Die Börse der Liebe
08.11.2013 22:33
Die Börse der Liebe
08.11.2013 22:33
Die Börse der Liebe
„Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken“, sagt der Herr (Jes 55,8). Verdienstvoll ist es nicht, viel zu tun oder viel zu geben, sondern viel anzunehmen, viel zu lieben. Es heißt, dass es seliger sei, zu geben als zu nehmen (Apg 20,35), und das stimmt auch. Wenn aber Jesus auch das Seligmachende des Gebens für sich in Anspruch nehmen will, wäre es nicht schön, nein zu sagen. Lassen wir ihn alles, was er will, nehmen und geben. Die Vollkommenheit besteht darin, seinen Willen zu tun; und den Menschen, der sich ihm ganz ausliefert, nennt Jesus selbst „Mutter, Schwester“ und seine ganze Familie (Mt 12,50). Und an anderer Stelle (Joh 14,23) sagt er: „Wenn jemand mich liebt, wird er an meinem Wort festhalten; mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und bei ihm wohnen“. Wie leicht ist es doch, Jesus zu gefallen und sein Herz zu entzücken; man braucht ihn nur zu lieben, ohne auf sich selbst zu achten, ohne die eigenen Fehler einer allzu kritischen Prüfung zu unterziehen.
Deine Therese schwebt im Augenblick nicht über den Wolken; Jesus aber lehrt sie, aus allem, was sie in sich vorfindet, dem Guten wie dem Schlechten, Nutzen zu ziehen. Er lehrt sie, an der Börse der Liebe zu spielen; oder vielmehr: er spielt für sie, ohne ihr zu sagen wie; denn das ist seine Sache und nicht die Thereses; ihre Sache ist es, sich hinzugeben, ohne irgendeinen Vorbehalt, sogar ohne von der Freude zu wissen, wie viel die Börse ihr einbringt…
Die Seelenführer ermutigen allerdings dazu, Fortschritte in Richtung Vollkommenheit zu machen und lassen uns sehr viele tugendhafte Handlungen vollbringen; und sie haben Recht damit. Mein Seelenführer Jesus lehrt mich nicht, meine Handlungen zu zählen; er lehrt mich alles aus Liebe zu tun, ihm nichts zu verweigern, glücklich zu sein, wenn er mir eine Gelegenheit gibt, ihm zu beweisen, dass ich ihn liebe. Das alles aber geschieht ganz friedlich, indem ich mich ihm überlasse. Es ist Jesus, der alles macht; ich mache nichts.
Theresia vom Kinde Jesu (1873-1897), Karmelitin, Kirchenlehrerin
Brief 142
Deine Therese schwebt im Augenblick nicht über den Wolken; Jesus aber lehrt sie, aus allem, was sie in sich vorfindet, dem Guten wie dem Schlechten, Nutzen zu ziehen. Er lehrt sie, an der Börse der Liebe zu spielen; oder vielmehr: er spielt für sie, ohne ihr zu sagen wie; denn das ist seine Sache und nicht die Thereses; ihre Sache ist es, sich hinzugeben, ohne irgendeinen Vorbehalt, sogar ohne von der Freude zu wissen, wie viel die Börse ihr einbringt…
Die Seelenführer ermutigen allerdings dazu, Fortschritte in Richtung Vollkommenheit zu machen und lassen uns sehr viele tugendhafte Handlungen vollbringen; und sie haben Recht damit. Mein Seelenführer Jesus lehrt mich nicht, meine Handlungen zu zählen; er lehrt mich alles aus Liebe zu tun, ihm nichts zu verweigern, glücklich zu sein, wenn er mir eine Gelegenheit gibt, ihm zu beweisen, dass ich ihn liebe. Das alles aber geschieht ganz friedlich, indem ich mich ihm überlasse. Es ist Jesus, der alles macht; ich mache nichts.
Theresia vom Kinde Jesu (1873-1897), Karmelitin, Kirchenlehrerin
Brief 142
Kommentare
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hansfeuerstein 09.11.2013 02:16
Sie zu lesen ist immer eine Wohltat. Sie lässt immer einen Spalt breit ins Himmelreich blicken...
(Nutzer gelöscht) 09.11.2013 19:39
Ja, die "kleine Theresia" war wie ein Engel...