Liebe verbindet – oder fesselt?

RolfK

.
Liebe verbindet – oder fesselt?

Auf einer Plattform für Partnersuche ist natürlich über Liebe zu sprechen.

Liebe verbindet. Das ist das elementare Wesen der Liebe. Und wenn man einen Lieblingskuli hat, dann verbindet die Liebe einen so sehr mit ihm, dass man bei seinem Verlust trauert.

Die unterste Verbindung in der Liebe ist der Sex. Den kennen und können sogar Fliegen.

Die nächsthöhere Verbindung in der Liebe ist die Mutterliebe. Die kennen auch Eichhörnchen.

Danach kommt die totale Partnerliebe – etwa bei den monogamen Schwänen.

Noch eine Stufe höher liegt die Nächstenliebe. Etwa wenn Affen sich gegenseitig lausen.

Wiederum eine Stufe höher liegt die Liebe, die nur der Mensch kennt:
Die Liebe zu Tieren, Dingen, Hobbies, Kulturen, Religionen.

Und ganz oben steht die Liebe zu Gott. Aber diese Stufe erreichen nur wenige Menschen.

Auf die vorletzte Stufe kommt immerhin noch jeder Mensch. Er entwickelt auf dieser Stufe Liebe zu allem Möglichen. Und ist er Christ, liebt er etwa die Form des Christentums, in die er hineingeboren ist. Und er liebt häufiger zugleich die Bibel.

Ein Haken an der Liebe kann sein, dass sie fesselt. Das geht schon beim Sex los: Manche Tiere sind dabei für eine Weile fest miteinander verkeilt. Etwa Hunde. Oder die Mutterliebe kann so fesseln, dass Muttertiere ihre Jungen bis zur Selbstaufopferung verteidigen müssen.

Und bei Menschen ist es häufiger so, dass sie zwar den Paarungsakt virtuos beherrschen, aber aus Angst vor Fesselung die Partnerliebe und Verpartnerung ebenso virtuos umgehen.

Eine große Rolle spielt die mögliche Fesselung auch bei der Gottesliebe. Eine Frau sagte mir mal: Sie wolle unbedingt den Priester zwischen sich und Gott haben. Früher wurde die Angst vor Gott sogar noch kirchlich geschürt. Und heute ist Gott - trotz Bibelwissen - für viele immer noch das riesige unbekannte und schweigsame Wesen.

Es sieht so aus, dass sich da manche Christen lieber freiwillig an die Bibel fesseln. Sie geht ihnen dann über alles. Und sie bemühen sich auch, möglichst bibeltreu zu sein. Die Bibel ist ja immerhin greifbar und sichtbar. Und sie lässt sich noch irgendwie handhaben – aber Gott? 

Ja, wie steht es mit Gott? Und mit einer möglichen Fesselung an ihn?

Und tatsächlich: Wer Gott schon in ständigem lebendigem Kontakt erlebt hat, wer seine Liebe immer wieder hautnah zu spüren bekommen hat, wem Gott sich in intimer Nähe zeigt und wem er zugleich seine ungeheure Weite und Freiheit eröffnet, ja, den hat Gott an sich gebunden. Der hat zu ihm eine Gottesliebe entwickelt, die diesen Gott einfach nicht mehr missen kann. Das hat schon etwas wie Fesselung.

Und es ist wie bei einer tollen Partnerliebe: Lieber etwas Einschränkung, als auf einen grandios liebenden Partner verzichten – so unbegreiflich er auch letztlich ist!