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Aufklärung über moderne Freiheit

Aufklärung über moderne Freiheit
Ich erinnere mich noch genau an Uli, eine Emanze, 45 Jahre jung, wie sie sich selbst - nicht ganz ohne Stolz beschrieb. Das Gespräch war sehr aufschlussreich. Wir hatten uns in einem Bistro um 20 Uhr verabredet.
Natürlich war ich schon 19:45 Uhr da und suchte einen schönen Platz, wo man sich ungestört unterhalten kann. Dann kam sie, Uli, mit kurzer Frisur, in Jeans, weißer Bluse und in einem schwarzen Samtjacket.

Uli: Bleib sitzen, ich weiß ja, dass Du groß bist.
Bluehorse: Eigentlich wollte ich aufstehen, weil ich es als höflich empfinde.
Uli: Höflichkeit ist nur eine Umschreibung für das Verhalten von Männern, die sich selbst in den Vordergrund stellen wollen.
Bluehorse: Aha, interessante Erkenntnis. Möchtest Du etwas trinken? Darf ich Dir etwas bestellen?
Uli: Nein danke, ich mach das selbst
Bluehorse: Was hat Dich bewogen, mit mir ein Treffen zu vereinbaren?
Uli: Männer sind anziehend, wenn sie etwas von Liebe und Freiheit verstehen.
Bluehorse: Aha. Und Du denkst, dass das bei mir der Fall ist?
Uli: Das will ich heute herausfinden.
Bluehorse: Aha

Uli: Du solltest wissen, dass eine moderne Frau emanzipiert ist und quasi die Freiheit in ihrem Blut hat.
Bluehorse: Und was verstehst Du unter Emanzipation und Freiheit?

Uli: Das lateinische „Emancipare“ bedeutet so viel wie einen Sklaven oder auch ein Kind durch das Handauflegen von den Zwängen zu befreien, so dass sie eigenständig leben können und frei sind.

Bluehorse: Und das ist Dir passiert?
Uli: Nein
Bluehorse: Dann bist Du also nicht emanzipiert und frei?

Uli: Doch, natürlich. Da es damals nicht anders akzeptiert wurde, verlangte es also noch den guten Willen des Herren oder Vaters. Doch in diesen aufregenden Jahren des 17. Jahrhunderts wollten die Unterdrückten das nicht mehr einsehen und verwendeten die „Emanzipation“ als Begriff, um sich selbst zu befreien, was sich im Laufe der Geschichte auch häufiger als erfolgreicher heraus stellen sollte, als das Hoffen auf die Güte von Menschen, die davon ausgingen, dass sie andere Menschen besitzen durften.
Bluehorse: Aha

Uli: Emanzipieren kann sich also jeder, der unterdrückt wird, selbst ein rebellischer Teenager kann sich demnach von seinen Eltern emanzipieren, aber auch Randgruppen arbeiten oft daran, um den gesellschaftlichen Zwängen zu entkommen, die jedwede Andersartigkeit verdammen. Der Drang nach Freiheit steckt nun einmal in uns und lässt sich nicht so leicht herausoperieren.

Bluehorse: Mir wurde der Blinddarm entfernt.
Uli: Was hat das mit Freiheit zu tun?

Bluehorse: Du hast Deinen Blinddarm noch?
Uli: Ja, wieso?

Bluehorse: Nun, dann weißt Du nicht, wie unfrei der Patient ist.
Uli: Wenn ich von Freiheit und Emanzipation spreche, muss ich doch nicht über medizinische Kenntnisse verfügen.
Bluehorse: Welche Kenntnisse sind denn erforderlich?

Uli: Man muss sich im Feminismus auskennen, quasi darin integriert sein.
Bluehorse: Aha

Uli: Ja, Feminismus viel mit Emanzipation zu tun, weshalb das Wort „Emanze“ nicht selten von ignoranten Machos als Schimpfwort gebraucht wird, was nicht nur merkwürdig ist, sondern meistens auch von dem Missverständnis zeugt, dass es sich hierbei einzig und allein um Feminismus handelt, wobei es selbst dann obskur ist, dass die Selbstbestimmung der Frau naserümpfend kommentiert wird.
Bluehorse: Aha

Uli: was machst Du denn so?
Bluehorse: ich bin als Techniker für Herzen tätig. Die meisten Menschen laufen mit Bremsklötzen herum, die ihre Persönlichkeitsentwicklung abbremst. Und ich helfe, Bremsklötze zu identifizieren und zu entfernen.

Uli: Wenn frau sich selbst von dem Joch der Männer befreit, braucht frau das nicht.
Bluehorse: Aha

Uli: Das Aha klingt bei Männern in Gegenwart einer emanzipierten Frau gehässig.
Bluehorse: Oha

Uli: Du bist hoffentlich kein Macho.
Bluehorse: Was meinst Du damit?

Uli: das sind Männer, die sich an die alte Geschlechterrolle klammern und gerne ihre Männlichkeit zur Schau stellen.
Bluehorse: Oha

Uli: Männer sollten sich auch emanzipieren und zu ihrer neuen Rolle finden.
Bluehorse: Und die wäre?
Uli: die Ebenbürtigkeit mit der Frau erreichen und dadurch Würdigkeit gestalten.
Bluehorse: Oha

Uli: Jetzt muss ich aber gehen. Mutti wartet zuhause und wenn ich nicht pünktlich komme, kriegt sie eine Krise. Ich bin jetzt in Eile. Wenn Du die Rechnung übernimmst, krieg ich noch rechtzeitig den Bus.
Bluehorse: Eine Frage noch: Hast Du denn herausgefunden, was Du herausfinden wolltest?
Uli: Ja natürlich. Du hast ja klar Deine Meinung gesagt.
Bluehorse: Oha

© JJ

Kommentare

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(Nutzer gelöscht) 24.04.2021 21:32
oha 😆😭
 
Alberlix 24.04.2021 22:44
Eine Super Geschichte 🤣👍
 
jutta64 24.04.2021 23:39
Ganz sc hön un emanzipiertes Ende . sich das Getränk bezahlen zu lassen. Na auf was die Dame wirklich aus war ...Studien am Objekt vielleicht? Man kann es nicht so genau sagen... Aber egal, ob Mann oder Frau mit solchen Ansichten oder Aussagen _- kann man gerne verzichten.
Ich mag höfliche Menschen, das erhellt den Alltag finde ich.
Man könnte mit Dating Seiten, oder daraus resultierenden Treffen sowie Austausch auf Email, und Whats app ein Buch schreiben.. 
Ich bin nur noch nicht dahinter gestiegen; ob Erfahrungsbericht in Novellen Form oder Beratung und Warnungen sowie Humorvollen Anekdoten.
 
(Nutzer gelöscht) 25.04.2021 05:49
HUMORVOLL, liebe @Jutta64, unbedingt.....
sonst bliebe einem vermutlich des öfteren das Wort im Hals stecken.....
 
AndreasSchneider 25.04.2021 06:04
Angeblich emanzipiert, aber dann ganz schnell heim zu Mutti...

Das sagt alles!

Andreas 
 
(Nutzer gelöscht) 25.04.2021 07:23
Guten Morgen, Bluehorse!
Vielen Dank für diese tolle Geschichte! 👍
Die Kernfrage scheint mir: Warum suchen wir jemanden? Warum trifft sich eine emanzipierte Frau überhaupt mit Männern? Kann sie Ebenbürtigkeit nicht am ehesten in einer homosexuellen  Partnerschaft erreichen und so Würdigkeit gestalten? Irgendetwas haben Männer wohl an sich. 😉
Da sind sie wieder, die drei Fragen, auf die die wir bereits von dir geeicht wurden: Wer bin ich? Was will ich ? Warum?



 
 
(Nutzer gelöscht) 25.04.2021 09:10
Herzmechatroniker? Vielleicht wird es das Berufsbild zukünftig geben. 🤔
'Bremsklötze in der Persönlichkeitsentwicklung' - eine passende Metapher! 😊
 
(Nutzer gelöscht) 25.04.2021 09:17
Heute früh hättest du mal an unserem Frühstückstisch sitzen sollen. Da ging es um Fragen eines Elfjährigen um chirurgisch vergrößerte Geschlechtsmerkmale und darum, weshalb ich meinen Feinden vergeben sollte. Das Gespräch hätte dir Freude bereitet. 
 
Bluehorse 25.04.2021 09:18
Menschen treffen und verbinden sich, vordergründig
... auf Grund des Sexualtriebs
... aus praktischen bzw. finanziellen Motiven
und hintergründig, um die Angst des Getrenntseins zu überwinden

Mann und Frau verfügen in sich über sogenannte weibliche wie männliche Hormone. Die Ausgeglichenheit mit sich selbst setzt voraus, dass beide Seiten "in mir" vereinigt wurden und nicht abgelehnt werden. Diese Einheit der weiblichen und männlichen Pole im Menschen ist lt. Erich Fromm die Grundlage für Kreativität.
 
Die homosexuelle Abweichung von der Norm entsteht dadurch, dass die polarisierte Vereinigung nicht mehr zustande kommt und dass der Homosexuelle hierdurch dem Schmerz der nicht aufgehobenen Getrenntheit leidet, wobei es sich übrigens um ein Unvermögen handelt, das er mit dem durchschnittlich heterosexuell Veranlagten, der lt. Erich Fromm nicht lieben kann, teilt.
 
(Nutzer gelöscht) 25.04.2021 09:21
Auch ging es um Berufsvorstellungen: Möchte ich später Vollzugsbeamter oder doch lieber Kfzmechatroniker werden?
 
(Nutzer gelöscht) 25.04.2021 09:31
Der Gedanke kam mir nach dem Lesen deiner Geschichte auch: Homosexuelle haben aufgrund erschwerter Lernbedingungen den Reiz der Vereinigung von Mann und Frau nicht verinnerlichen können. Das mag am Fehlen geeigneter Modelle und an Misserfolgserlebnissen liegen. Letztlich ist es dann aber auch eine Entscheidung, sein Liebesglück eher in einer homosexuellen Partnerschaft zu suchen.
 
(Nutzer gelöscht) 25.04.2021 09:40
Ich denke da immer wieder an meine damalige beste Freundin aus der Zeit in der Oberstufe am Gymnasium. Sie war eine sehr begabte Schülerin. Ihre Eltern waren geschieden. Die Mutter hatte sich emanziiert. Sie erlebte mit Männern Enttäuschungen und studierte später an der Uni bei einer ach so guten lesbischen Dozentin Gleichberechtigung und versuchte ihre Freundinnen, die in heterosexuellen Partnerschaften lebten, zu bekehren.
 
(Nutzer gelöscht) 25.04.2021 09:54
Ja, ja, wir Frauen, die wir uns augenscheinlich emanzipiert haben, möchte auch allzu oft de Hosen anhaben.
😔 Das kann aus meiner Erfahrung buchstäblich zu einer Überforderung führen. Dann weißt du am Ende nicht mehr, ob du Männlein oder Weiblein bist, zuerst ein Mammut fangen oder eine frische Mahlzeit zubereiten und die Höhle in Ordnung bringen solltest. 
 
Alberlix 25.04.2021 15:05
Ich denke mir es fehlt heut zu Tage an Gentelmans den Frauen gegenüber.
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