Unser Sonntag: Was für ein König ist Jesus?
13.04.2025 09:48
Unser Sonntag: Was für ein König ist Jesus?
13.04.2025 09:48
Unser Sonntag: Was für ein König ist Jesus?
Zum Palmsonntag gibt Sr. Brigitte Thalhammer zu, dass sie sich schwertut mit dem Wechselbad der Gefühle: Jubel und “ans Kreuz mit ihm”. Die Frage ist aber: Setzen wir in der Nachfolge auch auf Jesus und den Esel?
Sr. Brigitte Thalhammer SDS
Palmsonntag, Lk 19, 28-40
13. April, Palmsonntag
Ein herzliches Grüß Gott an diesem Palmsonntag. Wie geht es Ihnen mit der Liturgie des heutigen Tages? Ich muss gestehen, ich habe ein zwiespältiges Verhältnis zu diesem Fest. Eine Zeit lang habe ich als Pastoralassistentin gearbeitet.
Am Palmsonntag ging es darum, mit den Kindern den Einzug Jesu in Jerusalem gestalten. Es sollte etwas von der Freude und Begeisterung spürbar werden, die die Menschen damals empfunden haben. Gut - Freude lässt sich nicht verordnen – so war die Begeisterung manchmal eher verhalten – andere Male sind die Kinder wirklich eingestiegen und haben singend und hüpfend die Palmzweige geschwungen.
„Palmsonntag: Bis heute tue ich mir schwer mit diesem Wechselbad der Gefühle innerhalb einer einzigen Feier“
Und im nächsten Moment - die Passion Jesu. Bis heute tue ich mir schwer mit diesem Wechselbad der Gefühle innerhalb einer einzigen Feier. Gerade wird Jesus noch das Hosanna zugerufen, wird er als der Sohn Davids begrüßt und kurz darauf ertönt das „kreuzige ihn“.
Was hat dazu geführt? Was ist in diesen Tagen in Jerusalem geschehen, dass es mit dem „Kreuzige ihn“ zu enden scheint? Zum einen: die öffentliche Meinung lässt sich leicht beeinflussen – dass war wohl in den Zeiten Jesu nicht anders als heute, auch wenn wir heute über noch viel ausgefeiltere Mittel verfügen.
Der König auf dem Esel
Aber was hat Jesus in diesen Tagen nach seinem Einzug in Jerusalem getan? Was ist geschehen in diesen Tagen? Und was heißt das mit Blick auf sein Königtum. Den Grundton setzt er ja in seinem Einzug. Er ist ein König, der auf einem Esel einreitet. Was für ein Gegenbild zu unseren herkömmlichen Vorstellungen, die wir von einem König haben. Die Menschen sind begeistert – und die weltlichen und religiösen Autoritäten haben sich wohl gefragt, wie sie mit diesem Jesus aus Nazareth umgehen sollten?
...sie suchen einen Weg, Hand an ihn zu legen
Die drei synoptischen Evangelien, das sind die Evangelien nach Markus, Lukas und Matthäus unterscheiden sich ein wenig – aber alle erzählen, dass Jesus sich in diesen Tagen nach dem Einzug in Jerusalem viel im Tempel aufgehalten hat:
Er hat gepredigt und ein Gleichnis erzählen alle drei Evangelisten. Ein Mann legt einen Weinberg an, verpachtet diesen – aber dann wollen die Pächter den Weinberg nicht mehr hergeben. Sie töten alle Boten, die die Pacht eintreiben wollen – am Ende töten sie auch den Sohn. Eine sehr klare Anspielung auf das was mit Jesus am Ende dieser Woche geschehen wird. Und es heißt auch, dass die Schriftgelehrten und Hohepriester sich sehr wohl angesprochen wissen und sie suchen nach einem Weg, Hand an ihn zu legen.
„Es ist nicht gleichgültig, wie wir unser Leben gestalten“
In seinen Predigten in diesen Tagen in Jerusalem spricht Jesus auch viel von der sogenannten Endzeit in den dafür üblichen apokalyptischen Bildern. Darin spiegelt sich die Leiderfahrung von Generationen wider – unter anderem auch die Zerstörung Jerusalems und des Tempels. Aber das Leid hat nicht das letzte Wort – es kommt der Menschensohn, es kommt der Christus und er richtet alle Gebeugten auf, alle können wieder das Haupt erheben, aufrecht sein. Eine Botschaft, die auch uns heute gut tut. Wir brauchen diese Hoffnung.
Damit verbunden ist auch die Mahnung zur Wachsamkeit – es ist nicht gleichgültig, wie wir unser Leben gestalten. Matthäus weist in seiner Gerichtsrede darauf hin, dass es darum geht, wie wir uns unseren Mitmenschen gegenüber verhalten – gerade jenen gegenüber, die ihn Not sind. Auch das bleibt für unsere Tage gültig.
Jesu Autorität bringt die religiösen Führer in Rage
Die Autorität, mit der Jesus in diesen Tagen im Tempel auftritt, bringt die religiösen Führer in Rage.
Verschiedene Gruppen versuchen, ihm eine Falle zu stellen – wie verhält es sich mit dem Zahlen der Steuer an den Kaiser? Wie ist das mit der Auferstehung von den Toten? Aber Jesus antwortet jeweils auf eine Weise, die es ihnen verunmöglicht, ihn daraufhin festzunageln.
So ist Jesus in diesen Tagen mitten unter den Menschen im Tempel – er predigt und er heilt weiterhin.
Jesus hält sich in diesen Tagen nicht zurück, er scheut die Konfrontation nicht. Aber es ist wohl die Handlung, die er unmittelbar nach seinem Einzug gesetzt hat, die das Todesurteil über ihn besiegelt: Die sogenannte Tempelreinigung. Jesus treibt die Händler und Geldwechsler aus dem Tempelbezirk und sagt: „Mein Haus soll ein Haus des Gebets für alle Völker genannt werden? Ihr aber habt daraus eine Räuberhöhle gemacht.“ Und Markus erzählt, dass die Hohepriester und Schriftgelehrten daraufhin eine Möglichkeit suchten, ihn umzubringen.
Prophet Sacharja: Anspielungen auf Jesus
Dieses Zeichen ist noch radikaler als es auf den ersten Blick scheint. Es ist eine prophetische Handlung, die die Vision des Propheten Sacharja Wirklichkeit werden lässt. Sacharja gehört zu den sogenannten kleinen Propheten, die im 1. Testament der Bibel zu finden sind.
Er muss in der Zeit der jungen Kirche sehr präsent gewesen sein – bzw. finden sich bei ihm zahlreiche Anspielungen auf Jesus hin. Er spricht vom Durchbohrten, auf den alle schauen, und um den geklagt werden wird. Es ist ein Buch mit vielen Bildern der schon erwähnten „Endzeit“, die ja auch bei Jesus in diesen letzten Tagen in Jerusalem anklingen. Es herrschen Chaos und Gewalt – dann aber wird ein König kommen, der letztlich den Frieden und das Heil wieder herstellen wird – und alle Völker werden in Frieden nach Jerusalem kommen, um den Herrn anzubeten.
Jauchze, Tochter Jersualem!
Es scheint im Buch Sacharja einen Widerstreit zu geben, wie dieser König nun auftritt. Da ist vom Friedenskönig die Rede – und da möchte ich gern zitieren aus Sacharja 9,9: Juble laut, Tochter Zion! Jauchze, Tochter Jerusalem! Siehe, dein König kommt zu dir. Gerecht ist er und Rettung wurde ihm zuteil, demütig ist er und er reitet auf einem Esel, ja auf einem Esel, dem Jungen einer Eselin“ … das klingt bekannt – oder?
Und zugleich ist von einem König die Rede, der dreinschlägt – der Prophet verwendet da sehr drastische, brutale Bilder.
Doch Jesus wählt den Esel, ein starkes Kontrastbild zum starken, kriegerischen König.
Setze ich auf den Esel?
Er durchkreuzt alle Vorstellungen, sich mit Gewalt durchzusetzen. Die Macht Gottes erweist sich ganz anders, als wir uns das vorstellen. Und wir können uns fragen – wir in seiner Nachfolge – setze ich auch auf den Esel – oder bin ich hoch gerüstet, um meine Ideen durchzuboxen. Jesus ist alles andere als schwach, er weicht dem Konflikt nicht aus – aber er antwortet nicht mit Gewalt auf Gewalt.
Aber zurück zur sogenannten Tempelreinigung: Jesus sagt: „Mein Haus soll ein Haus des Gebets für alle Völker sein“ und er greift damit das Bild der Völkerwallfahrt auf, das bei einigen Propheten zu finden ist – auch eben bei Sacharja: Alle Völker werden nach Jerusalem pilgern – und es wird Frie-den sein.
Allen steht der Tempel offen
Allen steht der Tempel offen – alle haben Zugang zu Gott - ein starkes Sehnsuchtsbild durch alle Zeiten hindurch – und so auch ganz besonders in unserer Zeit, denke ich, in der die Konfrontationen und Gewalt zwischen den Staaten und im zwischenmenschlichen Bereich zunehmen. Dieser König auf dem Esel will den Frieden bringen, will Versöhnung und Gerechtigkeit bringen. Im Text bei Sacharja geht es weiter: „An jenem Tag wird auf den Pferdeschellen stehen: Dem Herrn heilig; und die Kessel im Haus des Herrn werden wie die Opferschalen vor dem Altar gelten. So wird jeder Kessel in Jerusalem und Juda dem Herrn der Heerscharen heilig sein …
Alles ist dem Herrn heilig
Es wird nicht mehr unterschieden: das ist heilig – und das ist profan. ALLES ist dem Herrn heilig – von den Kesseln bis zu den Pferdeschellen. Damit geht der priesterliche Dienst im Tempel mit den notwendigen Opfern zu Ende.
Deswegen schreibt der Prophet Sacharja: Und kein Händler wird an jenem Tag mehr im Haus des Herrn der Heerscharen sein. -
Kein Händler wird mehr im Haus des Herrn sein - wenn Jesus die Händler und Geldwechsler aus dem Tempel vertreibt, setzt er ein starkes Zeichen. Da geht es nicht darum, dass zu viel Lärm oder Unruhe gewesen wäre – oder dass die Händler vielleicht zu viel verlangt hätten. Nein – er schließt an die Verheißung des Sacharja an. Mit Jesus, mit ihm, bricht „jener“ Tag an – jener Tag an dem der universale König erscheint – der Christus, der Himmel und Erde mit einander verbindet. Die Hohepriester und Schriftgelehrten verstehen diese Zeichenhandlung Jesu sehr wohl – und es ist kein Wunder, dass sie ihn aus dem Weg schaffen wollen.
„Aber Jesus bleibt. Nun ist „jener Tag“ angebrochen, an dem er als der König erscheint.“
Und Jesus weiß darum und er entzieht sich trotzdem nicht. Damals in Nazareth, als man ihn schon einmal den Felsen hinunterstürzen wollte, ist er durch die Menge hindurch weggegangen. Auch diesmal könnte er leicht von Bethanien aus in die judäische Wüste fliehen. Aber er bleibt. Nun ist „jener Tag“ angebrochen, an dem er als der König erscheint. Wie er vor Pilatus aussagt – es ist ein Königtum, das nicht von dieser Welt ist – aber sehr wohl in dieser Welt immer wieder erfahrbar wird. Alle Verlassenheit und Verspottung, allen Hass und alle Gewalt, alles Leid nimmt er auf sich, leidet es aus – setzt Gott mitten in all der Dunkelheit gegenwärtig und schafft so Erlösung. Nicht, dass es all das Leid nicht mehr gäbe, aber wir dürfen glauben, dass Gott alles umfängt, dass Gott letztlich alles aus der Sinnlosigkeit hinausführt in ein Gehalten sein. Der, der am Kreuz erhöht sein wird, wird alle an sich ziehen – in eine liebevolle Umarmung hinein.
Gehen wir in diesem Vertrauen in die kommenden Kar- und Ostertage hinein
(Radio Vatikan - Redaktion Claudia Kaminski)
Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.
Sr. Brigitte Thalhammer SDS
Palmsonntag, Lk 19, 28-40
13. April, Palmsonntag
Ein herzliches Grüß Gott an diesem Palmsonntag. Wie geht es Ihnen mit der Liturgie des heutigen Tages? Ich muss gestehen, ich habe ein zwiespältiges Verhältnis zu diesem Fest. Eine Zeit lang habe ich als Pastoralassistentin gearbeitet.
Am Palmsonntag ging es darum, mit den Kindern den Einzug Jesu in Jerusalem gestalten. Es sollte etwas von der Freude und Begeisterung spürbar werden, die die Menschen damals empfunden haben. Gut - Freude lässt sich nicht verordnen – so war die Begeisterung manchmal eher verhalten – andere Male sind die Kinder wirklich eingestiegen und haben singend und hüpfend die Palmzweige geschwungen.
„Palmsonntag: Bis heute tue ich mir schwer mit diesem Wechselbad der Gefühle innerhalb einer einzigen Feier“
Und im nächsten Moment - die Passion Jesu. Bis heute tue ich mir schwer mit diesem Wechselbad der Gefühle innerhalb einer einzigen Feier. Gerade wird Jesus noch das Hosanna zugerufen, wird er als der Sohn Davids begrüßt und kurz darauf ertönt das „kreuzige ihn“.
Was hat dazu geführt? Was ist in diesen Tagen in Jerusalem geschehen, dass es mit dem „Kreuzige ihn“ zu enden scheint? Zum einen: die öffentliche Meinung lässt sich leicht beeinflussen – dass war wohl in den Zeiten Jesu nicht anders als heute, auch wenn wir heute über noch viel ausgefeiltere Mittel verfügen.
Der König auf dem Esel
Aber was hat Jesus in diesen Tagen nach seinem Einzug in Jerusalem getan? Was ist geschehen in diesen Tagen? Und was heißt das mit Blick auf sein Königtum. Den Grundton setzt er ja in seinem Einzug. Er ist ein König, der auf einem Esel einreitet. Was für ein Gegenbild zu unseren herkömmlichen Vorstellungen, die wir von einem König haben. Die Menschen sind begeistert – und die weltlichen und religiösen Autoritäten haben sich wohl gefragt, wie sie mit diesem Jesus aus Nazareth umgehen sollten?
...sie suchen einen Weg, Hand an ihn zu legen
Die drei synoptischen Evangelien, das sind die Evangelien nach Markus, Lukas und Matthäus unterscheiden sich ein wenig – aber alle erzählen, dass Jesus sich in diesen Tagen nach dem Einzug in Jerusalem viel im Tempel aufgehalten hat:
Er hat gepredigt und ein Gleichnis erzählen alle drei Evangelisten. Ein Mann legt einen Weinberg an, verpachtet diesen – aber dann wollen die Pächter den Weinberg nicht mehr hergeben. Sie töten alle Boten, die die Pacht eintreiben wollen – am Ende töten sie auch den Sohn. Eine sehr klare Anspielung auf das was mit Jesus am Ende dieser Woche geschehen wird. Und es heißt auch, dass die Schriftgelehrten und Hohepriester sich sehr wohl angesprochen wissen und sie suchen nach einem Weg, Hand an ihn zu legen.
„Es ist nicht gleichgültig, wie wir unser Leben gestalten“
In seinen Predigten in diesen Tagen in Jerusalem spricht Jesus auch viel von der sogenannten Endzeit in den dafür üblichen apokalyptischen Bildern. Darin spiegelt sich die Leiderfahrung von Generationen wider – unter anderem auch die Zerstörung Jerusalems und des Tempels. Aber das Leid hat nicht das letzte Wort – es kommt der Menschensohn, es kommt der Christus und er richtet alle Gebeugten auf, alle können wieder das Haupt erheben, aufrecht sein. Eine Botschaft, die auch uns heute gut tut. Wir brauchen diese Hoffnung.
Damit verbunden ist auch die Mahnung zur Wachsamkeit – es ist nicht gleichgültig, wie wir unser Leben gestalten. Matthäus weist in seiner Gerichtsrede darauf hin, dass es darum geht, wie wir uns unseren Mitmenschen gegenüber verhalten – gerade jenen gegenüber, die ihn Not sind. Auch das bleibt für unsere Tage gültig.
Jesu Autorität bringt die religiösen Führer in Rage
Die Autorität, mit der Jesus in diesen Tagen im Tempel auftritt, bringt die religiösen Führer in Rage.
Verschiedene Gruppen versuchen, ihm eine Falle zu stellen – wie verhält es sich mit dem Zahlen der Steuer an den Kaiser? Wie ist das mit der Auferstehung von den Toten? Aber Jesus antwortet jeweils auf eine Weise, die es ihnen verunmöglicht, ihn daraufhin festzunageln.
So ist Jesus in diesen Tagen mitten unter den Menschen im Tempel – er predigt und er heilt weiterhin.
Jesus hält sich in diesen Tagen nicht zurück, er scheut die Konfrontation nicht. Aber es ist wohl die Handlung, die er unmittelbar nach seinem Einzug gesetzt hat, die das Todesurteil über ihn besiegelt: Die sogenannte Tempelreinigung. Jesus treibt die Händler und Geldwechsler aus dem Tempelbezirk und sagt: „Mein Haus soll ein Haus des Gebets für alle Völker genannt werden? Ihr aber habt daraus eine Räuberhöhle gemacht.“ Und Markus erzählt, dass die Hohepriester und Schriftgelehrten daraufhin eine Möglichkeit suchten, ihn umzubringen.
Prophet Sacharja: Anspielungen auf Jesus
Dieses Zeichen ist noch radikaler als es auf den ersten Blick scheint. Es ist eine prophetische Handlung, die die Vision des Propheten Sacharja Wirklichkeit werden lässt. Sacharja gehört zu den sogenannten kleinen Propheten, die im 1. Testament der Bibel zu finden sind.
Er muss in der Zeit der jungen Kirche sehr präsent gewesen sein – bzw. finden sich bei ihm zahlreiche Anspielungen auf Jesus hin. Er spricht vom Durchbohrten, auf den alle schauen, und um den geklagt werden wird. Es ist ein Buch mit vielen Bildern der schon erwähnten „Endzeit“, die ja auch bei Jesus in diesen letzten Tagen in Jerusalem anklingen. Es herrschen Chaos und Gewalt – dann aber wird ein König kommen, der letztlich den Frieden und das Heil wieder herstellen wird – und alle Völker werden in Frieden nach Jerusalem kommen, um den Herrn anzubeten.
Jauchze, Tochter Jersualem!
Es scheint im Buch Sacharja einen Widerstreit zu geben, wie dieser König nun auftritt. Da ist vom Friedenskönig die Rede – und da möchte ich gern zitieren aus Sacharja 9,9: Juble laut, Tochter Zion! Jauchze, Tochter Jerusalem! Siehe, dein König kommt zu dir. Gerecht ist er und Rettung wurde ihm zuteil, demütig ist er und er reitet auf einem Esel, ja auf einem Esel, dem Jungen einer Eselin“ … das klingt bekannt – oder?
Und zugleich ist von einem König die Rede, der dreinschlägt – der Prophet verwendet da sehr drastische, brutale Bilder.
Doch Jesus wählt den Esel, ein starkes Kontrastbild zum starken, kriegerischen König.
Setze ich auf den Esel?
Er durchkreuzt alle Vorstellungen, sich mit Gewalt durchzusetzen. Die Macht Gottes erweist sich ganz anders, als wir uns das vorstellen. Und wir können uns fragen – wir in seiner Nachfolge – setze ich auch auf den Esel – oder bin ich hoch gerüstet, um meine Ideen durchzuboxen. Jesus ist alles andere als schwach, er weicht dem Konflikt nicht aus – aber er antwortet nicht mit Gewalt auf Gewalt.
Aber zurück zur sogenannten Tempelreinigung: Jesus sagt: „Mein Haus soll ein Haus des Gebets für alle Völker sein“ und er greift damit das Bild der Völkerwallfahrt auf, das bei einigen Propheten zu finden ist – auch eben bei Sacharja: Alle Völker werden nach Jerusalem pilgern – und es wird Frie-den sein.
Allen steht der Tempel offen
Allen steht der Tempel offen – alle haben Zugang zu Gott - ein starkes Sehnsuchtsbild durch alle Zeiten hindurch – und so auch ganz besonders in unserer Zeit, denke ich, in der die Konfrontationen und Gewalt zwischen den Staaten und im zwischenmenschlichen Bereich zunehmen. Dieser König auf dem Esel will den Frieden bringen, will Versöhnung und Gerechtigkeit bringen. Im Text bei Sacharja geht es weiter: „An jenem Tag wird auf den Pferdeschellen stehen: Dem Herrn heilig; und die Kessel im Haus des Herrn werden wie die Opferschalen vor dem Altar gelten. So wird jeder Kessel in Jerusalem und Juda dem Herrn der Heerscharen heilig sein …
Alles ist dem Herrn heilig
Es wird nicht mehr unterschieden: das ist heilig – und das ist profan. ALLES ist dem Herrn heilig – von den Kesseln bis zu den Pferdeschellen. Damit geht der priesterliche Dienst im Tempel mit den notwendigen Opfern zu Ende.
Deswegen schreibt der Prophet Sacharja: Und kein Händler wird an jenem Tag mehr im Haus des Herrn der Heerscharen sein. -
Kein Händler wird mehr im Haus des Herrn sein - wenn Jesus die Händler und Geldwechsler aus dem Tempel vertreibt, setzt er ein starkes Zeichen. Da geht es nicht darum, dass zu viel Lärm oder Unruhe gewesen wäre – oder dass die Händler vielleicht zu viel verlangt hätten. Nein – er schließt an die Verheißung des Sacharja an. Mit Jesus, mit ihm, bricht „jener“ Tag an – jener Tag an dem der universale König erscheint – der Christus, der Himmel und Erde mit einander verbindet. Die Hohepriester und Schriftgelehrten verstehen diese Zeichenhandlung Jesu sehr wohl – und es ist kein Wunder, dass sie ihn aus dem Weg schaffen wollen.
„Aber Jesus bleibt. Nun ist „jener Tag“ angebrochen, an dem er als der König erscheint.“
Und Jesus weiß darum und er entzieht sich trotzdem nicht. Damals in Nazareth, als man ihn schon einmal den Felsen hinunterstürzen wollte, ist er durch die Menge hindurch weggegangen. Auch diesmal könnte er leicht von Bethanien aus in die judäische Wüste fliehen. Aber er bleibt. Nun ist „jener Tag“ angebrochen, an dem er als der König erscheint. Wie er vor Pilatus aussagt – es ist ein Königtum, das nicht von dieser Welt ist – aber sehr wohl in dieser Welt immer wieder erfahrbar wird. Alle Verlassenheit und Verspottung, allen Hass und alle Gewalt, alles Leid nimmt er auf sich, leidet es aus – setzt Gott mitten in all der Dunkelheit gegenwärtig und schafft so Erlösung. Nicht, dass es all das Leid nicht mehr gäbe, aber wir dürfen glauben, dass Gott alles umfängt, dass Gott letztlich alles aus der Sinnlosigkeit hinausführt in ein Gehalten sein. Der, der am Kreuz erhöht sein wird, wird alle an sich ziehen – in eine liebevolle Umarmung hinein.
Gehen wir in diesem Vertrauen in die kommenden Kar- und Ostertage hinein
(Radio Vatikan - Redaktion Claudia Kaminski)
Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.
Kommentare
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Klavierspielerin2 13.04.2025 09:49
hansfeuerstein 13.04.2025 14:03
Eine Interessante Auslegung von Fr. Dr. Nina Heeremann. Die Muslima musste so reagieren,
weil sie (noch) nicht erfuhr, wie es ausgeht. Die Christen um sie herum wissen schon wie es ausgeht, das macht doch einen großen Unterschied, den wesentlichen Unterschied sogar, und der drückt sich aus.
weil sie (noch) nicht erfuhr, wie es ausgeht. Die Christen um sie herum wissen schon wie es ausgeht, das macht doch einen großen Unterschied, den wesentlichen Unterschied sogar, und der drückt sich aus.
Klavierspielerin2 13.04.2025 14:27
Naja, aber das gibt's in unsrer Kirche auch tatsächlich, den kaugummikauenden Nebensitzer, die ihn kurz zum Empfang der Eucharestie aus dem Mund nehmen.
Ich kann daraus nur schließen, dass demjenigen nicht klar ist, dass die Hostie der Leib des Herrn ist. Und das ist doch der Glaubensabfall.
Ich kann daraus nur schließen, dass demjenigen nicht klar ist, dass die Hostie der Leib des Herrn ist. Und das ist doch der Glaubensabfall.