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verschiedene Konzepte von Vertrauen

verschiedene Konzepte von Vertrauen
Was ist euer Schwerpunkt, eure Vorstellung von Vertrauen?
Ich bin gerade auf diesen sehr interessanten Text gestoßen.
Wie der Verfasser schreibt, kann ich mit einigen Herangehensweisen nicht viel anfangen, manche finde ich bedenkenswert und eine spricht mir aber genau aus dem Herzen (3.5).
Wie denkt ihr darüber?

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Was genau versteht Ihr Partner unter Vertrauen?

Um Missverständnisse zu vermeiden, möchte ich mit Ihnen im ersten Schritt definieren, was wir unter Vertrauen überhaupt verstehen. Vertrauen ist ein Wort, was häufig von uns allen in den Mund genommen wird. Doch verstehen wir hierunter wirklich alle dasselbe? Ich stelle meinen Paaren am Anfang eines Beratungsgesprächs zunächst die Frage, was genau Vertrauen für Sie in einer Beziehung bedeutet.

Mit Sicherheit werden Sie sofort ein Bild davon im Kopf haben was Vertrauen für Sie ist und möglicherweise werden Sie es unverständlich finden, dass ich hiernach überhaupt frage. Aber die Möglichkeiten sind vielfältig und Sie werden überrascht sein, wie viele es eigentlich gibt.

Denken Sie alleine an die vielen unterschiedlichen Kulturen auf der Welt und die Möglichkeiten eine Beziehung zu führen. Die einen führen diese relativ locker und die anderen gestalten diese im Vergleich möglicherweise etwas "strenger".

Dabei wird die Art und Weise eine Beziehung zu führen und gegenseitiges Vertrauen zu schenken, von Paar zu Paar unterschiedlich gelebt und wahrgenommen. Um die Differenzierung näher zu verdeutlichen, möchte ich Ihnen im Folgenden 5 Menschen vorstellen, die mir Ihre Vorstellung von Vertrauen erläutert haben. Vielleicht können Sie sich sogar selber mit einer der verschiedenen Ansichten identifizieren.

3.1 Thorsten, Bankkaufmann und Atheist

"Vertrauen bedeutet für mich, dass ich mich in jeder Lebenslage auf meine Partnerin verlassen kann. Wenn wir eine Uhrzeit vereinbaren, sollte sie pünktlich dort sein und mich nicht warten lassen. Zuverlässigkeit ist eben das A und O in einer Beziehung. Wenn ich erlebe, dass meine Partnerin unzuverlässig ist, fühle ich mich im Stich gelassen und zum Teil regelrecht hintergangen. Wenn sie mir dann keine plausible Erklärung für Ihre Unzuverlässigkeit geben kann, verliere ich schnell das Vertrauen zu ihr. So eine Freundin hatte ich mal - ständig unpünktlich, hat Termine vergessen, auf meine Nachrichten erst Stunden später geantwortet und mich dadurch immer wieder enttäuscht. Obwohl sie sonst toll war... Sie sah Klasse aus, wir haben uns blendend verstanden und sie war eben genau mein Typ. Zusammen sind wir natürlich nicht mehr. Nach der dritten Enttäuschung in Folge habe ich Schluss gemacht. So bin ich nun mal, mit Unzuverlässigkeit kann ich einfach nicht leben."

3.2 Alina, Flugbegleiterin und häufig auf Reisen

"Vertrauen ist für mich enorm wichtig. Da ich als Flugbegleiterin häufig über Nacht weg bin und in der Vergangenheit schon so einiges erlebt habe, gibt es für mich eine oberste Prämisse beim Thema Vertrauen: Man muss es sich erarbeiten und ständig dafür sorgen, dass es aufrechterhalten wird. Für mich heißt das konkret: Mein Freund soll sich regelmäßig bei mir melden, mir Nachrichten schicken und am Telefon erzählen was er heute so getan hat und was er noch vor hat. Ich finde das gehört sich einfach so in einer Beziehung. Mindestens einmal am Tag miteinander sprechen und die wichtigsten Dinge austauschen.

Wenn das nicht gegeben ist, ist es für mich auch keine Beziehung. Mein Ex-Freund hat es gewagt, auf Facebook ein Partybild mit drei Blondinen im Arm zu posten und dabei so einen ekelhaften Checkerblick aufzusetzen. Ich war zu diesem Zeitpunkt 2 Tage in China und habe es dann am nächsten Morgen durch eine Nachricht meiner Freundin erfahren.

Als ich das Foto auf Facebook gesehen habe, war mein Vertrauen sofort angeschlagen. Erzählt hatte er mir vorab von seinem Partytrip natürlich nichts. Als ich ihn darauf ansprach sagte er nur, es wäre nicht geplant gewesen und seine Freunde hätten ihn unter Alkoholeinfluss zu dem Foto überredet. So was geht für mich gar nicht... Alkohol als Ausrede!

Wenn er solche Dinge tut nur weil er ein bisschen was getrunken hat, kann ich ihm unmöglich vertrauen. Als ich aus China zurück war, habe ich die Beziehung dann beendet. Gott sei Dank habe ich tolle Freundinnen, denen ich vertrauen kann und die mir bei solchen Eskapaden sofort Bescheid geben!"

3.3 Pietro, Student mit spanischen Wurzeln

"Das Wichtigste beim Vertrauen für mich ist, dass meine Freundin mir genügend Freiraum lässt. Ich kann es absolut nicht ausstehen wenn eine so klammert und mich ständig überwacht. Ich muss mit meinen Jungs abends auch mal losziehen können ohne ihr Rechenschaft darüber abzulegen und am Abend 20 Nachrichten von ihr zu kriegen. Einfach mal vertrauen heißt das Stichwort. Warum sollte ich mit ihr wohl zusammen sein, wenn ich auf andere Mädels scharf bin. Wenn ich auf Frauenjagd aus wäre, hätte ich keine feste Freundin. Warum auch? Wäre ja beim kennenlernen nur hinderlich. Andersrum kontrolliere ich sie ja auch nicht. Wenn sie mit ihren Freundinnen einen Mädelsabend machen möchte, kann sie dies jederzeit tun. Viel Spaß wünsche ich ihr dann und schreibe ihr später vielleicht noch eine Nachricht bevor ich schlafen gehe. Damit zeige ich ihr noch, dass ich an sie denke."

3.4 Ömer, Logistikkaufmann mit muslimischem Glauben

"Ich habe mal versucht einer deutschen Frau zu vertrauen und wurde sofort bitterlich enttäuscht. Meine Eltern hatten mich ja vorher gewarnt, aber ich wollte es nicht glauben. Ich hätte niemals gedacht, dass das Verständnis von Vertrauen so unterschiedlich sein kann. Wir waren gerade einmal 2 Wochen zusammen, da ist sie mit einem anderen Typen ins Kino gegangen. Angeblich ihr bester Freund.

Ich kenne die Männerwelt sehr gut und weiß, dass ein Kerl sich niemals ohne Hintergedanken mit einer hübschen Frau trifft. Sie meinte es wäre nur Freundschaft und es würde niemals etwas passieren können. Ja, wer's glaubt... So was wie Freundschaft existiert zwischen Mann und Frau einfach nicht.

Wenn sie eine Freundin sucht, dann bitte eine weibliche. Wer so naiv ist und mit einem x-beliebigen Typen ins Kino geht, dem kann ich unmöglich vertrauen. Jetzt bin ich wieder mit einer Muslimin zusammen die weiß, was sich für eine Frau gehört. Ich vertraue ihr, aber dennoch kontrolliere ich sie regelmäßig. Vertrauen ist gut, aber Kontrolle ist besser und hat sich in meinem Leben bereits mehrfach bewährt!”

3.5 Christina, Hausfrau und Mutter von 2 Kindern

"Vertrauen ist für mich die Basis jeder Beziehung. Es ist für mich dann gegeben, wenn ich meinen Partner nicht kontrollieren muss weil ich weiß, dass er mich nie betrügen würde. Vertrauen trägt dazu bei, die Beziehung auf ein neues Level zu heben und langfristig zu stärken.

Ich vertraue meinem Mann blind und kann mich uneingeschränkt auf ihn verlassen. Wie ich das geschafft habe? Durch gegenseitiges Vertrauen. Mein Mann und ich haben uns vom ersten Tag an vertraut, nicht wie wir es heute tun, aber eben mit einem gewissen Grundvertrauen.

Keiner von uns hat den anderen je angelogen oder betrogen. Über die Jahre hat sich so eine starke Vertrauensbasis zwischen uns aufgebaut, die so schnell nichts mehr ins Wanken bringen kann. Natürlich benötigt man hierfür eine Menge Zeit, denn so eine starke Vertrauensbasis entsteht nicht von heute auf morgen.

Die Partnerschaft muss sich eben über die Jahre bewähren. Was aus meiner Sicht absolut Gift für eine Vertrauensbasis ist: Kontrolle! Auch wenn mir das ein oder andere am Anfang der Beziehung etwas unbehaglich war: Ich habe meinem Partner vertraut und ihn einfach machen lassen. Und er hat mir bewiesen, dass ich ihm vertrauen konnte, egal was er tut. Erzwingen kann man Vertrauen denke ich nicht, aber man kann es sich mit Sicherheit erarbeiten. Für mich und meinen Mann ist unser Vertrauen der Schlüssel zu einer erfüllten und glücklichen Beziehung."

Mit Sicherheit werden Sie beim Lesen dieser Sichtweisen die ein oder andere Aussage befürwortet oder abgelehnt haben. So geht es jeder Leserin, alleine deshalb, weil die Aussagen zum Teil zu konträr sind. Doch was auch immer Sie für sich persönlich als zutreffend identifiziert haben: Ein richtig oder falsch gibt es hierbei nicht. Jeder Mensch hat seine eigene Wahrnehmung und sein eigenes Verständnis von Vertrauen. Ob Sie dieses Verständnis teilen spielt dabei zunächst keine Rolle. Wichtig ist, dass Sie wissen, was der andere unter Vertrauen versteht, was es für ihn bedeutet und vor allem was seine persönlichen No Go´s beim Thema Vertrauen sind.

Daher möchte ich Ihnen einen ersten wichtigen Tipp mit auf den Weg geben: Klären Sie mit Ihrem Partner was genau er unter Vertrauen versteht. Egal ob Sie noch am Anfang Ihrer Beziehung stehen oder bereits lange Zeit zusammen sind. Bitte fragen Sie ihn danach sofern Sie es in der Vergangenheit nicht bereits getan haben.

Quelle:
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Leseprobe aus:
Vertrauen aufbauen und wiedergewinnen
Leitfaden für eine erfüllte Beziehung
von Maximilian Winkler, 2015

Kommentare

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RhythmOfHeaven 03.01.2016 20:04
@ist:
"wenn Vertauen darauf fußt, dass der andere meine Erwartungen nicht enttäuscht, hilfe..."
Von welcher Art von Erwartungen sprichst du?
- nicht ausgesprochene (Er soll ungefragt mithelfen)
- ausgesprochene und widersprochene (Hilfst du mir? - nein.)
- abgesprochene (Er sagt, dass er hilft, tut es aber nicht)
- mein Wertesystem betreffende (Er soll nicht mit Partygirls tanzen, wenn ich nicht dabei bin, s. 3.2 / Sie soll keinen männlichen Freund haben, s. 3.4 / Sie soll pünktlich sein und nichts vergessen, s. 3.1)

"für mich entsteht dann Vertrauen, wenn der andere sich als Enttäuschungsstabil erweist.....................und auch ich mit meinen enttäuschten Erwartungen trotzdem noch diese Beziehung aufrechterhalten will"

Enttäuschungsstabil/-resistent ist ein spannendes Wort.
Wenn die Enttäuschung absichtlich provoziert wird durch Sich-entziehen, Egoismus, Nachlässigkeit, Gedankenlosigkeit, fordert es den Enttäuschten auf, seinen Willen aufzubringen, weiterhin zu vertrauen. Ich empfinde, das fördert nicht die Geborgenheit und Gewissheit, sich fallen lassen zu können beim anderen. Es stellt Distanz her und wird sicher auch oft gezielt dazu eingesetzt, wenn man nicht soviel Nähe will...
 
(Nutzer gelöscht) 03.01.2016 20:05
Ich unternehme gerne Wortspiele und pflücke erst mal das Obst von den Bäumen, bevor gegessen wird! lachendes Smiley
Im Wort - Vertrauen schwingen noch andere Verständnisse mit, zB. zutrauen - anvertrauen - Trauung - Trauer oder trauen.
Sich trauen heisst für mich, etwas wagen, sich auf ein Verhältnis oder auf eine Sache einzulassen. Im Sinne der Traunung
vollzieht sich eine starke, innige und tiefe Beziehung zu jemanden. Heisst u.U. mit einem Menschen lebeslänglich intensiv zu leben. Diesen dann zu verlieren, heisst dann trauern.


Ohne Vertrauen, d.h. ohne die Fähigkeit, jemanden etwas zuzutrauen oder
auch sich selbst, wird kein Mensch eine gesunde, seelische Entwicklung nehmen.
Das Vertrauen, sprich: den Mut, etwas zu wagen und sich auf etwas einzulassen,
wird oft erprobt! Wer sagt, er traue dem Herrn alles zu, aber traut sich
zu nichts, sagt nicht die Wahrheit.

Eines der vielbesuchten Zitate heisst:

Die größte Ehre, die man einem Menschen antun kann, ist die, dass man zu ihm Vertrauen hat.

Matthias Claudius
 
RhythmOfHeaven 03.01.2016 20:22
Welchen der o. g. Aussagen schließt ihr euch am ehesten an?

1. Vertrauen entsteht durch Terminverlässlichkeit.
2. Vertrauen muss ständig erarbeitet und aufrechterhalten werden durch regen, täglichen Austausch über seinen Alltag und wichtige Dinge und indem man die Abwesenheit des anderen nicht ausnutzt zum Flirten o. ä.
3. Vertrauen heißt, dem anderen Freiraum zu lassen und ihn nicht zu kontrollieren.
4. Vertrauen entsteht, indem man sich vertrauenswürdig erweist, konkret indem man keine Freundschaften mit dem anderen Geschlecht pflegt, weil man dadurch Gefahr läuft, untreu zu werden oder dies selbst schon vom Partner als Untreue empfunden wird.
5. Vertrauen entwickelt sich durch ein Grundvertrauen ohne Kontrolle, das der andere nicht missbraucht indem er den Partner belügt oder betrügt.
 
RhythmOfHeaven 03.01.2016 20:27
@ist:
"ich hätte jetzt nicht damit gerechnet, dass mein Kommentar hier zerlegt wird.."
- wieso zerlegt???
Ich habe nachgefragt. Das ist Teil eines Gespräches... Im Gespräch mit dir und euch entwickle ich doch meine eigenen Gedanken, das ist die Idee hinter einem Austausch...
Macht deine Enttäuschungsresistenz grad Ferien? .-)

Also: Es waren ernst gemeinte Fragen und Gedanken. Deine Sicht interessiert mich wirklich. Und auch die der anderen.
 
(Nutzer gelöscht) 03.01.2016 22:33
Ich traue dem Anderen etwas zu.

Eine gut greifbare Aussage in einer doch eher gäääääähnenden Welt des Trauerspiels!
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