weiße TaubeChrist sucht Christ Logo ohne Taube

Meine Mutter und der 30jährige Krieg

Meine Mutter und der 30jährige Krieg
.
Zum ersten Adventssonntag. Zum Lobe Gottes. Und zum Lob meiner Mutter.

Meine Mutter und der 30jährige Krieg

Meine Mutter hat sich morgens immer ans Klavier gesetzt: Da hat sie sich erst einmal ein froh machendes Kirchenlied gespielt und gesungen. Und damit hat sie sich Gott in ihren Tag geholt. Es war ihre Strategie, sich gegen die trübe Realität ihrer Ehe zu behaupten. Sie hat damit 67 Ehejahre überlebt und ist 101 geworden.

Im 30jährigen Krieg haben einige Liederdichter dieselbe Strategie verfolgt. Sie haben sich mit Liedern gegen die schreckliche Realität dieses Krieges gestellt. Er wütete von 1618 bis 1648 in Deutschland, tötete durch Kämpfe, Hunger und Seuchen ein Drittel der Bevölkerung und versetzte den Rest in Angst und Schrecken. Und gerade diese Lieder waren auch Lieder meiner Mutter.

Georg Weissel schrieb 1635 allem zum Trotz dieses Adventslied:

Macht hoch die Tür, die Tor macht weit: Es kommt der Herr der Herrlichkeit.
Ein König aller Königreich´, ein Heiland aller Welt zugleich,
der Heil und Leben mit sich bringt. Derhalben jauchzt, mit Freuden singt:
Gelobet sei mein Gott, mein Schöpfer, reich von Rat!

Martin Rinkart dichtete 1636:

Nun danket alle Gott mit Herzen, Mund und Händen,
Der große Dinge tut an uns und allen Enden,
Der uns von Mutterleib und Kindesbeinen an
Unzählig viel zu gut bis hierher hat getan.

Und Paul Gerhardt reimte in dieser Zeit:

Geh aus, mein Herz, und suche Freud in dieser lieben Sommerzeit
an deines Gottes Gaben. Schau an der schönen Gärten Zier,
und siehe, wie sie mir und dir sich ausgeschmücket haben.

Zudem schrieb er damals auch:

Wach auf, mein Herz, und singe dem Schöpfer aller Dinge,
dem Geber aller Güter, dem frommen Menschenhüter.
Heut, als die dunklen Schatten mich ganz umgeben hatten,
hat Satan mein begehret; Gott aber hat's gewehret.

Kommentare

Schreib auch du einen Kommentar
 
(Nutzer gelöscht) 30.11.2019 19:28
Da hast Du wunderschöne Beispiele herausgesucht. Es sind alles Texte, die sehr aus dem Leben gegriffen sind. 
 
(Nutzer gelöscht) 30.11.2019 20:03
Wow, das war sehr interessant zu lesen. Vielen Dank für diesen persönlichen Einblick. 
Mir wird jetzt bewußt, dass diese Lieder aus so schweren Zeiten stammen. 
 
hansfeuerstein 30.11.2019 20:47
Das ist sehr schön zu lesen. Auch ich bin tief beeindruckt, wenn ich die Liedtexte lese, die gerade im dreissigjährigen Krieg geschrieben wurden. Wer soetwas in solchen Zeiten schreiben kann, setzt ein Signal für den Glauben, das weit über die Zeit und den Unglauben unserer Tage herein strahlt. Ein Vertrauen, wie es geradezu erschüttert, angesichts dessen, was diese Menschen erlebt haben:

Nun danket alle Gott mit Herzen, Mund und Händen,
Der große Dinge tut an uns und allen Enden,
Der uns von Mutterleib und Kindesbeinen an
Unzählig viel zu gut bis hierher hat getan.
 
(Nutzer gelöscht) 06.12.2019 12:54
Manche "heutige" Liederschreiber, die ich schon auf Konzerten erlebt habe, haben einen Satz gemeinsam! Und der lautet: "Dieses Lied schrieb ich, als es mir sehr schlecht ging! (Bzw. die Umstände sehr schlecht waren.) 
Wenn´s am schlimmsten ist, entstehen die tiefsten und schönsten Lieder. Das ist so! 
weiße TaubeJetzt kostenlos registrieren