ja - nur so geht es

Bluehorse

Ihr erinnert euch noch? Mein Mundschutz war in der Wäsche und weil ich keinen Ersatz hatte, wurde ich in den Drogeriemarkt nur reingelassen, wenn ich Mundschutz kaufe.

Nun hatte ich ja 500 Kuchenlochabdeckungen erstanden - und das zu einem Preis, der mein ökonomisches Talent herausstellte. Zuhause wurde nun mein organisatorisches Talent einem Härtetest unterzogen, denn 500 Kuchenlochabdeckungen mit dem schönen Namen Fleur de Paris wollen verstaut werden. Die Wäsche-Schubladen schieden für die Unterbringung aus, denn sie waren vollgestopft mit den 80 Unterhosen, die ich mit der Ersteigerung eines Koffers aus dem Fundbüro für nur 20 Euro letztes Jahr ergattert hatte. 

Während ich überlegte, schellte es. Es war Claus, mein Nachbar, der mich immer gerne besucht, wenn sein Bier nur Neige gegangen ist. Gemeinsam überlegten wir. 

Claus: Hast Du genügend Töpfe?
Bluehorse: Ich habe schon einige.
Claus: Dann lagere doch die Mundschutzdinger in den Töpfen.
Bluehorse: Ja, und wie soll ich kochen?
Claus: Ich koche schon lange nicht mehr. So werden meine Töpfe nicht schmutzig und ich spare Spülmittel. 
Bluehorse: Und isst Du nur noch Butterbrote?
Claus: Nein, natürlich nicht. Ich kaufe mir Fertiggerichte und erhitze sie in der Mikrowelle.
Bluehorse: Interessant. Aber ich koche nun mal gerne und brauche meine Töpfe. 
Claus: Auch kein Problem. Wenn Du einen Topf benötigst, dann legst Du die Mundschutzdinger so lange an die Stelle, wo der Topf stand. Und nach dem Kochen, wenn Du gegessen hast, räumst Du die Mundschutzdinger wieder in den Topf zurück.
Bluehorse: Ja - so geht's

Die Idee war brauchbar, lösten die organisatorische Aufgabe aber auch nur teilweise, denn mehr als 120 Fleur de Paris fanden auch in den Töpfen keinen Platz.  Es blieben noch 380 Fleur de Paris übrig.

Claus: was ist mit dem Platz unter dem Bett?
Bluehorse: Da sind die Koffer. Da ist kein Platz mehr. 
Claus: Aber Du könntest das Bett etwas höher stellen.
Bluehorse: Wie das?
Claus: Wir bündeln immer 60 Mundschutzdinger unter die vier Bettbeine. Dadurch gewinnt das Bett an Höhe und Du hast einen sanften Schwingungs- und Dämpfungseffekt, wenn Du Dich im Bett umdrehst. 
Bluehorse: Die Mundschutzdinger werden vom Gewicht des Bettes auseinandergedrückt werden.
Claus: Kein Problem. Wir tackern sie vorher natürlich zusammen.
Bluehorse: Ja - so geht's.

Es ist einfach gut, wenn man einen Freund mit genialen Ideen hat. Ich rechnete: 500 minus 120 minus 240 ergab einen Rest von 140 Fleur de Paris. Diese positionierten wir unter die Blumentöpfe auf der Fensterbank, so dass die Blumen ein klein wenig höher standen, was sie nicht zu stören schien. Als Claus ging, gab ich  ihm aus Dankbarkeit ein Fünferpaket mit. Gerührt und tiefglücklich ging er nach Hause, jedenfalls schien es mir so.

Das organisatorische Problem war gelöst. Es blieb die Frage des Verwendungszwecks. Diese Frage beschäftigte mich auch während des Gottesdienstes, den ich anderntags besuchte. 

Meine Gedanken nahmen mich so sehr in Anspruch, dass ich die Dame mit dem Kollektenkorb erst dann bemerkte, als sie vor mir stand. Gedankenverloren griff ich in meine Tasche und legte einen Mundschutz in die Kollekte. 

Da durchzuckte mich eine fabelhafte Idee. Wenn ich jeden Monat 1x in die Kollekte einen Mundschutz einlegen würde, würde es nicht auffallen und ein Fleur de Paris hat ja auch seinen Wert. Der Nachteil: Es würde zirka 41 Jahre dauern, bis ich alle 500 Fleur de Paris gespendet hätte. Das könnte bei meiner Lebenserwartung knapp werden. Aber wenn ich jeden Sonntag eine Fleur de Paris spende, dann wäre ich schon nach 9,6 Jahren fertig. Das könnte passen. 

Ich hoffe nur, dass die Regierung so lange die Mundschutzverordnung aufrecht hält und ich so lange lebe. Na ja, um jung zu sterben ist es jedenfalls schon zu spät.

Innerlich jedenfalls jubelte ich über die geniale Lösung: 
"Ja - nur so geht es" 

© JJ