weiße TaubeChrist sucht Christ Logo ohne Taube

Thea, Lia und das schwarze Loch

Thea, Lia und das schwarze Loch
Es waren mal die beiden Schwestern Lia (82 ) und Thea (92), die ich (67 ) im Café Rosenbusch näher kennenlernte. Eine christliche Organisation hatte mir das Buch „das schwarze Loch“ geschenkt. Es handelte von einem christlichen Physiker, der sich mit der Erforschung schwarzer Löcher im Weltall beschäftigt. Ehrlich, schwarze Löcher interessieren mich nicht. Aber – so dachte ich – ist sicher die intellektuelle Thea interessiert. Ich brachte ihr das Buch vorbei und erlebte eine lebhafte Diskussion.

Riiiiiiiiiiiing, rinnnnnnnnnnnnng, riiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiing

Lia öffnete die Türe: Ach, Du bist es.
Bluehorse: Bist Du enttäuscht?
Lia: Nein, ja, ich meine, Dich habe ich nicht erwartet. Aber komm rein. Thea und ich essen gerade unseren Blaubeerkuchen, bei dem wir die fehlenden Blaubeeren mit Erdbeeren ergänzt haben. Ein Stück haben wir noch für Dich, sogar zwei.
Bluehorse: Ich will euch nichts wegessen. Ich kam nur, um Thea ein Buch zu bringen.
Lia: Komm schon rein. Thea wird sich freuen. Im Moment liest sie das Büchlein „theologische Energie“.
Bluehorse: Oha

Nachdem ich Schuhe und Jacke ausgezogen hatte, gingen wir zu Thea ins Wohnzimmer.

Thea: Hallo Bluehorse.
Bluehorse: Du bist beschäftigt?
Thea: Immer. Und heute Vormittag hat Lia einen Pfarrer getroffen.
Lia: Er verteilte vor dem Supermarkt kleine Bücher über theologische Energie. Ich dachte, damit kann Thea etwas anfangen.
Bluehorse: Na, da komm ich mit meinem Buch über schwarze Löcher, was ich verschenken will, ja gerade richtig.
Thea: Ja, das passt. Der Pfarrer schreibt in seinem Büchlein über Gott und meint, dass Gott die ganze Welt durchdringende Energie ist, die auch schwarze Löcher bewirkt.
Bluehorse: Vielleicht ist Gott auch für die Löcher in meiner Tischdecke verantwortlich?
Lia: Das liegt wohl eher an Deiner Pfeife.
Thea: Dieser Pfarrer meint, dass Gott lediglich Energie ist. Und das ganze Leben ist aus dieser Energie entstanden und lebt nach den Naturgesetzen, die auch wieder die Folge von Energie sind.
Bluehorse: Nun, weiß denn die Energie, was sie sie ist und macht?
Thea: Energie hat kein Bewusstsein.
Bluehorse: Aber der Mensch ist sich bewusst, dass er existiert. Kant sagte doch: Ich denke, also bin ich.
Thea: Das war Renée Descartes. Eigentlich lateinisch ego cogito, ergo sum, „Ich denke, also bin ich.“
Bluehorse: Und bin ich nicht, wenn ich mal an nichts denke?
Thea: Die Abwesenheit von Gedanken kommt uns nur so vor, als ob keine Gedanken vorhanden wären. Aber wenn wir mal nicht bewusst denken, dann arbeitet unser Unterbewusstsein gedanklich weiter, z.B. im Schlaf. Die Abwesenheit bedeutet nur eine Nicht-Wahrnehmung aber nicht Nicht-Existenz.
Lia: Du musst Dich immer so kompliziert ausdrücken. Sag es doch mal einfacher.
Thea: Nimm als Beispiel die Nordsee. Du erinnerst Dich noch an unseren letzten Urlaub?
Lia: Ja, wir sind auf dem Watt ganz weit barfuß gelaufen.
Thea: Genau. Das Meer war weg. Wie kann das sein?
Lia: Es waren moderne Seeräuber am Werk. Heutzutage wird auch alles geklaut. Das hat auch Else gemeint, als ihr Blumen vom Balkon gestohlen wurden. Sie hat die Nachbarin in Verdacht.

Thea: Bei der Nordsee handelt es sich aber nicht um Diebstahl, sondern um ein Naturereignis. Das hängt mit der Anziehungskraft des Mondes zusammen. Und so erklärt der Pfarrer in seinem Buch, dass das, was wir für Gott halten, eigentlich nur Energie ist.

Bluehorse: Dabei bedenkt er aber nicht, dass Energie kein Bewusstsein hat – wir Menschen aber haben Bewusstsein.
Lia: Ich kann das erklären.
Thea: Ach, dann erklär mal.
Lia: 3+4 = 8
Thea: Das ist falsch.

Lia: Ich weiß. Wir müssen noch eine Eins hinzutun.
Thea: Dann mach das doch sofort! Dann rechnest Du auch richtig.
Bluehorse: Ich weiß schon, wie Lia das meint. Gefühle sind die 3 und der Verstand ist die 4. Und wenn wir den Glauben als 1 hinzutun, dann gelangen wir zu Gott.
Lia: Ach Bluilein, Du bist gut. Du kannst immer genau das ausdrücken, was ich denke.
Thea: Es wäre gut, Lia, wenn Du das auch mal könntest. Deine komischen Beispiele versteht ja kein Mensch!
Lia: Doch, Bluilein ist ein Mensch und er versteht mich.

Thea: Der Pfarrer jedenfalls betrachtet nur die naturwissenschaftlichen Erkenntnisse und erklärt alles damit.
Bluehorse: Bis auf das Bewusstsein. Er befindet sich wohl in einem schwarzen Loch.
Lia: was ist das?
Thea: Ein schwarzes Loch saugt alle Energie, sogar das Licht, auf.
Lia: Wenn Gott Energie ist, wie der Pfarrer sagt, wird er dann auch aufgesaugt?
Thea: Also der Pfarrer wird auch aufgesaugt, das steht mal fest.
Lia: Der arme Pfarrer. Ich rede aber nicht vom Pfarrer, sondern von Gott. Wird Gott vom schwarzen Loch aufgesaugt?
Bluehorse: Wenn Gott lediglich Energie ist, dann schon. Wenn er aber Bewusstsein hat und der Urheber von allem, dann hat er auch schwarze Löcher geschaffen.
Lia: Wozu braucht Gott schwarze Löcher?
Bluehorse: Da kommt alles rein, was kein Bewusstsein hat. Bewusstsein ist ein wichtiges Merkmal Gottes. Und Gott hat uns nach seinem Ebenbild geschaffen. Deswegen haben auch wir ein Bewusstsein.
Lia: Weiß das der Pfarrer nicht? Er ist doch auch ein Mensch. Also hat er auch ein Bewusstsein, oder?
Thea: Ja, schon. Aber er rechnet genauso falsch wie Du. Ihm fehlt die 1, der Glaube. Er verfügt nur über Gefühle und Verstand. Und damit alleine kommt man immer zu einem Ergebnis, aber nie zu Gott.
Bluehorse: Ja, gut Thea. So sehe ich das auch.

Thea: Ich sehe nur ein Problem: Der Mensch kann an alles Mögliche glauben, deswegen muss es ja nicht wahr sein.

Lia: Ich weiß, ich weiß es schon. Juchhuuuu. Die 1 – also der Glaube der zur Wahrheit führt – kommt nicht vom Menschen. Er kommt von Gott.

Thea: Dann erkläre mir mal den Zweifel.
Lia: Das ist so, als wir im Wattenmeer laufen und kein Meer sehen. Aber das Meer existiert trotzdem. Wir können es nur nicht sehen oder fühlen. Aber wir haben noch ein paar Pfützen und der Boden ist nass.

Thea: Und wozu soll es gut sein, dass wir Gott nicht wahrnehmen, als ob es Ihn nicht gäbe?
Bluehorse: Die scheinbare Abwesenheit von Gott macht uns deutlich, ob wir tatsächlich Ihm vertrauen. Wir sehen dann, ob unser Glaube in unserem Leben etwas bewirkt. Ein Glaube, der nichts bewirkt, ist nur Theorie aber keine Realität.
Lia: Das ist ja wie Kuchenbacken, nur ohne Mehl und ohne Erdbeeren.

Thea: Also wenn der Glaube auf Wahrheit aufgebaut ist, sozusagen von einem lebendigen Gott kommt, dann entsteht auch etwas Reales, richtig?
Lia: Ja klar. Du brauchst nur etwas Geduld, wie beim Backen. Wenn der Kuchen fertig ist, können wir ihn auch essen – aber nicht vorher.
Thea: Und was sollen wir machen, wenn der Glaube keine Realität ist?
Lia: Dann hast Du vergessen, den Backofen anzustellen.
Thea: Ist der Kaffee schon durchgelaufen?
© JJ

Kommentare

Schreib auch du einen Kommentar
 
(Nutzer gelöscht) 27.03.2021 16:43
👍

Moin Bluehorse,

Thea und Lia, das ist Ihnen ja wirklich ein tolles (prima) Pärchen!
 
(Nutzer gelöscht) 27.03.2021 17:37
Eine gute Metapher.Klasse👍🙏
 
Schneeball 27.03.2021 19:48
. . . . ."Aber wir haben noch ein paar Pfützen und der Boden ist naß" . . .
Und - wieviele Pfützen - wie sagte Jesus immer so schön: Wer Ohren hat,der höre - und
übertragen : Wer Augen hat,der schaue . . . .
Überall und überall sind trotz allem SEINE großartigen Spuren zu sehen !
---
Gelungene Erzählung - auch mit der besonderen Mathematik von Lia - : 3 + 4 = 8 ,nö -
1 noch dazu - das Entscheidende: Der Glaube - jetzt stimmt das Ganze - sonst halt nur:
"Schwarze Löcher" . . . . .
 
(Nutzer gelöscht) 27.03.2021 21:44
Hallo Bluehorse,
Sehe gute Symbolik.😀😀😀
 
rehpinab 28.03.2021 20:32
Gott macht eben Geschmack auf mehr...
weiße TaubeJetzt kostenlos registrieren