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Was für ein Mensch bist Du? Teil V der Geniesser

Was für ein Mensch bist Du? Teil V der Geniesser
Du bist was Du denkst.

Zum Denken gehören auch Wertmaßstäbe, Werturteile sowie der Umgang mit Gefühlen. 

Es gilt zu bedenken, dass Gefühle immer schneller sind, als unsere Gedanken. Von daher ist es in vielen Fällen hilfreich, wenn wir uns im voraus, bevor z.B. das Gefühl der Wut oder der Freude merkbar wird, Gedanken über den Umgang mit unseren Gefühlen zu machen. 

Thema heute: Der Geniesser

Die Bedürfnisse und Begierden der Menschen kennen wir, wie wir wissen, keine Grenzen, und deshalb ist eine < objektive > und universell gültige Definition des Luxus, so scheint es, nicht möglich. Was Luxus ist oder nicht ist, das erweist sich erst in Bezug auf die jeweilige Zivilisation, auf historische Bedingungen, auf ein bestimmtes Land oder eine soziale Klasse. (Leszek Kolakowski)

Kolakowski weist als Lustkritiker darauf hin, dass die vielgeschmähten und für moralische Verderbnis und Verbrechen verantwortlich gemachten Begierden gleichzeitig das Motiv für unzählige, das Leben erleichternde Erfindungen waren. 
Wer kennt Beispiele?

Ganz anders sieht Aristipp aus Kyrene (um 435-350 v. Chr.), ein Schüler Sokrates und Zeitgenosse von Diogenes den Genuss. Die Fähigkeit zum Genuss erklärt Aristipp zum höchsten Glück des Menschen und zur einzigen Tugend, die er gelten lassen will. Der Hähnchenschenkel in der Hand ist ihm allemal lieber als die Taube auf dem Dach, der sich nachher vielleicht doch nur als magerer Spatz entpuppt. Körperliche Freuden sind nach Aristipp den geistigen vorzuziehen, denn sie wirken stärker und direkter. 
Seiner Überzeugung nach sind die meisten lautstarken Lustverächter lediglich Heuchler. Sie erklären wortreich die Zurückhaltung zur Tugend und versagen sich dabei ihre Genüsse in Wahrheit nur aus Geldmangel oder Geiz.

Gekonnter Genuß kann eine ernsthaft betriebene Angelegenheit sein, doch auch das Spiel gehört dazu. Selbst in angespannter Lage erfrischt eine sorglose Auszeit und macht - gemäß Montaigne ( 1533-1592) - bereit zu neuen Heldentaten. 

Michel Eyquem de Montaigne war Jurist, Skeptiker und Philosoph, Humanist und Begründer der Essayistik. Als dem katholischen Glauben verbundener Politiker hatte er Zugang zu den einflussreichen Persönlichkeiten der französischen Monarchie am Ende der Renaissance und zu Beginn der Reformation sowie der beginnenden Gegenreformation.

Und nichts zeichnet Sokrates mehr aus, dass er als alter Mann die Zeit findet, sich das Tanzen und Saitenspiel lehren zu lassen. 

Und hat Jesus die Zeit, als er von Maria Magdalena mit kostbarstem Öl eingerieben wurde, verabscheut?

Das Thema ist in christlichen Kreisen sicherlich heiß und wird kontrovers diskutiert. Ich denke, dass gesteigerte Wahrnehmung, das Spüren und Erfahren der schönen Momente, ausgelöst durch das Bewusstsein des Vergänglichen, wache Aufmerksamkeit erfordert. Diese Aufmerksamkeit betrachte generell ich als eine Hilfe, das Gute von dem Schlechten zu trennen. 
Zu Sören Kierkegaard passt die Aussage: Die Träumereien des Genießers sind nicht immer heiter, aber selbst sein Kummer ist ihm ein Vergnügen. "Meine Schwermut ist die treueste Geliebte, die ich kennengelernt." 

Für Friedrich Nietzsche (1844-1900) gehörte die zelebrierte Grausamkeit "zur ältesten Festfreude der Menschheit". Die Lust am Anblick Gequälter rechtfertigte man lange damit, dass die Götter an Opfern und Märtyrern Gefallen fänden. Auch bei harmlosen Bosheiten geht es dem Täter nicht vorrangig um das Leiden der anderen, sondern um den Genuss daran, der dann allerdings den mitfühlenden Blick auf den anderen verstellt. "Schon jede Neckerei zeigt, wie es Vergnügen macht, am anderen unsere Macht auszulassen." Die Bezogenheit auf das eigene Vergnügen verbirgt sich für Nietzsche sogar im Mitleid.

"Das Mitleid hat ebenso wenig die Lust des anderen zum Ziele, als die Bosheit den Schmerz des anderen an sich."

Chancen des Geniessers:
- Geniesser sind vielleicht die ehrlicheren Menschen. Sie geben selber zu, gerne etwas zu tun (zu essen, zu trinken etc.) was andere sich nicht eingestehen und doch im Verborgenen tun.
- der reflektierte Genuss ist mit seiner Wertschätzung des Lebens und seiner besonderen Augenblicke einer der Wege zum Glücklichsein. 
- Geniesser versuchen, das Beste aus ihrem Leben zu machen, achten auf sich selbst und die schönen Dinge dieser Welt und entkommen so häufig dem Sog des Alltagsund der Getriebenheit des Ehrgeizigen. 

Die Risiken des Geniessers:
- das Geniessen, als oberste Priorität im Leben, kann bei Enttäuschung zur tiefen Verzweiflung führen.

- die Ablehnung alles Unangenehmen hat den Charakter einer Weigerung, erwachsen zu werden und sich den Aufgaben und Schwierigkeiten des Lebens zu stellen.
Es kann dazu führen, dass der Genießer in kindlichen Verhaltensmustern den Notwendigkeiten kluger Lebensführung ausweicht, den Zahnarztbesuch zu lange aufschiebt oder sich wieder nicht auf eine anstehende berufliche Herausforderung vorbereitet.

- unter Umständen entsteht schnell die Neigung, mit Stimmungsaufhellern und Glücksdrogen einen Verlust an Wirklichkeit der Unlust an Realität vorzuziehen. 

- nicht zuletzt kann die besondere Aufmerksamkeit gegen über sich selbst zur Achtlosigkeit gegen Mitmenschen führen.
 
- die Bereitschaft, moralische Bewertungen den ästhetischen unterzuordnen, steigt. Und wem es völlig skrupellos nur um die eigene Lust geht, der wird zum triebgesteuerten Egomanen.

Kommentare

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Bluehorse 15.06.2020 17:40
Wie steht Ihr zu dem Thema Genuß oder "das Leben geniessen"?
Könnt ihr etwas geniessen, wenn ja, was? 
 
Marion5000 15.06.2020 17:44
🙂Essen😀
 
Lazuli 15.06.2020 17:49
Ja..... wir können genießen unser Bewusstsein unsere Wahrnehmung unseren fühlenden Geist  ... was die Grundlage bildet im Einklang mit unserem Umfeld zu werden  😘
 
Lazuli 15.06.2020 17:50
.......cogito ero sum.......
 
Bluehorse 15.06.2020 17:56
Dieser Ausdruck "im Einklang mit unserem Umfeld werden" 
erinnert mich an die Warnung in Matth. 16, 26: Was hat ein Mensch davon, wenn er die ganze Welt gewinnt, aber zuletzt sein Leben verliert?" 

Man könnte das auch so sagen: Was hat ein Mensch davon, wenn er sich mit seinem Umfeld im Einklang befindet, aber zuletzt sein Leben verliert?" 

Siehe auch der Beitrag: Freund der Gemeinschaft
https://www.christ-sucht-christ.de/weblog/Bluehorse/63774/
 
(Nutzer gelöscht) 15.06.2020 20:00
Genuss gehört zum Mensch-sein dazu, sonst hätte unser Schöpfer uns die Fähigkeit dazu nicht gegeben.

Genuss wir dann zum Problem, wenn daraus eine Sucht wird, der man ständig nachjagt
 
Hanna13 15.06.2020 20:25
Ich geniesse das Zusammensein mit Menschen,gutes Essen,tolle Gespräche,emotionale Momente,Gottes Schöpfung und meinen Sport.
 
Hanna13 15.06.2020 20:25
Dafür bin ich sehr dankbar.
 
(Nutzer gelöscht) 15.06.2020 20:32
@Hanna,
bei mir auch so, bis auf Sport.... dazu muß ich mich zwingen😧😭
 
Bluehorse 15.06.2020 20:58
Wenn ich mich über etwas oder über jemanden freue, kann ich diese Freude genießen. Freude an Sprache, an Fantasie, Freude am Teilen wichtiger Erkenntnisse, Freude und gemeinsames Staunen an dem, was Gott gemacht hat, Freude daran, dass es Menschen gut geht, Freude daran, dass Probleme der Menschen, um die ich mich kümmere, kleiner werden.
 
(Nutzer gelöscht) 15.06.2020 21:28
Ja das ist jetzt witzig. Gerade habe ich bei @Freueteuch im Blog über das Ziel im Leben geschrieben und mein Beitrag geht genau auch um Lebensgenuss, was das Leben auch lebenswert macht.

Wir sollen ja Freude haben. Das ist eine Frucht des Heiligen Geistes. Ich genieße sehr Gottes Gegenwart, wenn ich mich wieder etwas in Seinem Wort finden lässt oder ER mir mit seinen Zeichen der Liebe zeigt, er ist für mich da.

Ich lebe in einem reichen und relativ freien Land, habe genug Geld und Menschen, die mich mögen, bin relativ gesund und kann mir auch mal was gönnen. Noch mehr genieße ich den Anblick von Menschen, denen ich etwas gönne zwinkerndes Smiley
 
Marion5000 15.06.2020 21:31
🙂Mit einem lieben Partner leben und zusammen kochen und essen und eine
   Reise tun, am liebsten ans Meer😎
 
Hanna13 16.06.2020 07:40
@Angelina
Ich nutze den Sport als "Therapie",um den Kopf frei zu bekommen.
Aktuell fällt es mir leicht,verstehe Dich jedoch auch....manchmal muss man sich aufraffen.lachendes Smiley
Aber danach ist es grandios!!!!!!
 
Marion5000 16.06.2020 09:31
🙂YOGA macht mich stark und gibt mir LEBENSFREUDE und GENIESSEN ist erlaubt☀

                     LAUFEN und Schwimmen☀
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