Christstollen zum Frühstück
13.01.2017 10:07
Christstollen zum Frühstück
13.01.2017 10:07
Christstollen zum Frühstück
Christstollen zum Frühstück
Puh, ich bin nass geschwitzt.
Nach meinem ersten Einkauf seit einer Woche.
Genauer gesagt nach meinem ersten Schritt vor die Haustür seit einer Woche.
Dem ich die ganze Zeit entgegengefiebert hatte.
Buchstäblich lahmgelegt von einer nahezu unsichtbaren Kleinigkeit: ein freches Virus hatte mich ungefragt einfach komplett umgehauen.
Während meine Vitamine im Kühlschrank verwelkten, verwandte ich den kümmerlichen Rest meiner Vitalität, um in den wenigen mir verbliebenen Wachphasen meine Flüssigkeitsbilanz aufrecht zu erhalten, wozu eigentlich nur zwei scheinbar einfache Schritte nötig sind: Zufuhr und Ausscheidung. Für mich bedeuteten das aber gut 20 Schritte (vom Bett zum Teekocher) und 12 weitere (in die Porzellanabteilung). Wie kann ein mikroskopisch kleines Wesen einen nur so fertig machen? Aber mit rollatorischer Unterstützung gelang mir das weitgehend unfallfrei.
Gott sei Dank für meine kleine, barrierefreie Wohnung!
Irgendwann stellte sich dann ein Gefühl ein, dass ich prinzipiell zwar als gesund wieder erkannte und beinahe freudig begrüßte, das mich aber vor neue Probleme stellte: Hunger. Der halb vergammelte Salat im Kühlschrank machte mich nicht wirklich an. Und ich fühlte mich im Gegenzug auch nicht verpflichtet, ihn anzumachen. Und zu waschen. Und zu putzen…
Beim Gedanken an den zwar bestimmt taufrischen Grünkohl im Tiefkühlfach, drehte sich mir - trotz seiner eindeutig ernährungsphysiologischen Unbedenklichkeit für neurodegenerativ Erkrankte - mein gerade erst wieder zu neuem Tatendrang erwachender Magen knurrend um.
Was also tun?
In der Not schmeckt die Wurst auch ohne Brot.
Und frisst der Teufel Fliegen.
Und Schirin Christstollen.
Davon hatte ich, drei jeweils selbstgebackene, zu Weihnachten geschenkt bekommen. Voreilig hatte ich die Bäcker und Bäckerinnen für ein wenig gedankenlos gehalten, mich mit diesen kohlenhydratlastigen Köstlichkeiten zu überhäufen. Da hatte ich eindeutig mal wieder zu kurz gedacht. Gedanken völlig über- und Liebe unterbewertet. Denn dass diese Stollen mit Liebe gebacken waren, konnte ich bei meinem ersten Frühstück diese Woche deutlich herausschmecken. (Keine Sorge, ich habe nicht gleich alle auf einmal verputzt.)
Jetzt sitze ich hier, fix und fertig, obwohl ich meinen Einkauf heute mit dem Auto erledigt habe. Die Strecke schaffe ich, seit ich regelmäßig Kohl und Salat frühstücke, normalerweise wieder zu Fuß mit dem Rollator. Aus meinem Korb heraus lachen mich Salat, Paprika und Avocados an. Ich lache zurück und gebe ihnen erst einmal einen Korb: “Euch gibt es heute zum Mittagessen!“
Ich frühstücke noch einmal Christstollen.
Puh, ich bin nass geschwitzt.
Nach meinem ersten Einkauf seit einer Woche.
Genauer gesagt nach meinem ersten Schritt vor die Haustür seit einer Woche.
Dem ich die ganze Zeit entgegengefiebert hatte.
Buchstäblich lahmgelegt von einer nahezu unsichtbaren Kleinigkeit: ein freches Virus hatte mich ungefragt einfach komplett umgehauen.
Während meine Vitamine im Kühlschrank verwelkten, verwandte ich den kümmerlichen Rest meiner Vitalität, um in den wenigen mir verbliebenen Wachphasen meine Flüssigkeitsbilanz aufrecht zu erhalten, wozu eigentlich nur zwei scheinbar einfache Schritte nötig sind: Zufuhr und Ausscheidung. Für mich bedeuteten das aber gut 20 Schritte (vom Bett zum Teekocher) und 12 weitere (in die Porzellanabteilung). Wie kann ein mikroskopisch kleines Wesen einen nur so fertig machen? Aber mit rollatorischer Unterstützung gelang mir das weitgehend unfallfrei.
Gott sei Dank für meine kleine, barrierefreie Wohnung!
Irgendwann stellte sich dann ein Gefühl ein, dass ich prinzipiell zwar als gesund wieder erkannte und beinahe freudig begrüßte, das mich aber vor neue Probleme stellte: Hunger. Der halb vergammelte Salat im Kühlschrank machte mich nicht wirklich an. Und ich fühlte mich im Gegenzug auch nicht verpflichtet, ihn anzumachen. Und zu waschen. Und zu putzen…
Beim Gedanken an den zwar bestimmt taufrischen Grünkohl im Tiefkühlfach, drehte sich mir - trotz seiner eindeutig ernährungsphysiologischen Unbedenklichkeit für neurodegenerativ Erkrankte - mein gerade erst wieder zu neuem Tatendrang erwachender Magen knurrend um.
Was also tun?
In der Not schmeckt die Wurst auch ohne Brot.
Und frisst der Teufel Fliegen.
Und Schirin Christstollen.
Davon hatte ich, drei jeweils selbstgebackene, zu Weihnachten geschenkt bekommen. Voreilig hatte ich die Bäcker und Bäckerinnen für ein wenig gedankenlos gehalten, mich mit diesen kohlenhydratlastigen Köstlichkeiten zu überhäufen. Da hatte ich eindeutig mal wieder zu kurz gedacht. Gedanken völlig über- und Liebe unterbewertet. Denn dass diese Stollen mit Liebe gebacken waren, konnte ich bei meinem ersten Frühstück diese Woche deutlich herausschmecken. (Keine Sorge, ich habe nicht gleich alle auf einmal verputzt.)
Jetzt sitze ich hier, fix und fertig, obwohl ich meinen Einkauf heute mit dem Auto erledigt habe. Die Strecke schaffe ich, seit ich regelmäßig Kohl und Salat frühstücke, normalerweise wieder zu Fuß mit dem Rollator. Aus meinem Korb heraus lachen mich Salat, Paprika und Avocados an. Ich lache zurück und gebe ihnen erst einmal einen Korb: “Euch gibt es heute zum Mittagessen!“
Ich frühstücke noch einmal Christstollen.
Kommentare
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Schirin 13.01.2017 21:22
Ja, ein kleines Leben kann manchmal ein großes Abenteuer sein
(Nutzer gelöscht) 13.01.2017 21:24
Danke für die wahre Erzählung... Sie ist richtig schön und originell geschrieben.
LG Karin-Rosenlied
LG Karin-Rosenlied