Gewalt gegen Menschen mit Behinderung
10.05.2021 05:50
Gewalt gegen Menschen mit Behinderung
10.05.2021 05:50
Gewalt gegen Menschen mit Behinderung
In Potsdam wurden 4 Menschen, in einem Wohnhaus für Menschen mit Behinderung, das zum christlichen Verein „Oberlinhaus“ gehört, getötet. Warum? Hier ein Teil eines Berichtes:
"Der gefährliche Versuch, Gewalt gegen Menschen mit Behinderung nachvollziehbar zu machen:
...„Was könnte jemanden dazu bewegen, so eine Tat zu begehen?“, fragte die Sprecherin des Beitrags, der am Donnerstagabend im Magazin „zibb – Zuhause in Berlin & Brandenburg“ lief. Polizeipsychologe Dr. Gerd Reimann lieferte gleich mehrere mögliche Gründe:
„Als erstes natürlich schwere Konflikte zwischen Täter und den Opfern. Zum Zweiten natürlich auch eine dramatische Überforderung des Täters in dieser Situation. Es kann aber auch sein, dass eine Motivation dahinter steht, die Leute zu erlösen von Leiden, die vielleicht sogar unheilbar sind.“
Der Experte von der Polizei spricht im Kontext einer brutalen Gewalttat gegen Menschen mit Behinderung tatsächlich von „erlösen“ als Motiv. Gut, er hat in Psychologie promoviert und nicht in Geschichte. Trotzdem sollte er wissen, dass der Begriff „Erlösung“ in diesem Zusammenhang eher so im Jahr 1941 üblich war.
Die viel drängendere Frage ist allerdings: Warum sendet der rbb diese Aussage überhaupt so oder ordnet sie nicht wenigstens kritisch ein?
Eine Antwort: Weil sich viele Medien nach wie vor sehr schwer damit tun, über Menschen mit Behinderung zu berichten. Und vor allem über Gewalt gegen Menschen mit Behinderung. Weil sie wahrscheinlich gar nicht so richtig bemerkt haben, was das Problem an einem Zitat wie dem von Reimann ist.
Eine Art von „Victim Blaming“
Bei der Berichterstattung über Gewalt gegen Frauen hat sich, wenn auch schleppend, etwas gebessert: Das Sie-war-freizügig-gekleidet-Argument, mit dem man Frauen eine Mitschuld an ihrer Vergewaltigung unterstellt, würde heute zumindest von offizieller Seite so kein Experte im Fernsehen mehr vom Stapel lassen. Und wenn, dann gäbe es einen medialen Sturm der Entrüstung.
Das Zitat, das im rbb gesendet wurde, folgt allerdings einem ähnlichen Narrativ: Menschen mit Behinderung würden Konflikte verursachen, sie seien anstrengend („Überforderung&ldquo und deshalb irgendwie mitverantwortlich für so eine Tat. Und sie würden an ihrer Behinderung leiden.
Das alles schafft Verständnis für die Person, die die Tat begeht, im Potsdamer Fall wohl eine 51-jährige Frau, die für das Oberlinhaus gearbeitet hat. Die Gründe „Überforderung“ und „Erlösung“ entsprechen hier sozusagen dem „Minirock“-Argument. Eine Art von „Victim Blaming“, zu Deutsch: Täter-Opfer-Umkehr...."
Quelle:
https://uebermedien.de/59531/der-gefaehrliche-versuch-gewalt-gegen-menschen-mit-behinderung-nachvollziehbar-zu-machen/?utm_source=pocket-newtab-global-de-DE
"Der gefährliche Versuch, Gewalt gegen Menschen mit Behinderung nachvollziehbar zu machen:
...„Was könnte jemanden dazu bewegen, so eine Tat zu begehen?“, fragte die Sprecherin des Beitrags, der am Donnerstagabend im Magazin „zibb – Zuhause in Berlin & Brandenburg“ lief. Polizeipsychologe Dr. Gerd Reimann lieferte gleich mehrere mögliche Gründe:
„Als erstes natürlich schwere Konflikte zwischen Täter und den Opfern. Zum Zweiten natürlich auch eine dramatische Überforderung des Täters in dieser Situation. Es kann aber auch sein, dass eine Motivation dahinter steht, die Leute zu erlösen von Leiden, die vielleicht sogar unheilbar sind.“
Der Experte von der Polizei spricht im Kontext einer brutalen Gewalttat gegen Menschen mit Behinderung tatsächlich von „erlösen“ als Motiv. Gut, er hat in Psychologie promoviert und nicht in Geschichte. Trotzdem sollte er wissen, dass der Begriff „Erlösung“ in diesem Zusammenhang eher so im Jahr 1941 üblich war.
Die viel drängendere Frage ist allerdings: Warum sendet der rbb diese Aussage überhaupt so oder ordnet sie nicht wenigstens kritisch ein?
Eine Antwort: Weil sich viele Medien nach wie vor sehr schwer damit tun, über Menschen mit Behinderung zu berichten. Und vor allem über Gewalt gegen Menschen mit Behinderung. Weil sie wahrscheinlich gar nicht so richtig bemerkt haben, was das Problem an einem Zitat wie dem von Reimann ist.
Eine Art von „Victim Blaming“
Bei der Berichterstattung über Gewalt gegen Frauen hat sich, wenn auch schleppend, etwas gebessert: Das Sie-war-freizügig-gekleidet-Argument, mit dem man Frauen eine Mitschuld an ihrer Vergewaltigung unterstellt, würde heute zumindest von offizieller Seite so kein Experte im Fernsehen mehr vom Stapel lassen. Und wenn, dann gäbe es einen medialen Sturm der Entrüstung.
Das Zitat, das im rbb gesendet wurde, folgt allerdings einem ähnlichen Narrativ: Menschen mit Behinderung würden Konflikte verursachen, sie seien anstrengend („Überforderung&ldquo und deshalb irgendwie mitverantwortlich für so eine Tat. Und sie würden an ihrer Behinderung leiden.
Das alles schafft Verständnis für die Person, die die Tat begeht, im Potsdamer Fall wohl eine 51-jährige Frau, die für das Oberlinhaus gearbeitet hat. Die Gründe „Überforderung“ und „Erlösung“ entsprechen hier sozusagen dem „Minirock“-Argument. Eine Art von „Victim Blaming“, zu Deutsch: Täter-Opfer-Umkehr...."
Quelle:
https://uebermedien.de/59531/der-gefaehrliche-versuch-gewalt-gegen-menschen-mit-behinderung-nachvollziehbar-zu-machen/?utm_source=pocket-newtab-global-de-DE
Kommentare
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janinaj 10.05.2021 12:49
Mir tun die Opfer und deren Angehörigen leid - keine Frage. Aber wir dürfen über die Täter auch nicht urteilen. Wir haben keinen Einblick in die Verhörprotokolle. Aufgearbeitet muss das auf jeden Fall, keine Frage.
Aber das Geschehen dort jetzt mit der Nazizeit in Verbindung zu bringen ist schlicht übertrieben. Erlösung sehen auch heute noch Menschen als Lösung für Menschen die eine Behinderung. Das ist mir selbst schon passiert und das ist erst einige Jahrzehnte her.
Und der Vergleich mit der Nazizeit hinkt weiterhin daran, dass heute keine behinderten Menschen den Eltern weggenommen und vergast oder zwangssterilisiert werden, eine Vorgehensweise die damals leider Gang und Gäbe war. Also, es ist wie immer: So schlimm diese Tat auch ist - aber Nazizustände im Sinne der Euthanasie (Erlösung) haben wir - Gott sei es wirklich gedankt - (noch) nicht.
Aber das Geschehen dort jetzt mit der Nazizeit in Verbindung zu bringen ist schlicht übertrieben. Erlösung sehen auch heute noch Menschen als Lösung für Menschen die eine Behinderung. Das ist mir selbst schon passiert und das ist erst einige Jahrzehnte her.
Und der Vergleich mit der Nazizeit hinkt weiterhin daran, dass heute keine behinderten Menschen den Eltern weggenommen und vergast oder zwangssterilisiert werden, eine Vorgehensweise die damals leider Gang und Gäbe war. Also, es ist wie immer: So schlimm diese Tat auch ist - aber Nazizustände im Sinne der Euthanasie (Erlösung) haben wir - Gott sei es wirklich gedankt - (noch) nicht.
(Nutzer gelöscht) 10.05.2021 13:11
Ich habe auch ein leichte Handicap und würde nur verascht und verletzt und beleidigt nimand mag Handicap mich am meisten nimand 😞
janinaj 10.05.2021 14:59
Ja, Boris, das ist schlimm, wenn Menschen zu einem so böse sind, zumal man ja selbst wirklich nichts dafür kann. Da kann ich dich gut verstehen. Ich habe das selbst erlebt.
Aber schau, Jesus hat dich sehr, sehr lieb. Egal was Menschen sagen oder tun.
Und wie sagte meine Mama immer so schön: Gegen die Dummheit (von manchen Menschen) ist noch kein Kraut gewachsen.
Einfach diese Menschen nicht (mehr) beachten. Das ist am besten.
Alles Gute für dich weiterhin.
Wie sagte Shalom letztens so schön: Federn richten und weitermachen.
Aber schau, Jesus hat dich sehr, sehr lieb. Egal was Menschen sagen oder tun.
Und wie sagte meine Mama immer so schön: Gegen die Dummheit (von manchen Menschen) ist noch kein Kraut gewachsen.
Einfach diese Menschen nicht (mehr) beachten. Das ist am besten.
Alles Gute für dich weiterhin.
Wie sagte Shalom letztens so schön: Federn richten und weitermachen.
Sozia 10.05.2021 15:51
So wie ich den Artikel, über das Geschehen in Potsdam verstanden habe, geht es überwiegend darum, wie in der Zeitung darüber berichtet wird und da scheint es bezüglich der Gesinnung gegenüber Menschen mit Behinderung noch etwas Nachholbedarf zu geben.
janinaj 10.05.2021 16:05
#Gesinnung gegenüber Menschen mit Behinderung noch etwas Nachholbedarf zu geben. #
Wenn dem so ist, ist das schlimm, wundert mich aber nicht wirklich.
Mir tun beh. Menschen im Heim sehr leid und ich bin sehr dankbar, dass mir das bisher erspart geblieben ist. Schlimm ist es im Heim vorallem dann, wenn keine Angehörigen mehr da sind, die sich auch um den Angehörigen kümmern, besuchen - und ggf. auch Missstände abstellen.
Wenn dem so ist, ist das schlimm, wundert mich aber nicht wirklich.
Mir tun beh. Menschen im Heim sehr leid und ich bin sehr dankbar, dass mir das bisher erspart geblieben ist. Schlimm ist es im Heim vorallem dann, wenn keine Angehörigen mehr da sind, die sich auch um den Angehörigen kümmern, besuchen - und ggf. auch Missstände abstellen.
(Nutzer gelöscht) 10.05.2021 20:53
Als behinderter wird man meist ausgegrenzt anders angesehen oder sonst etwas.
Entweder man erwähnt es einfach nicht, wird aber dann eventuell dumm angesehen wenn man dann doch etwas " einfaches" körperliches nicht hin bekommt oder nicht machen kann....
Mein Schutzschild ist es auch wenn man das an meiner Rechtschreibung nicht erkennen mag, sich wissen an zu eignen.
Oder sich aus der Gesellschaft ab zu kapseln und sein eigenes ding zu machen. Man muss sich nicht erklären und kann trotzdem tun was man möchte auch wenn es für manche Dinge länger Zeit benötigt aber man muss sich ei Fach nicht rechtfertigen oder erklären...
Man baut sich eben seine eigene kleine Welt, wobei man ganz schön abstumpft und nicht immer die richtigen Worte findet wenn man doch mal mit der Gesellschaft zu tun hat.
Ich kann hier aber nur von mir reden, es mag bessere Lösungen dafür geben ich denke hingegen habe denke ich meinen weg gefunden.
Lg
Entweder man erwähnt es einfach nicht, wird aber dann eventuell dumm angesehen wenn man dann doch etwas " einfaches" körperliches nicht hin bekommt oder nicht machen kann....
Mein Schutzschild ist es auch wenn man das an meiner Rechtschreibung nicht erkennen mag, sich wissen an zu eignen.
Oder sich aus der Gesellschaft ab zu kapseln und sein eigenes ding zu machen. Man muss sich nicht erklären und kann trotzdem tun was man möchte auch wenn es für manche Dinge länger Zeit benötigt aber man muss sich ei Fach nicht rechtfertigen oder erklären...
Man baut sich eben seine eigene kleine Welt, wobei man ganz schön abstumpft und nicht immer die richtigen Worte findet wenn man doch mal mit der Gesellschaft zu tun hat.
Ich kann hier aber nur von mir reden, es mag bessere Lösungen dafür geben ich denke hingegen habe denke ich meinen weg gefunden.
Lg
janinaj 10.05.2021 21:02
Dass man "meist" ausgegrenzt wird, kann ich jetzt nicht wirklich sagen. Das hat sich in den letzten 20 Jahren sehr verändert. Damals haben wirklich Leute teilweise die Straßenseite gewechselt - weil eine Gebehinderung ja ansteckend sein könnte
Heute erlebe ich oft sehr viel Hilfsbereitschaft wenn ich einkaufen gehe. Ich werde oft gefragt, ob ich Hilfe beim Verladen meines Rollators brauche. Das finde ich nett - aber weil ich es nicht brauche lehne ich freundlich ab. Aber allein schon die Frage empfinde ich als nette, fürsorgliche Geste.
Und wenn Menschen blöd sind, dann sollen sie doch. Abkapseln werde ich mich deshalb bestimmt nicht. Sollen sie doch blöd bleiben!
Wichtig ist meiner Erachtens woher ich meinen eigentlichen Wert beziehe: Wenn ich sehe wie Jesus in der Bibel mit Kranken umgegangen ist, dann ist und war mir das oft Trost - gerade wenn Menschen blöd reagiert haben.
Und ich versuche meinen ureigensten Wert aus der Tatsache zu schöpfen, dass ich ein geliebtes Gotteskind bin und sein darf - egal ob ich körperlich gesund bin oder nicht - und der Himmel steht mir offen, egal was andere denken.
Und ich freue mich auf den Himmel: All die Dinge dort zu machen die ich hier auf der Erde nicht kann oder nur sehr schwer: Motorrad fahren, Rockn Roll tanzen (mit Johann Sebastian Bach), Wandern oder schlicht die Welt anschauen und reisen.
Ich werde das im Himmel machen - sofern es dann noch eine Rolle spielt.
Heute erlebe ich oft sehr viel Hilfsbereitschaft wenn ich einkaufen gehe. Ich werde oft gefragt, ob ich Hilfe beim Verladen meines Rollators brauche. Das finde ich nett - aber weil ich es nicht brauche lehne ich freundlich ab. Aber allein schon die Frage empfinde ich als nette, fürsorgliche Geste.
Und wenn Menschen blöd sind, dann sollen sie doch. Abkapseln werde ich mich deshalb bestimmt nicht. Sollen sie doch blöd bleiben!
Wichtig ist meiner Erachtens woher ich meinen eigentlichen Wert beziehe: Wenn ich sehe wie Jesus in der Bibel mit Kranken umgegangen ist, dann ist und war mir das oft Trost - gerade wenn Menschen blöd reagiert haben.
Und ich versuche meinen ureigensten Wert aus der Tatsache zu schöpfen, dass ich ein geliebtes Gotteskind bin und sein darf - egal ob ich körperlich gesund bin oder nicht - und der Himmel steht mir offen, egal was andere denken.
Und ich freue mich auf den Himmel: All die Dinge dort zu machen die ich hier auf der Erde nicht kann oder nur sehr schwer: Motorrad fahren, Rockn Roll tanzen (mit Johann Sebastian Bach), Wandern oder schlicht die Welt anschauen und reisen.
Ich werde das im Himmel machen - sofern es dann noch eine Rolle spielt.
Wounded 10.05.2021 22:21
Lass Dir wenigstens manchmal helfen, liebe Janinaj, sonst wird vielleicht der nächste, der Hilfe bräuchte, gar nicht mehr gefragt.. 😉
janinaj 11.05.2021 08:29
Liebe Wounded,
ich lehne Hilfe nicht grundsätzlich ab. Spätestens wenn Treppen zu überwinden sind ohne Geländer ist der Notfall eingetreten. Oder Kaffeetassen mit Inhalt tragen - ein Unding. Ich lasse mir auch gerne helfen, wenn es nötig ist - notfalls wird der Nächste der mir über den Weg läuft "angehauen". So bin ich gut durch die normale Schule, die Lehre und das Leben gekommen.
Und ich bin sehr dankbar für nette und/oder hilfsbereite Menschen - keine Frage.
ich lehne Hilfe nicht grundsätzlich ab. Spätestens wenn Treppen zu überwinden sind ohne Geländer ist der Notfall eingetreten. Oder Kaffeetassen mit Inhalt tragen - ein Unding. Ich lasse mir auch gerne helfen, wenn es nötig ist - notfalls wird der Nächste der mir über den Weg läuft "angehauen". So bin ich gut durch die normale Schule, die Lehre und das Leben gekommen.
Und ich bin sehr dankbar für nette und/oder hilfsbereite Menschen - keine Frage.
Sie war eine langjährige Mitarbeitern in der Einrichtung und gerade jetzt in der Coronazeit sind die Belastungen besonders hoch.
Natürlich ist dies keine Entschuldigung und muss aufgearbeitet werden!