele wieder mehr Beachtung verdient
Die Seele – an Allerseelen kommt das Wort wieder kurz ins Bewusstsein. Handelt es sich um einen altmodischen Begriff, der in unserer Zeit ausgedient hat? Keineswegs, findet die ev. Theologin und Buchautorin Johanna Haberer.
Heute scheint das Wort "Seele" oft ausgedient zu haben – als antiquiert wirkender Begriff, für den die moderne Wissenschaft längst griffigere, präzisere Worte gefunden zu haben meint. Selbst in der Theologie sei das Sprechen über die Seele auf dem Rückzug, "wohl um an die empirischen Wissenschaften anschlussfähig zu bleiben", beobachtet die evangelische Theologin Johanna Haberer. Ein Grund für sie, in ihrem Buch "Die Seele. Versuch einer Rehabilitation" gegenzusteuern.
Haberer definiert die Seele als "unverwechselbaren Innenraum des Einzelnen", als "das unsichtbare Unbekannte, ohne das alles Lebendige nichts ist". Ihr hafte "etwas Unfassliches, Wandelbares, Luftiges und Flüchtiges an", zugleich sei sie bei jedem Menschen "einzigartig wie der Fingerabdruck". Die Seele sei jener Raum, "in dem sich eine Biografie als Individualität konstituiert, der rote Faden des Lebens, in dem die Erinnerung festgehalten wird und aus einem Menschenleben ein Unikat wird".
Haberer bedauert "Verlust des Seelenbegriffs"
In der Theologie habe die Seele stets für die "Unverfügbarkeit des eigenen Lebens" gestanden und als "Art göttlicher Funke" gegolten. Mit Kants Erkenntniskritik sei der Begriff aber "in der akademisch-universitären Sprache zum Verstummen" gebracht worden. In der Welt der präzisen Logik und Kausalität sei die Vorstellung von der Seele "undeutlich, kontraproduktiv, anarchisch und subversiv", so ihr Eindruck.
Haberer bedauert den "Verlust des Seelenbegriffs", der auch ein Stück weit für die Unverfügbarkeit dessen steht, was Menschsein ausmacht. Damit gerate der Mensch zugleich zunehmend in die Fahrspur der Vereinnahmung durch Digitalisierung und Künstliche Intelligenz. Die moderne IT stehe für grenzenlose Kommunikation, Kontrolle und auch Manipulation. Damit verbunden sei das Bestreben, den menschlichen Nutzer "auszuweiden" und seine Befindlichkeit herauszufinden, um seine Gefühle, Handlungen und Entscheidungen zu kontrollieren. Das aber führe zu einer Art "Seelenraub". Im "dataistischen Denkhorizont" habe das einzelne Menschenleben keinen eigenen Wert mehr. "Das Konzept der Seele, die dem Menschen Individualität und Würde verleiht, ist hier nicht vorgesehen."
Ein Indiz dafür, wie weit sich die Digitalisierung in den Alltag eingeschlichen habe, sei die Verwendung von Computersprache – Treffen würden "gecancelt" oder Informationen "abgespeichert". Gedanken würden nicht mehr dem Himmel, sondern der Cloud anvertraut, beobachtet Haberer. Eine Folge: Mit dem Begriff der Seele werde zugleich Gott abgeschafft, kritisiert sie. Und fragt: "Was geht verloren, wenn Gott und Seele abhanden kommen?"
Nicht nur der Theologin bereitet diese Vorstellung offensichtlich Sorge. Obwohl – oder gerade weil – der Seelenbegriff "zu unscharf, zu religiös, zu unauffindbar" sei, beobachtet Haberer "eine wachsende Wiederannäherung" unterschiedlicher Geisteswissenschaften an den Begriff. "So, als baue sich rund um diesen Begriff eine Art Revolte auf gegen das Verschlungenwerden durch die Digitalisierung."
Lesenswerter Streifzug durch das, was das Menschsein ausmacht
Ein Grund für die sachte Rückbesinnung auf den Begriff liege vielleicht auch darin, weil er "das Geheimnis des Lebendigen vor der vollständigen Vermessung des Menschen in Daten zu retten verspricht". Auch ökologische Bewegungen, die der Natur einen spirituellen Wert beimessen, könnten sich inzwischen mit der Seelen-Vorstellung anfreunden, "als Begriff für das System der Lebendigkeit", das die gesamte Schöpfung durchziehe, und zugleich als "Kraft, die alle Lebewesen miteinander verbindet".
Haberers klares Plädoyer: diesen unverfügbaren, nicht beschreibbaren Rest, der das Geheimnis des Lebens ausmacht, wieder mehr zu achten. "Menschliche Geschöpfe, aber auch tierische und pflanzliche sind weit mehr als die Summe unserer Daten."
Seele – dieses jahrtausendealte Wort, tauche überall dort auf, "wo Menschen nach dem Sinn ihres Lebens fragen und nach Gott". Haberers Büchlein bietet einen lesenswerten Streifzug durch die jahrtausendelange Beschäftigung mit dem, was das Menschsein ausmacht. Die Seele stehe für nichts geringeres als die "Bereitschaft, groß vom Menschen zu denken und sein Geheimnis zu bewahren".
Von Angelika Prauß (KNA)
Buchtipp
Johanna Haberer: Die Seele. Versuch einer Rehabilitation, Claudius Verlag, München 2021, 152 Seiten, 16 Euro. ISBN: 978-3-532-62861-4.
https://shop.claudius.de/algottrithmus.html
Heute scheint das Wort "Seele" oft ausgedient zu haben – als antiquiert wirkender Begriff, für den die moderne Wissenschaft längst griffigere, präzisere Worte gefunden zu haben meint. Selbst in der Theologie sei das Sprechen über die Seele auf dem Rückzug, "wohl um an die empirischen Wissenschaften anschlussfähig zu bleiben", beobachtet die evangelische Theologin Johanna Haberer. Ein Grund für sie, in ihrem Buch "Die Seele. Versuch einer Rehabilitation" gegenzusteuern.
Haberer definiert die Seele als "unverwechselbaren Innenraum des Einzelnen", als "das unsichtbare Unbekannte, ohne das alles Lebendige nichts ist". Ihr hafte "etwas Unfassliches, Wandelbares, Luftiges und Flüchtiges an", zugleich sei sie bei jedem Menschen "einzigartig wie der Fingerabdruck". Die Seele sei jener Raum, "in dem sich eine Biografie als Individualität konstituiert, der rote Faden des Lebens, in dem die Erinnerung festgehalten wird und aus einem Menschenleben ein Unikat wird".
Haberer bedauert "Verlust des Seelenbegriffs"
In der Theologie habe die Seele stets für die "Unverfügbarkeit des eigenen Lebens" gestanden und als "Art göttlicher Funke" gegolten. Mit Kants Erkenntniskritik sei der Begriff aber "in der akademisch-universitären Sprache zum Verstummen" gebracht worden. In der Welt der präzisen Logik und Kausalität sei die Vorstellung von der Seele "undeutlich, kontraproduktiv, anarchisch und subversiv", so ihr Eindruck.
Haberer bedauert den "Verlust des Seelenbegriffs", der auch ein Stück weit für die Unverfügbarkeit dessen steht, was Menschsein ausmacht. Damit gerate der Mensch zugleich zunehmend in die Fahrspur der Vereinnahmung durch Digitalisierung und Künstliche Intelligenz. Die moderne IT stehe für grenzenlose Kommunikation, Kontrolle und auch Manipulation. Damit verbunden sei das Bestreben, den menschlichen Nutzer "auszuweiden" und seine Befindlichkeit herauszufinden, um seine Gefühle, Handlungen und Entscheidungen zu kontrollieren. Das aber führe zu einer Art "Seelenraub". Im "dataistischen Denkhorizont" habe das einzelne Menschenleben keinen eigenen Wert mehr. "Das Konzept der Seele, die dem Menschen Individualität und Würde verleiht, ist hier nicht vorgesehen."
Ein Indiz dafür, wie weit sich die Digitalisierung in den Alltag eingeschlichen habe, sei die Verwendung von Computersprache – Treffen würden "gecancelt" oder Informationen "abgespeichert". Gedanken würden nicht mehr dem Himmel, sondern der Cloud anvertraut, beobachtet Haberer. Eine Folge: Mit dem Begriff der Seele werde zugleich Gott abgeschafft, kritisiert sie. Und fragt: "Was geht verloren, wenn Gott und Seele abhanden kommen?"
Nicht nur der Theologin bereitet diese Vorstellung offensichtlich Sorge. Obwohl – oder gerade weil – der Seelenbegriff "zu unscharf, zu religiös, zu unauffindbar" sei, beobachtet Haberer "eine wachsende Wiederannäherung" unterschiedlicher Geisteswissenschaften an den Begriff. "So, als baue sich rund um diesen Begriff eine Art Revolte auf gegen das Verschlungenwerden durch die Digitalisierung."
Lesenswerter Streifzug durch das, was das Menschsein ausmacht
Ein Grund für die sachte Rückbesinnung auf den Begriff liege vielleicht auch darin, weil er "das Geheimnis des Lebendigen vor der vollständigen Vermessung des Menschen in Daten zu retten verspricht". Auch ökologische Bewegungen, die der Natur einen spirituellen Wert beimessen, könnten sich inzwischen mit der Seelen-Vorstellung anfreunden, "als Begriff für das System der Lebendigkeit", das die gesamte Schöpfung durchziehe, und zugleich als "Kraft, die alle Lebewesen miteinander verbindet".
Haberers klares Plädoyer: diesen unverfügbaren, nicht beschreibbaren Rest, der das Geheimnis des Lebens ausmacht, wieder mehr zu achten. "Menschliche Geschöpfe, aber auch tierische und pflanzliche sind weit mehr als die Summe unserer Daten."
Seele – dieses jahrtausendealte Wort, tauche überall dort auf, "wo Menschen nach dem Sinn ihres Lebens fragen und nach Gott". Haberers Büchlein bietet einen lesenswerten Streifzug durch die jahrtausendelange Beschäftigung mit dem, was das Menschsein ausmacht. Die Seele stehe für nichts geringeres als die "Bereitschaft, groß vom Menschen zu denken und sein Geheimnis zu bewahren".
Von Angelika Prauß (KNA)
Buchtipp
Johanna Haberer: Die Seele. Versuch einer Rehabilitation, Claudius Verlag, München 2021, 152 Seiten, 16 Euro. ISBN: 978-3-532-62861-4.
https://shop.claudius.de/algottrithmus.html
Kommentare
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(Nutzer gelöscht) 02.11.2021 09:00
Wunderbar...danke❣
Klavierspielerin2 02.11.2021 09:02
Juden beten für ihre Toten, wie es auch in der Urkirche üblich war:
https://www.christ-sucht-christ.de/christliches-forum/Klavierspielerin2/71714/
https://www.christ-sucht-christ.de/christliches-forum/Klavierspielerin2/71714/
(Nutzer gelöscht) 02.11.2021 09:04
Zum Fest Allerseelen: Warum die Seele wieder mehr Beachtung verdient
Sollte die Seele nicht immer und täglich "Beachtung finden"? 🤔
Und also ward der Mensch eine lebendige Seele. ... aus Erde
vom Ackerboden und blies in seine Nase Lebensodem; so wurde
der Mensch ein lebendiges Wesen.
Sollte es sich bei "der SEELE" denn nicht um UNS
"selbst handeln"??...um DICH?🤔
Sollte die Seele nicht immer und täglich "Beachtung finden"? 🤔
Und also ward der Mensch eine lebendige Seele. ... aus Erde
vom Ackerboden und blies in seine Nase Lebensodem; so wurde
der Mensch ein lebendiges Wesen.
Sollte es sich bei "der SEELE" denn nicht um UNS
"selbst handeln"??...um DICH?🤔
nagybabiak 02.11.2021 09:31
Danke. Es sind sehr wertvolle Gedanken.
Aus der Schöpfungsgeschichte wissen wir, dass der Mensch aus Erde gemacht wurde. Dann blies Gott seinen Odem in dem Menschen. Und der Mensch wurde eine lebendige Seele (Geist).
Beim Sterben, zieht die Seele aus. Kehrt zurück zu Gott, zu seiner Quelle und der Körper zur Erde.
Aus der Schöpfungsgeschichte wissen wir, dass der Mensch aus Erde gemacht wurde. Dann blies Gott seinen Odem in dem Menschen. Und der Mensch wurde eine lebendige Seele (Geist).
Beim Sterben, zieht die Seele aus. Kehrt zurück zu Gott, zu seiner Quelle und der Körper zur Erde.
(Nutzer gelöscht) 02.11.2021 09:38
Nur - keine der beiden unterschiedlichen Schöpfungsgeschichten stimmt - lt. Geschichtsunterricht!
Was haben wir Pfadfinder gelacht:
die ältere Schöpfungsgeschichte aus Babylon .... Eva aus der Rippe eines Adams .... und dies noch vor 5000 Jahren!
--------------------------------
An die Existenz einer Seele zu glauben, macht Dinge begreifbar, die jenseits unserer Vorstellungskraft liegen, und schmälert die Angst vor dem Tod.
Zeitlos
Was haben wir Pfadfinder gelacht:
die ältere Schöpfungsgeschichte aus Babylon .... Eva aus der Rippe eines Adams .... und dies noch vor 5000 Jahren!
--------------------------------
An die Existenz einer Seele zu glauben, macht Dinge begreifbar, die jenseits unserer Vorstellungskraft liegen, und schmälert die Angst vor dem Tod.
Zeitlos
(Nutzer gelöscht) 02.11.2021 09:48
nagybabiak
Beim Sterben, zieht die Seele aus. Kehrt zurück zu Gott, zu seiner Quelle und der Körper zur Erde.
-
...oder in den HADES "zum reichen Mann" ??
Beim Sterben, zieht die Seele aus. Kehrt zurück zu Gott, zu seiner Quelle und der Körper zur Erde.
-
...oder in den HADES "zum reichen Mann" ??
Rosenlied 02.11.2021 09:51
⛪Danke @Klavierspielerin. Ja, unser
eigentliches ich, das sich beim Tod vom
Körper trennt und zu JESUS❤ kommt,
ist unsere Seele.
Wir leben weiter, auch wenn wir den
Körper nicht mehr haben...
⛪Heut am Fest Allerseelen denken wir
an die "armen Seelen", die noch nicht
im Himmel sind..
eigentliches ich, das sich beim Tod vom
Körper trennt und zu JESUS❤ kommt,
ist unsere Seele.
Wir leben weiter, auch wenn wir den
Körper nicht mehr haben...
⛪Heut am Fest Allerseelen denken wir
an die "armen Seelen", die noch nicht
im Himmel sind..
Klavierspielerin2 02.11.2021 10:05
@TSCHOO, ich hab' da meine Zweifel, ob ' der Reiche' sich dort in der Hölle befindet, denn er ist fähig zu bereuen.
(Nutzer gelöscht) 02.11.2021 10:26
Zu 10.05
Die BIBEL - GOTTEW Wort - vermag auch solche Zweifel 'auszuräumen'.
Der Heilige Geist verhilft zur Wahrheit und Erkenntnis...'wenn man/frau
Ihn bei der 'Neugeburt/Bekehrung' bekommen hat.
Epheser 1
13 durch welchen auch ihr gehört habt das Wort der Wahrheit, das Evangelium von eurer Seligkeit; durch welchen ihr auch, da ihr gläubig wurdet, versiegelt worden seid mit dem Heiligen Geist der Verheißung,
14 welcher ist das Pfand unsers Erbes zu unsrer Erlösung, daß wir sein Eigentum würden zu Lob seiner Herrlichkeit.
Aber ich möchte weder anzüglich werden, noch länger hier verweilen.
Hier ist nicht mein 'Kampfgebiet'...IHR wisst ja 'schon Alles'.
Die BIBEL - GOTTEW Wort - vermag auch solche Zweifel 'auszuräumen'.
Der Heilige Geist verhilft zur Wahrheit und Erkenntnis...'wenn man/frau
Ihn bei der 'Neugeburt/Bekehrung' bekommen hat.
Epheser 1
13 durch welchen auch ihr gehört habt das Wort der Wahrheit, das Evangelium von eurer Seligkeit; durch welchen ihr auch, da ihr gläubig wurdet, versiegelt worden seid mit dem Heiligen Geist der Verheißung,
14 welcher ist das Pfand unsers Erbes zu unsrer Erlösung, daß wir sein Eigentum würden zu Lob seiner Herrlichkeit.
Aber ich möchte weder anzüglich werden, noch länger hier verweilen.
Hier ist nicht mein 'Kampfgebiet'...IHR wisst ja 'schon Alles'.
(Nutzer gelöscht) 02.11.2021 10:33
Ja - tschoo = dann kannst du deinen Misionswahn ja in deinem persönlichen Leben austoben.
Gibt es da niemand, der offensichtlich ohne Gott lebt?
Gibt es da niemand, der offensichtlich ohne Gott lebt?
(Nutzer gelöscht) 02.11.2021 10:41
..IHR wisst ja 'schon Alles'.
DAS gilt auch 'für Dich'.
Einen schönen Tach noch jewünscht 😜
DAS gilt auch 'für Dich'.
Einen schönen Tach noch jewünscht 😜
hansfeuerstein 02.11.2021 13:31
Ein weiser Artikel. Allerseelen war einmal Feiertag. Den hat man uns schon weg säkularisiert.
Wir halten aber am Glauben fest, so oder so😉
Wir halten aber am Glauben fest, so oder so😉
Klavierspielerin2 02.11.2021 18:17
Ja, die christlichen Feiertage werden peu a peu gestrichen.
Die Österreicher haben vor nicht all zu langer Zeit (2/3 Jahre?) den 1/2 Karfreitag gestrichen, den Nachmittag haben sie den Protestanten gelassen- immerhin
Die Österreicher haben vor nicht all zu langer Zeit (2/3 Jahre?) den 1/2 Karfreitag gestrichen, den Nachmittag haben sie den Protestanten gelassen- immerhin
"Arme Seelen", "Fegefeuer" und "Ablass" – diese mit Allerseelen verbundenen Begriffe rangieren bei vielen Gläubigen ganz unten auf der Beliebtheitsskala. Neben dem vielerorts arbeitsfreien Allerheiligen fristet Allerseelen ein häufig unbeachtetes Schattendasein. Schade um diesen so tröstlichen und lebensnahen Tag! Denn wer hat sich mit Blick auf die beeindruckenden Glaubensvorbilder von Allerheiligen noch nie deklassiert gefühlt? So viele spirituelle, mutige und tapfere Heilige – die oft so wenig mit dem eigenen kleinen und gebrechlichen Glauben gemein zu haben scheinen. Die meisten Christen sehen sich weder als strahlende Heilige noch als düstere Sünder, sondern irgendwo dazwischen. Allerseelen ist der Tag für alle, die in keine Schublade passen. Heute verkündet die Kirche einen Gott, der sich als eifriger Gastgeber nicht so schnell entmutigen lässt – auch nicht von den uneindeutigen Antworten seiner potentiellen Gäste. Weil es aber gar nicht so einfach ist, "Ja" zu Gottes Einladung zu sagen, kann Hilfe nicht schaden. Das dachte sich bereits Abt Odilo von Cluny, als er 998 Allerseelen für seine Gemeinschaft einführte. Seit dem 14. Jahrhundert ist der Tag auch für Rom bezeugt. Immer am 2. November beten Gläubige für die Vollendung ihrer Verstorbenen bei Gott. An vielen Orten ist es Brauch, an Allerseelen eine Kerze am Grab der Angehörigen zu entzünden. Dass Gott uns nicht einfach aufgibt und wir sogar über den Tod hinaus mit unseren Lieben verbunden bleiben, das ist die überraschend ansprechende Botschaft von Allerseelen.