Thea, Lia und die Technik

Bluehorse

Wer kennt sie nicht, die beiden Schwestern Lia (82 ) und Thea (92), die ich (66) im Café Rosenbusch kennengelernt hatte. 

Schon seit einigen Tagen hatte ich nichts mehr von den beiden gehört und gesehen, als ich sie zufällig in der Fußgängerzone traf.

Lia: Ach hallo Bluehorse. Dich haben wir gesucht.
Bluehorse: Hallo Thea, hallo Lia. Aber ihr braucht doch nur anrufen ...

Lia: Das geht nicht. Unser Telefon funktioniert nicht. 
Bluehorse: Und wie kann da ein Spaziergang in der Stadt zu einer Verbesserung führen?

Thea: Wir waren im Telefonladen und haben uns beraten lassen. Der Fachmann meinte zunächst: "Ich prüfe mal die Leitung via Ferndiagnose." Und dann meinte er: "Alles in Ordnung." 

Aber als wir zuhause waren, war noch alles unverändert. Unser Telefon funktioniert nicht. Komm doch bitte mit und schau Du mal nach.... 

Bluehorse: Aber ich bin kein Techniker.
Thea: Alle Männer sind Techniker, sie wissen es oft nur nicht.

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Da mir keine Ausrede einfiel und die beiden mir irgendwie Leid taten, ging ich mit.

-------- in der Wohnung von Lia und Thea------------ 

Thea: Lia, setz sofort mal Kaffee auf, am besten eine ganze Kanne voll. 
Bluehorse: Das ist sehr nett, aber mehr als 1 Tasse trinke ich nicht. 
Thea: ich bin mir sicher, wir werden viel Kaffee brauchen.
Oder willst Du lieber einen Likör oder einen Schnaps?
Bluehorse: nein, nein, Kaffee ist schon ok.

Ich sah mir das Telefon mit Argusaugen an und murmelte leise "blödes Ding" und brummelte zu Thea: Habt ihr einen Schraubendreher Größe 2 oder 3 ?

Lia: Siehst Du, Thea, Bluehorse kennt sich aus.
Thea: Hol ihm alle Schraubendreher, die wir haben, Lia.
Lia: Wo sind die denn?
Thea: Im Karton unter der Bettwäsche im Schrank rechts unten.

Nachdem ich erfolgreich das Telefongehäuse auf und zu geschraubt hatte, war ich genauso ratlos wie vorher. Um die beiden nicht zu beunruhigen, lächelte ich möglichst weise und sagte: Jetzt kenn ich das Problem! Ich muß mal kurz mit meinem Handy anrufen: 

Bluehorse: Hallo Klaus, Du hast doch einen Nachbarn, dessen Sohn bei der Telekom als Techniker arbeitet. Könntest Du den bitte mal aktivieren? Es ist dringend! Ich diagnostiziere hier am Telefonapparat einen Totalausfall wegen Merkdirnix51.610L
Wir haben hier zwei liebe Menschenleben zu retten. Ich geb dir mal die Adresse.

Bluehorse: Auf Klaus kann man sich verlassen, Thea. Also keine Sorge.  
Lia: Das hörte sich aber sehr kompliziert an. Wie gut, dass Du Dich so präzise ausdrücken kannst. Du bist eben ein Mann. Ich hätte das nicht gekonnt.
Bluehorse: Ich weiß zwar nicht immer die Lösung, aber wenn ich das Problem identifiziert habe, kenn ich auch den Lösungsweg. Und ich hoffe, dass Klaus mich verstanden hat. 
Thea: Lia, ich mach Dir mal einen Einkaufszettel. Während wir hier auf die technische Hilfe warten, könntest Du etwas besorgen.

Lia war kaum aus dem Haus, als es schellte und Klaus und sein Nachbar und dessen Sohn in der Türe standen.

Thea: Ich freu mich, dass ihr so schnell kommen konntet.
Bluehorse: Und ich erstmal....
Thea: Aber bitte erstmal alle die Schuhe ausziehen.

Der Sohn Udo stellte seinen riesigen Handwerkskoffer ab, ging gleich zum Telefonapparat und meinte: Wie alt ist das Gerät?

Thea: das Telefon kauften wir vor einem Jahr.

Udo: Mmmh, für so alte Geräte gibt es keine Ersatzteile mehr. Wir müssen die Verbindungen zwischen Router und Wand sowie zwischen Router und Telefon prüfen. 

Wir vier Männer setzten uns an den Esstisch. Jeder bekam Schraubendreher in die Hand und unter fachlicher Begleitung von Udo schraubten wir auf, was aufzuschrauben war.

Thea: Möchten die Herren Kaffee? (Sie stellte die ganze Kanne auf den Tisch und holte Porzellantassen.) 
Oder möchte jemand ein kleines Schnäpschen? (Keiner sagte nein.)  

Nachbar von Udo: Auf einem Bein kann man schlecht stehen, oder? 

Thea: Aber sicher... wenn es doch hilft...

Udo prüfte die ausgebauten Teile fachmännisch mit einem Gerät, dessen Bedeutung mir verborgen blieb. 

Udo: Die Technik ist schon etwas weiter. Heute stellt man die Chipsverbindung mit ganz anderem Material her, welches unempfindlicher gegenüber Staub und Erschütterungen ist.
Haben Sie den Apparat mal fallen lassen, gnädige Frau?

Thea: Nein. Das ist bei uns nicht üblich.

Wir Männer diskutierten, ob blaue Chips einen Vorteil gegenüber den grünen Chips haben und entdeckten, dass die Farbe auf den Trikots der Fußballspieler einen psychologischen Grund haben. In der Folge suchen sich Fußballfans ihren Verein nicht nach der Leistung aus, sondern sie wählen den Verein, der ihrem Farbempfinden am besten entspricht. Nur Udo widersprach, der fest behauptete, dass die örtliche Nähe die entscheidende Rolle spielt. Aber irgendwie fiel Udo immer wieder mal als Außenseiter auf. Das wurde mir jedoch erst klar, als seine Aussprache leicht unklar wurde.  

------------- es schellte und Lia war zurück ---------------- 

Thea: Hier, meine Herren. Lia hat einen neuen Apparat gekauft. Versuchen Sie es mal damit. 

Udo: Ja, das könnte passen.

Und er schloß den Apparat an, stellte ein ... und es funktionierte perfekt.  Die Männer packten das Werkzeug ein und verabschiedeten sich. Thea bot ihnen eine Entlohnung an, aber Udo meinte: Nein, so netten Damen helfen wir doch gerne...

Thea: Na, dann aber wenigstens noch ein Schnäpschen.
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Die Männer waren gegangen
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Bluehorse: Also Thea, Du bist mir ja eine.... 
Thea: Wieso? Was meinst Du?
Bluehorse: Du hast doch schon von Anfang an geahnt, dass es mit der Reparatur nichts wird. Wieso hast Du denn uns Männer so lange werkeln lassen?

Thea: Ach, weißt Du, in meinem Alter hat man ja nicht mehr so viel Vergnügen. Und ich schau nun mal gerne Männern bei der Arbeit zu.   
© JJ