Das Modell Prestige
21.03.2020 12:32
Das Modell Prestige
21.03.2020 12:32
Das Modell Prestige
Die automatische Tür zur grossen Halle glitt geräuschlos auf, und der junge dezent gekleidete Herr betrat den Vorführraum. Er erblickte den Besucher sofort und näherte sich ihm mit einem freundlichen Lächeln.
"Ein prächtiger Wagen nicht wahr?" Der so angesprochene reagierte nicht sofort. Es schien, als wäre er in der Betrachtung des Fahrzeugs tief versunken. Dann blickte er langsam auf und sah den Mitarbeiter der Firma fragend an.
"Unser Modell < PRESTIGE > ist nicht von ungefähr ein Verkaufsschlager im In- und Ausland." Der junge Mann sprach mit dieser gewissen Höflichkeit und Zurückhaltung, wie man es eben von einem gut ausgebildeten Berater erwarten würde. "Es ist eine Weiterentwicklung des soliden Grundmodells > DEMUT < und folgt dem heutigen Geschmack unserer Kundschaft. Unsere Designabteilung "Theologie" hat sich in der Detailgestaltung wieder einmal selbst übertroffen. Finden Sie nicht auch?"
Der Besucher war in der Tat stark beeindruckt und staunte nicht schlecht. Ein wenig irritiert fragte er: "Sagen sie das Modell > DEMUT < führen sie doch auch noch - oder?
"Selbstverständlich, mein Herr: Aber unter uns, es wird nur noch sehr selten verlangt. Früher, nun ja damals hatten wir ja alle nicht viel. Sehen sie, heute wollen unsere Kunden auch zeigen wer sie sind und was sie haben. Da können wir es uns als Weltfirma einfach nicht leisten, an den Wünschen der Menschen vorüberzugehen. Ich darf wohl ohne Übertreibung sagen, dass wir den Trend richtig erkannt und gehandelt haben.Natürlich will der Kunde sich nicht nachsagen lassen, er hätte keine Demut. Unsere Designer haben das berücksichtigt. Sie bekommen das Fahrzeug in der Sonderlackierung > DEMUT < so dass sie von außen keinen Unterschied bemerken. Dafür erhalten sie die exclusive Innenausstattung < STATUS > Der Kunde wahrt also sein Image und kann doch bei Bedarf, den gewissen Unterschied deutlich machen. Wie ich schon sagte,die Designabteilung "Theologie" versteht ihr Handwerk." Die Stimme des jungen Mannes lies eine Spur von Bewunderung erkennen.
Der Besucher schien diese Bewunderung nicht zu teilen, obwohl er von diesen Ausführungen nicht unbeeindruckt schien.
"Wie steht es denn mit der Technik? Sind den Motor und Getriebe vom Modell > DEMUT < übernommen worden?"
Der Mitarbeiter lächelte überlegen und antwortete in einem bewußt vertraulichem Ton. "Ich bitte sie der Stand der Technik ist doch heute ein ganz anderer. Zugegeben der Motor > Gottesliebe < und das Getriebe > Nächstenliebe < hatten ihre Vorteile, aber sind der Mehrheit unserer Kunden einfach zu teuer. Die laufenden Betriebskosten waren einfach zu hoch. Bedenken sie allein die hohen Wartungs- und Pflegekosten für Motor und Getriebe. Und dann der immense Zeitaufwand. Nein, nein, hier musste moderne Technik her. Der neue Motor < Weltliebe > und das verfeinerte Getriebe < Egoismus > sind völlig wartungsfrei und äußerst langlebig. Das garantieren wir. Wenn auch unsere Kundschaft wohlhabend geworden ist, so ist sie was Zeit und Geld angeht, sehr sparsam geworden. Auch unsere Geschäftsleitung konnte sich dieser Entwicklung nicht verschließen."
Der Besucher seufzte leise und schaute bedrückt auf die Räder. "Die Räder sind auch verändert worden wie ich sehe. Waren die Räder > Einheit < nicht bestens geeignet?"
Der junge Mann wirkte ein wenig verlegen, räusperte sich dann und erklärte: "Im Prinzip haben sie ja recht. Aber sie passten einfach nicht in das moderne Design. Die Harmonie fehlte einfach. Zum Grundmodell > DEMUT < werden sie nach wie vor geliefert. Unsere Geschäftsleitung entschied sich auf Grundlage eines Vorschlags von der Designabteilung für die Reifenmodelle < Wissenschaft > und < Fortschritt >. Dazu kamen die modernen Leichmetallfelgen < Mehrheit >, die heute serienmäßig eingebaut werden. Das verbesserte die Lenk- und Fahreigenschaften des Modells < PRESTIGE > enorm. Unsere Kunden schätzen das besonders, die Verkaufszahlen belegen das eindeutig. Das Modell ist spitze."
"Sie sagen es." Die Stimme des Besuchers klang etwas hilflos, so als wäre er von dem Gehörtem noch ganz benommen. Seine Augen bekamen einen merkwürdigen Glanz, als er mit belegter Stimme fragte: "Sagen sie junger Mann, wer hat eigentlich den Auftrag für all diese Veränderungen gegeben?"
Der junge Mann schien die Frage nicht einordnen zu können und stammelte: "Auftrag? Auftrag, ich verstehe nicht, was sie meinen. Am besten sie stellen diese Frage der Geschäftsleitung. Ich bin nur Angestellter. Leider ist niemand der Herren im Hause. Internationale Konferenzen, sie verstehen?"
"Ich verstehen vollkommen", erwiderte der Besucher und wandte sich dem Ausgang zu. Auf halben Wege blieb er stehen, drehte sich um und bemerkte: "Ach ehe ich es vergesse", und seine Stimme hatte plötzlich einen Tonfall, der den jungen Mann aufhorchen lies. "Bestellen sie der Geschäftsleitung einen schönen Gruß von mir. Hier meine Karte. Ich werde die Verantwortlichen wegen der Modernisierung zur Verantwortung ziehen!"
Der junge Mann schaute den Besucher erschrocken an. "Wann kommen sie zurück?"
"Bald, mein Freund, sehr bald", erklang es von der Tür her, die sich lautlos öffnete und wieder schloss. Der junge Mann sah dem Besucher nach und las dann mit tonloser Stimme den Namen dessen, der die Firma gegründet hatte.
( S. Berger )
"Ein prächtiger Wagen nicht wahr?" Der so angesprochene reagierte nicht sofort. Es schien, als wäre er in der Betrachtung des Fahrzeugs tief versunken. Dann blickte er langsam auf und sah den Mitarbeiter der Firma fragend an.
"Unser Modell < PRESTIGE > ist nicht von ungefähr ein Verkaufsschlager im In- und Ausland." Der junge Mann sprach mit dieser gewissen Höflichkeit und Zurückhaltung, wie man es eben von einem gut ausgebildeten Berater erwarten würde. "Es ist eine Weiterentwicklung des soliden Grundmodells > DEMUT < und folgt dem heutigen Geschmack unserer Kundschaft. Unsere Designabteilung "Theologie" hat sich in der Detailgestaltung wieder einmal selbst übertroffen. Finden Sie nicht auch?"
Der Besucher war in der Tat stark beeindruckt und staunte nicht schlecht. Ein wenig irritiert fragte er: "Sagen sie das Modell > DEMUT < führen sie doch auch noch - oder?
"Selbstverständlich, mein Herr: Aber unter uns, es wird nur noch sehr selten verlangt. Früher, nun ja damals hatten wir ja alle nicht viel. Sehen sie, heute wollen unsere Kunden auch zeigen wer sie sind und was sie haben. Da können wir es uns als Weltfirma einfach nicht leisten, an den Wünschen der Menschen vorüberzugehen. Ich darf wohl ohne Übertreibung sagen, dass wir den Trend richtig erkannt und gehandelt haben.Natürlich will der Kunde sich nicht nachsagen lassen, er hätte keine Demut. Unsere Designer haben das berücksichtigt. Sie bekommen das Fahrzeug in der Sonderlackierung > DEMUT < so dass sie von außen keinen Unterschied bemerken. Dafür erhalten sie die exclusive Innenausstattung < STATUS > Der Kunde wahrt also sein Image und kann doch bei Bedarf, den gewissen Unterschied deutlich machen. Wie ich schon sagte,die Designabteilung "Theologie" versteht ihr Handwerk." Die Stimme des jungen Mannes lies eine Spur von Bewunderung erkennen.
Der Besucher schien diese Bewunderung nicht zu teilen, obwohl er von diesen Ausführungen nicht unbeeindruckt schien.
"Wie steht es denn mit der Technik? Sind den Motor und Getriebe vom Modell > DEMUT < übernommen worden?"
Der Mitarbeiter lächelte überlegen und antwortete in einem bewußt vertraulichem Ton. "Ich bitte sie der Stand der Technik ist doch heute ein ganz anderer. Zugegeben der Motor > Gottesliebe < und das Getriebe > Nächstenliebe < hatten ihre Vorteile, aber sind der Mehrheit unserer Kunden einfach zu teuer. Die laufenden Betriebskosten waren einfach zu hoch. Bedenken sie allein die hohen Wartungs- und Pflegekosten für Motor und Getriebe. Und dann der immense Zeitaufwand. Nein, nein, hier musste moderne Technik her. Der neue Motor < Weltliebe > und das verfeinerte Getriebe < Egoismus > sind völlig wartungsfrei und äußerst langlebig. Das garantieren wir. Wenn auch unsere Kundschaft wohlhabend geworden ist, so ist sie was Zeit und Geld angeht, sehr sparsam geworden. Auch unsere Geschäftsleitung konnte sich dieser Entwicklung nicht verschließen."
Der Besucher seufzte leise und schaute bedrückt auf die Räder. "Die Räder sind auch verändert worden wie ich sehe. Waren die Räder > Einheit < nicht bestens geeignet?"
Der junge Mann wirkte ein wenig verlegen, räusperte sich dann und erklärte: "Im Prinzip haben sie ja recht. Aber sie passten einfach nicht in das moderne Design. Die Harmonie fehlte einfach. Zum Grundmodell > DEMUT < werden sie nach wie vor geliefert. Unsere Geschäftsleitung entschied sich auf Grundlage eines Vorschlags von der Designabteilung für die Reifenmodelle < Wissenschaft > und < Fortschritt >. Dazu kamen die modernen Leichmetallfelgen < Mehrheit >, die heute serienmäßig eingebaut werden. Das verbesserte die Lenk- und Fahreigenschaften des Modells < PRESTIGE > enorm. Unsere Kunden schätzen das besonders, die Verkaufszahlen belegen das eindeutig. Das Modell ist spitze."
"Sie sagen es." Die Stimme des Besuchers klang etwas hilflos, so als wäre er von dem Gehörtem noch ganz benommen. Seine Augen bekamen einen merkwürdigen Glanz, als er mit belegter Stimme fragte: "Sagen sie junger Mann, wer hat eigentlich den Auftrag für all diese Veränderungen gegeben?"
Der junge Mann schien die Frage nicht einordnen zu können und stammelte: "Auftrag? Auftrag, ich verstehe nicht, was sie meinen. Am besten sie stellen diese Frage der Geschäftsleitung. Ich bin nur Angestellter. Leider ist niemand der Herren im Hause. Internationale Konferenzen, sie verstehen?"
"Ich verstehen vollkommen", erwiderte der Besucher und wandte sich dem Ausgang zu. Auf halben Wege blieb er stehen, drehte sich um und bemerkte: "Ach ehe ich es vergesse", und seine Stimme hatte plötzlich einen Tonfall, der den jungen Mann aufhorchen lies. "Bestellen sie der Geschäftsleitung einen schönen Gruß von mir. Hier meine Karte. Ich werde die Verantwortlichen wegen der Modernisierung zur Verantwortung ziehen!"
Der junge Mann schaute den Besucher erschrocken an. "Wann kommen sie zurück?"
"Bald, mein Freund, sehr bald", erklang es von der Tür her, die sich lautlos öffnete und wieder schloss. Der junge Mann sah dem Besucher nach und las dann mit tonloser Stimme den Namen dessen, der die Firma gegründet hatte.
( S. Berger )
Kommentare
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JesusComesBackSoon 23.03.2020 20:15
😊