„Füreinander begabt“
19.06.2021 06:27
„Füreinander begabt“
19.06.2021 06:27
„Füreinander begabt“
„Füreinander begabt“
Ein Buch aus der sogenannten „guten alten Zeit“, das mich schon länger begleitet und jetzt für mich erneut lesenswert scheint, möchte ich Euch vorstellen.
Obwohl bereits schon eine unendliche Vielzahl von Bücher über Ehe aus therapeutischer Sicht geschrieben wurden und nicht weniger Videos im Netz existieren, hat es auch heute für mich Vorbild Charakter.
Buchdeckel Text:
Ein Ehepaar, das sein Christsein ernst nimmt, das sich mit psychologischen Erkenntnissen auseinandersetzt und seine eigenen Partnerprobleme mutig miteinander besprochen hat, schreibt gemeinsam ein Buch über die Ehe – für alle, die ihr Zusammenleben besser und harmonischer gestalten wollen.
Was Wilhard Becker aus seiner Sicht als Therapeut schreibt, wird von Kirstin Becker mit Anmerkungen über ihre eigenen Erfahrungen mit ihrem Mann und mit sich selbst kommentiert.
Die Sympatische Offenheit der Autoren und die Überzeugung, mit der sie von ihrer Liebe zueinander als tragender Kraft schreiben, machen dieses Buch zu einer willkommenen Hilfe für eine gelingende Ehe.
Thema:
Was offenbart eine Krise?
Die Krise macht offenbar, daß beide Partner nicht die Reife haben, die sie zur Bewältigung der kritischen Situation brauchen. In dieser gleichen Ausgangsposition liegt eine Chance.
Die Persönlichkeitsreifung kann erst ihren Anfang nehmen mit der Bereitschaft, sich selbst in den Bereichen anzuschauen, die noch nicht erwachsen werden konnten. Sie setzt allerdings voraus, daß ich mich selbst akzeptiere und liebe, denn erst dann kann ich auch meinen Partner annehmen und lieben. Gebrauche ich diesen zur Ergänzung und Erweiterung meiner Person oder als Stütze, als Stolz oder als mein Zuhause, dann ist das zu wenig. Ich muß Stütze, Stolz und Zuhause in mir selbst finden und das nicht alles vom Partner erwarten. Die Krise ist zur Chance geworden, wenn ich den anderen so annehmen kann, wie er wirklich ist, und nicht nur so, wie ich ihn gern für mich selbst hätte.
Kristin schreibt:
„Gleiche Position“ - das ist so ein Stichwort für mich. Ich fühle mich eigentlich immer unterlegen und wehrte mich doch zutiefst dagegen. Ich konnte es mir nicht leisten, Fehler und Schwächen zuzugeben. In mancher Hinsicht war ich auch fest von mir überzeugt, geriet aber leicht in Zweifel, wenn die Anerkennung von seiten meines Mannes ausblieb. Ich fand ihn einfach besser als mich. Er war mein Stolz. Ich schmückte mich mit ihm. Er war meine „bessere Hälfte“.
Zur Persönlichkeitsreifung gehört eine zunehmende Selbständigkeit. Diese äußert sich in der Ehe darin, das eigene Glück nicht vom anderen zu erwarten und zu fordern, und in der Fähigkeit, mit unbefriedigten Bedürfnissen und Wünschen selbständig umzugehen.
Kristin:
Ich erwarte mein Glück von Wilhard und litt darunter, daß ich ihn nicht so glücklich machen konnte, wie ich das gern getan hätte. Eines Tages ging mir auf, daß ich alles, was ich erlebe, in Relation zu ihm setzte! Ich war in meinem Lebensgefühl völlig abhängig von ihm.
Nur wer die Verantwortung für sein eigenes Leben übernommen hat, kommt weg vom Reagieren auf den anderen, weg von den Echowirkungen auf Äußerungen und Verhaltenweisen des Partners. Er lernt, das zu tun und zu entscheiden, was ihm in seiner Situation richtig und verantwortungsvoll erscheint. Er besitzt die Fähigkeit, den Aufgaben und Problemen nicht auszuweichen, sondern sie anzugehen und Wege für ihre Lösung zu suchen.
Kristin:
Ich dachte, man ist verheiratet, um alles miteinander zu erleben. Ich weigerte mich innerlich, mich von meinem Mann zu distanzieren. Selbstverantwortung ist ein großes Wort. Ich möchte lernen zu differenzieren zwischen dem, was ich selbst entscheiden muß (und das ist das meiste), und dem, was wir nur zuammen entscheiden können.
Die Liebesfähigkeit ist ein wichtiges Merkmal der Reife. Der Anfänger im Lieben liebt, weil er nicht anders kann, weil ihm der andere so leibenswert erscheint. Er liebt aus Faszination. Aber durch Belastungen und Enttäuschungen wird die Liebe zur Reife herausgefordert und vertieft. Ich liebe dann, weil ich lieben will, weil ich den anderen zu meinem Partner gewählt habe und weil ich Enttäuschungen bejahe. Enttäuschungen können zu einem vertieften Kennenlernen und zu einer umfassenderen Annahme führen und nicht zur zum Akzeptieren seiner guten, für mich angenehmen und liebenswürdigen Seiten.
Kristin:
Liebe aus Faszination ist unbestritten am schönsten. Aber wenn es nun aus ist mit der Faszination? Wenn ich „aus den Wolken gefallen bin, muß ich mich auf der Erde orientieren und meine Wanderung zur nächsten Oase antreten.
Ich habe mich lang gegen dieses „Lieben aus Willen“ gewehrt. Ich fand es entwürdigend. So ein Person bin ich also, daß man sich anstrengen muß, mich zu lieben? Ja, man muß. Jedenfalls wenn man mit mir so eng zusammenlebt wie in einer Ehe! - Ich habe meine Schattenseiten angenommen und stelle selbst nicht mehr den Anspruch an mich, immer faszinierend zu sein. Das ist eigentlich sehr viel weniger anstrengend.
Wer in der Krise davonläuft, hat sie überbewertet. Wer sie ignoriert, geht leichfertig mit ihr um. Man kann mit Krisen umgehen, indem man sie einfach ignoriert, nach außen Sonnenschein spielt und die Schattenseiten vor andern verbirgt.
Kristin:
Das passiert sehr schnell. Gerade hat man sich noch über solche aufgeregt, die anderen dauernd etwas vormachen, da stellt man verblüfft fest, daß man selbst nicht besser ist. Ich hatte für mein Verhalten aber plausible Gründe:
Ich kann doch die Leute nicht enttäuschen, für die ich ein Vorbild bin. Die Krise betrifft ja nicht die ganze Person, nur einen Teilbereich. Warum nicht mit dem intakten Teil fröhlich weiterleben? Das ist doch nicht unehrlich. Außerdem läßt sich nicht alles durch Reden klären.
Aber in erster Linie konnte ich mir meine Not selbst nicht eingestehen. Zum Therapeuten mag man auch nicht gleich rennen. So schlimm wird es wohl nicht sein. Vielleicht kommen wieder bessere Zeiten. Auf Regen folgt Sonne. Das geht niemand außer uns zwei etwas an.
Viele vermeiden auch eine Krise, indem sie sich dem Partner so anpassen, daß dieser in dem Bewußtsein lebt, alles sei in Ordnung, während der Angepaßte stille vor sich hin leidet – manchmal aus Angst vor Veränderungen.
Kristin:
Ich empfinde das nicht als gesunde Rücksichtnahme, sondern als übertriebenes Harmoniebedürfnis oder auch als Angst vor sich selbst. Irgendwie kriege ich es dann doch ab. Die Resignation sucht sich ihr Ventil an anderer Stelle: in bissigen Bemerkungen beispielsweise oder in unauffälligeren kleinen Racheakten, die die Beziehung verwirren. Aber manchmal spüre ich einen Konflikt auch nur, kann ihn aber nicht benennen.
Man kann die Krise auch zu einer Dauereinrichtung machen und sich an Streit, Auseinandersetzungen und an den ständigen Kleinkrieg so gewöhnen, daß eine Nötigung zur Änderung überhaupt nicht mehr besteht. Eine solche neurotische Beziehung kann sehr dauerhaft sein. Sie ist allerdings alles andere als ein Glück zu zweit....
„Zu sich selbst kommen“
Viele Ausdrücke, die mit „Selbst“ beginnen, sind in den letzten Jahren in Verruf geraten. Wer von Selbstverwirklichung, Selbstbestinnung oder Selbstfindung spricht, macht sich verdächtig, egoistisch zu sein oder eine ständige Nabelschau zu betreiben. Diese Skepsis ist sicher nicht ganz unbegründet, doch leider wird mit der Abwehr oft das Kind mit dem Bade ausgeschütet.
Es gibt nämlich auch andere Wortverbindungen wie Selbsteinsicht, Selbsterkenntnis oder Selbstannahme, die einen anderen Klang haben. Das Selbst ist für Veränderungen in meinem Verhalten und in meinen Einstellungen von größter Bedeutung.
Mein Selbst ist mehr als mein Ich, mehr als mein Denken, Wollen und Wünschen. Es umfaßt alles, was zu meiner Person gehört. Es beinhaltet alle Bereiche meiner Anlagen, der gelebten und der unentwickelten, der Prägungen, die meinen Charakter bildeten und meine mir noch verborgenen Schattenseiten. Zu meinem Selbst gehören meine Träume und meine Ernüchterungen, meine Verhältnisse und meine Pläne, mein Erfolg und mein Versagen, meine Freunde und meine Feinde. Zu meinem Selbst gehört auch die Wirkung, die ich auf andere habe, denn sie ist ein Teil meiner Person mit ihren Verhaltensweisen und Reaktionsmustern, mit ihrem Körper und ihrem Aussehen. Mein Selbst ist alles, was mein Leben ist, war und einmal sein wird.
Bei solch einer Fülle an Lebens- und Verantwortungsbereichen erscheint es mir manchmal schier unmöglich, für alles verantwortlich sein zu können. Erst nach und nach lerne ich, diese Aufgabe nicht nur als Zumutung zu betrachten, sondern als Zutrauen Gottes an mich. Ob ich dabei immer alles richtig mache, oder ob ich Umwege gehen muß, ist dann nicht mehr so beängstigend. Gott ist an mir und meinen Leben interessiert und immer wieder bereit, mir eine neue Chance zu geben.
Wenn ich zu mir selbst gekommen bin, kann ich auch meinem Partner neu begegnen. Ich lerne aus den Fehlern und gehe lernend weiter. Ich bin für ihn erkennbarer, wenn ich zu mir selbst stehe. Mein Verhalten ist nicht nur eine Reaktion auf sein Verhalten, sondern meine Entscheidung. In dem Maß, wie ich mich finde, verschwinden dann auch meine Empfindlichkeit und meine Vorwürfe...
Selbstfindung führt zur Selbstständigkeit, zur Souveränität. Gott will uns zur Originalität und zu innerem Reichtum befreien. Je wertvoller ich mir selbst bin, desto wertvoller wird auch das Geschenk, das ich meinem Partner mit mir mache....
Mich selbst und mein Leben wertachten, das macht mich unabhängiger von Anerkennung, Lob und Tadel und erspart viele Selbstrechtfertigungen. Ich kann leichter meine Fehler und Irrtümer zugeben und muß keinen Sündenbock für mein Versagen suchen. Wer im guten Sinne seiner selbst bewußt ist, kann damit auch seinem Ehepartner helfen, den eigenen Lebensraum aufzubauen. Er kann ihn freigeben, das zu werden, was er eigentlich werden soll und werden will.
Ein Buch aus der sogenannten „guten alten Zeit“, das mich schon länger begleitet und jetzt für mich erneut lesenswert scheint, möchte ich Euch vorstellen.
Obwohl bereits schon eine unendliche Vielzahl von Bücher über Ehe aus therapeutischer Sicht geschrieben wurden und nicht weniger Videos im Netz existieren, hat es auch heute für mich Vorbild Charakter.
Buchdeckel Text:
Ein Ehepaar, das sein Christsein ernst nimmt, das sich mit psychologischen Erkenntnissen auseinandersetzt und seine eigenen Partnerprobleme mutig miteinander besprochen hat, schreibt gemeinsam ein Buch über die Ehe – für alle, die ihr Zusammenleben besser und harmonischer gestalten wollen.
Was Wilhard Becker aus seiner Sicht als Therapeut schreibt, wird von Kirstin Becker mit Anmerkungen über ihre eigenen Erfahrungen mit ihrem Mann und mit sich selbst kommentiert.
Die Sympatische Offenheit der Autoren und die Überzeugung, mit der sie von ihrer Liebe zueinander als tragender Kraft schreiben, machen dieses Buch zu einer willkommenen Hilfe für eine gelingende Ehe.
Thema:
Was offenbart eine Krise?
Die Krise macht offenbar, daß beide Partner nicht die Reife haben, die sie zur Bewältigung der kritischen Situation brauchen. In dieser gleichen Ausgangsposition liegt eine Chance.
Die Persönlichkeitsreifung kann erst ihren Anfang nehmen mit der Bereitschaft, sich selbst in den Bereichen anzuschauen, die noch nicht erwachsen werden konnten. Sie setzt allerdings voraus, daß ich mich selbst akzeptiere und liebe, denn erst dann kann ich auch meinen Partner annehmen und lieben. Gebrauche ich diesen zur Ergänzung und Erweiterung meiner Person oder als Stütze, als Stolz oder als mein Zuhause, dann ist das zu wenig. Ich muß Stütze, Stolz und Zuhause in mir selbst finden und das nicht alles vom Partner erwarten. Die Krise ist zur Chance geworden, wenn ich den anderen so annehmen kann, wie er wirklich ist, und nicht nur so, wie ich ihn gern für mich selbst hätte.
Kristin schreibt:
„Gleiche Position“ - das ist so ein Stichwort für mich. Ich fühle mich eigentlich immer unterlegen und wehrte mich doch zutiefst dagegen. Ich konnte es mir nicht leisten, Fehler und Schwächen zuzugeben. In mancher Hinsicht war ich auch fest von mir überzeugt, geriet aber leicht in Zweifel, wenn die Anerkennung von seiten meines Mannes ausblieb. Ich fand ihn einfach besser als mich. Er war mein Stolz. Ich schmückte mich mit ihm. Er war meine „bessere Hälfte“.
Zur Persönlichkeitsreifung gehört eine zunehmende Selbständigkeit. Diese äußert sich in der Ehe darin, das eigene Glück nicht vom anderen zu erwarten und zu fordern, und in der Fähigkeit, mit unbefriedigten Bedürfnissen und Wünschen selbständig umzugehen.
Kristin:
Ich erwarte mein Glück von Wilhard und litt darunter, daß ich ihn nicht so glücklich machen konnte, wie ich das gern getan hätte. Eines Tages ging mir auf, daß ich alles, was ich erlebe, in Relation zu ihm setzte! Ich war in meinem Lebensgefühl völlig abhängig von ihm.
Nur wer die Verantwortung für sein eigenes Leben übernommen hat, kommt weg vom Reagieren auf den anderen, weg von den Echowirkungen auf Äußerungen und Verhaltenweisen des Partners. Er lernt, das zu tun und zu entscheiden, was ihm in seiner Situation richtig und verantwortungsvoll erscheint. Er besitzt die Fähigkeit, den Aufgaben und Problemen nicht auszuweichen, sondern sie anzugehen und Wege für ihre Lösung zu suchen.
Kristin:
Ich dachte, man ist verheiratet, um alles miteinander zu erleben. Ich weigerte mich innerlich, mich von meinem Mann zu distanzieren. Selbstverantwortung ist ein großes Wort. Ich möchte lernen zu differenzieren zwischen dem, was ich selbst entscheiden muß (und das ist das meiste), und dem, was wir nur zuammen entscheiden können.
Die Liebesfähigkeit ist ein wichtiges Merkmal der Reife. Der Anfänger im Lieben liebt, weil er nicht anders kann, weil ihm der andere so leibenswert erscheint. Er liebt aus Faszination. Aber durch Belastungen und Enttäuschungen wird die Liebe zur Reife herausgefordert und vertieft. Ich liebe dann, weil ich lieben will, weil ich den anderen zu meinem Partner gewählt habe und weil ich Enttäuschungen bejahe. Enttäuschungen können zu einem vertieften Kennenlernen und zu einer umfassenderen Annahme führen und nicht zur zum Akzeptieren seiner guten, für mich angenehmen und liebenswürdigen Seiten.
Kristin:
Liebe aus Faszination ist unbestritten am schönsten. Aber wenn es nun aus ist mit der Faszination? Wenn ich „aus den Wolken gefallen bin, muß ich mich auf der Erde orientieren und meine Wanderung zur nächsten Oase antreten.
Ich habe mich lang gegen dieses „Lieben aus Willen“ gewehrt. Ich fand es entwürdigend. So ein Person bin ich also, daß man sich anstrengen muß, mich zu lieben? Ja, man muß. Jedenfalls wenn man mit mir so eng zusammenlebt wie in einer Ehe! - Ich habe meine Schattenseiten angenommen und stelle selbst nicht mehr den Anspruch an mich, immer faszinierend zu sein. Das ist eigentlich sehr viel weniger anstrengend.
Wer in der Krise davonläuft, hat sie überbewertet. Wer sie ignoriert, geht leichfertig mit ihr um. Man kann mit Krisen umgehen, indem man sie einfach ignoriert, nach außen Sonnenschein spielt und die Schattenseiten vor andern verbirgt.
Kristin:
Das passiert sehr schnell. Gerade hat man sich noch über solche aufgeregt, die anderen dauernd etwas vormachen, da stellt man verblüfft fest, daß man selbst nicht besser ist. Ich hatte für mein Verhalten aber plausible Gründe:
Ich kann doch die Leute nicht enttäuschen, für die ich ein Vorbild bin. Die Krise betrifft ja nicht die ganze Person, nur einen Teilbereich. Warum nicht mit dem intakten Teil fröhlich weiterleben? Das ist doch nicht unehrlich. Außerdem läßt sich nicht alles durch Reden klären.
Aber in erster Linie konnte ich mir meine Not selbst nicht eingestehen. Zum Therapeuten mag man auch nicht gleich rennen. So schlimm wird es wohl nicht sein. Vielleicht kommen wieder bessere Zeiten. Auf Regen folgt Sonne. Das geht niemand außer uns zwei etwas an.
Viele vermeiden auch eine Krise, indem sie sich dem Partner so anpassen, daß dieser in dem Bewußtsein lebt, alles sei in Ordnung, während der Angepaßte stille vor sich hin leidet – manchmal aus Angst vor Veränderungen.
Kristin:
Ich empfinde das nicht als gesunde Rücksichtnahme, sondern als übertriebenes Harmoniebedürfnis oder auch als Angst vor sich selbst. Irgendwie kriege ich es dann doch ab. Die Resignation sucht sich ihr Ventil an anderer Stelle: in bissigen Bemerkungen beispielsweise oder in unauffälligeren kleinen Racheakten, die die Beziehung verwirren. Aber manchmal spüre ich einen Konflikt auch nur, kann ihn aber nicht benennen.
Man kann die Krise auch zu einer Dauereinrichtung machen und sich an Streit, Auseinandersetzungen und an den ständigen Kleinkrieg so gewöhnen, daß eine Nötigung zur Änderung überhaupt nicht mehr besteht. Eine solche neurotische Beziehung kann sehr dauerhaft sein. Sie ist allerdings alles andere als ein Glück zu zweit....
„Zu sich selbst kommen“
Viele Ausdrücke, die mit „Selbst“ beginnen, sind in den letzten Jahren in Verruf geraten. Wer von Selbstverwirklichung, Selbstbestinnung oder Selbstfindung spricht, macht sich verdächtig, egoistisch zu sein oder eine ständige Nabelschau zu betreiben. Diese Skepsis ist sicher nicht ganz unbegründet, doch leider wird mit der Abwehr oft das Kind mit dem Bade ausgeschütet.
Es gibt nämlich auch andere Wortverbindungen wie Selbsteinsicht, Selbsterkenntnis oder Selbstannahme, die einen anderen Klang haben. Das Selbst ist für Veränderungen in meinem Verhalten und in meinen Einstellungen von größter Bedeutung.
Mein Selbst ist mehr als mein Ich, mehr als mein Denken, Wollen und Wünschen. Es umfaßt alles, was zu meiner Person gehört. Es beinhaltet alle Bereiche meiner Anlagen, der gelebten und der unentwickelten, der Prägungen, die meinen Charakter bildeten und meine mir noch verborgenen Schattenseiten. Zu meinem Selbst gehören meine Träume und meine Ernüchterungen, meine Verhältnisse und meine Pläne, mein Erfolg und mein Versagen, meine Freunde und meine Feinde. Zu meinem Selbst gehört auch die Wirkung, die ich auf andere habe, denn sie ist ein Teil meiner Person mit ihren Verhaltensweisen und Reaktionsmustern, mit ihrem Körper und ihrem Aussehen. Mein Selbst ist alles, was mein Leben ist, war und einmal sein wird.
Bei solch einer Fülle an Lebens- und Verantwortungsbereichen erscheint es mir manchmal schier unmöglich, für alles verantwortlich sein zu können. Erst nach und nach lerne ich, diese Aufgabe nicht nur als Zumutung zu betrachten, sondern als Zutrauen Gottes an mich. Ob ich dabei immer alles richtig mache, oder ob ich Umwege gehen muß, ist dann nicht mehr so beängstigend. Gott ist an mir und meinen Leben interessiert und immer wieder bereit, mir eine neue Chance zu geben.
Wenn ich zu mir selbst gekommen bin, kann ich auch meinem Partner neu begegnen. Ich lerne aus den Fehlern und gehe lernend weiter. Ich bin für ihn erkennbarer, wenn ich zu mir selbst stehe. Mein Verhalten ist nicht nur eine Reaktion auf sein Verhalten, sondern meine Entscheidung. In dem Maß, wie ich mich finde, verschwinden dann auch meine Empfindlichkeit und meine Vorwürfe...
Selbstfindung führt zur Selbstständigkeit, zur Souveränität. Gott will uns zur Originalität und zu innerem Reichtum befreien. Je wertvoller ich mir selbst bin, desto wertvoller wird auch das Geschenk, das ich meinem Partner mit mir mache....
Mich selbst und mein Leben wertachten, das macht mich unabhängiger von Anerkennung, Lob und Tadel und erspart viele Selbstrechtfertigungen. Ich kann leichter meine Fehler und Irrtümer zugeben und muß keinen Sündenbock für mein Versagen suchen. Wer im guten Sinne seiner selbst bewußt ist, kann damit auch seinem Ehepartner helfen, den eigenen Lebensraum aufzubauen. Er kann ihn freigeben, das zu werden, was er eigentlich werden soll und werden will.
Kommentare
Alberlix 19.06.2021 07:47
Guten Morgen Zeitzeuge, danke für das vorstellen des Buches
(Nutzer gelöscht) 19.06.2021 11:28
...mE ist ein persönlicher Selbstfindungs-Reifungs-Prozess nur mit Hilfe DES HERRN durch Glauben möglich...(stete) Schritte im Glaubesprozesss bewirken geistliches Wachstum einhergehend mit DER Ver-Änderung der eigenen Gesinnung... vorausgesetzt ist immer eine Bereitschaft, sich vom HERRN ver-ändern zu lassen...mit der Zeit entfaltet sich zunehmend die eigene wahrhaftige Identität in JESUS CHRISTUS und das eigene Bewusstsein dafür...wenn ich mich ganz nach IHM ausrichte, existiere ich in meinem gesamten Dasein in vollkommener Abhängigkeit von IHM ganz alleine...übrigens die einzig wahre, gesunde, lebensspendende Abhängigkeit aus meiner Sicht! ...wenn ich weiß, wer ich in IHM bin... dann lebe ich nicht nur für IHN... sondern ich bin auch durch DEN Glauben geistlich sowie persönlich gereift...von IHM befähigt aus dem GEIST heraus ein eigenverantwortliches LEBEN in IHM zu führen...mit einer aufrichtigen, demütigen LIEBE für meinen Nächsten jedoch ohne Selbstaufgabe, so dass bei der von GOTT zusammen-geführten Verbindung zweier Herzen aus einem "DU & ich" ein "WIR in und mit IHM" er-wachsen kann ❤️
Zeitzeuge 19.06.2021 17:27
Nehmt auf euch mein Joch, und lernt von mir! Denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig, und »ihr werdet Ruhe finden für eure Seelen «;(Mat 11:29, Elb)
Es ist geradezu eine Tragödie, es immer wieder miterleben zu müssen, daß so wenige bereit sind, in die Tiefen, den noch verschlossen gehaltenen Räumen ihres Menschseins mit Gottes Hilfe hineinschauen zu lassen – es könnte ja etwas entdeckt werden, was nicht zum Reich Gottes gehört. Sie decken es gerne vorsichtshalber zu mit ihrem frommen Mantel, um nichts ändern zu müssen – sie verpassen dabei aber das Wesentliche, mit einem gereinigten Herzen in die Ruhe Gottes einzukehren.
Es ist geradezu eine Tragödie, es immer wieder miterleben zu müssen, daß so wenige bereit sind, in die Tiefen, den noch verschlossen gehaltenen Räumen ihres Menschseins mit Gottes Hilfe hineinschauen zu lassen – es könnte ja etwas entdeckt werden, was nicht zum Reich Gottes gehört. Sie decken es gerne vorsichtshalber zu mit ihrem frommen Mantel, um nichts ändern zu müssen – sie verpassen dabei aber das Wesentliche, mit einem gereinigten Herzen in die Ruhe Gottes einzukehren.
(Nutzer gelöscht) 19.06.2021 17:51
Ehe- und Beziehungsratgeber mögen ihre Berechtigung haben, aber letztendlich muss Beziehung er-lebt werden. Da ist sehr viel Training und learning-by-doing, weil jede Paarkonstellation überaus individuell ist und darüber hinaus ja auch nicht statisch. Mir fällt ein vielleicht etwas merkwürdiger Vergleich ein: man kann hundert Bücher über das Dressurreiten lesen, aber davon kann man noch lange keinen Grand Prix reiten. Dabei kommt es neben jahrelangem, oft jahrzehntelangem Training auf Veranlagung und Charakter des Pferdes genauso an wie auf Veranlagung und Charakter des Reiters. In den seltensten Fällen finden beide zu höchster Harmonie und verschmelzen gewissermaßen in ihrer gemeinsamen Aufgabe. So ist es in einer Ehe auch, wenn beide ein gottgefälliges Leben gestalten wollen.
@ IKorXIII, wenn der Herr für beide im Mittelpunkt steht, ist das zwar die beste Voraussetzung, aber trotzdem nicht immer ein Garant für das Gelingen. Ich habe es selbst erlebt, wie die Wege sich auseinanderentwickeln können, obwohl beide tiefgläubig sind und die Ehe mit Gottes Segen geschlossen wurde. Auch wenn wir es gern wären, wir sind alle (noch) keine Heiligen.
@ IKorXIII, wenn der Herr für beide im Mittelpunkt steht, ist das zwar die beste Voraussetzung, aber trotzdem nicht immer ein Garant für das Gelingen. Ich habe es selbst erlebt, wie die Wege sich auseinanderentwickeln können, obwohl beide tiefgläubig sind und die Ehe mit Gottes Segen geschlossen wurde. Auch wenn wir es gern wären, wir sind alle (noch) keine Heiligen.
Zeitzeuge 19.06.2021 22:17
Danke für Eure guten und fair formulierten Gedanken und Lösungsvorschläge!
Es gibt viel zu lernen - mit seinem Heiligen Geist können wir über gedachte Mauern springen!
Es gibt viel zu lernen - mit seinem Heiligen Geist können wir über gedachte Mauern springen!