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Thea, Lia und der Frosch

Thea, Lia und der Frosch
Thea, Lia und der Frosch 

Die beiden Schwestern Lia (82 ) und Thea (92), die ich (66 ) im Café Rosenbusch näher kennenlernte, haben wie ich eine Vorliebe für Literatur. Wir trafen uns am Samstag, um uns den Märchen und ihren tieferen Bedeutungen zuzuwenden. Gut gelaunt traf ich um Punkt 15 Uhr ein und schellte. Lia öffnete fröhlich und wir begrüßten uns. Ich zog wie gewohnt meine Schuhe aus und ging ins Wohnzimmer, wo Thea schon wartete.

Thea: Na, da bist Du ja endlich.
Bluehorse: Hallo Thea. Das ist aber eine merkwürdige Begrüßung.
Thea: Ja, Entschuldigung. Ich bin heute mit dem linken Bein aufgestanden. Das rechte wollte lieber im warmen Bett bleiben.

Bluehorse: Ja, manchmal geht es mir auch gut. Aber egal, ich habe eigentlich immer gute Laune.

Thea: Mit der guten Laune hättest Du es hier schwer, weil Lia sehr anstrengend sein kann.

Lia: Fang bloß jetzt nicht an, schlecht über mich zu reden. Erzähl mal Bluehorse, dass ich z.B. sehr gut einkaufen kann, weil ich auf Sonderangebote achte!

Thea: Ja, heute Vormittag hatte sie gesehen, dass ein Parfum, das sonst 50 € kostet, für 30 € angeboten wird, wenn man 2 kleine Flacons kauft.
Lia: Siehst Du!

Thea: Ja, nur wir bevorzugen beide andere Düfte. 
Lia: Das kann man nie wissen. Und vielleicht mag Bluehorse ein Parfum?
Bluehorse: Nein, danke. Ich dusche regelmäßig.

Lia: Das Parfum ist doch für hinterher. Männer brauchen eine Frau, damit sie wissen, was schön aussieht und gut duftet.

Bluehorse: Ach Lia, wenn ich bei euch bin, dann sehe ich Schönheit und nehme angenehme Düfte wahr. Das genügt mir.
Thea: Du Schmeichler.

Lia: Wenn Bluiilein Recht hat, dann hat er Recht. Er kann so schöne Komplimente machen. Der letzte Mann, der mir so schöne Komplimente machte, war mein Willi. Aber der ist ja leider verstorben.
Thea. Vielleicht hast du ihn falsch gefüttert.
Lia: Wie kannst Du nur so gemein sein. Ich war bis zum Schluß in ihn verliebt und habe ihn mit viel Liebe bekocht.

Thea: Wenn Du damals so gekocht hast, wie Du heute bei uns kochst, dann war das Essen übersalzen.

Lia: Ich verwende noch immer alle Rezepte wie damals und es hat ihm immer gut geschmeckt.

Thea: Mir hat es heute nicht geschmeckt. Und Du hältst Dich auch nicht an die Rezepte, weil Du sie nicht auswendig kannst, obwohl Du alle schon mehrfach gekocht hast.

Lia: Ich lese sie eben ab. Das ist doch nicht schlimm. Ich muss die Rezepte doch nicht auswendig wissen.
Thea: Doch, das wäre besser.

Bluehorse: Warum wäre das besser?
Thea: Weil ich ihr manchmal die Brille verstecke, wenn sie mich geärgert hat.
Bluehorse: Na, dann bestrafst Du Dich auch selber, weil Lia dann eben von diesem oder jenem Gewürz zu viel oder zu wenig ins Essen tut.

Thea: Nun ist es aber gut. Bluehorse, über welche Literatur wollen wir heute sprechen?
Bluehorse: Ich habe mir überlegt, dass wir heute über Märchen sprechen.
Lia: Ich kenne das Märchen vom bösen Wolf und dem Rotkäppchen. Da hatte der Wolf die Schwester von Rotkäppchen gefressen, weil die Schwester immer die Brille von Rotkäppchen versteckte und ständig meckerte.

Bluehorse: Ich habe euch das Märchen vom Froschkönig mitgebracht. Ich lese mal...

Es war einmal ein König, der hatte drei Töchter, die alle wunderschön waren. Die jüngste aber war von allen die schönste und die sanfteste.

Lia: Das ist bei uns auch so.
Thea: Wir sind nur zu zweit. Und ich bin nur deswegen nicht so schön, weil ich nicht zum Friseur kann und Du mir die Haare machst.
Bluehorse: Ach Thea, ich finde, Du siehst sehr gepflegt aus. Ganz la Grande Dame.
Thea: Ja, meinst Du wirklich?
Bluehorse: Ja sicher. Sonst würde ich das nicht sagen. Aber jetzt lese ich weiter.

An einem besonders heißen Tag im Sommer spielte die Prinzessin mit ihrer goldenen Kugel am liebsten im Wald an einem kühlen Brunnen. Einmal aber warf sie die Kugel hoch in die Luft und fing sie nicht wieder auf; die Kugel landete im Brunnen und versank in der Tiefe. Das Mädchen wurde traurig und weinte um die verlorene Kugel.

Lia: Als ich ein kleines Mädchen war, hat mir jemand meinen Ball weggenommen und da hab ich auch geweint.
Thea: Da holt man sich den Ball wieder und weint nicht.
Lia: Ich ging zu Papa und der kaufte mir einen neuen Ball.
Thea: Deswegen bist Du auch heute noch so verwöhnt.
Bluehorse: Ich les mal weiter.

Plötzlich streckte aber ein hässlicher Frosch den Kopf aus dem Wasser und schaute die Prinzessin an. Er sagte: „Weine nicht, liebe Prinzessin. Ich kann dir deine Kugel wiederholen, wenn du willst. Was gibst du mir dafür?“ und die Prinzessin versprach ihm ihre teuren Kleider, den Schmuck und auch die Krone, die sie trug. Der Frosch aber wollte das alles nicht. Er sagte: „Ich will nur dein Spielkamerad sein. Neben dir am Tisch sitzen, von deinem Teller essen und in deinem Bett schlafen. Dann hole ich dir deine Kugel.“

Thea: Siehst Du, auch Männer machen nichts umsonst.
Lia: Deswegen heiraten Frauen auch die Männer. Dann ist Geben und Nehmen im Gleichgewicht.
Thea: Willi war nicht im Gleichgewicht, sondern übergewichtig, rund wie die Kugel im Märchen. Und das lag sicher nur an deiner Küche.

Lia: Märchen sind dazu da, das Schöne zu entdecken, Deine spitzen Bemerkungen kannst Du Dir schenken, Schwesterherz.

Thea: Aber es gibt in den Märchen auch die Warnungen, die wir beachten sollten.

Lia: Was für eine Warnung?

Thea: Lass keinen Frosch an Deinen Tisch. Am Anfang ist er noch schlank, aber dann wird er immer dicker.

Bluehorse: Na ja, das ist doch ganz normal. Wir alle verändern uns im Leben. Keiner ist heute noch so – als wie vor 30 Jahren.

Thea: Und wie kommt es, dass die Männer im Laufe der Ehe immer dicker werden? Viele haben einen richtigen Speckgürtel um die Hüften.

Bluehorse: Das ist kein Speck, sondern fast immer nur der Stauraum für das Bauchgefühl. 

Lia: Als wir bei Dir waren, hab ich ein Foto von Dir gesehen. Damals warst Du vielleicht 20 Jahre alt.

Bluehorse: Ach, Du meinst das Foto, als ich beim Fußball fotografiert wurde.
Lia: Kann sein. Aber damals warst Du ja echt dünn.

Bluehorse: Damals hatte ich auch noch nicht so viel Bauchgefühl.

Thea: Ist doch Quatsch. Wozu soll das gut sein?

Bluehorse: Mein Bauchgefühl erlaubt es mir, ganz geduldig zu bleiben, wo andere Menschen evt. ausflippen würden.

Lia: Thealein hat sich auch in den letzten 50 Jahren verändert.
Thea: Wie meinst Du das? Aber pass auf, was Du jetzt sagst.

Lia: Ich sage nur Gutes über Dich. Früher bist Du schnell an die Decke gegangen, wenn Dir etwas nicht gepasst hat.

Bluehorse: Ah, und heute ist sie geduldiger?

Lia: Na ja, schon. Zwangsläufig. Sie schafft es eben nicht mehr, mit ihren Knien so weit nach oben zu springen.
© JJ

Kommentare

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Weinrebe 10.02.2021 17:48
Hab sie schon vermisst😀..danke
 
Schneeball 10.02.2021 18:09
 . . . ich bin auf die Fortsetzung gespannt . . . . .
--
Bei dem "Gepicke" der Schwestern kommt kein Märchen an sein glückliches Ende . . . . .
 
vertrauen2015 10.02.2021 18:34
köstlich @bluehorse die Geschichte

Thea: Da holt man sich den Ball wieder und weint nicht.😆
 
Friedensstifter 10.02.2021 23:05
Schön, dass es euch drei noch gibt und die Antworten sind echt zum "Kringeln".👍😂
 
Autumn 11.02.2021 07:25
"Er kann so schöne Komplimente machen"

Wir sollten alle mehr Komplimente machen. Nicht nur denken, sondern auch aussprechen.
Tut übrigens nicht nur dem Empfänger gut,
sondern wirkt sich auch positiv auf den Macher aus. 🌸
 
Autumn 11.02.2021 07:28
Ich freu mich auch auf eine Fortsetzung. 
Besonders auf den entscheidenden Teil,
wenn die Prinzessin den Frosch an die Wand klatscht!  🐸💥👑
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