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Die 'Prüfungsfragen' beim Endgericht... (Mt 25,31-46)

Die 'Prüfungsfragen' beim Endgericht... (Mt 25,31-46)
Die Schilderung des "Endgerichtes" im Matthäus-Evangelium...
Wir haben es schon so oft gehört, dass es inzwischen schwer fällt, die darin verpackte Botschaft ernsthaft an uns heran kommen zu lassen.
Nochmals zur Verdeutlichung:
Jesus sagt zu jedem von uns: ICH war hungrig, nackt, obdachlos, fremd, einsam ...
Also ER selbst ist es immer wieder, der bei uns anklopft, bettelt, uns erwartet, die Hände ausstreckt...!
Wenn wir über Jesus nachdenken und zu ihm beten, dann ist er meist der verherrlichte, allmächtige, unsichtbare und manchmal auch ferne Gottessohn. Er ist einer, der uns auch in Ruhe lässt, wenn wir die Türe der Wohnung und des Herzens verschließen.
Aber können wir nach dem Hören dieses Evangeliums wirklich innerlich noch ruhig bleiben und so tun, als hätte Jesus das alles nicht gesagt oder als wäre das Endgericht so weit weg, dass wir es gar nicht mehr erleben?
Es wäre eine fatale Täuschung, wenn wir so die göttliche Botschaft lesen bzw. hören, vielleicht sogar überhören würden.
Wenn Jesus alle menschlichen Bedürfnisse, die wir alle gut kennen, als Seine Bedürfnisse und Nöte bezeichnet, dann brauchen wir ein ganz neues Verständnis von Gottesdienst, von dem Dienst, den wir dem Mensch gewordenen Gott Jesus erbringen.

Was nützt einem hungernden Jesus der Weihrauch und festlicher liturgischer Glanz? Wird davon ein Menschensohn satt? Fühlt sich davon jemand vielleicht weniger obdachlos oder einsam?

Das heißt jetzt nicht, dass wir die Feier der Liturgie nicht mehr pflegen und unseren Glaubensvollzug nicht mit Schönheit und Ästhetik schmücken sollen.
Ich glaube aber, wir müssen wieder neu die Ausgewogenheit aller Aspekte des Menschseins versuchen. Das eine tun, ohne das andere zu lassen! Es bleibt immer ein Spannungsbogen bestehen zwischen den Ausgaben für Festlichkeit und denen für Not lindernde Menschlichkeit. Schon die Pharisäer hatten ebenso wie Judas ein Problem mit der Haltung Jesu, die die hl. Theresa von Avila mit dem Satz ausdrückte: "Wenn Rebhuhn, dann Rebhuhn und wenn Fasten, dann Fasten." Was übersetzt heißt: tue das, was du tust, mit ganzem Herzen, allen Sinnen und Vernunft.

Aber weil uns "Rebhuhn" leichter fällt, als Fasten und Verzicht, Einsatz und Hilfeleistung, ist es notwendig, uns das immer wieder bewusst zu machen, was eben schwer fällt.
Und das ist dann eben der Blick auf die "Armen".
Aber gibt es denn in unserem reichen Sozialstaat noch Arme? Sind nicht alle durch die verschiedensten Sozialgesetze wirt­schaftlich zumindest für ein bescheidenes Leben abgesichert? Theoretisch ist das so. Aber wenn zur wirtschaftlich prekären Situation auch noch die sog. "soziale Schwäche" hinzu kommt, also das nicht mehr Sich-einfügen-können in normale bürger­liche Strukturen, dann kommt zum wirtschaftlichen Abstieg auch der soziale Abstieg, das Leben auf der Straße und der Parkbank, Leben aus Plastiktüten und Mülleimern, Ausgrenzung.
In unserem Bezirk Lichterfelde, ist es eher etwas Ungewöhn­liches, solchen Menschen zu begegnen. Und dann kommt sehr schnell die Frage, ob da mit ein paar Euro zu helfen ist?
Es besteht nämlich die Befürchtung, dass jeder gespendete Euro die Alkoholwerte im Blut erhöht...
Und trotzdem ist es Jesus, der uns in solchen Notlagen anbettelt, so lehrt uns das heutige Evangelium.
Was können wir also tun?
Ich würde vorschlagen, wir nehmen die Ärmsten der Armen neu in den Blick, und das sind für mich diejenigen, die nicht (mehr) an Gott glauben können. Wer keinen Glauben hat, der hat meist (wenn überhaupt, dann nur) einen ziemlich eingeschränkten Lebenssinn.
Wie können wir den Menschen Gott bringen?
Eben so, wie es Jesus im Evangelium beschrieben hat, wenn er hungert, nichts zum Anziehen hat, einsam und verlassen ist. Mit diesen konkreten und notwendigen Dingen bringen wir eine Liebe, die im Kern göttlich ist, eine Liebe, nach der sich Menschen zu allererst sehnen.
Ich wünsche mir für unsere Gemeinde eine Neuentdeckung des diakonischen Dienstes aller. Jeder sollte nach seinen Möglich­keiten etwas tun. Die nahende Adventszeit könnte eine passende Gelegenheit sein, sich auf die Suche des Jesuskindes zu machen,
das nicht immer in der Krippe liegt, sondern auch auf der Parkbank,
das nicht immer von Engeln und Hirten umgeben ist, sondern ganz alleine aus dem Fenster der kalten Wohnung starrt,
das nicht immer in Windeln gewickelt ist, sondern auch in ungepflegter Second-Hand-Kleidung.
"Was ihr dem Geringsten getan habt, das habt ihr mir getan..."
Dieser Satz soll in unserem Leben mehr aufleuchten als der Lichterglanz, den wir ab nächsten Sonntag in der Kirche und um uns herum leuchten lassen.
Wir können die Beispiele der Begegnungen mit Jesus auch noch beliebig ausweiten:
Ich war beleidigt, und Du bist nicht auf mich zugegangen...
ich war aggressiv und Du hast mich nicht zu verstehen versucht...
ich war traurig und Du hast mich nicht getröstet...
ich fühlte mich schlecht behandelt und Du hast Dich nicht für mich eingesetzt...
Ich sehnte mich nach Frieden und Versöhnung und Du hast mir nicht die Hand gereicht...
ich verkroch mich in mein Schneckenhaus und Du hast mich nicht heraus geholt...

Immer ist es Jesus, der uns begegnet.
Er liebt das Versteckspiel.
Es sind immer Menschen, in denen er sich versteckt.
Meistens sogar in solchen, die uns weniger sympathisch sind, die uns nerven, die uns heraus fordern oder uns sogar Unrecht getan haben...
"... das habt ihr mir getan..."
Eine schönere und bessere Motivation unseres Handelns gibt es nicht.

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Kommentare

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Engelslhaar 23.11.2014 17:43
Danke für die aufrüttelnde Predigt!
Kürzlich feierten wir das Martins-Fest.
Martin teilte seinen Mantel, gab dem am Boden sitzenden Bettler den halben Mantel. Er gab ihm den halben Mantel, nicht den ganzen, das heißt , er hat auch für sich gesorgt und seinen Nächsten geliebt wie sich selbst.
Die Legende besagt dann, dass ihm in der Nacht im Traum Jesus erschien, mit dem Mantel bekleidet, der zu ihm sagte:
Das hast du mir getan.
 
(Nutzer gelöscht) 23.11.2014 18:19
Ja ich danke auch für die großartige Predigt. Am besten wäre, glaube ich,
wenn wir immer, wenn wir Not sehn und Gelegenheit haben, geben würden.
Bei uns ist eine Stelle, wo wir alles hinbringen können, dass dann nach Rumänien gefahren wird...
@Dein tolles Beispiel passt 100 %ig...
 
(Nutzer gelöscht) 23.11.2014 18:20
Es sollte natürlich heißen:
@Englslhaar. Der St. Martin ist wirklich das beste Beispiel...
 
hansfeuerstein 23.11.2014 19:11
Welch tröstliche Botschaft die Gerechtigkeit Gottes, die sehr wohl einen gravierenden Unterschied sieht und macht, zwischen Übeltätern und Wohltätern.
Mag es oft auf dieser Welt auch anders erscheinen, was sich "auszahlt", und was nicht. Doch werden sich viele täuschen. Man könnte sich fragen, ob es in unserer Zeit noch Sinn macht, unseren Kindern einen Mannn wie St. Martin als Vorbild vorzustellen, während andere ihre Kinder mit dem Gewehr in der Hand
"Allahu abkar"schreien lassen, und stolz darauf sind.
 
hansfeuerstein 23.11.2014 19:40
Gerade in unserer Zeit, macht es Sinn.
 
hansfeuerstein 24.11.2014 01:00
Auch der Weihrauch, der festliche liturgische Glanz kann "sättigen", kann Heimat und Nähe geben, wenn ich von mir sprechen darf, und von einigen Obdachlosen
die hier regelmässig ebenfalls die Messe besuchen.

Unterlassungssünden schmerzen, manche werden erst viel später, vielleicht Jahre später in einem entsprechenden Zustand innerer Befindlichkeit erst bewusst. Es tut gut, es dem Herrn zu übergeben und zu wissen, selbst kann ich immer nur im Heute bestehen.
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