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Monika kommt - oder: Ordnung ist das halbe Leben

Monika kommt - oder: Ordnung ist das halbe Leben
Kündigt sich Besuch an, ist das für mich ein guter Anlass, besonders gründlich aufzuräumen und zu putzen. Das kann ich nämlich auch, habe ich doch schon vor Jahren ein Hausfrauendiplom erworben, auf das ich sehr stolz bin. Im übrigen ist das eine gute Gelegenheit, eines meiner Geheimrezepte, z.B. irisches Himalaya-Gulasch zu zaubern.

Es ist nicht so, dass ich alleine nie aufräumen würde, aber aus praktischen Erwägungen macht es Sinn, nicht immer sofort alles in Schränken und Schubladen zu verstauen. Im übrigen habe ich so viel zu tun, dass das Aufräumen eine eher niedrige Priorität besitzt. Aber wenn Besuch kommt, wird vieles anders. Besuch macht Mut, auch ungeliebte Tätigkeiten in Angriff zu nehmen! 

Monika schellte, wie vereinbart, Punkt 12 Uhr. Mir wäre auch 12:30 Uhr lieb gewesen, denn trotz meines frühen Einsatzes hatte ich für einige Kleinigkeiten noch keinen Schlupfwinkel gefunden. Aber sowas bringt mich nicht aus der Ruhe. "Das Leben meistern" bedeutet, auch mit dem Unperfekten harmonisch umgehen zu können. Und Monika legte auf Harmonie allergrößten Wert, wie sie mir sagte. Es ist wirklich schön, wenn zwei Menschen so gut in ihren Wertvorstellungen harmonieren. Da kommt Vorfreude auf! 

Bluehorse: Schön, dass Du so pünktlich gekommen bist. Ich habe mich auf Deinen Besuch gefreut.

Monika: Gerne. Pünktlichkeit ist erste Bürgerpflicht. 

Bluehorse: Das sollte ich mir merken. Sind Lebenskünstler auch Bürger? Nimm Platz und fühle Dich wie zuhause.

Monika: Wo? Alle Stühle sind mit Büchern oder Klamotten besetzt.

Bluehorse: Ah ja. Also die Bücher könnten in eines der Regale gestellt werden. Wenn Du darauf achtest, dass sie thematisch reinpassen, wärest Du mir eine große Hilfe. 

Monika: Die Regale sind voll mit Büchern.

Bluehorse: stimmt auch wieder. Na ja, dann staple sie vor dem Regal. 

Monika: Wer liest so viele Bücher? 

Bluehorse: Niemand. Ich brauche sie nur, um unter ihnen den Boden und die Stühle verschwinden zu lassen.

Monika: Dann kauf Dir doch Regale. 

Bluehorse: Wo soll ich Regale hinstellen? Nur noch im Badezimmer ist etwas Wandstellplatz frei. Und dort ist es zu feucht. 

Monika: Dann zieh in eine größere Wohnung. 

Bluehorse: Frauen mit guten Ideen sind immer willkommen.

Monika erarbeitete sich einen freien Stuhl, während ich den Tisch deckte. 

Monika: Man merkt, dass hier keine Frau lebt. Du hättest mal aufräumen sollen, wenigstens wenn Du Besuch erwartest.

Bluehorse: Du glaubst gar nicht, wie lange ich schon heute aufgeräumt und mir viel Mühe gegeben habe.

Monika: Warum sehe ich davon nichts? 

Bluehorse: Weil Du den Zustand davor nicht kennst. 

Monika: Wenigstens sitze ich auf der Decke, die auf dem Stuhl liegt, besonders bequem - nur etwas hoch. 

Bluehorse: Das liegt an der Geschichte Europas und den Ausführungen zu Algorithmen. Aber nun freu Dich auf das Essen, welches Deine Laune heben und Dich von allen Schmerzen der Augen befreien wird. Möchtest Du dazu einen halbtrockenen Weißwein oder ein Bier?

Monika: Ich nehme nur Wasser. 

Bluehorse: Wasser ist auch in Wein und Bier enthalten, aber wenn Du willst, bekommst Du Wasser auch pur. Und nun guten Appetit.

Monika: Was ist das?

Bluehorse: irisches Himalaya-Gulasch.

Monika: Seit wann gibt es in Irland den Himalaya?

Bluehorse: Das hat viel mit der Erdkrustenverschiebung zu tun. Streu Dir Parmesan drüber, wenn Dir der tibetische Einfluss zu stark ist. 

Monika: Warum eigentlich hast Du nie Zeit, mich zu besuchen?

Bluehorse: Das liegt an den Menschen, die ich betreue. Diese Arbeit nimmt viel Zeit in Anspruch.

Monika: Wozu brauchen Menschen Betreuung? 

Bluehorse: Es sind Menschen, die geistlich wachsen wollen oder soziale Unterstützung benötigen. 

Monika: So Menschen kenne ich auch. Die sollen lieber arbeiten gehen. Dann lösen sich alle Probleme von selbst. 

Bluehorse: Jesus war da anderer Meinung, wie wir aus der Erzählung von Maria und Marta wissen: "Marta, Marta, Du machst Dir viele Sorgen und verlierst Dich an vielerlei, aber nur eins ist nötig. Maria hat die richtige Wahl getroffen. Sie hat sich für das Gut entschieden, das ihr niemand wegnehmen kann."  

Das Aufräumen ist sicherlich wichtig, jedoch beginnt es mit dem Inneren, mit geistlichen Mängeln, geht über zu den sozialen Problemen im Leben und dann erst kommt man zu den Äusserlichkeiten.  



 

 

Kommentare

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(Nutzer gelöscht) 09.09.2020 11:43
Wieder eine schöne humorvolle Geschichte von dir zum Umgang mit den Widrigkeiten unseres Daseins, Bluehorse! Ich bin ja der Meinung, dass manche Menschen einfach Personal brauchen. 😉 Wenn das Aufräumen nicht zu ihren Stärken zählt, sollten sie eher das tun, was ihren Talenten mehr entspricht und womit sie ihr Personal finanzieren können. Dann bleibt aber heute noch das Problem, geeignete Leute zu finden.
 
(Nutzer gelöscht) 09.09.2020 14:48
Von der äußeren Ordnung zur inneren Ordnung.😉
Beides will "wohl sortiert" sein, damit sich der Mensch wohl fühlt.

Oft steckt bei "nicht Ordnung halten können" ein Zuviel an Dingen - und das damit verbundene Loslassen. dahinter.

Muss ich alles aus meiner Vergangenheit aufheben? Was ist wirklich wichtig für das Heute und das Morgen?

Womit kann ich anderen Menschen noch eine Freude machen?
 
Bluehorse 09.09.2020 16:09
Richtig, Marguerite61, 

auch richtig ist: wessen Lieblingsthema Ordnung ist, versteht wenig von Menschen
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