"Häuser, die die Welt verändern"
26.09.2021 11:39
"Häuser, die die Welt verändern"
26.09.2021 11:39
"Häuser, die die Welt verändern"
„Das Haus die Keimzelle der Gemeinde“
Aus den Arbeiten des Zürcher Professors Fritz Blanke wissen wir Näheres über die Anfänge der Täuferbewegung in der Schweiz. Auch dort waren die Stuben- und Hausversammlungen der Ausgangspunkt der neuen Bewegung. Hier wurden die Taufe und das Abendmahl gefeiert. Interessant ist auch hierbei die Feststellung, daß die Taufe sofort bei der Bekehrung durchgeführt wurde. Vielleicht ist in diesem Zusammenhang auch die Erfahrung John Wesleys, dem Begründer des Methodismus, zu sehen (1743), der seiner jungen Bewegung die Aufgabe erteilte, sich in kleinen Gruppen, sogenannten „Klassen“, zu sammeln, um sich dort wöchentlich einmal gegenseitig zu dienen, „... in der Gottseligkeit fortzuschreiten, Rat zu erteilen, zurechtzuweisen, zu trösten oder zu ermahnen.“
Der Vorteil dieser auf das Haus aufgebauten Gemeinden ist offensichtlich. In den Krisen der Verfolgung sind die Häuser vor dem Zugriff sicherer als die großen Versammlungsplätze. Dazu kommt aber vor allem die wohl noch wichtigere Tatsache, daß die Echtheit des Glaubenslebens in der Enge und Nähe des Zusammenlebens im Hause viel stärker bewiesen wird.
In dem Buch „Viele Glieder, ein Leib“ von Ulrich Kunz schreibt Dr. Herbert Stahl:
„Das Haus umfaßte damals nicht bloß die eigene Familie, sondern auch das Gesinde, das zumeist gleich den Berufskreis ausmachte. Dem entspricht heute der Personenkreis von Familie, Nachbarschaft und Arbeitsplatz... Dadurch hat das Heil seinen Sitz im Leben, im Alltag, im täglichen Umgang, wobei sich seine Echtheit an der Art des unwillkürlichen Reagierens auf die mancherlei Bewegungen und Bekenntnisse des Tages erweist, kaum aber in den gewollten und vorbereiteten Lebensäußerungen.
Wo also ist zumeist der Ort der Bewegung des Heils? Dort, wo der Christ seinen Platz im Leben hat, wo man sich gegenseitig kennt, wo Gott Geschichte macht im Leben des bekannten Christen. In der Regel wird gelten: Eine Versammlung namenloser Menschen vervielfacht nicht den Eindruck, der von einem bekannten Heiligen ausgeht, im Gegenteil: Massenbekenntnisse üben eine das Gewissen herabmindernde Wirkung aus. Darüber kann auch das Ergriffenwerden von einer Psychose nicht hinwegtäuschen. Allein jesusähnliche Liebe wird entsprechende Frucht tragen.
Das alles bestärkt uns in der Überzeugung, daß die christliche Kirche vom christlichen Haus her besteht, sonst „verkirchlicht“ sie, d. h. sie verliert ihren Sitz im Leben. So dürfte das im Gottesdienst Dargebotene ein treues Spiegelbild dessen sein, was in den Häusern an Ordnung und Unordnung, Glaube und Kleinglaube, Liebe und Unfriede, Sehnsucht und Verlangen nach Gott lebt.
Dem christlichen Hause kommt daher die Priorität zu. Das Leben der Urchristenheit spielte sich vorwiegend in den Häusern ab, wo man auch das Brot brach, nicht etwa aus Ermangelung großer Versammlungsräume. So ergibt sich für uns folgende Reihenfolge: Das eigene Haus, das Herzukommen Vereinzelter in ein christliches Haus, das Zusammenkommen benachbarter Hausgemeinschaften zu einer Hausgemeinde und schließlich das Zusammenkommen im Großen. …
Aus dem häuslichen Priestertum erwächst das kirchliche. Einer Berufung in den Dienst als Gemeindeprediger geht voraus die Berufung und Bewährung als Hauspriester. …“
Unser Ringen um ein verstärktes Leben in der Gemeinde, um eine größere Ansteckungskraft des einzelnen Christen, hat meines Erachtens hier einen neuen Ansatzpunkt bekommen. Wir wollen die Augen öffnen für die Möglichkeiten, in unseren Häusern wieder im neutestamentlicher Weise zusammenkommen. Dies darf nicht geschehen um die Versammlungen der ganzen Gemeinde zu entwerten oder um in irgendeiner Weise ein neues, frommeres Selbstbewußtsein herauszubilden, sondern um sich gegenseitig zu helfen zu besserer Bewältigung im Beruf und im häuslichen Leben. Sicher gehören zur Hausgemeinde nicht nur die eine Familie, die die Wohnung zur Verfügung stellt, sondern die in der Nähe wohnenden Gläubigen. In diesen Kreis kommen dann auch die neubekehrten Freunde. Hier erhalten sie die nötige Nestwärme, die Unterweisung in neutestamentlichen Wahrheiten, und hier sehen sie auch die Wirklichkeit des Glaubensleben bzw. für ihren Auftrag in ihrer vielleicht noch ungläubigen Familie.
Hier können sich auch in gesunder Weise die Gaben des Heiligen Geistes zeigen und entfalten, denken wir nur an die Gabe der Krankenheilung, die ohne Aufsehen im Gebet mit dem Kranken zur Entfaltung kommen kann. Der lange „Dienstweg“ der gemeindlichen Seelsorge ist hier ins Unmittelbare abgekürzt, keiner kann lange mit seiner Not und Sünde verborgen bleiben. Das Zusammenleben zwingt zur Echtheit und auch zur Offenheit. Keine versteckte Sünde kann jahrelang die Gemeindearbeit blockieren.
Die evangelistische Arbeit einer solchen Gemeinde im Haus verliert die Anonymität der Großevangelisation. Hier sind die Fremden wirklich Nachbarn und Nächste. Hier wird für den einzelnen gebetet, und es besteht auch die Möglichkeit, ihn zu sehen, mit ihm zu sprechen, ihn einzuladen und auf irgendeine Art und Weise für Jesus zu interessieren. Natürlich werden hier auch die Fronten deutlicher, härter aufeinanderstoßen. Aber das wird dem geistlichen Leben nicht hinderlich sein, sondern es im Gegenteil beleben und fördern.
Kennzeichen ist, daß der Teufel gerade an dieser Stelle seinen Gegenangriff beginnt. Hier sehen wir das letzte Ziel der zerstörenden Wirkung unserer Zeit: die Zerstörung der Ordnung der Familie, der Verlust der Gemeinschaftsfähigkeit, die Flucht in die Kirche, in die Organisation, in das Allgemeine oder gar in das Objektive, in die Anonymität. Vielfach ist unser Leben hausgemeindefeindlich eingestellt und auf Betrieb und Masse eingerichtet. In manchen Fällen wird der Bildung solcher Hauskreise nicht nur mit Zurückhaltung und Argwohn, sondern oft auch mit offener Frontstellung begegnet. Sicher gibt es auch negative Beispiele von solchen Hausgemeinden. All das soll uns aber nicht hindern, diesen neutestamentlichen Gedanken wieder neu aufzugreifen und den Versuch zu machen, ihn zu verwirklichen.
(Wilhard Becker, „Im Kraftfeld Gottes“, 1964)
Aus den Arbeiten des Zürcher Professors Fritz Blanke wissen wir Näheres über die Anfänge der Täuferbewegung in der Schweiz. Auch dort waren die Stuben- und Hausversammlungen der Ausgangspunkt der neuen Bewegung. Hier wurden die Taufe und das Abendmahl gefeiert. Interessant ist auch hierbei die Feststellung, daß die Taufe sofort bei der Bekehrung durchgeführt wurde. Vielleicht ist in diesem Zusammenhang auch die Erfahrung John Wesleys, dem Begründer des Methodismus, zu sehen (1743), der seiner jungen Bewegung die Aufgabe erteilte, sich in kleinen Gruppen, sogenannten „Klassen“, zu sammeln, um sich dort wöchentlich einmal gegenseitig zu dienen, „... in der Gottseligkeit fortzuschreiten, Rat zu erteilen, zurechtzuweisen, zu trösten oder zu ermahnen.“
Der Vorteil dieser auf das Haus aufgebauten Gemeinden ist offensichtlich. In den Krisen der Verfolgung sind die Häuser vor dem Zugriff sicherer als die großen Versammlungsplätze. Dazu kommt aber vor allem die wohl noch wichtigere Tatsache, daß die Echtheit des Glaubenslebens in der Enge und Nähe des Zusammenlebens im Hause viel stärker bewiesen wird.
In dem Buch „Viele Glieder, ein Leib“ von Ulrich Kunz schreibt Dr. Herbert Stahl:
„Das Haus umfaßte damals nicht bloß die eigene Familie, sondern auch das Gesinde, das zumeist gleich den Berufskreis ausmachte. Dem entspricht heute der Personenkreis von Familie, Nachbarschaft und Arbeitsplatz... Dadurch hat das Heil seinen Sitz im Leben, im Alltag, im täglichen Umgang, wobei sich seine Echtheit an der Art des unwillkürlichen Reagierens auf die mancherlei Bewegungen und Bekenntnisse des Tages erweist, kaum aber in den gewollten und vorbereiteten Lebensäußerungen.
Wo also ist zumeist der Ort der Bewegung des Heils? Dort, wo der Christ seinen Platz im Leben hat, wo man sich gegenseitig kennt, wo Gott Geschichte macht im Leben des bekannten Christen. In der Regel wird gelten: Eine Versammlung namenloser Menschen vervielfacht nicht den Eindruck, der von einem bekannten Heiligen ausgeht, im Gegenteil: Massenbekenntnisse üben eine das Gewissen herabmindernde Wirkung aus. Darüber kann auch das Ergriffenwerden von einer Psychose nicht hinwegtäuschen. Allein jesusähnliche Liebe wird entsprechende Frucht tragen.
Das alles bestärkt uns in der Überzeugung, daß die christliche Kirche vom christlichen Haus her besteht, sonst „verkirchlicht“ sie, d. h. sie verliert ihren Sitz im Leben. So dürfte das im Gottesdienst Dargebotene ein treues Spiegelbild dessen sein, was in den Häusern an Ordnung und Unordnung, Glaube und Kleinglaube, Liebe und Unfriede, Sehnsucht und Verlangen nach Gott lebt.
Dem christlichen Hause kommt daher die Priorität zu. Das Leben der Urchristenheit spielte sich vorwiegend in den Häusern ab, wo man auch das Brot brach, nicht etwa aus Ermangelung großer Versammlungsräume. So ergibt sich für uns folgende Reihenfolge: Das eigene Haus, das Herzukommen Vereinzelter in ein christliches Haus, das Zusammenkommen benachbarter Hausgemeinschaften zu einer Hausgemeinde und schließlich das Zusammenkommen im Großen. …
Aus dem häuslichen Priestertum erwächst das kirchliche. Einer Berufung in den Dienst als Gemeindeprediger geht voraus die Berufung und Bewährung als Hauspriester. …“
Unser Ringen um ein verstärktes Leben in der Gemeinde, um eine größere Ansteckungskraft des einzelnen Christen, hat meines Erachtens hier einen neuen Ansatzpunkt bekommen. Wir wollen die Augen öffnen für die Möglichkeiten, in unseren Häusern wieder im neutestamentlicher Weise zusammenkommen. Dies darf nicht geschehen um die Versammlungen der ganzen Gemeinde zu entwerten oder um in irgendeiner Weise ein neues, frommeres Selbstbewußtsein herauszubilden, sondern um sich gegenseitig zu helfen zu besserer Bewältigung im Beruf und im häuslichen Leben. Sicher gehören zur Hausgemeinde nicht nur die eine Familie, die die Wohnung zur Verfügung stellt, sondern die in der Nähe wohnenden Gläubigen. In diesen Kreis kommen dann auch die neubekehrten Freunde. Hier erhalten sie die nötige Nestwärme, die Unterweisung in neutestamentlichen Wahrheiten, und hier sehen sie auch die Wirklichkeit des Glaubensleben bzw. für ihren Auftrag in ihrer vielleicht noch ungläubigen Familie.
Hier können sich auch in gesunder Weise die Gaben des Heiligen Geistes zeigen und entfalten, denken wir nur an die Gabe der Krankenheilung, die ohne Aufsehen im Gebet mit dem Kranken zur Entfaltung kommen kann. Der lange „Dienstweg“ der gemeindlichen Seelsorge ist hier ins Unmittelbare abgekürzt, keiner kann lange mit seiner Not und Sünde verborgen bleiben. Das Zusammenleben zwingt zur Echtheit und auch zur Offenheit. Keine versteckte Sünde kann jahrelang die Gemeindearbeit blockieren.
Die evangelistische Arbeit einer solchen Gemeinde im Haus verliert die Anonymität der Großevangelisation. Hier sind die Fremden wirklich Nachbarn und Nächste. Hier wird für den einzelnen gebetet, und es besteht auch die Möglichkeit, ihn zu sehen, mit ihm zu sprechen, ihn einzuladen und auf irgendeine Art und Weise für Jesus zu interessieren. Natürlich werden hier auch die Fronten deutlicher, härter aufeinanderstoßen. Aber das wird dem geistlichen Leben nicht hinderlich sein, sondern es im Gegenteil beleben und fördern.
Kennzeichen ist, daß der Teufel gerade an dieser Stelle seinen Gegenangriff beginnt. Hier sehen wir das letzte Ziel der zerstörenden Wirkung unserer Zeit: die Zerstörung der Ordnung der Familie, der Verlust der Gemeinschaftsfähigkeit, die Flucht in die Kirche, in die Organisation, in das Allgemeine oder gar in das Objektive, in die Anonymität. Vielfach ist unser Leben hausgemeindefeindlich eingestellt und auf Betrieb und Masse eingerichtet. In manchen Fällen wird der Bildung solcher Hauskreise nicht nur mit Zurückhaltung und Argwohn, sondern oft auch mit offener Frontstellung begegnet. Sicher gibt es auch negative Beispiele von solchen Hausgemeinden. All das soll uns aber nicht hindern, diesen neutestamentlichen Gedanken wieder neu aufzugreifen und den Versuch zu machen, ihn zu verwirklichen.
(Wilhard Becker, „Im Kraftfeld Gottes“, 1964)