Thea und Lia üben sich (nicht) in Demut
15.08.2021 12:38
Thea und Lia üben sich (nicht) in Demut
15.08.2021 12:38
Thea und Lia üben sich (nicht) in Demut
Die beiden Schwestern Lia (82) und Thea (92) sind lebenslustig, manchmal widersprüchlich, immer gut frisiert, meistens für Erdbeerkuchen aufgeschlossen. Aber sind sie auch demütig?
Lia: Erinnerst Du Dich noch an Tante Elsa?
Thea: Ja klar. Wir nannten sie die fromme Else.
Lia: Ja genau. Ich mochte sie nicht.
Thea: Ich auch nicht.
Lia: Aber Mama sagte, dass wir zu ihr lieb sein sollten.
Thea: Dabei war sie nie lieb zu uns. Sie hatte das Talent, mich mit ihrem frommen Getue wütend zu machen.
Lia: Wir sollten immer schön beten – und ich wusste nie, was ich beten soll.
Thea: Ich schon.
Lia: Was hast Du gebetet? Erinnerst Du Dich noch?
Thea: Ja, ich betete, dass sie ins große Loch fällt, welches die Straßenarbeiter gemacht haben – und nie wieder rausfindet.
Lia: Ob sie gemerkt hat, dass wir sie nicht mochten?
Thea: Keine Ahnung. Aber ich denke schon, denn sie sagte ständig: „Kinder, seid mal demütig.“ Besonders ich sollte demütig sein.
Lia: Warum?
Thea: Ich habe damals schon alles hinterfragt. Und Tante Elsa meinte, dass das Hinterfragen ein Protest gegen Gott ist. „Ein demütiger Mensch ist seinen Eltern immer gehorsam und tut, was man von ihm verlangt.“
Lia: Wenn ich ihr zum Geburtstag die Blumen brachte, die Mama vorher aus dem Garten gepflückt hatte, sagte sie: „Menschen, die es zu etwas gebracht haben, kaufen schöne Blumen beim Blumenhändler und haben das Pflücken von Blumen nicht nötig.“
Thea: Sie war sehr stolz auf ihren Mann, der im Krieg gefallen war.
Lia: Worüber ist er denn gefallen?
Thea: Vermutlich hat ihn falsch verstandene Vaterlandsliebe zum Straucheln gebracht.
Lia: Hast Du ihr das gesagt?
Thea: Nicht so direkt. Mehr indirekt. Ich habe ihr gesagt, dass mir ein lebender Mann lieber wäre, als ein toter.
Lia: Und wie hat sie reagiert?
Thea: Na ja, sie meinte: „Werde Du mal demütig und respektiere, was Deine Eltern und die Generation vor Dir alles geleistet hat.“
Lia: Und für so einen Respekt braucht man Mut?
Thea: Nein, nur einen krummen Rücken, damit man besser buckeln kann.
Lia: Was ist eigentlich Demut?
Thea: Genau weiß ich das auch nicht. Aber jedenfalls verstehen die meisten Menschen darunter das Kriechen vor anderen Menschen und einen frommen Augenaufschlag.
Lia: Ich ruf mal Bluehorse an und frag ihn. Vielleicht weiß er Bescheid.
Riiiiiiiiing. Riiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiing, riiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiing
Bluehorse: Hier ist die Möbelschreinerei für Metallarbeiter. Welche Kommode dürfen wir für sie zertrümmern?
Lia: Aber Bluilein, ich bin’s doch, die Lia.
Bluehorse: Ah, meine Hyazinthe des Niederrheins. Was kann ich gegen Dich unternehmen?
Lia: Du sollst nichts gegen mich unternehmen, sondern mir eine Frage beantworten: Was ist Demut? Ist Demut für einen Christen wichtig?
Bluehorse: Das sind zwei Fragen. Die zweite Frage kann ich schnell beantworten. JA.
Lia: Warum ist Demut wichtig?
Bluehorse: Ohne Demut gibt es auch keine tiefgreifende Selbstreflexion. Jesus hat von Demut nicht direkt gesprochen. Jedoch gab er häufig Beispiele, die uns anregen sollen, über uns nachzudenken. Eines der bekanntesten Beispiele ist die Geschichte vom Pharisäer und dem Zöllner. Es steht in Lukas 18, 9-14.
Lia: Das kenne ich. Beide beteten zu Gott, waren also fromm.
Bluehorse: Na ja. Das Beten kann man so oder so sehen. Jedenfalls betete der Pharisäer: „Ich danke Dir, dass ich nicht so bin, wie die Anderen…..“ und der Zöllner betete: „Gott sei mir Sünder gnädig!“
Lia: Sie waren beide völlig verschieden.
Bluehorse: Nein, nicht völlig.
Beide hatten eine Obrigkeit. Der Pharisäer hatte Gott als Obrigkeit, der Zöllner hatte die römische Herrschaft, den Kaiser als Obrigkeit.
Und beide widersprachen im Gebet ihrer Obrigkeit. Der Pharisäer widersprach Gott und empfand sich als besserer Mensch. Der Zöllner widersprach ebenfalls seiner Obrigkeit, dem Kaiser – denn er, der Zöllner, wusste um die Ungerechtigkeit, die mit seinem Beruf verbunden war.
Demut ist also eine Selbstreflexion, die dazu führt, dass wir der menschlichen Obrigkeit widersprechen, nicht alles gut heißen, aber von Gott nur Gnade erhoffen und eben kein Lob, wie toll wir doch sind.
Demut ist Bescheidenheit gegenüber Gott.
Lia: Wie können wir erkennen, ob ein Mensch demütig ist oder nicht?
Bluehorse: Gar nicht. Es sei denn, Du kannst in sein Herz schauen.
Lia: Thea und ich, wir hatten eine Tante Elsa.
Bluehorse: Sowas kann vorkommen.
Lia: Diese Tante meinte immer, wir Mädchen sollten demütig sein.
Bluehorse: Das ist Unsinn. Man kann Demut nicht fordern.
Lia: Aber als Christ kann man doch Demut vorleben und so zum guten Vorbild werden, oder?
Bluehorse: Nein, das kann man eben nicht.
Wenn man in diesem Sinne demütig sein will, wird man zum Pharisäer und verwechselt zur Show gestellte Frömmigkeit mit echter Selbstreflexion, die zur Bescheidenheit gegenüber Gott führt.
© JJ
Lia: Erinnerst Du Dich noch an Tante Elsa?
Thea: Ja klar. Wir nannten sie die fromme Else.
Lia: Ja genau. Ich mochte sie nicht.
Thea: Ich auch nicht.
Lia: Aber Mama sagte, dass wir zu ihr lieb sein sollten.
Thea: Dabei war sie nie lieb zu uns. Sie hatte das Talent, mich mit ihrem frommen Getue wütend zu machen.
Lia: Wir sollten immer schön beten – und ich wusste nie, was ich beten soll.
Thea: Ich schon.
Lia: Was hast Du gebetet? Erinnerst Du Dich noch?
Thea: Ja, ich betete, dass sie ins große Loch fällt, welches die Straßenarbeiter gemacht haben – und nie wieder rausfindet.
Lia: Ob sie gemerkt hat, dass wir sie nicht mochten?
Thea: Keine Ahnung. Aber ich denke schon, denn sie sagte ständig: „Kinder, seid mal demütig.“ Besonders ich sollte demütig sein.
Lia: Warum?
Thea: Ich habe damals schon alles hinterfragt. Und Tante Elsa meinte, dass das Hinterfragen ein Protest gegen Gott ist. „Ein demütiger Mensch ist seinen Eltern immer gehorsam und tut, was man von ihm verlangt.“
Lia: Wenn ich ihr zum Geburtstag die Blumen brachte, die Mama vorher aus dem Garten gepflückt hatte, sagte sie: „Menschen, die es zu etwas gebracht haben, kaufen schöne Blumen beim Blumenhändler und haben das Pflücken von Blumen nicht nötig.“
Thea: Sie war sehr stolz auf ihren Mann, der im Krieg gefallen war.
Lia: Worüber ist er denn gefallen?
Thea: Vermutlich hat ihn falsch verstandene Vaterlandsliebe zum Straucheln gebracht.
Lia: Hast Du ihr das gesagt?
Thea: Nicht so direkt. Mehr indirekt. Ich habe ihr gesagt, dass mir ein lebender Mann lieber wäre, als ein toter.
Lia: Und wie hat sie reagiert?
Thea: Na ja, sie meinte: „Werde Du mal demütig und respektiere, was Deine Eltern und die Generation vor Dir alles geleistet hat.“
Lia: Und für so einen Respekt braucht man Mut?
Thea: Nein, nur einen krummen Rücken, damit man besser buckeln kann.
Lia: Was ist eigentlich Demut?
Thea: Genau weiß ich das auch nicht. Aber jedenfalls verstehen die meisten Menschen darunter das Kriechen vor anderen Menschen und einen frommen Augenaufschlag.
Lia: Ich ruf mal Bluehorse an und frag ihn. Vielleicht weiß er Bescheid.
Riiiiiiiiing. Riiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiing, riiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiing
Bluehorse: Hier ist die Möbelschreinerei für Metallarbeiter. Welche Kommode dürfen wir für sie zertrümmern?
Lia: Aber Bluilein, ich bin’s doch, die Lia.
Bluehorse: Ah, meine Hyazinthe des Niederrheins. Was kann ich gegen Dich unternehmen?
Lia: Du sollst nichts gegen mich unternehmen, sondern mir eine Frage beantworten: Was ist Demut? Ist Demut für einen Christen wichtig?
Bluehorse: Das sind zwei Fragen. Die zweite Frage kann ich schnell beantworten. JA.
Lia: Warum ist Demut wichtig?
Bluehorse: Ohne Demut gibt es auch keine tiefgreifende Selbstreflexion. Jesus hat von Demut nicht direkt gesprochen. Jedoch gab er häufig Beispiele, die uns anregen sollen, über uns nachzudenken. Eines der bekanntesten Beispiele ist die Geschichte vom Pharisäer und dem Zöllner. Es steht in Lukas 18, 9-14.
Lia: Das kenne ich. Beide beteten zu Gott, waren also fromm.
Bluehorse: Na ja. Das Beten kann man so oder so sehen. Jedenfalls betete der Pharisäer: „Ich danke Dir, dass ich nicht so bin, wie die Anderen…..“ und der Zöllner betete: „Gott sei mir Sünder gnädig!“
Lia: Sie waren beide völlig verschieden.
Bluehorse: Nein, nicht völlig.
Beide hatten eine Obrigkeit. Der Pharisäer hatte Gott als Obrigkeit, der Zöllner hatte die römische Herrschaft, den Kaiser als Obrigkeit.
Und beide widersprachen im Gebet ihrer Obrigkeit. Der Pharisäer widersprach Gott und empfand sich als besserer Mensch. Der Zöllner widersprach ebenfalls seiner Obrigkeit, dem Kaiser – denn er, der Zöllner, wusste um die Ungerechtigkeit, die mit seinem Beruf verbunden war.
Demut ist also eine Selbstreflexion, die dazu führt, dass wir der menschlichen Obrigkeit widersprechen, nicht alles gut heißen, aber von Gott nur Gnade erhoffen und eben kein Lob, wie toll wir doch sind.
Demut ist Bescheidenheit gegenüber Gott.
Lia: Wie können wir erkennen, ob ein Mensch demütig ist oder nicht?
Bluehorse: Gar nicht. Es sei denn, Du kannst in sein Herz schauen.
Lia: Thea und ich, wir hatten eine Tante Elsa.
Bluehorse: Sowas kann vorkommen.
Lia: Diese Tante meinte immer, wir Mädchen sollten demütig sein.
Bluehorse: Das ist Unsinn. Man kann Demut nicht fordern.
Lia: Aber als Christ kann man doch Demut vorleben und so zum guten Vorbild werden, oder?
Bluehorse: Nein, das kann man eben nicht.
Wenn man in diesem Sinne demütig sein will, wird man zum Pharisäer und verwechselt zur Show gestellte Frömmigkeit mit echter Selbstreflexion, die zur Bescheidenheit gegenüber Gott führt.
© JJ
Vielen Dank,Bluehourse