Lukas 7,11-17.
In jener Zeit ging Jesus in eine Stadt namens Naïn; seine Jünger und eine große Menschenmenge folgten ihm.
Als er in die Nähe des Stadttors kam, trug man gerade einen Toten heraus. Es war der einzige Sohn seiner Mutter, einer Witwe. Und viele Leute aus der Stadt begleiteten sie.
Als der Herr die Frau sah, hatte er Mitleid mit ihr und sagte zu ihr: Weine nicht!
Dann ging er zu der Bahre hin und faßte sie an. Die Träger blieben stehen, und er sagte: Ich befehle dir, junger Mann: Steh auf!
Da richtete sich der Tote auf und begann zu sprechen, und Jesus gab ihn seiner Mutter zurück.
Alle wurden von Furcht ergriffen; sie priesen Gott und sagten: Ein großer Prophet ist unter uns aufgetreten: Gott hat sich seines Volkes angenommen.
Und die Kunde davon verbreitete sich überall in Judäa und im ganzen Gebiet ringsum.
ruhelos ist unser Herz, bis es ruhet in dir
16.09.2013 15:01
ruhelos ist unser Herz, bis es ruhet in dir
16.09.2013 15:01
ruhelos ist unser Herz, bis es ruhet in dir
Das Verlangen nach Gott ist dem Menschen ins Herz geschrieben, denn der Mensch ist von Gott und für Gott erschaffen. Gott hört nie auf, ihn an sich zu ziehen. Nur in Gott wird der Mensch die Wahrheit und das Glück finden, wonach er unablässig sucht:... Von jeher geben die Menschen durch ihre Glaubensanschauungen und religiösen Verhaltensweisen (wie Gebet, Opfer, Kult und Meditation) ihrem Suchen nach Gott mannigfach Ausdruck. Diese Ausdrucksweisen können mehrdeutig sein, sind aber so allgemein vorhanden, daß man den Menschen als ein religiöses Wesen bezeichnen kann… Diese ,,innigste und lebenskräftige Verbindung mit Gott" (GS 19,1) kann jedoch vom Menschen vergessen, verkannt, ja ausdrücklich zurückgewiesen werden. Solche Haltungen können verschiedenste Ursachen haben [Vgl. GS 19-21.]: Auflehnung gegen das Übel in der Welt, religiöse Unwissenheit oder Gleichgültigkeit, irdische Sorgen und Reichtum[Vgl. Mt 13,22.], schlechtes Beispiel der Gläubigen, religionsfeindliche Denkströmungen und schließlich die Neigung des sündigen Menschen, sich aus Angst vor Gott zu verbergen [Vgl. Gen 3,8-10.]und vor dem Ruf des Herrn zu fliehen [Vgl. Jona 1,3]. ,,Alle, die den Herrn suchen, sollen sich von Herzen freuen" (Ps 105,3). Mag auch der Mensch Gott vergessen oder zurückweisen, hört Gott doch nicht auf, jeden Menschen zu rufen, damit dieser ihn suche und dadurch lebe und sein Glück finde. Dieses Suchen fordert aber vom Menschen die ganze Anstrengung des Denkens und die gerade Ausrichtung des Willens, ,,ein auf richtiges Herz", und auch das Zeugnis anderer, die ihn lehren, Gott zu suchen. ,,Groß bist du, Herr, und überaus lobwürdig; groß ist deine Stärke und unermeßlich deine Weisheit. Und loben will dich der Mensch, der selbst ein Teilchen deiner Schöpfung ist, der Mensch, der seine Sterblichkeit mit sich herumträgt und in ihr das Zeugnis seiner Sündhaftigkeit und das Zeugnis, daß du den Stolzen
widerstehst. Und dennoch will er dich loben, der Mensch, der selbst ein Teilchen deiner Schöpfung ist. Du treibst uns an, so daß wir mit Freuden dich loben, denn du hast uns auf dich hin geschaffen, und ruhelos ist unser Herz, bis es ruhet in dir" (Augustinus, conf. 1,1,1).
widerstehst. Und dennoch will er dich loben, der Mensch, der selbst ein Teilchen deiner Schöpfung ist. Du treibst uns an, so daß wir mit Freuden dich loben, denn du hast uns auf dich hin geschaffen, und ruhelos ist unser Herz, bis es ruhet in dir" (Augustinus, conf. 1,1,1).
Wir begegnen im Evangelium drei vom Herrn erwirkten Auferweckungen von den Toten; von Tausenden weiteren aber hören wir nichts… Die Tochter des Synagogenvorstehers (Mk 5,22f), der Sohn der Witwe von Naïm und Lazarus (Joh 11)… stehen für drei Arten von Sündern, die Christus auch heute noch zum Leben erweckt. Das Mädchen war noch im Hause seines Vaters…, der Sohn der Witwe von Naïm nicht mehr im Haus seiner Mutter, aber noch nicht im Grab…; Lazarus war bereits bestattet.
Es gibt also Menschen, die die Sünde in ihrem Herzen tragen, sie aber noch nicht in eine Tat umgesetzt haben… Sie haben ja gesagt zur Sünde, der Tod wohnt schon in ihrer Seele, ist aber noch nicht nach außen getreten. Es geschieht nun häufig, dass Menschen diese Erfahrung machen: Sie hören das Wort Gottes, und daraufhin scheint der Herr zu ihnen zu sagen: „Steh auf“. Sie ziehen ihre Einwilligung, die sie dem Bösen gegeben haben, zurück, sie atmen wieder auf und leben heilig und gerecht… Andere schreiten nach ihrer Einwilligung zur Tat; sie bringen den Tod, der in ihrem tiefsten Inneren verborgen war, für alle sichtbar nach außen. Müssen wir an ihnen verzweifeln? Hat der Retter nicht zu dem jungen Mann gesagt: „Ich befehle dir, steh auf“? Hat er ihn nicht seiner Mutter zurückgegeben? So verhält es sich mit einem, der so handelt: Wenn er vom Wort der Wahrheit berührt und bewegt worden ist, wird er wach für die Stimme Christi, er ist dem Leben zurückgegeben. Er hätte einen weiteren Schritt auf dem Weg der Sünde tun können, aber nicht für immer sterben können.
Was ist mit denen, die sich so sehr in schlechte Gewohnheiten verstricken, dass ihnen selbst der Blick auf das Böse, das sie tun, genommen ist? So verteidigen sie sogar ihre bösen Taten, werden zornig, wenn man sie ihnen vorhält… Vom Gewicht der Gewohnheitssünden zu Boden gedrückt, liegen sie da, wie begraben… Der Stein auf dem Grab ist die tyrannische Kraft der Gewohnheit, die die Seele überwältigt und sie nicht mehr aufstehen und atmen lässt.
Beherzigt also, geliebte Brüder, das Gehörte, und lasst uns so handeln, dass die Lebenden am Leben bleiben und die Toten wieder zum Leben erwachen… die Toten mögen alle Buße tun… Die Lebenden mögen ihr Leben bewahren, und die Toten eilends auferstehen.
Augustinus (354 - 430),