„Ihr Treulosen, nehmt es zu Herzen...“ (Jes 46,8)

„Ihr Treulosen, nehmt es zu Herzen...“ (Jes 46,8)
Es gibt Vielerlei, was wir aufgrund menschlicher Schwäche physisch nicht zu bewältigen vermögen. Aber wir können, sofern wir es wirklich wollen, mit der Inspiration Gottes in unserem Herzen Liebe vorfinden. Es gibt mitunter Vieles, das wir einfach nicht hinauswerfen können aus unserem Dachboden, aus unserer Vorratskammer oder unserem Keller; aber es gibt für uns keine Entschuldigung, wenn es sich um unser Herz handelt...

Man sagt zu uns nicht: „Geht nach Osten und sucht die Liebe, segelt nach Westen, und ihr werdet die Liebe finden“. Nein, man heißt uns das Innere unseres Herzens wieder aufsuchen, aus dem uns der Zorn so oft vertreibt. Das meint der Prophet, wenn er sagt: „Ihr Treulosen, nehmt es zu Herzen“... (Jes 46,8) Nicht in entlegenen Regionen finden wir, was der Herr von uns verlangt. Er schickt uns in unser eigenes Innere, in unser Herz; denn in uns hinein hat er gelegt, was er von uns verlangt. Die vollkommene Liebe ist nichts anderes als der gute Wille der Seele; deshalb haben die Engel den Hirten verkündet: „Friede den Menschen guten Willens“ (Lk 2,14 Vulg)...

Bemühen wir uns also mit allen Kräften, mit der Hilfe Gottes der Güte anstatt dem Bösen den ersten Platz in unserer Seele einzuräumen, der Geduld statt dem Zorn, dem Wohlwollen statt der Missgunst, der Demut statt dem Hochmut. Kurz, die Sanftheit der Nächstenliebe ergreife so sehr Besitz von unserem Herzen, dass darin kein Platz mehr ist für die Härte des Hasses.

Cäsarius von Arles (470 - 543), Mönch
Predigten 37,1; 38,5; 182,3

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