Thea, Lia und die Weisheit
08.05.2021 12:21
Thea, Lia und die Weisheit
08.05.2021 12:21
Thea, Lia und die Weisheit
Thea, Lia und die Weisheit
Die beiden Schwestern Lia (82 ) und Thea (92), die ich (67 ) im Café Rosenbusch kennengelernt hatte, denken über viele Fragen nach. Dabei kommen sie zu ganz unterschiedlichen Ergebnissen. Manchmal binden sie mich in ihre Überlegungen ein. Das ist gut für mich, denn so rostet mein Apparat nicht ein. Diskussionen über richtig und falsch halten die Freundschaft lebendig.
Lia: Thea, was sagt Dir Michelangelo?
Thea: Nichts. Er redet nicht mit mir, weil er bereits gestorben ist.
Lia: Er hat vor seinem Tod etwas Kluges gesagt.
Thea: Und was?
Lia: „Nichts macht die Seele so fromm und rein als die Mühe, etwas Vollkommenes zu schaffen; denn Gott ist die Vollendung, und wer ihr nachstrebt, der strebt dem Göttlichen nach.“
Thea: Na, da hast Du ja noch viel Mühe vor Dir. Die Wäsche ist immer noch nicht gebügelt.
Lia: Man muss alles aus höherer Warte sehen.
Thea: Dann setz Dich beim Bügeln nicht hin.
Lia: Da hast Du den Satz von Michelangelo falsch interpretiert. Der Michel meinte doch nicht das Bügeln.
Thea: Es gab ja auch noch kein Bügeleisen, sonst hätte er auch daran gedacht.
Lia: Im Übrigen finden wir sicher in der Bibel eine gute Erklärung, wenn die Aussage von Michelangelo richtig sein sollte.
Thea: Ah. Und welche Erklärung?
Lia: Keine Ahnung. Ich frage mal Bluehorse.
Riiiiiiiiiiiiing, riiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiing, riiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiing
Bluehorse: Hallo, hier ist das Eiscafé zur gelben Zitrone.
Lia: Ich bin’s doch nur, die Lia.
Bluehorse: Hallo, hübsche junge Frau. Was kann ich für Dich tun?
Lia: Ich bin nicht mehr jung. Aber ich brauche mal Beispiele aus der Bibel von Dir zu dem Satz von dem deutschen Italiener Michelangelo. „„Nichts macht die Seele so fromm und rein als die Mühe, etwas Vollkommenes zu schaffen; denn Gott ist die Vollendung, und wer ihr nachstrebt, der strebt dem Göttlichen nach.“
Bluehorse: Wie kommst Du darauf, dass er Deutsch-Italiener war?
Lia: Na ja, wegen dem Michel im Namen.
Bluehorse: Das ist doch nur ein Teil. Korrekt hieß er Michelangelo Buonarroti.
Lia: Aha. Und was sagt die Bibel zu seinem Satz? Ich meine, wenn diese Aussage von dem Michel richtig ist, könnte es doch sein, dass wir dazu auch etwas in der Bibel finden, denn schließlich hat Michel auch Gott erwähnt.
Bluehorse: Ja, das ist richtig. Die Bibel spricht über Heiligung. Damit meint sie den Prozess der Vollendung, man könnte auch sagen Perfektion.
Lia: Das passt zu Thea. Die hält sich für perfekt und meint, ich müsse alles so denken und tun, wie sie es für richtig hält.
Bluehorse: Dann sag ihr doch mal: „So wie einem schlecht werden kann, wenn man zu viel Honig isst, so kann man einen Menschen satt haben, wenn der einem zu nahetritt.“ Das kannst Du in Sprüche 25 lesen.
Lia: Oh wie fein, so kann ich endlich mal kontern. Sie geht mir heute wieder schwer auf die Nerven, mit ihren ständigen Kommentaren.
Bluehorse: Ja, Kommentare sollten hilfreich aber keine Sticheleien sein.
Lia: Neulich waren wir mal in einer katholischen Messe. Die Predigt war schön und am Ausgang sagte der Mann mit dem Spendenkorb zu mir: „Maria begleitet Dich nach Hause.“ Da hat Thea geantwortet: „Ich heiße Thea und nicht Maria.“
Bluehorse: Na ja, er hat sicher die Mutter Jesu gemeint und Thea hat das bewusst missverstanden.
Lia: Da siehst Du, sie will missverstehen, weil sie sticheln will, diese Zimtzicke. Dabei hat der Priester so schön gepredigt über die Weisheit.
Bluehorse: Auch in so einem gezielten Missverständnis kann etwas enthalten sein, was Dir helfen kann, das Gute zu entdecken. Ich würde also darüber nachdenken und nicht gleich schimpfen. Das Schimpfen zieht Dich nur runter.
Lia: Und was ist Gutes in Theas‘ Missverständnis?
Bluehorse: Nun, das sollte Dir Thea sagen können. Vielleicht wollte sie damit ausdrücken: „Wir haben Jesus.“ Frag sie mal.
Lia: Thea, hast Du gehört?
Thea: Ich bin doch nicht schwerhörig, Du hast den Lautsprecher an und Du schreist immer ins Telefon. Ich habe genau gehört, dass Du mich Zimtzicke genannt hast. Und im übrigen hast Du Bluehorse nicht erzählt, dass ich dem Mann eine Frage gestellt hatte.
Lia: Erzähl Du. Ich erinnere mich nicht mehr.
Thea: Typisch, das Wesentliche hast Du vergessen. Also, in der Predigt wurde darauf hingewiesen, dass das Impfen gegen Corona wichtig ist, weil wir auch Verantwortung für die Gesundheit anderer Menschen haben. Und als am Ende der Mann am Ausgang die Begleitung von Maria empfahl, hatte ich ihn gefragt: Ist Maria schon gegen Corona geimpft oder hat sie wenigstens ein aktuelles negatives Testergebnis? Und da hat mich der Mann nur böse angestarrt. Deshalb hab ich auf die Begleitung von Maria verzichtet. Im übrigen haben wir doch Jesus!
Lia: Das finde ich so unfair von Dir. Schließlich glaube ich nicht, dass Jesus geimpft ist. Und von dem willst Du Dich begleiten lassen! Wo bleibt da die Gleichheit der Geschlechter?
Bluehorse: Na ja, da ist es eben wichtig, die Weisheit der Bibel zu verstehen.
Thea: Ja, da bin ich mal gespannt. Was wäre denn Deine Antwort?
Bluehorse: Gleich am Anfang der Sprüche steht: „Gott wird geehrt für das was verborgen ist und Könige werden geehrt für das, was sie aufdecken.“ Darin liegt die Weisheit.
Lia: Das verstehe ich nicht.
Bluehorse: Es geht nicht um ein Patentrezept für richtiges Handeln in jeder Lebenssituation. Was konkret zu tun ist, muss jeder in der jeweiligen Situation selbst beurteilen. Die Weisheit sammelt und deutet Erfahrungen; die richtigen Entscheidungen nimmt sie niemand ab. Und wenn wir unsicher sind, wenn uns das Richtige verborgen ist, sollten wir Gott fragen.
Lia: Der Priester hatte in seiner Predigt aber schon den Eindruck erweckt, dass er weiß, was das Richtige in Sachen Corona ist.
Bluehorse: Das ist eben das Problem. Wir Menschen neigen dazu, dass wir uns immer für kompetent halten. In vielen Fällen ist es aber nur eine Kompetenzvermutung.
© JJ
Die beiden Schwestern Lia (82 ) und Thea (92), die ich (67 ) im Café Rosenbusch kennengelernt hatte, denken über viele Fragen nach. Dabei kommen sie zu ganz unterschiedlichen Ergebnissen. Manchmal binden sie mich in ihre Überlegungen ein. Das ist gut für mich, denn so rostet mein Apparat nicht ein. Diskussionen über richtig und falsch halten die Freundschaft lebendig.
Lia: Thea, was sagt Dir Michelangelo?
Thea: Nichts. Er redet nicht mit mir, weil er bereits gestorben ist.
Lia: Er hat vor seinem Tod etwas Kluges gesagt.
Thea: Und was?
Lia: „Nichts macht die Seele so fromm und rein als die Mühe, etwas Vollkommenes zu schaffen; denn Gott ist die Vollendung, und wer ihr nachstrebt, der strebt dem Göttlichen nach.“
Thea: Na, da hast Du ja noch viel Mühe vor Dir. Die Wäsche ist immer noch nicht gebügelt.
Lia: Man muss alles aus höherer Warte sehen.
Thea: Dann setz Dich beim Bügeln nicht hin.
Lia: Da hast Du den Satz von Michelangelo falsch interpretiert. Der Michel meinte doch nicht das Bügeln.
Thea: Es gab ja auch noch kein Bügeleisen, sonst hätte er auch daran gedacht.
Lia: Im Übrigen finden wir sicher in der Bibel eine gute Erklärung, wenn die Aussage von Michelangelo richtig sein sollte.
Thea: Ah. Und welche Erklärung?
Lia: Keine Ahnung. Ich frage mal Bluehorse.
Riiiiiiiiiiiiing, riiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiing, riiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiing
Bluehorse: Hallo, hier ist das Eiscafé zur gelben Zitrone.
Lia: Ich bin’s doch nur, die Lia.
Bluehorse: Hallo, hübsche junge Frau. Was kann ich für Dich tun?
Lia: Ich bin nicht mehr jung. Aber ich brauche mal Beispiele aus der Bibel von Dir zu dem Satz von dem deutschen Italiener Michelangelo. „„Nichts macht die Seele so fromm und rein als die Mühe, etwas Vollkommenes zu schaffen; denn Gott ist die Vollendung, und wer ihr nachstrebt, der strebt dem Göttlichen nach.“
Bluehorse: Wie kommst Du darauf, dass er Deutsch-Italiener war?
Lia: Na ja, wegen dem Michel im Namen.
Bluehorse: Das ist doch nur ein Teil. Korrekt hieß er Michelangelo Buonarroti.
Lia: Aha. Und was sagt die Bibel zu seinem Satz? Ich meine, wenn diese Aussage von dem Michel richtig ist, könnte es doch sein, dass wir dazu auch etwas in der Bibel finden, denn schließlich hat Michel auch Gott erwähnt.
Bluehorse: Ja, das ist richtig. Die Bibel spricht über Heiligung. Damit meint sie den Prozess der Vollendung, man könnte auch sagen Perfektion.
Lia: Das passt zu Thea. Die hält sich für perfekt und meint, ich müsse alles so denken und tun, wie sie es für richtig hält.
Bluehorse: Dann sag ihr doch mal: „So wie einem schlecht werden kann, wenn man zu viel Honig isst, so kann man einen Menschen satt haben, wenn der einem zu nahetritt.“ Das kannst Du in Sprüche 25 lesen.
Lia: Oh wie fein, so kann ich endlich mal kontern. Sie geht mir heute wieder schwer auf die Nerven, mit ihren ständigen Kommentaren.
Bluehorse: Ja, Kommentare sollten hilfreich aber keine Sticheleien sein.
Lia: Neulich waren wir mal in einer katholischen Messe. Die Predigt war schön und am Ausgang sagte der Mann mit dem Spendenkorb zu mir: „Maria begleitet Dich nach Hause.“ Da hat Thea geantwortet: „Ich heiße Thea und nicht Maria.“
Bluehorse: Na ja, er hat sicher die Mutter Jesu gemeint und Thea hat das bewusst missverstanden.
Lia: Da siehst Du, sie will missverstehen, weil sie sticheln will, diese Zimtzicke. Dabei hat der Priester so schön gepredigt über die Weisheit.
Bluehorse: Auch in so einem gezielten Missverständnis kann etwas enthalten sein, was Dir helfen kann, das Gute zu entdecken. Ich würde also darüber nachdenken und nicht gleich schimpfen. Das Schimpfen zieht Dich nur runter.
Lia: Und was ist Gutes in Theas‘ Missverständnis?
Bluehorse: Nun, das sollte Dir Thea sagen können. Vielleicht wollte sie damit ausdrücken: „Wir haben Jesus.“ Frag sie mal.
Lia: Thea, hast Du gehört?
Thea: Ich bin doch nicht schwerhörig, Du hast den Lautsprecher an und Du schreist immer ins Telefon. Ich habe genau gehört, dass Du mich Zimtzicke genannt hast. Und im übrigen hast Du Bluehorse nicht erzählt, dass ich dem Mann eine Frage gestellt hatte.
Lia: Erzähl Du. Ich erinnere mich nicht mehr.
Thea: Typisch, das Wesentliche hast Du vergessen. Also, in der Predigt wurde darauf hingewiesen, dass das Impfen gegen Corona wichtig ist, weil wir auch Verantwortung für die Gesundheit anderer Menschen haben. Und als am Ende der Mann am Ausgang die Begleitung von Maria empfahl, hatte ich ihn gefragt: Ist Maria schon gegen Corona geimpft oder hat sie wenigstens ein aktuelles negatives Testergebnis? Und da hat mich der Mann nur böse angestarrt. Deshalb hab ich auf die Begleitung von Maria verzichtet. Im übrigen haben wir doch Jesus!
Lia: Das finde ich so unfair von Dir. Schließlich glaube ich nicht, dass Jesus geimpft ist. Und von dem willst Du Dich begleiten lassen! Wo bleibt da die Gleichheit der Geschlechter?
Bluehorse: Na ja, da ist es eben wichtig, die Weisheit der Bibel zu verstehen.
Thea: Ja, da bin ich mal gespannt. Was wäre denn Deine Antwort?
Bluehorse: Gleich am Anfang der Sprüche steht: „Gott wird geehrt für das was verborgen ist und Könige werden geehrt für das, was sie aufdecken.“ Darin liegt die Weisheit.
Lia: Das verstehe ich nicht.
Bluehorse: Es geht nicht um ein Patentrezept für richtiges Handeln in jeder Lebenssituation. Was konkret zu tun ist, muss jeder in der jeweiligen Situation selbst beurteilen. Die Weisheit sammelt und deutet Erfahrungen; die richtigen Entscheidungen nimmt sie niemand ab. Und wenn wir unsicher sind, wenn uns das Richtige verborgen ist, sollten wir Gott fragen.
Lia: Der Priester hatte in seiner Predigt aber schon den Eindruck erweckt, dass er weiß, was das Richtige in Sachen Corona ist.
Bluehorse: Das ist eben das Problem. Wir Menschen neigen dazu, dass wir uns immer für kompetent halten. In vielen Fällen ist es aber nur eine Kompetenzvermutung.
© JJ
Kommentare
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jutta64 08.05.2021 13:40
Nette Geschichte. Gute Gedanken und aus dem Leben gegriffen . Ja ja die lieben Missverständnisse ob absichtlich oder nicht und so was ...
rehpinab 10.05.2021 14:59
Und wenn Thea und Lia dann auch noch erkennen, dass Maria im Heilsplan Gottes eine ganz hervorragende Stellung einnimmt, dann machen sie bestimmt keine Witze mehr darüber, so, dass der freundliche Herr am Ausgang bitter und böse gucken müsste. Sie könnten doch wohlwollend und verständnisvoll akzeptieren, dass Maria ihm in seinem Glaubensleben wichtig ist und er dankbar ist für diesen Weg, den Gott so eingeschlagen hatte, um uns Jesus zu schenken... Gerade Thea und Lia, Frauen, könnten sich in Marias wundervolles Gebet "Meine Seele preist den Herrn, der Großes an mir getan hat..." ganz demütig reinfinden...