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Unsere Justiz gegen eine Schwester im HERRN

Unsere Justiz gegen eine Schwester im HERRN
27.05.2021, 11:20 Uhr
Prozess gegen Würzburger Ordensfrau wegen Kirchenasyl
"Ich konnte nicht anders", sagt Schwester Juliana Seelmann. 

Im Kirchenasyl bewahrte sie zwei Nigerianerinnen vor der Abschiebung aus Deutschland. Bald muss sie sich wegen "Beihilfe zum unerlaubten Aufenthalt" in Würzburg vor Gericht verantworten.

"Ich bin überzeugt, dass das mein Auftrag als Christin ist und ich kann und darf nicht wegschauen", sagt Schwester Juliana Seelmann von den Oberzeller Franziskanerinnen. Sie gewährte zwei Nigerianerinnen Kirchenasyl und verhinderte so die Abschiebung. Aus ihrer Sicht wären beide Frauen bei einer Rückkehr nach Italien in sehr großer Gefahr gewesen, erneut Opfer von Menschenhandel und Zwangsprostitution zu werden. Nun muss sich die Ordensfrau am 2. Juni vor dem Amtsgericht Würzburg verantworten und zwar wegen "Beihilfe zum unerlaubten Aufenthalt". Es ist der zweite Fall innerhalb weniger Wochen in Bayern, bei dem Ordensleute auf der Anklagebank sitzen. Der erste Prozess endete mit einem Freispruch.

Vergewaltigt und obdachlos
Eine lange Leidensgeschichte zeichnet das Leben der beiden 23 und 34 Jahre alten Frauen aus Nigeria: Sie wurden demnach vergewaltigt und waren obdachlos. Dann wagten sie die Flucht nach Italien - doch auch hier wurden sie zur Prostitution gezwungen. Sie schlugen sich bis nach Deutschland durch, stellten Anträge auf Asyl, die aber abgelehnt wurden - mit Verweis auf die Dublin-Verordnung, das europäische Asylrecht.

Schwester Juliana: "Ich konnte gar nicht anders"
Schwester Juliana sagt, sie habe aus ihrer christlichen Überzeugung heraus gehandelt. "Ich konnte gar nicht anders." Als Krankenschwester in der Würzburger Asylunterkunft ist Schwester Juliana nah dran an vielen Menschen mit ähnlichen Schicksalen. "In Einzelfällen sehe ich keine andere Möglichkeit als so zu handeln, wie ich es getan habe, um Menschen vor erneuter Prostitution oder anderen menschenunwürdigen Lebensumständen zu schützen."

Anfrage für Kirchenasyl von externer Beratungsstelle
Die Anfrage für die beiden Kirchenasyle in den Jahren 2019 und 2020, wegen derer der 38-jährigen Ordensfrau nun der Prozess gemacht wird, kam über den Verein SOLWODI. Die internationale Menschenrechts- und Hilfsorganisation berät und betreut Opfer von Menschenhandel und Zwangsprostitution. Zuvor hatte das zuständige Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) in Nürnberg abgelehnt, den beiden Nigerianerinnen ein Asylverfahren in Deutschland zu gewähren. Nachdem sie erstmals innerhalb der Europäischen Union in Italien registriert wurden, ist dieses Land auch für das Verfahren zuständig. Das regelt die Dublin-Verordnung.

Gemeinschaft stellt sich dem Prozess gemeinsam
"Wir wägen jeden einzelnen Fall ganz genau ab und gewähren Kirchenasyl nur in schwerwiegenden Härtefällen", sagt Generaloberin Schwester Katharina Ganz. Die Oberzeller Kongregation hatte es abgelehnt, den Strafbefehl von 1.200 Euro zu zahlen, um der Gerichtsverhandlung aus dem Weg zu gehen. Aus Sicht der Gemeinschaft habe man lediglich nach Gewissen entschieden und zwar immer mit Blick auf den einzelnen Menschen in Not.

Rat eingeholt: Härtefall-Regelung?
Zuvor hatte Schwester Juliana das Katholische Büro in Bayern kontaktiert - das sieht die Regelung vor, die Kirchen und Staat für das Kirchenasyl 2015 vereinbart hatten. Für die rechtliche Vertretung der bayerischen Bistümer war schnell klar, dass die beiden Nigerianerinnen als Härtefälle gelten - das sah das Bamf allerdings anders. Schwester Juliana blieb in Absprache mit dem Katholischen Büro und der Oberzeller Generalleitung trotzdem dabei: Die beiden Frauen sollen nicht zurück nach Italien müssen, das Kirchenasyl wird aufrecht erhalten, bis sie Anspruch auf ein Asylverfahren in Deutschland haben - in der Regel sechs Monate später.

Schwester Juliana: Haben uns an alle Vorgaben gehalten
Man habe sich zu jeder Zeit an alle Regeln gehalten, die das Kirchenasyl voraussetzt: Alle Behörden, also Bamf, Ausländerbehörde und Polizei, hätten zu jeder Zeit gewusst, wo sich die Frauen aufhielten. Beide wohnen mittlerweile wieder in einer Asylunterkunft. Die 23-Jährige bekam im Juni 2020 vor Gericht ein Aufenthaltsrecht zugesprochen, die 34-Jährige nicht. Beide stehen in regelmäßigem Kontakt mit Schwester Juliana.

Mehrere Verfahren gegen Kirchenmitglieder
Schwester Juliana ist nicht die erste, die sich wegen Kirchenasyl vor Gericht verantworten muss. In den vergangenen Monaten traten auch der evangelische Pfarrer Ulrich Gampert aus Immenstadt im Allgäu, die Benediktinerin Mechthild Thürmer vom Kloster Kirchschletten im Landkreis Bamberg und zuletzt der Benediktinerbruder Abraham Sauer von der Abtei Münsterschwarzach für ihren Glauben und das Kirchenasyl ein. Die Ergebnisse fielen in erster Instanz unterschiedlich aus, vom Freispruch für Bruder Abraham bis zum Bußgeld-Bescheid für Pfarrer Gampert.

Unterstützung von Bischof Jung
Würzburgs Bischof Franz Jung positionierte sich deutlich für das Kirchenasyl: "Es geht um den Schutz der Menschenwürde und Menschenrechte." Das Kirchenasyl kritisiere ausdrücklich nicht den Rechtsstaat, sondern helfe in Einzelfällen Menschen in extremen Notsituationen. Jedem Kirchenasyl gehe ein langer Abwägungsprozess voraus. So stehe er auch hinter Schwester Juliana Seelmann und den Oberzeller Franziskanerinnen. "Schwester Juliana hat aus tiefster christlicher Überzeugung gehandelt und sich an alle Absprachen zum Kirchenasyl gehalten." Auch Abt Michael Reepen von der Abtei Münsterschwarzach zeigt sich solidarisch mit Schwester Juliana und den Oberzeller Franziskanerinnen. Unterstützer haben die Oberzeller Ordensfrauen auch in der "Würzburger ökumenischen Arbeitsgemeinschaft Kirchenasyl", ein Netzwerk von evangelischen und katholischen Gemeinschaften und Kirchen.

Kommentare

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calando 29.05.2021 08:02
okay ich will ja meinen eigenen Aussagen nicht untreu werden
also dieses habe ich von der Facebook Seite von "Gemeinsam gegen Menschenhandel"

und es regt mich so auf, dass ich nicht alles gelesen habe

vielleicht später

HERR bitte hilf

unser Land darf nicht zugrunde gehen
 
Avokado 29.05.2021 08:21
Danke für diesen Beitrag. Hier geht es offensichtlich nicht um Invasoren sondern um Verfolgte und Bedrängte. Sie haben Schutz verdient. Mit wenigen Mitteln könnte man den Bedrängten in ihren Ländern eine Sicherheitszone gewähren. Das ist das was Israel tut, indem sie versucht Gesprächsbereite und radikale Irre voneinander zu halten.

5Mose 23,16 Du sollst den Knecht nicht seinem Herrn ausliefern, der von ihm zu dir geflüchtet ist. 

Obadja 1,14 Und steh nicht am Engpass, um seine Flüchtlinge auszurotten, und liefere seine Entronnenen nicht aus am Tag der Not!
 
calando 29.05.2021 08:30
ja danke Avokado

insbesondere bin ich sensibel , wenn es um schon gequälte Frauen geht
 
Karibusana 29.05.2021 08:40
Ich persönlich finde es gut und richtig richtig, dass die Ordensschwester 2 Nigerianerinnen schützte und diesen Frauen in ihrer Notlage Kirchenasyl gewährt hat.
@ Calando: Was ich allerdings nicht wirklich verstehe ist, wie Du einen Artikel zu Deinem Blogthema machen kannst, den Du gar nicht komplett gelesen hast. Außerdem würde mich Deine persönliche Meinung zum Thema auch interessieren. Das geht aus Deinem Kommentar leider nicht hervor. Dankeschön.
 
calando 29.05.2021 08:45
ja, ich denke, dass der Anfang reichte

meine persönliche Meinung ist
das man sich richtig um Metzelder
kümmern sollte
man sich hätte kümmern müssen um die Vorgänge auf dem Campingplatz wo etliche Kinder um Hilfe geschriehen haben, aber 20 Jahre nichts passiert ist
dass man sehen sollte was in den Bordellen oder überhaupt in der prostituion passiert
um deren Gesundheit sich kein Politiker 
kümmert unsre fürsorglichen Politiker
da sollte man auch hinschauen

habe jetzt sogar einen Bericht angelesen wo die EU Deutschland auffordert mehr gegen Korruption zu tuen
ist noch nicht lange her
und wenn du willst schreibe ich noch eine halbe Stunde
ach nein
ich will es nicht und ich denke du weißt jetzt ungefähr wie meine Meinung aussieht
es regt mich total auf
 
Alberlix 29.05.2021 09:01
Uff ich dachte , Kirchenasyl wird bei uns noch anerkannt.
 
KaeptnHaddock 29.05.2021 09:16
Die Schwester hat absolut richtig gehandelt.
Ich vertraue darauf dass Gott ihr recht schafft. Eine echt mutige Frau
 
Karibusana 29.05.2021 09:17
@ Calando- danke für die Antwort.
Ja, auch die ganzen "Mißbrauchs- Fälle" ,wie auf dem Campingplatz in Lüdge, lassen mich betroffen, fassungslos und traurig zurück.
Da haben viele Menschen versagt und weg geschaut....Es ist für mich so unverständlich,  dass ein alleinlebender Dauercamper eine kleine Pflegetochter zugesprochen bekommt und sich, mit seinen Komplizen, über Jahre hinweg, an mehreren hundert Kindern sexuell vergeht, trotz Hinweisen aus der Bevölkerung, von Eltern und Kindern. 
Aber Dein Thema war ja heute das Kirchenasyl und das damit verbundene Versagen der Politik.
 
janinaj 29.05.2021 09:18
Auszug aus Wikipedia: "Kirchenasyl bedeutet heute die vorübergehende Aufnahme von Flüchtlingen durch eine Pfarrei oder Kirchengemeinde zur Abwendung einer von den Gemeindemitgliedern als für die Schutzsuchenden an Leib und Leben bedrohlich angesehenen Abschiebung. Es bezweckt grundsätzlich eine Wiederaufnahme oder erneute Überprüfung des asyl- oder ausländerrechtlichen Verfahrens bzw. eine Härtefall­prüfung durch dafür zuständige staatliche Behörden. In Deutschland hat das Kirchenasyl seit der Einführung der Härtefallkommissionen an praktischer Bedeutung verloren.#

Das heißt im Klartext, dass eine Abschiebung sich verzögert für die Zeit einer erneuten Prüfung durch das Bmf. Es bedeutet nicht, dass der Aufenthaltsstatus grundsätzlich durch ein Kirchenasyl geändert wird - Unterstützung hin oder her. 
Im Ergebnis kann das bedeuten, dass trotz Kirchenasyl eine Abschiebung stattfinden kann. 
Dies mal nur so zu Erläuterung. Und es kann auch sein, dass ein Gericht die Notwendigkeit eines Kirchenasyls nicht sieht. 
Im Übrigen: Ausländerrecht ist eines der kompliziertesten Rechtsgebiete überhaupt und man darf nicht vergessen, dass immer noch EU-Recht auch beachtet werden muss. 
Ich sehe mich jedenfalls nicht in der Lage zu diesem Fall eine eindeutige Meinung zu haben. Dazu haben wir hier viel zu wenig Fakten. 
Beispiel: Wenn die Nigerianerinnen einen Aufenthaltsstatus eines Geduldeten haben und über einen sog. Drittstaat eingereist sind - oft Italien - dann kann es rechtens sein, dass Deutschland eine Abschiebung nach Italien vornimmt. Egal, wie schlimm das Erlebte auch war. Denn: Italien ist das erste Land in der EU das die Geflüchteten betreten haben und somit auch in erster Line dazu verpflichtet, für die Geflüchteten zu sorgen. Das gilt insbesondere dann, wenn die Nigerianerinnen in Italien bereits einen Asylantrag gestellt haben. 
Es ist alles nicht so einfach wie es scheint ... Also langsam ...
 
Klavierspielerin2 29.05.2021 09:22
28.05.2021

"Kirchenasyl-Engagierte sehen Prozesse als bayerischen Sonderweg
Immer nur im Freistaat?
Ordensleute und Pfarrer wegen Kirchenasyl vor Gericht? Das gibt es nur in Bayern. So lautet zumindest die Erkenntnis von Engagierten und kirchlich Verantwortlichen. Das hat ein..."
kompletter Artikel:
https://www.domradio.de/themen/fluechtlingshilfe-und-integration/2021-05-28/immer-nur-im-freistaat-kirchenasyl-engagierte-sehen-prozesse-als-bayerischen-sonderweg
 
calando 29.05.2021 09:27
bitte bleibt lieb hier im Blog auch wenn ich gleich weg bin
 
Klavierspielerin2 29.05.2021 09:31
Gibt es im Evangelikalen auch " Kirchen"Asyl?
 
calando 29.05.2021 09:34
also in der evangelischen Kirche auf jeden Fall 
und da hatte neulich jemand auch eine Anhörung
von uns also nach mehr als einem Jahr Kirchenasyl
und da waren auch einige mit 
und ich denke , da wurde niemand angeklagt
wegen Beihilfe.........
 
(Nutzer gelöscht) 29.05.2021 11:25
stimme Dir voll zu Jerusa, hoffentlich geht es den beiden betroffenen Frauen und der Schwester gut.
Andererseits, man liest hier auf CsC viel von Flüchtlingsströmen die unser Land überfluten. Gequälte Seelen die vor Krieg und Verfolgung flüchten, also ich habe u.a. syrische Flüchtlinge in der Arbeit kennengelernt und war sehr betroffen von den Schicksalen Einzelner. Man kann und darf nicht alle über einen Kamm scheren.
 
Rosenlied 29.05.2021 11:42
⛪Die Schwester konnte doch nur helfen! 
Wir haben doch das Gebot der Nächstenliebe...
Danke @calando fürs teilen.
 
Rosenlied 29.05.2021 14:21
⛪@Jerusa und @Reini, ich glaube, 
da muss man unterscheiden zwischen 
richtigen Asylsuchenden die aus echter 
Not und Verfolgung kommen und den 
vielen jungen Männern, die andere 
Motive haben...
 
Alberlix 29.05.2021 14:55
"Gibt es Kirchenasyl auch bei den Freikirchen"

Ich habe in Darmstadt bei einer großen Baptisten Gemeinde erlebt, wo Flüchtlinge in Kirchenasyl untergebracht haben.
Land Hessen.
 
(Nutzer gelöscht) 30.05.2021 18:37
Das Thema ist wirklich sehr komplex und schwierig. Mich macht es oft traurig und wütend, dass im Bereich Asylrecht Einzelschicksale keine Rolle spielen. Und mit dem Dubliner Abkommen macht es sich Europa manchmal zu einfach. Die Erstaufnahmelander wie zum Beispiel Italien haben oft mir zu viel eigenen Problemen zu kämpfen und die Einwanderer sind oftmals Opfer von Prostitution, Sklaverei in den großen Obstplantagen und Armut und Ausweglosigkeit. 
Meine Gemeinde in Süditalien begann ein gutes Projekt mit den Flüchtlingen. Einmal in der Woche gab es ein vollständiges Menü mit Evangelisation. Und sehr bewegend war dann die Taufe einiger zu erleben. Lange jedoch blieb keiner, entweder wollten oder mussten sie weiterziehen. Auch in meiner anderen Gemeinde in Deutschland begleiteten wir einige Asylbewerber Familien und mussten doch auch immer wieder Abschiebungen miterleben, oft auch mit sehr besorgniserregenden Ausgang. Deshalb Hut ab vor der katholischen Schwester und ich wünsche ihr viel Kraft für den bevorstehenden Prozess. Ich finde es sehr traurig, dass selbst ein Kirchenasyl nicht so einfach gewährt werden kann.
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