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„Die Argumente der Schlange“

„Die Argumente der Schlange“
„Die Argumente der Schlange“ (Elisabeth Elliot)

Vor einigen Jahren klopfte eine hübsche junge Frau, die bei mir
im Haus lebte, mitten in der Nacht an meine Schlafzimmertür.
Sie hatte eine Verabredung gehabt und wollte mit mir reden.
Sie setzte sich ans Fußende meines Bettes und erzählte mir von
ihrem dringenden Wunsch, einen gut aussehenden, reichen
Mann zu heiraten. Dieses Bild passte leider nicht auf den Mann,
mit dem sie gerade ausgegangen war. Gut aussehend war er
zwar – ein stattlicher, interessanter Mann, der auch Christ war –,
»wirklich nett«, aber nicht reich.
»Was ist dein größter Wunsch für dein Leben«, fragte ich,
»nach Gottes Willen zu handeln oder nach deinem eigenen?«
»Nach Gottes Willen natürlich.«
»Und was ist, wenn Gott einen Mann für dich aussucht, der
arm ist und ganz schlicht auftritt?«
»Oh, das würde er niemals tun!«
»Warum nicht?«
»Weil er mich liebt.«
»Aha, ich verstehe. Dann wird Gott also den armen, bescheiden auftretenden Mann nur einer Frau geben, die ›Er‹ nicht liebt?«
»Hhm, aber ...«
»Oder – überleg dir Folgendes: Liebt Gott den einfachen, armen Mann? Wenn ja, wird er ihm dann eine hässliche Frau geben? Oder sollte er ihm eine hübsche Frau geben?«
»Oh, bitte!«
»Du sagtest, du möchtest Gottes Willen anerkennen, Anne, und Gottes Pläne beziehen das ganze Universum mit ein – all die Atome und all die Welten, all die Menschen, hübsche und hässliche, reiche und arme. Er ist der Baumeister, der in überaus komplizierten Zusammenhängen die Dinge zum Guten wendet,
und dazu mag es gehören, einem schlichten Mann eine hübsche Frau zu geben. Vielleicht betet der Mann ohne Geld und Ansehen zu Gott, dass er ihm dich schenkt. Was sagst du dazu?«
»Das ist mir zu kompliziert. Ich habe gebetet, dass sein Wille geschieht, und ich habe um einen reichen, gut aussehenden Ehemann gebetet – und den werde ich auch bekommen, weil Jesus mich liebt und will, dass ich glücklich werde.«
»Und, wenn du ihn nicht bekommst, heißt das dann, dass Gott dich nicht liebt?«
Ihre blauen Augen füllten sich mit Tränen. »Möchte er nicht, dass ich glücklich werde?« (Ihre Worte waren wie ein Echo der Worte Evas im Garten Eden.)
»Er möchte vor allem, dass du heilig bist.«
»Das heißt: elend und mit langem Gesicht. Ist es das, was Gott will? Ist es das, was Heiligkeit bedeuten muss?«
»Muss? Nein. Es muss nicht nur nicht so sein, sondern es kann gar nicht so sein. Wirkliche Heiligkeit kann unmöglich unglücklich und sauertöpfisch machen, Anne. Heiligkeit bedeutet ›Ganzheit‹. Das Wort kommt aus der gleichen sprachlichen Wurzel wie ›heil‹. Und heil, das heißt ›gesund und munter, erfüllt‹.«
»Nun, das ist doch das Gleiche wie ›glücklich‹
»Ja, genau das bedeutet es auch. Das Problem beginnt erst,
wenn wir uns eigene Vorstellungen über Glück machen und
dann erklären, dass Gott uns nicht liebt, wenn wir nicht genau
das bekommen, was wir uns gedacht haben. Wir geraten dann
in einen Sumpf von Selbstmitleid mit dem Gedanken: Gott hasst mich.«
»Aber gerade hast du selbst gesagt, dass Gott möchte, dass
wir glücklich sind. Dann muss es doch sein Wunsch sein, uns zu
geben, was wir uns wünschen, oder nicht? Ich meine natürlich
innerhalb vernünftiger Grenzen.«
»Er wollte auch, dass Adam und Eva glücklich seien, aber er
gab ihnen nicht alles, was sie sich wünschten. Er wusste, dass
es den Tod für sie bedeuten würde. Darüber ärgerten sie sich
und dachten, dass er sie nicht liebte und ihnen aus Geiz verbot,
die Frucht anzurühren. Sie trauten der Schlange mehr
Urteilsvermögen zu als Gott
Bei einem Seminar wurde mir ein Stück Papier zu geschoben,
auf dem folgende Frage stand: »Was würden Sie tun, wenn Sie
das Gefühl hätten, an einem Punkt angekommen zu sein, an
dem das Alleinsein Ihre Persönlichkeitsentfaltung hindert? Wie
lange würden Sie das aushalten?«
Zum Glück war ich nicht auf dem Podium, als die Frage kam.
Wahrscheinlich hätte ich ein Lächeln nicht unterdrücken kön-
nen. Ich spielte mit dem Gedanken, eine scherzhafte Antwort
zu geben: »Ich würde drei Tage warten und dann auf die Straße
gehen und entweder jemanden bitten, mich zu heiraten – oder
mich aufhängen.«
Aber natürlich sagte ich das doch nicht. Der entscheidende
Punkt an der Sache war die Wendung: »... an dem das Allein-
sein Ihre Persönlichkeitsentfaltung hindert«. Ist das wirklich die
Auswirkung von Alleinsein? Heißt das, dass nur durch die Ehe
ein tiefes persönliches Wachstum gewährt wird? Wie ist Jesus
dann zurechtgekommen als alleinstehender Mann?
Ich fürchte, dass es die »Schlange« war, die zu dieser Frau
gesprochen hatte. Sie hatte sich an sie herangemacht und
geflüstert: »Gott ist geizig. Er lässt diese wunderbare Frucht
›Ehe‹ vor deinen Augen hin- und herbaumeln und gibt sie dir
nicht. Er verweigert dir das Einzige, das du zur umfassenden
Persönlichkeitsentwicklung brauchst und das dich wirklich
glücklich machen würde.«

Kommentare

 
schaloemchen 01.09.2021 09:53
Gänseblumchen- Christen? 😀

Bekomme ich eine/n FRau/Mann...==> Gott liebt mich
Bekomme ich keine/n Frau/ Mann ==> Gott liebt mich nicht

Ironie....😀
Fazit: 
GoTT liebt nur die, die verheiratet sind, die Singles hat er wohl vergessen 😀
und die Geschiedenen hat ER mal geliebt und dann war Seine Liebe alle? ...😧 🤔
 
(Nutzer gelöscht) 01.09.2021 12:20
Eine Ehe ist schön und schwierig zugleich. Und manch einer, der sich viele Jahre lang hinein gewünscht hat, wünscht sich dann bald wieder heraus.
 
(Nutzer gelöscht) 01.09.2021 18:56
Vor Allem ist die Ehe auch unauflöslich. Da ist es für manch einen besser, allein zu sein anstatt die falsche Entscheidung zu treffen.
 
(Nutzer gelöscht) 01.09.2021 18:59
>Da ist es für manch einen besser, allein zu sein anstatt die falsche Entscheidung zu treffen.

Das ist nicht gut. Das ist - wenn man bedenkt, wie kostbar und wertvoll dieses Leben ist - meiner Meinung nach, keine gute Lebensentscheidung.

Grüße!
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