Thea, Lia und der Fauteuil
03.11.2020 16:44
Thea, Lia und der Fauteuil
03.11.2020 16:44
Thea, Lia und der Fauteuil
Wer kennt sie nicht, die beiden Schwestern Lia (82 ) und Thea (92), die ich (66) im Café Rosenbusch kennengelernt hatte.
Seit dem gemeinsamen Besuch im Museum waren schon einige Tage verstrichen, als mich Thea anrief. Sie erinnerte mich daran, dass wir doch die Begegnung mit Kunst in einem Antik-Geschäft fortsetzen wollten.
Bluehorse: Ah ja. Stimmt, Thea. Hast Du schon einen Tag und einen genauen Zeitpunkt im Auge?
Ich holte die beiden Kunst begeisterten Damen ab und so parkten wir vor "Leos Antiquariat" um Punkt 10:30 Uhr.
Thea: Bluehorse, geh doch mal bitte vor und schau, ob das Antiquariat überhaupt auf hat. Ich will nicht aussteigen um eventuell festzustellen, dass heute wegen Hochzeit geschlossen ist.
Lia: Ach, der Herr Leo will heute heiraten? Was Du so alles weißt....
Thea: Nein, das habe ich doch nur als Beispiel gesagt. Das Geschäft kann aus vielen verschiedenen Gründen heute mal geschlossen sein.
Bluehorse: Es ist geöffnet. Bitte eintreten.
Thea: Gewalt wird nicht nötig sein.
Lia: Ich verstehe Deine Bemerkung nicht, Thea
Thea: Das war ein scherzhafter Hinweis für Bluehorse
Lia: Mit mir hast Du heute noch nicht gescherzt.
Thea: Du warst heute so lange im Bad, da ist mir das Scherzen vergangen.
Lia: Ach, das ist aber groß hier.
Ein Herr nähert sich: Willkommen in unserem Hause. Suchen Sie etwas Bestimmtes oder wollen Sie sich nur mal umschauen?
Lia: Thea, was meinst Du? Sollen wir etwas Bestimmtes suchen?
Thea: Wir interessieren uns für Kunstgemälde und kunstvolle Möbel.
Lia: Das wir uns für kunstvolle Möbel interessieren, wußte ich gar nicht.
Thea: Du kriegst auch nichts mit.
Lia: Was hätte ich denn mitkriegen sollen?
Thea: Mein Sessel ist durchgesessen, der Stoff abgewetzt.
Lia: Vielleicht bist du zu schwer?
Thea: Dass man mit leichtem Untergewicht zu schwer sein kann, ist mir neu.
Verkäufer: Vielleicht hätte ich da etwas für Sie: Folgen Sie mir bitte....
Lia: Bluehorse, geh Du zuerst. Wer weiß, wo er uns hinführen will.
Thea: Hast Du etwa Angst?
Lia: Nein, auf keinen Fall, aber da hinten ist es so dunkel.
Verkäufer: Ich mache gleich Licht an.
Bluehorse: In antiken Läden ist es oft etwas schummerig.
Lia: Warum? Hat der Besitzer zu wenig Geld für Glühbirnen?
Bluehorse: Nein. Aber je heller es ist, je schneller können Stoffe ausbleichen. Im übrigen gibt es schon lange keine Glühbirnen mehr.
Lia: Ach, das hab ich nicht gewusst. Aber Thealein und ich haben zuhause nur Glühbirnen.
Thea: Wir haben noch Glühbirnen, weil wir uns im Keller in zwei Schränken einen Vorrat angelegt haben.
Bluehorse: Da seid ihr ja richtig vorsorglich....
Thea: Man weiß nie, was die Zukunft bringt.
Verkäufer: Hier steht ein Fauteuil. Der Stoff ist aus feinstem Samt. Das Muster und die Farben sind dem Stil von Louis XIV angepasst. Möchte einer der Damen mal Platz nehmen?
Thea: Ja, ich ...
Lia: Und was soll ich machen?
Thea: Geh Du mit Bluehorse weiter und schaut euch um.
Lia: Schau mal, Bluehorse: Dort hängt ein Bild mit einem Mann, der einer Frau auf einer alten Gitarre etwas vorspielt.
Bluehorse: Ich glaube, das ist keine Gitarre.
Verkäufer: Sehr richtig, mein Herr. Das ist eine Laute.
Lia: Jetzt verstehe ich, warum es heißt: Er ist lautlos.
Verkäufer: Wie meinen Sie das?
Lia: Man hört ja nichts.
Verkäufer: Es ist ja auch ein Bild und keine Life-Vorführung.
Bluehorse: Wer hat das Bild gemalt?
Verkäufer: es ist eine Nachbildung. Das Original wurde von Hendrick Martensz Sorgh 1661 Öl auf Holz gemalt und hängt im Rijksmuseum in Amsterdam.
Lia: Haben sie das Bild in Amsterdam abgemalt?
Verkäufer: Nein, das war Leo, als er noch ein Kunststudent war.
Lia: Ach, und was ist Leo heute?
Verkäufer: Tot. Er starb vor dreißig Jahren.
Lia: Ach, das tut mir leid.
Verkäufer: Er starb mit 78 Jahren.
Lia: Ach, so jung.... das ist aber traurig.
Verkäufer: Ihm zu Ehren haben wir hier ein Porträt von Leo.
Lia: Sie sehen ihm ähnlich.
Verkäufer: ich bin auch sein Sohn.
Lia: Ach.
Und was ist das für ein Bild mit den vielen schönen Farben und bunten Flecken?
Verkäufer: Das auch ein Porträt. Es heißt: Portrait de Mrs Mills en 1750.
Lia: Und wo ist Mrs Mills zu sehen?
Bluehorse: Im Kubismus malt man nicht gegenständlich.
Lia: Wenn ich nicht erkenne, was ein Bild bedeutet, verwirrt mich das immer. Hat das auch Ihr Vater gemalt?
Verkäufer: Nein, das ist ein Kunstdruck. Das Original hat Joan Miro gemalt. Er starb 1983 im Alter von 90 Jahren.
Lia: Ach, das ist kein echtes Bild?
Verkäufer: Nein, wir sind kein Museum. Aber der Rahmen ist echtes Holz. Und die Preisschilder sind ganz neu.
Lia: Was wohl Thea dazu meint?
Bluehorse: Wir fragen sie später, Lia. Thea ist im Sessel eingeschlafen.
© JJ
Seit dem gemeinsamen Besuch im Museum waren schon einige Tage verstrichen, als mich Thea anrief. Sie erinnerte mich daran, dass wir doch die Begegnung mit Kunst in einem Antik-Geschäft fortsetzen wollten.
Bluehorse: Ah ja. Stimmt, Thea. Hast Du schon einen Tag und einen genauen Zeitpunkt im Auge?
Ich holte die beiden Kunst begeisterten Damen ab und so parkten wir vor "Leos Antiquariat" um Punkt 10:30 Uhr.
Thea: Bluehorse, geh doch mal bitte vor und schau, ob das Antiquariat überhaupt auf hat. Ich will nicht aussteigen um eventuell festzustellen, dass heute wegen Hochzeit geschlossen ist.
Lia: Ach, der Herr Leo will heute heiraten? Was Du so alles weißt....
Thea: Nein, das habe ich doch nur als Beispiel gesagt. Das Geschäft kann aus vielen verschiedenen Gründen heute mal geschlossen sein.
Bluehorse: Es ist geöffnet. Bitte eintreten.
Thea: Gewalt wird nicht nötig sein.
Lia: Ich verstehe Deine Bemerkung nicht, Thea
Thea: Das war ein scherzhafter Hinweis für Bluehorse
Lia: Mit mir hast Du heute noch nicht gescherzt.
Thea: Du warst heute so lange im Bad, da ist mir das Scherzen vergangen.
Lia: Ach, das ist aber groß hier.
Ein Herr nähert sich: Willkommen in unserem Hause. Suchen Sie etwas Bestimmtes oder wollen Sie sich nur mal umschauen?
Lia: Thea, was meinst Du? Sollen wir etwas Bestimmtes suchen?
Thea: Wir interessieren uns für Kunstgemälde und kunstvolle Möbel.
Lia: Das wir uns für kunstvolle Möbel interessieren, wußte ich gar nicht.
Thea: Du kriegst auch nichts mit.
Lia: Was hätte ich denn mitkriegen sollen?
Thea: Mein Sessel ist durchgesessen, der Stoff abgewetzt.
Lia: Vielleicht bist du zu schwer?
Thea: Dass man mit leichtem Untergewicht zu schwer sein kann, ist mir neu.
Verkäufer: Vielleicht hätte ich da etwas für Sie: Folgen Sie mir bitte....
Lia: Bluehorse, geh Du zuerst. Wer weiß, wo er uns hinführen will.
Thea: Hast Du etwa Angst?
Lia: Nein, auf keinen Fall, aber da hinten ist es so dunkel.
Verkäufer: Ich mache gleich Licht an.
Bluehorse: In antiken Läden ist es oft etwas schummerig.
Lia: Warum? Hat der Besitzer zu wenig Geld für Glühbirnen?
Bluehorse: Nein. Aber je heller es ist, je schneller können Stoffe ausbleichen. Im übrigen gibt es schon lange keine Glühbirnen mehr.
Lia: Ach, das hab ich nicht gewusst. Aber Thealein und ich haben zuhause nur Glühbirnen.
Thea: Wir haben noch Glühbirnen, weil wir uns im Keller in zwei Schränken einen Vorrat angelegt haben.
Bluehorse: Da seid ihr ja richtig vorsorglich....
Thea: Man weiß nie, was die Zukunft bringt.
Verkäufer: Hier steht ein Fauteuil. Der Stoff ist aus feinstem Samt. Das Muster und die Farben sind dem Stil von Louis XIV angepasst. Möchte einer der Damen mal Platz nehmen?
Thea: Ja, ich ...
Lia: Und was soll ich machen?
Thea: Geh Du mit Bluehorse weiter und schaut euch um.
Lia: Schau mal, Bluehorse: Dort hängt ein Bild mit einem Mann, der einer Frau auf einer alten Gitarre etwas vorspielt.
Bluehorse: Ich glaube, das ist keine Gitarre.
Verkäufer: Sehr richtig, mein Herr. Das ist eine Laute.
Lia: Jetzt verstehe ich, warum es heißt: Er ist lautlos.
Verkäufer: Wie meinen Sie das?
Lia: Man hört ja nichts.
Verkäufer: Es ist ja auch ein Bild und keine Life-Vorführung.
Bluehorse: Wer hat das Bild gemalt?
Verkäufer: es ist eine Nachbildung. Das Original wurde von Hendrick Martensz Sorgh 1661 Öl auf Holz gemalt und hängt im Rijksmuseum in Amsterdam.
Lia: Haben sie das Bild in Amsterdam abgemalt?
Verkäufer: Nein, das war Leo, als er noch ein Kunststudent war.
Lia: Ach, und was ist Leo heute?
Verkäufer: Tot. Er starb vor dreißig Jahren.
Lia: Ach, das tut mir leid.
Verkäufer: Er starb mit 78 Jahren.
Lia: Ach, so jung.... das ist aber traurig.
Verkäufer: Ihm zu Ehren haben wir hier ein Porträt von Leo.
Lia: Sie sehen ihm ähnlich.
Verkäufer: ich bin auch sein Sohn.
Lia: Ach.
Und was ist das für ein Bild mit den vielen schönen Farben und bunten Flecken?
Verkäufer: Das auch ein Porträt. Es heißt: Portrait de Mrs Mills en 1750.
Lia: Und wo ist Mrs Mills zu sehen?
Bluehorse: Im Kubismus malt man nicht gegenständlich.
Lia: Wenn ich nicht erkenne, was ein Bild bedeutet, verwirrt mich das immer. Hat das auch Ihr Vater gemalt?
Verkäufer: Nein, das ist ein Kunstdruck. Das Original hat Joan Miro gemalt. Er starb 1983 im Alter von 90 Jahren.
Lia: Ach, das ist kein echtes Bild?
Verkäufer: Nein, wir sind kein Museum. Aber der Rahmen ist echtes Holz. Und die Preisschilder sind ganz neu.
Lia: Was wohl Thea dazu meint?
Bluehorse: Wir fragen sie später, Lia. Thea ist im Sessel eingeschlafen.
© JJ
Kommentare
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Bluehorse 03.11.2020 16:49
Ich liebe sie, meine Lia und meine Thea. 😊
(Nutzer gelöscht) 03.11.2020 16:52
ja, das merkt man @Bluehorse
du gehst sehr behutsam mit ihnen um, nur der Verkäufer ist etwas ruppig
du gehst sehr behutsam mit ihnen um, nur der Verkäufer ist etwas ruppig
(Nutzer gelöscht) 03.11.2020 16:58
@Bluehorse , Jedesmal wenn ich Deine Geschichten lesen dann tauche ich ab
in die Welt von Lia und Thea . Kann sie mir sehr gut vorstellen .....
Herzlichen Dank , macht immer sehr viel Freude , lg
in die Welt von Lia und Thea . Kann sie mir sehr gut vorstellen .....
Herzlichen Dank , macht immer sehr viel Freude , lg
(Nutzer gelöscht) 03.11.2020 16:58
Fauteuil hab ich erst mal nachsehen müssen, 🙂
aber so ist das, wenn gebildete Menschen schreiben
aber so ist das, wenn gebildete Menschen schreiben