@Lebenistmehr12 - 21.32 - das genau macht den Reiz von "Kunst" - die
An-sicht - - - - 😅
Die Macht der Konzentration
16.06.2020 20:21
Die Macht der Konzentration
16.06.2020 20:21
Die Macht der Konzentration
Wer einschlägige Literatur verfolgt, weiß, dass die Höhe und die Dauer der Konzentration den erfolgreichen Lebenskünstler ausmacht.
Das wohltuende Gedankenbad wurde jäh unterbrochen, als ich erschrocken feststellte, dass meine Frau mit den Kindern in wenigen Stunden aus dem Urlaub zuhause eintreffen wird. Die drei liebsten Wesen meines Lebens waren für eine Woche zu den Schwiegereltern gefahren. Ich war nicht mitgefahren, denn ich hasste Gespräche meines Schwiegervaters über Versicherungen, die ich nicht abgeschlossen habe und auch nicht abschließen will, vor allem nicht bei meinem Schwiegervater. Übrigens braucht ein Künstler auch mal seine Ruhe, um sich zu verwirklichen.
Nun also löste das Wissen über die Heimkehr eine gewisse Panik in mir aus, denn seit ihrer Abfahrt hatte ich nur der Kunst gefrönt. Gegessen und getrunken hatte ich auch, worauf ich nicht wenig stolz war, hatte mich doch meine liebe Frau vor Abfahrt ermahnt, diese Tätigkeiten nicht zu vergessen.
Nun also wurde ich der aufsteigenden Panik langsam Herr, indem ich mich auf die Grundregeln der Konzentration besann: Mach einen durchdachten Plan!!! Ich machte: Plan A: von unten nach oben arbeiten Plan B: von oben nach unten arbeiten Plan C: Kreativität ist auch bei der Arbeit Trumpf. Ich entschied mich für eine Mischung aus Plan B und Plan C, ging in die Küche, um erstmal den Geschirrkram von Essensresten zu befreien. Dabei staunte ich über den biologischen Fortschritt, der auch in einem Künstlerhaushalt kein Pardon kennt. Das gab die Idee zu einem neuen Roman, den ich schon in Gedanken vorbereitete. Gleichzeitig, mit Heldenmut, der mich nun mal auszeichnet, nahm ich die größte Pfanne, um sie dem Wasserhahn näher zu bringen. Dabei übersah ich, dass ich irgendwann - vor etlichen Tagen muß das gewesen sein - die Pfanne bereits mit Wasser gefüllt hatte, damit die Essensreste nicht hart werden. Nun schwappte das Wasser beim Gehen auf den Boden, was in mir die Überlegung auslöste, vielleicht doch nach Plan A zu arbeiten. Ich besorgte mir Aufnehmer und einen mit Wasser randvoll gefüllten Eimer. Auf Knien arbeitete ich mich durch die Küche und von dort langsam vorwärts ins angrenzende Wohnzimmer. Vorwärts bedeutet hier, dass ich mit den Füßen und mit dem auglosen Körperteil zuerst ins Wohnzimmer kam. Umgangssprachlich sagen die meisten Menschen dazu "rückwärts" - aber dieser Ausdruck, so fand ich, wird meiner Bewegung nicht gerecht, denn mein Rücken war ja himmelwärts gerichtet.
Während ich auf Knien das Wohnzimmer bekroch und über die sprachlichen Ungeschicklichkeiten meiner Mitmenschen nachdachte, hörte ich hinter mir einen Knall. Die 1,80 m hohe Vase der geliebten und verstorbenen Oma meiner Frau hatte das Zeitliche gesegnet. "Wie passend" dachte ich. Ich müsste das nur mit ästhetischen Worten zum Ausdruck bringen, wenn meine Frau mich fragt. Jedenfalls war es aus mit dem Kriechen und ich entschloss mich, mit Kraft den Eimer Wasser auszuleeren, um alle Scherben zu erwischen. Dabei fiel mir ein, dass wir ein Bodenglanzwundermittel haben. Das holte ich mir und in Manier eines Revolverhelden spritze ich den Boden des Wohnzimmers voll. Es stank bestialisch, was mich bewog, eine Coronamaske aufzusetzen und weil das mir nicht ausreichend erschien, auch noch meinen Motorradhelm. Abwechselnd, mit 15 Handtüchern und dem Schrubber ausgerüstet, sammelte ich das Wasser und das Bodendesinfektionsmittel mit den Scherben wieder ein.
Inzwischen war viel Zeit vergangen. Um meine Arbeit zu komplettieren, eilte ich in die Küche und verstaute das Geschirr in der Spülmaschine. Diese hatte jedoch einen Programmwahlschalter mit 12 Programmen. Also rief ich meinen Freund Markus, den Mathematiker, an und fragte, ob er einen Algorithmus kennt, mittels dem ich das richtige Programm bestimmen könne. Er meinte, wir hätten ein Verständigungsproblem, was ich aber - weil technisch nicht ganz unbegabt - lösen konnte, indem ich meinen Helm und die Coronamaske absetzte. Meine Frage beantwortete er mir dann mit "normal". Ich erklärte ihm, dass bei 12 Programmen alle normal sind oder keines. Das verstand er nicht sofort, weil Mathematiker nun mal logisch rechnen aber nicht logisch sprechen können. Auf das Glück des Tüchtigen hoffend, wählte ich einfach ein wohlklingendes Programm aus und eilte zuerst in das Schlaf- und dann in das Badezimmer um zu tun, was getan werden mußte, bis ich plötzlich bemerkte, dass ich nicht alleine war. Ein ungepflegter Landstreicher schaute mich an und es dauerte einen kleinen Moment, bis ich mich von meinem Schrecken erholt hatte.
Jetzt schellte auch noch das Telefon und meine süße Prinzessin rief durch die Leitung: "Papa, wir sind gleich da." "Oh, wie ich mich freue" log ich. Schnell rasierte ich mich und als es schellte, zog ich mir den Bademantel über, denn meine Kleider hatte ich - nur um sie beim Putzen zu schonen - irgendwo aufgehängt und ich erinnerte mich in der Eile nicht mehr, wohin.
Die Begrüßung war herzlich wie immer. Sie wurde nur von der Frage meiner Frau unterbrochen: "Buschibär, was macht die Stehlampe auf dem Wohnzimmertisch und warum hängen daran Deine Kleider?" Ich erklärte ihr, dass mich Joseph Beuys zu einem künstlerischen Experiment inspiriert hätte, denn schließlich wären Arbeit und Kunst keine Gegensätze. "Tja" meinte mein Sohn "und was soll das darstellen?" Ich antwortete im Brustton tiefster Überzeugung: "Die Macht der Konzentration".
Das wohltuende Gedankenbad wurde jäh unterbrochen, als ich erschrocken feststellte, dass meine Frau mit den Kindern in wenigen Stunden aus dem Urlaub zuhause eintreffen wird. Die drei liebsten Wesen meines Lebens waren für eine Woche zu den Schwiegereltern gefahren. Ich war nicht mitgefahren, denn ich hasste Gespräche meines Schwiegervaters über Versicherungen, die ich nicht abgeschlossen habe und auch nicht abschließen will, vor allem nicht bei meinem Schwiegervater. Übrigens braucht ein Künstler auch mal seine Ruhe, um sich zu verwirklichen.
Nun also löste das Wissen über die Heimkehr eine gewisse Panik in mir aus, denn seit ihrer Abfahrt hatte ich nur der Kunst gefrönt. Gegessen und getrunken hatte ich auch, worauf ich nicht wenig stolz war, hatte mich doch meine liebe Frau vor Abfahrt ermahnt, diese Tätigkeiten nicht zu vergessen.
Nun also wurde ich der aufsteigenden Panik langsam Herr, indem ich mich auf die Grundregeln der Konzentration besann: Mach einen durchdachten Plan!!! Ich machte: Plan A: von unten nach oben arbeiten Plan B: von oben nach unten arbeiten Plan C: Kreativität ist auch bei der Arbeit Trumpf. Ich entschied mich für eine Mischung aus Plan B und Plan C, ging in die Küche, um erstmal den Geschirrkram von Essensresten zu befreien. Dabei staunte ich über den biologischen Fortschritt, der auch in einem Künstlerhaushalt kein Pardon kennt. Das gab die Idee zu einem neuen Roman, den ich schon in Gedanken vorbereitete. Gleichzeitig, mit Heldenmut, der mich nun mal auszeichnet, nahm ich die größte Pfanne, um sie dem Wasserhahn näher zu bringen. Dabei übersah ich, dass ich irgendwann - vor etlichen Tagen muß das gewesen sein - die Pfanne bereits mit Wasser gefüllt hatte, damit die Essensreste nicht hart werden. Nun schwappte das Wasser beim Gehen auf den Boden, was in mir die Überlegung auslöste, vielleicht doch nach Plan A zu arbeiten. Ich besorgte mir Aufnehmer und einen mit Wasser randvoll gefüllten Eimer. Auf Knien arbeitete ich mich durch die Küche und von dort langsam vorwärts ins angrenzende Wohnzimmer. Vorwärts bedeutet hier, dass ich mit den Füßen und mit dem auglosen Körperteil zuerst ins Wohnzimmer kam. Umgangssprachlich sagen die meisten Menschen dazu "rückwärts" - aber dieser Ausdruck, so fand ich, wird meiner Bewegung nicht gerecht, denn mein Rücken war ja himmelwärts gerichtet.
Während ich auf Knien das Wohnzimmer bekroch und über die sprachlichen Ungeschicklichkeiten meiner Mitmenschen nachdachte, hörte ich hinter mir einen Knall. Die 1,80 m hohe Vase der geliebten und verstorbenen Oma meiner Frau hatte das Zeitliche gesegnet. "Wie passend" dachte ich. Ich müsste das nur mit ästhetischen Worten zum Ausdruck bringen, wenn meine Frau mich fragt. Jedenfalls war es aus mit dem Kriechen und ich entschloss mich, mit Kraft den Eimer Wasser auszuleeren, um alle Scherben zu erwischen. Dabei fiel mir ein, dass wir ein Bodenglanzwundermittel haben. Das holte ich mir und in Manier eines Revolverhelden spritze ich den Boden des Wohnzimmers voll. Es stank bestialisch, was mich bewog, eine Coronamaske aufzusetzen und weil das mir nicht ausreichend erschien, auch noch meinen Motorradhelm. Abwechselnd, mit 15 Handtüchern und dem Schrubber ausgerüstet, sammelte ich das Wasser und das Bodendesinfektionsmittel mit den Scherben wieder ein.
Inzwischen war viel Zeit vergangen. Um meine Arbeit zu komplettieren, eilte ich in die Küche und verstaute das Geschirr in der Spülmaschine. Diese hatte jedoch einen Programmwahlschalter mit 12 Programmen. Also rief ich meinen Freund Markus, den Mathematiker, an und fragte, ob er einen Algorithmus kennt, mittels dem ich das richtige Programm bestimmen könne. Er meinte, wir hätten ein Verständigungsproblem, was ich aber - weil technisch nicht ganz unbegabt - lösen konnte, indem ich meinen Helm und die Coronamaske absetzte. Meine Frage beantwortete er mir dann mit "normal". Ich erklärte ihm, dass bei 12 Programmen alle normal sind oder keines. Das verstand er nicht sofort, weil Mathematiker nun mal logisch rechnen aber nicht logisch sprechen können. Auf das Glück des Tüchtigen hoffend, wählte ich einfach ein wohlklingendes Programm aus und eilte zuerst in das Schlaf- und dann in das Badezimmer um zu tun, was getan werden mußte, bis ich plötzlich bemerkte, dass ich nicht alleine war. Ein ungepflegter Landstreicher schaute mich an und es dauerte einen kleinen Moment, bis ich mich von meinem Schrecken erholt hatte.
Jetzt schellte auch noch das Telefon und meine süße Prinzessin rief durch die Leitung: "Papa, wir sind gleich da." "Oh, wie ich mich freue" log ich. Schnell rasierte ich mich und als es schellte, zog ich mir den Bademantel über, denn meine Kleider hatte ich - nur um sie beim Putzen zu schonen - irgendwo aufgehängt und ich erinnerte mich in der Eile nicht mehr, wohin.
Die Begrüßung war herzlich wie immer. Sie wurde nur von der Frage meiner Frau unterbrochen: "Buschibär, was macht die Stehlampe auf dem Wohnzimmertisch und warum hängen daran Deine Kleider?" Ich erklärte ihr, dass mich Joseph Beuys zu einem künstlerischen Experiment inspiriert hätte, denn schließlich wären Arbeit und Kunst keine Gegensätze. "Tja" meinte mein Sohn "und was soll das darstellen?" Ich antwortete im Brustton tiefster Überzeugung: "Die Macht der Konzentration".
Kommentare
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(Nutzer gelöscht) 17.06.2020 15:38
mit diesem Mann zu leben ist sicher ein Abenteuer.............. um die Vase wirds nicht schade sein, denn die sind in der Regel eher weniger schön....
ja, schreiben kannst du @Bluehorse
und ich freu mich an der Geschichte..............👍
ja, schreiben kannst du @Bluehorse
und ich freu mich an der Geschichte..............👍
Bluehorse 17.06.2020 16:35
Die Geschichte hat mir selbst sehr viel Vergnügen bereitet. Vor allem dieser Widerspruch: Der Lebenskünstler will sich auf die Tätigkeiten konzentrieren und hängt doch ständig irgendwelchen anderen Gedanken nach. Kein Wunder, dass ein Malheur nach dem anderen passiert. Und das ist ja wohl dann die Krönung, das Ergebnis der Unkonzentriertheit dann auch noch "Die Macht der Konzentration" zu nennen.
Ich vermutete schon immer,daß es ein Plagiat war,eine Kopie - nicht das
Original war . . .
Die Horizonterweiterungen durch CsC sind einfach unschlagbar - - 😉 😅