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Heute 20°°

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Gerechtigkeit erhöht ein Volk

Prof. Dr. Hans-Joachim Eckstein über Sprüche 14,34


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Prof. Dr. Hans-Joachim Eckstein

Geburtsort: Köln

Familienstand: verheiratet

Hauptberufliche Tätigkeit: Professor für Evangelische Theologie (Universität Tübingen)

Persönliche Leidenschaft: Die christliche Hoffnung auf den Begriff bringen – mündlich wie schriftlich

Lebensmotto: „Wenn Gott für uns ist, wer kann dann gegen uns sein?“
(Röm. 8,31-39)

Persönliches Vorbild: Paulus als faszinierender Verkündiger und Theologe

Buchempfehlung: “Sie werden lachen – die Bibel” (nach Berthold Brecht)

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Misio 22.09.2012 09:13
Fürs Leben freigeschwommen

Hans-Joachim Eckstein

Wie ein Bilderbuch tragen wir unsere Kindheit ein Leben lang mit uns herum, und wir blättern immer wieder darin – ob wir es merken oder nicht.

Was wir an Geborgenheit und Zuwendung erlebt haben, bestimmt uns noch Jahrzehnte später und hilft uns zu vertrauen.

Die bunten Hoffnungen und Erwartungen unserer ersten Jahre haben wir bei allen späteren Entscheidungen mit im Blick, und wir lassen uns von ihnen – mehr, als wir es ahnen – beeinflussen.

Das heißt nun nicht, dass unser ganzes Leben nur so glücklich werden kann, wie unsere Kindheit war. Im Gegenteil, oft sind es gerade unsere früher unerfüllten Wünsche und enttäuschenden Erfahrungen, die uns als Erwachsene vor Augen stellen, was uns wichtig ist und wie wir mit uns selbst und anderen umgehen wollen.
Zudem birgt jede Kindheit in sich tausend Bilder.

Es liegt an uns, das große Buch unseres Lebens nach denen zu durchsuchen, die uns in unserer Zuversicht und Entschlossenheit bestärken.

Doch ohne Zweifel ist ein Schatz von frühen Eindrücken des Glücks, der Zuneigung und des Gelingens für die Gestaltung unseres späteren Lebens von unfassbarem Wert.

So wird mir selbst für immer unvergessen bleiben, wie ich mich – in des Wortes doppelter Bedeutung – „freigeschwommen“ habe und die Begleitung meines Vaters dabei erlebte.
Für Kinder hat das Wasser bekanntermaßen eine seltsame Faszination. So sehr sie sich einerseits von klein auf hingezogen fühlen, haben sie doch größten Respekt davor, sich allein in die bodenlose Tiefe vorzuwagen, um zu erfahren, dass das Wasser – unter welchen kunstvollen Anstrengungen auch immer – einen Menschen trägt.

Um das Ablegen des Schwimmgürtels zu versüßen, versprach mir mein Vater eine Tafel Schokolade – und es wurde daraus nach Rückfrage eine mit Nüssen!
Dafür sollte ich vom Rand des „Schwimmerbeckens“ zu einer kleinen, künstlichen Insel schwimmen, die an der vorteilhaftesten Stelle – nach meiner heutigen, nüchternen Einschätzung – vielleicht zwei Meter entfernt lag.

Das schien aus Kinderperspektive unerreichbar!

Aber die Rückkehr von der Insel wurde mir verbindlich zugesichert. Und mir gelang die Strecke, wenn auch beim ersten Mal zur Hälfte unter Wasser. In Gegenwart und mit ermunternden Worten des Vaters, aber selbständig – oder heißt es: „selbstschwimmig“?

In jedem Fall erlebte ich den Sieg als Grunderfahrung – in die Zuverlässigkeit des Vaters und in die eigene Möglichkeit der Entfaltung und Überwindung.

Die Hilfe meines Vaters bestand nicht etwa im Festhalten – ich habe ihn bei meinem angestrengten Schwimm-Tauch-Gang weder gespürt noch gesehen –, sie bestand auch nicht darin, dass er mich von meiner Aufgabe wieder entbunden hätte, sondern in der Art, wie er mich auf meinem Weg zu Selbständigkeit und Selbstbehauptung begleitet hat.

Es war das Wissen, dass er da ist, wenn etwas passiert und ich ihn brauche; und es war die Freude, dass er mir zugewandt war und mich auf meinem kleinen Weg ins Leben unterstützte.

Bis heute weiß ich nicht, was mich zu meinem mutigen Schritt mehr antrieb: der süße Lohn, die Anerkennung meines Vaters oder die Befriedigung überwundener Angst und Selbstzweifel.
Es kam ja dann auch alles zusammen, als ich unter den stolzen Blicken der Familie nach den zwei ersten Metern meiner Schwimmreife in die versprochene Belohnung biss.

Natürlich wurden nach und nach die Ziele immer mehr hinausgeschoben, bis dann die weiteste Verbindung zwischen Beckenrand und Insel hin und her und ohne Aufsehen bewältigt war.

Die Fähigkeit, mich freizuschwimmen, war mir schon längst durch Urkunde und Abzeichen bestätigt, als ich in Gott den Vater erkannte, der mich nicht nur in einem Freibad und in meiner Kindheit, sondern durch mein ganzes Leben hindurch begleiten kann – und will!

Nicht dass er immer zu sehen wäre oder seine Hand zu spüren; aber er ist da und weiß, was er uns in welcher Phase unseres Lebens zutrauen kann. Er begleitet uns mit seinem sichernden Arm und seinem aufmunternden Zuspruch zu mancher Insel unseres Lebens – bis wir zuletzt noch einmal unterwegs sind, zu jener fernen Insel, zu der kein Mensch sich ohne seinen Beistand hinwagt.
 
(Nutzer gelöscht) 22.09.2012 09:30
Danke, Misio, werde es mal hier schauen!

LG von Monika
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