Ich bin nicht blond - Teil II
04.04.2020 01:29
Ich bin nicht blond - Teil II
04.04.2020 01:29
Ich bin nicht blond - Teil II
Teil II Ich bin nicht blond – oder doch? Aber wenn, dann nicht lange!
Fortsetzung:
__________________________________________
Munter begann ich die Unterhaltung.
Ich: „Auf dem Foto sehe ich Dich auf einem Gartenstuhl in einem Wochenendhaus. Gehört dazu ein großer Garten?“
Holger: „Nee, das Foto habe ich in meiner Wohnung in Offenbach aufgenommen. Die Wohnung war unmöbliert, nachdem ich alle Möbel verkauft hatte.“
Ich: „Ah, Du hast die Möbel wohl verkauft, um mal wieder zu einer Weltreise aufzubrechen?“
Holger: Nee. Genauer gesagt: Ich brauchte Kohle, weshalb ich die Möbel verkaufte und hatte noch keine neue Wohnung gefunden.“
Ich: Die Möbel hättest Du doch sicher in einer neuen Wohnung brauchen können.
Holger: Das ist so, Sonja-Schätzchen. Ich kenn da die Monika, die in einem Reisebüro an reiche Leute Weltreisen vermittelt. Und immer wenn sie eine Weltreise vermittelt hat, gibt sie mir die Abreisedaten der Leute sowie deren Adresse. Und dafür kriegt sie Provision von mir.
Ich: Wozu brauchst Du diese Informationen?
Holger: „Ist doch klar, Sonja-Schätzchen, ich muß doch auch irgendwo wohnen.“
So langsam dämmerte es mir….
Ich: „Fällt das den Nachbarn nicht auf, wenn da ein fremder Mann ein- und ausgeht?“
Holger: „Ja klar. Ich sage dann, dass ich der Bruder bin und auf die Wohnung aufpasse.“
Ich: "Aber Du bist doch Christ, wie Du mir sagtest. Wie kannst Du so eine Lüge erzählen?"
Holger: „Das ist keine Lüge. Sind wir nicht alle Brüder und Schwestern?“
Ich: „Irgendwie hast Du Recht. Du hattest in den Angaben im Dating-Portal geschrieben, dass Du ursprünglich Physiker warst und nun als selbstständiger Systemcoach arbeitest. Warum hast Du den Beruf gewechselt?“
Holger: „Nun, das mit dem Physiker liest sich besser. Ich hatte vor 18 Jahren meine Ausbildung als Installateur abgebrochen. Irgendwo hab‘ ich mal den Ausdruck Systemcoach gelesen. Da ich nicht wusste, was das ist, dachte ich mir, dann ist das auch für andere unverständlich. Und diese Berufsbezeichnung klingt interessant, besonders für Frauen. Und im Übrigen passt das gut zu mir.“
Ich: „Warum?“
Holger: „Nun, wenn ich gefragt werde, dann sage ich sowas wie: „Ich beschäftige mich mit der Verarbeitung von Konflikten und schwierigen Situationen. Den Satz hab‘ ich auswendig gelernt. Und mich mit schwierigen Situationen beschäftigen, das tue ich tatsächlich.“
Ich: „Wie meinst Du das? An welche schwierigen Situationen bist Du gewöhnt?
Holger: „Da gibt es z.B. die Justizirrtümer, die den Menschen Probleme bereiten.“
Ich: „Kannst Du da ein Beispiel geben, was genau Du damit meinst?“
Holger: „Das war so, Sonja-Schätzchen. Ich bekam Probleme mit der Justiz, weil einmal in der Gegend nach einem Terroristen gesucht wurde und ich mich in der Wohnung nicht ausweisen konnte. Dabei bin ich kein Terrorist. Die hatten sich voll geirrt. Deren Irrtum hat mich 3 Jahre Bau gekostet.“
Ich: „Ah ja. Ich verstehe. Und so kam es zu Deiner Weltreise, von der Du mir am Telefon erzählt hattest?“
Holger: „Genau, Sonja-Schätzchen. Du blickst langsam voll durch. Ich bin richtig froh, dass ich aus Versehen Dein Foto angeklickt habe.“
Ich: „Wieso aus Versehen?“
Holger: „Eigentlich hatte ich ein Auge auf das Foto der Blonden geworfen. Ihr Foto war direkt neben dem Deinen. Aber weil ich schon zu viel getrunken habe, hab‘ ich mich vertippt und Dich angeklickt.
Aber fast hätte ich es vergessen.“ Und mit diesen Worten zauberte er aus der Aldi-Plastikitüte einige Plastikblumen heraus und meinte: „Die sind pflegeleicht.“
In dem Moment betraten zwei Polizisten das Lokal. Holger wurde nervös und meinte, dass er noch etwas Dringendes erledigen müsse. Aber er würde sich sicher bei mir melden. Ich sei ein offener Mensch und er würde sich mit mir wohlfühlen, „Sonja-Schätzchen“. Weil ich ihm glaubte, habe ich inzwischen meine Telefon-Nr. gewechselt und mich aus dem Dating-Portal abgemeldet. Auch schwarze Haare sind kein garantierter Schutz vor blonden, gut aussehenden Männern.
Fortsetzung:
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Munter begann ich die Unterhaltung.
Ich: „Auf dem Foto sehe ich Dich auf einem Gartenstuhl in einem Wochenendhaus. Gehört dazu ein großer Garten?“
Holger: „Nee, das Foto habe ich in meiner Wohnung in Offenbach aufgenommen. Die Wohnung war unmöbliert, nachdem ich alle Möbel verkauft hatte.“
Ich: „Ah, Du hast die Möbel wohl verkauft, um mal wieder zu einer Weltreise aufzubrechen?“
Holger: Nee. Genauer gesagt: Ich brauchte Kohle, weshalb ich die Möbel verkaufte und hatte noch keine neue Wohnung gefunden.“
Ich: Die Möbel hättest Du doch sicher in einer neuen Wohnung brauchen können.
Holger: Das ist so, Sonja-Schätzchen. Ich kenn da die Monika, die in einem Reisebüro an reiche Leute Weltreisen vermittelt. Und immer wenn sie eine Weltreise vermittelt hat, gibt sie mir die Abreisedaten der Leute sowie deren Adresse. Und dafür kriegt sie Provision von mir.
Ich: Wozu brauchst Du diese Informationen?
Holger: „Ist doch klar, Sonja-Schätzchen, ich muß doch auch irgendwo wohnen.“
So langsam dämmerte es mir….
Ich: „Fällt das den Nachbarn nicht auf, wenn da ein fremder Mann ein- und ausgeht?“
Holger: „Ja klar. Ich sage dann, dass ich der Bruder bin und auf die Wohnung aufpasse.“
Ich: "Aber Du bist doch Christ, wie Du mir sagtest. Wie kannst Du so eine Lüge erzählen?"
Holger: „Das ist keine Lüge. Sind wir nicht alle Brüder und Schwestern?“
Ich: „Irgendwie hast Du Recht. Du hattest in den Angaben im Dating-Portal geschrieben, dass Du ursprünglich Physiker warst und nun als selbstständiger Systemcoach arbeitest. Warum hast Du den Beruf gewechselt?“
Holger: „Nun, das mit dem Physiker liest sich besser. Ich hatte vor 18 Jahren meine Ausbildung als Installateur abgebrochen. Irgendwo hab‘ ich mal den Ausdruck Systemcoach gelesen. Da ich nicht wusste, was das ist, dachte ich mir, dann ist das auch für andere unverständlich. Und diese Berufsbezeichnung klingt interessant, besonders für Frauen. Und im Übrigen passt das gut zu mir.“
Ich: „Warum?“
Holger: „Nun, wenn ich gefragt werde, dann sage ich sowas wie: „Ich beschäftige mich mit der Verarbeitung von Konflikten und schwierigen Situationen. Den Satz hab‘ ich auswendig gelernt. Und mich mit schwierigen Situationen beschäftigen, das tue ich tatsächlich.“
Ich: „Wie meinst Du das? An welche schwierigen Situationen bist Du gewöhnt?
Holger: „Da gibt es z.B. die Justizirrtümer, die den Menschen Probleme bereiten.“
Ich: „Kannst Du da ein Beispiel geben, was genau Du damit meinst?“
Holger: „Das war so, Sonja-Schätzchen. Ich bekam Probleme mit der Justiz, weil einmal in der Gegend nach einem Terroristen gesucht wurde und ich mich in der Wohnung nicht ausweisen konnte. Dabei bin ich kein Terrorist. Die hatten sich voll geirrt. Deren Irrtum hat mich 3 Jahre Bau gekostet.“
Ich: „Ah ja. Ich verstehe. Und so kam es zu Deiner Weltreise, von der Du mir am Telefon erzählt hattest?“
Holger: „Genau, Sonja-Schätzchen. Du blickst langsam voll durch. Ich bin richtig froh, dass ich aus Versehen Dein Foto angeklickt habe.“
Ich: „Wieso aus Versehen?“
Holger: „Eigentlich hatte ich ein Auge auf das Foto der Blonden geworfen. Ihr Foto war direkt neben dem Deinen. Aber weil ich schon zu viel getrunken habe, hab‘ ich mich vertippt und Dich angeklickt.
Aber fast hätte ich es vergessen.“ Und mit diesen Worten zauberte er aus der Aldi-Plastikitüte einige Plastikblumen heraus und meinte: „Die sind pflegeleicht.“
In dem Moment betraten zwei Polizisten das Lokal. Holger wurde nervös und meinte, dass er noch etwas Dringendes erledigen müsse. Aber er würde sich sicher bei mir melden. Ich sei ein offener Mensch und er würde sich mit mir wohlfühlen, „Sonja-Schätzchen“. Weil ich ihm glaubte, habe ich inzwischen meine Telefon-Nr. gewechselt und mich aus dem Dating-Portal abgemeldet. Auch schwarze Haare sind kein garantierter Schutz vor blonden, gut aussehenden Männern.
Kommentare
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(Nutzer gelöscht) 04.04.2020 08:14
Ich bin auch blondbbbl, ehrlich😀😆😂😃😄😅😁
(Nutzer gelöscht) 04.04.2020 08:51
Bluehorse@
deine Geschichte sind genial. Es ist ein Vergnügen von Dir zu lesen.
Danke, danke, danke.
deine Geschichte sind genial. Es ist ein Vergnügen von Dir zu lesen.
Danke, danke, danke.
(Nutzer gelöscht) 04.04.2020 08:56
Mir gefällt auch die besondere Details, die deine Geschichte lebendig machen.👍
(Nutzer gelöscht) 04.04.2020 10:24
Ja, irgendwie traurig 😔
vertrauen2015 04.04.2020 10:39
@bluehorse
genial 👍 Doch diese Geschichte möchte, wie eben alle Geschichten was ganz zentrales aussagen.
Für mich ist dieser Dialog zwischen den Beiden schon was zum Nachdenken.
- Der Dame fällt auf, dass ein Christ nicht lügen soll und hätte mit dieser Art von Lösung ein Problem.
- Doch für den Anderen ist es keine Lüge, da er sich ja gerade in einer Notsituation befindet und er sich auf unehrlichen Art und Weise wieder aus dem Staub macht.
genial 👍 Doch diese Geschichte möchte, wie eben alle Geschichten was ganz zentrales aussagen.
Für mich ist dieser Dialog zwischen den Beiden schon was zum Nachdenken.
- Der Dame fällt auf, dass ein Christ nicht lügen soll und hätte mit dieser Art von Lösung ein Problem.
- Doch für den Anderen ist es keine Lüge, da er sich ja gerade in einer Notsituation befindet und er sich auf unehrlichen Art und Weise wieder aus dem Staub macht.
Bluehorse 04.04.2020 12:01
Ich finde es schön, wenn Leser für sich etwas finden, was ein tieferer Sinn sein könnte oder was auf wichtige Aspekte hinweist. Es ist auch nicht unbeabsichtigt, dass ich eine Geschichte so schreibe oder mit bestimmten Details ausstatte. Aber auch wenn z.B. traurige Elemente herausgelesen werden, so ist mir immer das Lachen wichtig. Die Realität ist nicht nur tiefgründig oder oberflächlich, ernst oder traurig, sondern auch komisch.
Aber mir ist auch klar, dass nicht jedem meine Geschichten gefallen. Ich denke: Wenn auch nur ein Leser lachen kann oder eine für ihn wichtige Aussage findet, dann habe ich nicht für nichts geschrieben.
Positive Ansätze verdeutlichen ist mir wichtig in einem Leben, in dem es nicht immer lustig zugeht. In dieser Einstellung stärkt mich mein Glaube an Jesus.
Jedenfalls findet man mich nie in der Gruppe der Miesepeter und Schwarzseher, der Verschwörungstheoretiker oder der oberflächlichen Besserwisser.
Aber mir ist auch klar, dass nicht jedem meine Geschichten gefallen. Ich denke: Wenn auch nur ein Leser lachen kann oder eine für ihn wichtige Aussage findet, dann habe ich nicht für nichts geschrieben.
Positive Ansätze verdeutlichen ist mir wichtig in einem Leben, in dem es nicht immer lustig zugeht. In dieser Einstellung stärkt mich mein Glaube an Jesus.
Jedenfalls findet man mich nie in der Gruppe der Miesepeter und Schwarzseher, der Verschwörungstheoretiker oder der oberflächlichen Besserwisser.
Schneeball 04.04.2020 14:09
"Humor ist das Löchlein - durch das die Wahrheit pfeift!"
Und : "Freude ist der Doktorhut des Glaubens".
Beim letzten Zitat "kenne" ich den Urheber : Martin Luther
Beim ersten - ich hörte es von einem prima Referenten in einer Schweizer
Skihütte - und fand es so genial,daß es in meinem "Köpfchen" "gebunkert"
wurde.
Nun - es ist immer ein wenig schade,wenn man "Geschichten" anfängt,zu
analysieren.Man beraubt sie ihrer Verzauberung.
---
Diese Geschichte hier spielt mit den in uns schlummernden Erwartungen
an jedes Date.
Der Leser purzelt - genau wie "Sonjaschätzchen" von einem inneren:
"Oh!" zum Nächsten.
Die Spannung steigt : Wer ist denn nun mein Gegenüber ?
(Sprachlich,stilistisch sehr gut aufgebaut - Kompliment!)
Bis hin zum Schluß - und dort purzelt es so dicht hin und her,daß man
am Schluß - wäre es ein Theaterstück - fast klatschen möchte.
---
Die Traurigkeit - finde ich - entsteht,weil so viel "unangenehme" Wahrheit
enthüllt wird.
Aber ist Wahrheit nicht eben immer schmerzhaft ?
Und - wer kann von sich sagen,daß er niemals und nirgendwo sich "auf-
hübscht" - sei es vom Installateur zum Physiker oder von "schwarz" zu
"blond"?
Und - welches Leben ist so gelaufen,bzw.läuft so,daß wir nicht gerne
"retuschieren" ?
Freude hat wirklich der oder die,bei dem der Glaube an diesen Christus
hilft "Altes/Vergangenes" zu überwinden.(@Bluehorse,4.4./12.01)
Das ist dann schon ein "Doktorhut",erworben in der Akademie des Lebens!
Und : "Freude ist der Doktorhut des Glaubens".
Beim letzten Zitat "kenne" ich den Urheber : Martin Luther
Beim ersten - ich hörte es von einem prima Referenten in einer Schweizer
Skihütte - und fand es so genial,daß es in meinem "Köpfchen" "gebunkert"
wurde.
Nun - es ist immer ein wenig schade,wenn man "Geschichten" anfängt,zu
analysieren.Man beraubt sie ihrer Verzauberung.
---
Diese Geschichte hier spielt mit den in uns schlummernden Erwartungen
an jedes Date.
Der Leser purzelt - genau wie "Sonjaschätzchen" von einem inneren:
"Oh!" zum Nächsten.
Die Spannung steigt : Wer ist denn nun mein Gegenüber ?
(Sprachlich,stilistisch sehr gut aufgebaut - Kompliment!)
Bis hin zum Schluß - und dort purzelt es so dicht hin und her,daß man
am Schluß - wäre es ein Theaterstück - fast klatschen möchte.
---
Die Traurigkeit - finde ich - entsteht,weil so viel "unangenehme" Wahrheit
enthüllt wird.
Aber ist Wahrheit nicht eben immer schmerzhaft ?
Und - wer kann von sich sagen,daß er niemals und nirgendwo sich "auf-
hübscht" - sei es vom Installateur zum Physiker oder von "schwarz" zu
"blond"?
Und - welches Leben ist so gelaufen,bzw.läuft so,daß wir nicht gerne
"retuschieren" ?
Freude hat wirklich der oder die,bei dem der Glaube an diesen Christus
hilft "Altes/Vergangenes" zu überwinden.(@Bluehorse,4.4./12.01)
Das ist dann schon ein "Doktorhut",erworben in der Akademie des Lebens!
Ich finde, dass Du ein Buch schreiben solltest mit Kurzgeschichten👍
Ich wäre einer der Ersten, die das kaufen und weiterverschenken würde😉