lasst uns ans Kreuz denken und bitten, und wir werden am Leben bleiben!

lasst uns ans Kreuz denken und bitten, und wir werden am Leben bleiben!
Christus, unser Herr, ist ans Kreuz geschlagen worden, damit er das Menschengeschlecht aus dem Schiffbruch dieser Welt rette. Im Alten Testament hatte Mose inmitten Sterbender an einer Fahnenstange eine Schlange aus Kupfer aufgehängt und dem Volk eingeschärft, beim Anblick dieses Zeichens auf Heilung zu hoffen (Num 21,6f). Das wurde zu einem so wirkmächtigen Heilmittel gegen Schlangenbiss, dass der Gebissene, der sich der Schlange auf dem Kreuz zuwandte und zu hoffen begann, sogleich seine Gesundheit wiedererlangte. Der Herr hat nicht versäumt, im Evangelium an diese Episode zu erinnern, wenn er sagt: „Wie Mose die Schlange in der Wüste erhöht hat, so muss der Menschensohn erhöht werden“ (Joh 3,14)... Die Schlange wurde also als erste gekreuzigt, und zwar durch Mose. Das ist nur gerecht, weil der Teufel unter den Augen des Herrn als erster gesündigt hat (Gen 3)... Sie ist an einer hölzernen Stange gekreuzigt worden, und das zu Recht, weil der Mensch über den Baum der Begehrlichkeit verführt worden war. Seitdem ist er durch einen von einem anderen Baum genommen Pfahl gerettet... Nach der Schlange ist es der Mensch, der im Heiland gekreuzigt ist: zweifellos, um nicht nur den Verantwortlichen zu bestrafen, sondern auch das Vergehen. Das erste Kreuz rächt sich an der Schlange, das zweite an ihrem Gift... das Gift, das die Überredungskunst der Schlange dem Menschen eingeflößt hatte, wird ausgeschwemmt und der Mensch geheilt. Das hat der Herr durch seine menschliche Natur vollbracht: er, der Schuldlose, leidet; in ihm wird der Ungehorsam, der durch die raffinierte Täuschung des Teufels zustande kam, gesühnt. Und der von seiner Schuld befreite Mensch wird vom Tode befreit. Da wir in Jesus einen Herrn haben, der uns durch seine Passion freigesetzt hat, halten wir unsere Augen ständig auf ihn gerichtet und hoffen, dadurch Heilung unserer Wunden zu finden. Wenn das Gift des Geizes sich in uns
ausbreiten will, schauen wir aufs Kreuz, und es wird uns befreien. Wenn der
Skorpion Begierde uns sticht, flehen wir das Kreuz an, und es wird uns heilen.
Wenn die Bisse der irdischen Gedanken uns zu zermalmen drohen, lasst uns ans
Kreuz denken und bitten, und wir werden am Leben bleiben! Das sind die
geistigen Schlangen unserer Seelen; um sie zu zertreten, ist der Herr gekreuzigt
worden. Er selber sagt zu uns: „Seht, ich habe euch die Vollmacht gegeben, auf
Schlangen und Skorpionen zu treten, und nichts wird euch schaden können“ (Lk
10,19).

Maximus von Turin
«Wenn ihr den Menschensohn erhöht habt, dann werdet ihr es erkennen, dass ich es bin»

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