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Du bist was Du denkst Teil VII der Schwarzseher

Du bist was Du denkst   Teil VII der Schwarzseher
Du bist - was Du denkst.

Thema heute: Der Schwarzseher

Eine häufige Gattung Mensch ist der Schwarzseher. Fragt man ihn, warum er denkt was er denkt, antwortet er: "Ich bin ja nur realistisch." Dabei beruft er sich auf Tatsachen, wie z.B. den immer noch nicht fertig gestellten Flughafen Berlin-Brandenburg. "Gab es denn überhaupt mal ein Großprojekt, das seinen Termin- und Kostenplan eingehalten hat?" Wenn er Recht hat, dann hat er Recht. Das Gesetz von Murphy ist die Grundlage der modernen Philosophie des Schwarzsehers: "alles was schief gehen kann, geht schief." Will er mal mit der Bahn fahren und die Bahn fällt heute aus oder kommt viel zu spät, beschwert er sich auf seine typische Art und Weise: "Na klar, das musste ja so kommen, wenn ich einmal mit der Bahn fahren will." 

Einige Philosophen haben sich recht wortreich zur Philosophie des Schwarzsehers bekannt. So z.B. Arthur Schopenhauer (1788-1860). "Ach, was ist die Welt so schlecht." Er reiste als junger Mann durch das von napoleonischen Kriegen durchzogene Europa, sah die vielen Toten und Verwüstungen, was ihn dazu trieb, über Ursachen von Leiden und Auswege nachzudenken. Für Schopenhauer war die Welt ein Ort der Buße, gleichsam einer Strafanstalt, in der wir für die Schuld unserer Geburt büßen müssen - wozu auch gehört, dass man sich seine Gesellschaft nicht aussuchen kann. Das auslösende Erlebnisbild von an ihre Sitzbank und ihre Nachbarn gekettete Galeerensträflinge im Hafen von Toulon raubte ihm den Glauben an einen wohlwollenden Gott.

Für Juden und Christen hat auch das biblische Buch Kohelet einiges für Weltverneiner zu bieten. Für das meiste, wonach Menschen streben - Besitz, Luxus, Genuss, Wissen, Erfolg - hat der Prediger nur ein müdes Lächeln übrig. "Windhauch, Windhauch, das alles ist Windhauch." 
"Da preise ich immer wieder die Toten, die schon gestorben sind und nicht die Lebenden, die noch leben müssen. Glücklicher aber als beide preise ich den, der noch nicht geworden ist, der noch nicht das schlimme Tun gesehen hat, das unter der Sonne getan wird. (Kohelet 4, 2-3).

Sigmund Freud (1856 - 1939) stellte fest: Die Absicht, dass der Mensch glücklich sei, ist im Plan der Schöpfung nicht enthalten. Es gibt nur einen angeborenen Irrtum, und es ist der, dass wir da sind, um glücklich zu sein."

Der Widerspruch zwischen der Unzulänglichkeit der Welt und unserem Streben nach Glück nervt und plagt uns täglich. Aber nicht alle ziehen die radikalen Schlüsse des Schwarzsehers, obwohl es ausreichend Gelegenheit dazu gäbe. Wenn etwas schief läuft, schieben wir meist die Schuld auf andere oder auf Umstände. Seltener erkennen wir unseren eigenen Beitrag zu unserem Unglück. 

Seltener als erwartet schlagen Schwarzsehen den Selbstmord vor, mi dem man sich diesem Elend auf vermeintlich elegante Weise entziehen geneigt sein könnte. Eine philosophische Ausnahme bildet da Hegesias aus Kyrene (3. Jahrhundert vor Chr.). Er war ein Glückssucher, der bei Unerreichbarkeit desselben zur Selbsttötung riet. In seinen Reden in der damaligen Weltstadt Alexandrien empfahl er den Selbstmord mit dermaßen überzeugendem Erfolg, dass sie örtlichen Behörden aufgrund einer drastischen Erhöhung der Suizidrate seine Vorträge verbieten mußte.  

Der Selbstmord löst für Schopenhauer das grundsätzliche Problem des Getriebenseins nicht. Für ihn stellt der Selbstmord als eine ganz vergebliche und törichte Handlung dar. "Der Selbstmörder will das Leben und ist bloß mit den Bedingungen unzufrieden, unter den es ihm geworden. Daher gibt er keineswegs den Willen zum Leben auf, sondern bloß das Leben, indem er die einzelne Erscheinung zerstört." 

Auch auf die Ethik fällt mit entsprechender Beleuchtung ein schwarzer Schatten. Für Theodor W. Adorno (1903 - 1969) gibt es kein richtiges Leben im falschen. Adorno hegte tiefes Misstrauen gegenüber der Behauptung eines moralischen Fortschritts in der Gesellschaft. Für Auschwitz einen tieferen Sinn zu behaupten, der uns mit den barbarischen Auswüchsen, für die es steht, würde nur einem Zyniker einfallen. Wenn wir uns zum Besseren entwickeln wollten - sollte es da nicht Wege geben, die ohne unsägliches Leid und Tod von Menschen auskommt?

Jean Baudrillard (1929 - 2007) werden wir das Böse in der Welt niemals überwinden können, weil es unlösbar mit dem Guten verbunden ist. Dafür stehen die neuesten Errungenschaften der Technik wie Smartphones, Tablet-Computer und Datenbrillen, denen man die Neigung unterstellt, uns mehr und mehr zu beherrschen, indem sie uns unsere Zeit rauben und uns abhängig machen, anstatt uns lediglich - wie versprochen - nützliche Helfer zu sein.

Es gibt also genügend Gründe, die das Misstrauen des Schwarzsehers begründen. Der argwöhnisch Gewordene beschließt, nichts mehr zu erwarten und mit dem Schlimmsten zu rechnen.   

Chancen für Schwarzseher
- er fällt nicht leicht auf leere Glücksversprechen herein, denen andere mit enormem Einsatz hinterherjagen, um manchmal erst am Lebensende die Täuschung zu durchschauen und dann den Trümmern ihres Lebensentwurfes fassungslos gegenüberzustehen.
- ständig erwartete, durch die Vorstellung vorweggenommene Desillusionierungen sind leichter zu verkraften und können ein hilfreiches Korrektiv für eingeschlagene Irrwege sein
- Und wenn es einmal doch nicht soooo schlimm kommt wie befürchtet, erlebt selbst der Pessimist eine kurze aber sehr reale Freude.

Risiken für Schwarzseher
- das Misstrauen, das er anderen Menschen entgegenbringt, kann ebenso wie die Passivität des "da lässt sich ja doch nichts verbessern" schnell zur selbsterfüllenden Prophetie werden. 
- Durch das Herunterschrauben von Erwartungen schöpft der Schwarzseher seine Talente und Potenziale nicht aus.
- Der Versuch, imaginierten Verhältnissen durch Einschränkungen des Beziehungskreises oder stärkerer Kontrolle zu entgehen, könnte im Extremfall in zwanghaftem Vermeidungsverhalten enden. Dann führte das Schwarzsehen zu Isolation und Risikoscheu.

Kommentare

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(Nutzer gelöscht) 18.06.2020 17:42
Den 'Schwarsehern'...oder ich nenne sie auch gerne 'Pessimisten'...fehlt oft DAS Licht und DIE schöpferische Kraft...sie entwickeln zunehmend so etwas wie einen 'Verfolgungs-Wahn' vor nicht gegebenen Begebenheiten...deren Eintreten sie oftmals be-fürchten...und sich somit eigens "verschuldet" der  'Schwarzmalerei' zuwenden...🙈🙈🙈
 
Schneeball 18.06.2020 18:04
Momentan habe ich die vorher gegangenen 5 Typen jetzt nicht so auf
dem "Schirm".
So sage ich jetzt mal - ohne diesen Hintergrund - ,daß diese Typ Mensch
auf der einen Seite exakt der Realist schlechthin ist.
Denn - ohne den Aspekt,daß dieser ewige Gott in Christus diese Erde=
Dunkelheit (geistlich betrachtet) betreten hat - und selbst der Weg heraus
aus der Dunkelheit in Person ist,ist das "Schwarzsehen" die einzige und
wirkliche Realität.
Viele mogeln sich durch verschiedenste Lebensentwürfe daran vorbei,was
aber an der eigentlichen Tatsache nichts ändert.Nach dem Tod landet
man dann im "ewigen Schwarz". Keine besonders prickelnde Aussicht !
--
Auf der einen Seite ist dieser Typ also der "wirkliche Realist".
Auf der anderen Seite zugleich der größte Phantast,Lügner,Ignorant - oder
welches Wort auch immer man gebraucht: Er realisiert nämlich nicht,
daß sein angebliches Wahrnehmen der Realität eben nur ein "angebliches"
Wahrnehmen ist.Vobei das Wort "Wahr-nehmen" hier eigentlich nicht
angebracht ist.Denn er hängt in einer Lüge,obwohl er meint,daß so wie
er es sieht,wirklich ist.
Was meine ich mit "angeblich Wahrnehmen" ?
Nun - er nimmt die Wahrheit=das Licht (vgl.IKorXIII,17.42) nicht wahr.
Das ist sein Verhängnis !
Die Bibel nimmt für diesen Zustand das Wort : "Geblendet" oder "ver-
finstert".
Wohl dem,dem Jesus die Herzensaugen geöffnet hat.Man kann dann
tatsächlich mit SEINER Hilfe in der Finsternis dieser Welt sehen - und
ganz klar die Lichtspuren Jesu überall entdecken.
Und plötzlich sieht man sogar den Sieg des Lichtes - und - das ist besonders schön - darf mitwirken an SEINER Ausbreitung.
Dadurch wird es auf dieser dunklen Erde hell.Genau das ist unser Auftrag.
 
Wounded 18.06.2020 18:58
Im Ösiland ist die GIS allen Schwarzsehern auf den Fersen 😜
 
(Nutzer gelöscht) 18.06.2020 22:19
    1. Alles was mich am anderen stört, ärgert, aufregt, in Wut geraten lässt und ich anders haben will, habe ich in mir selbst. Somit spiegelt der andere das was in dir ist und du kannst überlegen was das mit dir zu tun hat. Du kannst also den anderen als Spiegel betrachten, der dir zeigt was du machen kannst.

    2.Verletzt es mich, wenn der andere an mir etwas kritisiert, bekämpft und verändern will, ist es in mir noch nicht erlöst. Also, wenn jemand anderes an dir etwas kritisiert und dich das furchtbar stört, betrifft es dich tatsächlich. Du kannst dann sagen: „Aha, er hat mich gespiegelt. Da ist also tatsächlich Etwas in mir, was noch erlöst werden will.“

    3.Wenn der andere an mir kritisiert, mir vorwirft, bekämpft, anders haben will und mich das nicht berührt ist es sein eigenes Bild, sein eigener Charakter, seine eigenen Unzulänglichkeiten, die er auf mich projiziert. Wenn also jemand anders etwas an dir kritisiert und dich betrifft es nicht, ist nichts in dir was zu verändern wäre.

    4.Alles was mir am anderen gefällt, was ich an ihm liebe, das bin ich selbst, das habe ich selbst in mir und liebe es im anderen.
 
Bluehorse 18.06.2020 23:25
Reanalie 

schön, dass Du Dich beteiligst. Zum Thema passt Dein Beitrag leider nicht. Im übrigen sind so pauschale Hinweise auch fehlerhaft. Hast Du das irgendwo abgeschrieben?
 
Rosenlied 19.06.2020 11:21
🙂Danke @Bluehorse für die wieder sehr lehrreiche Seite. 
Dass Schopenhauer ein "Schwarzseher" war, glaube ich. 
Ich hatte mich manchmal schon über seine Aussprüche gewundert. 

🙂Nach Deinem Bericht kann ich ihn gut verstehn... 
Ich hab noch nicht alles gelesen..
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