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Unser Sonntag; Kirche - Entscheidung und Anbetung

Unser Sonntag; Kirche - Entscheidung und Anbetung
Pfarrer Filler verdeutlicht, dass Gott durch die Kirche in dieser Welt gegenwärtig ist. Die Kirche ist gesandt, den Armen die Frohe Botschaft zu bringen, Zerschlagene in Freiheit zu setzen… mit diesem Auftrag schickt uns Papst Franziskus auf die Schlachtfelder dieser Welt.
Pfarrer Ulrich Filler 

3. Sonntag im Jahreskreis, Lk 1, 1–4; 4, 14–21

Weihnachten! Weihnachten? Jetzt ist es schon Ende Januar, werden Sie vielleicht denken, und der Pfarrer hält sich immer noch mit Weihnachten auf! Ja, darum geht es ja, dass Weihnachten weitergeht. Aber keine Sorge: Weihnachtsdeko, Glühwein und Lichterketten brauchen wir nicht, wenn wir mitgehen.


Heute hören wir im Evangelium noch einmal zu einem dieser Anfänge, in denen sich die Menschwerdung Gottes entfaltet. Es ist ein Anfang für Jesus, der aus der Behaglichkeit des Privatlebens heraustritt und sich nun den Menschen zuwendet und sie teilhaben lässt an der Dynamik seines Lebens: vom Vater kommend, sich in seinen Willen vollkommen hineingebend und so wieder hin zum Vater zurückkehrend.


Die Betrachtung des Sonntagsevangelium im Video:



Es beginnt die Phase der Predigt
Diese Bewegung vollendet sich einmal in seinem Kreuz und seiner Auferstehung. Davor aber beginnt jetzt die Phase seiner Predigt, seiner Verkündigung. Das hört sich altbacken an, wenn wir so vom öffentlichen Wirken Jesu sprechen. Man könnte vielleicht besser sagen: Jetzt verkündet sich Gottes letztes Wort den Menschen, und es erreicht die Herzen und elektisiert alle, lässt keinen kalt, fordert eine Entscheidung, die das eigene Leben auf den Kopf stellt. Spannende Zeiten brechen also an, und sie beginnen in der alten Heimat Jesu, wo er in der Synagoge von Nazaret das Wort Gottes verkündet: Indem er aus der Bibel vorliest und indem er sich selbst den Menschen offenbart als göttliches Wort.

Wir sind lebendige Steine des Tempels
Wir haben an den letzten Sonntagen bedacht, was das bedeutet: Gottes Wort wird Mensch und Jesus ist der neue Tempel und Mittler. Wir sind mit ihm verbunden, durch die Taufe, und sollen als seine Schwestern und Brüder die Dynamik seines Lebens mitvollziehen, sie uns zu eigen machen und so Jesus nachfolgen. Und wir werden als lebendige Steine durch die sonntägliche Eucharistiefeier immer wieder in diesen neuen, lebendigen Tempel einfügt und zur Kirche Gottes auferbaut.

„Das ist sein unerhörter Anspruch: Er ist nicht nur wie der größte aller Propheten, wie Mose ... er ist mehr als Mose, mehr als alle Propheten, er handelt mit Vollmacht, er macht alles neu“

Heute hören wir, was Jesus seiner Kirche ins Stammbuch schreibt, wie er ihren Auftrag für alle Zeiten festlegt, und er tut das mit der Bibel, mit den Worten des Propheten Jesaja. Nicht ohne Grund zitiert Jesus das Alte Testament. So sollen die Menschen verstehen, dass die Zeit des Alten Bundes nun zu Ende geht, aber nicht im Sinne eines Aufhörens und Abschneidens und gleichgültig-Werdens. Sondern im Sinne der Erfüllung. Das Gesetz und die Propheten, die Regeln und Vorschriften, die heiligen Wort Gottes, die Gemeinschaft und Freiheit ermöglichten, werden nun neu ausgesprochen und erfüllt im lebendigen Gotteswort, das Jesus ist. Das ist sein unerhörter Anspruch: Er ist nicht nur wie der größte aller Propheten, wie Mose, dem Gott die Tafeln mit seinen Zehn Worten übergab, er ist mehr als Mose, mehr als alle Propheten, er handelt mit Vollmacht, er macht alles neu.

Sie nehmen Anstoß
Diesen Anspruch sollen seine Zuhörer anerkennen – man kann sich leicht vorstellen, wie sie sagen: »Ist das nicht der Sohn des Zimmermanns? … Leben nicht auch alle seine Schwestern unter uns? Woher also hat er das alles? Und sie nahmen Anstoß an ihm.« (Mt 13, 55ff.)
Das ist auch unsere Aufgabe, auch wir müssen diese Entscheidung treffen: Glaube ich das? Anerkenne ich Jesus als den Sohn Gottes?
Die Zuhörer in der Synagoge, die bei der Taufe Jesu im Jordan dabei waren, fährt es durch Mark und Bein, wenn Jesus die Verheißung des Alten Bundes auf sich bezieht: »Der Geist des Herrn ruht auf mir; denn er hat mich gesalbt. Er hat mich gesandt.« (Lk 4, 18) Hat sich über ihm nicht der Himmel geöffnet? Ruht nicht der Gottesgeist in Gestalt einer Taube auf ihm?

„Du bist der Christus“

Ist er nicht der Messias, der Gesalbte? Viel später, auf der Wanderung bei Cäsarea Philippi, wird Petrus stellvertretend für alle Apostel seinen Glauben bekennen, als Jesus fragt: »Ihr aber, für wen haltet ihr mich? Simon Petrus antwortete ihm: Du bist der Christus!« (Mk 8, 29) 
Diesen Anspruch erhebt Jesus bei seiner ersten Predigt. Ja, er ist wirklich der Messias, der Gesalbte Gottes. Er soll uns erlösen – darauf läuft alles hinaus: Die Menschwerdung Christi, sein verborgenes Leben als Sohn des Zimmermanns, seine Wunder und Machttaten, seine Lehre – sein ganzes Leben und Wirken läuft auf dieses Ziel hinaus: Alle Menschen aller Zeiten durch seinen Tod am Kreuz und durch seine Auferstehung zu erlösen.

„Papst Benedikt XVI.: Im durchbohrten Herzen des Gekreuzigten ist Gottes Herz selbst offen“

Der Zugang zum Himmel und zum Leben mit und in Gott, der durch die Ursünde der ersten Menschen verschlossen war, wurde durch den Tod und die Auferstehung des Messias wieder geöffnet. Papst Benedikt, Joseph Ratzinger, sagt: »Der zerrissene Vorhang des Tempels ist der zerrissene Vorhang zwischen dem Antlitz Gottes und dieser Welt: Im durchbohrten Herzen des Gekreuzigten ist Gottes Herz selbst offen; sehen wir, wer Gott ist und wie er ist.«
Und dieser Gott ist durch seine Kirche gegenwärtig in dieser Welt. Und wie Christus, der Messias, ist auch seine Kirche gesandt, den Armen eine frohe Botschaft zu bringen, den Gefangenen die Entlassung zu verkünden und den Blinden das Augenlicht und alle zu heilen, deren Herz zerbrochen ist; die Zerschlagenen in Freiheit zu setzen und ein Gnadenjahr des Herrn auszurufen.

Papst Franziskus schickt uns auf die Schlachtfelder dieser Welt
Das ist der Auftrag der Kirche, das ist unser Auftrag für diese Welt und niemand in unseren Tagen ermahnt uns so sehr, diesen Auftrag nicht zu vergessen, als Papst Franziskus, der uns im Feldlazarett der Kirche auf die zahlreichen und unterschiedlichen Schlachtfelder dieser Welt schickt: Wir müssen die Menschen dort aufsuchen, wo sie leben, wo sie leiden, wo sie hoffen, wo die Kämpfe stattfinden. »Die Kirche ist nicht in der Welt, um zu verurteilen, sondern um die Begegnung mit dieser ursprünglichen Liebe zu ermöglichen, die die Barmherzigkeit Gottes ist.«

Firmung: Stiefkind unter den Sakramenten - nach der Beichte
Die Kirche, das sind wir. Ihr Auftrag ist unser Auftrag. Christi Sendung ist unsere Berufung. Auch wir sind Gesalbte, auch auf uns ruht der Heilige Geist, weil wir mit Christus verbunden sind. Das wird uns in der Gemeinschaft seiner Kirche mit einem eigenen Sakrament zugesagt: der Firmung. Sie erfüllt uns mit den Gnadengaben des Heiligen Geistes, sie vollendet unsere Aufnahme in die Kirche, sie lässt uns teilhaben am Amt und Auftrag Christi – und doch ist sie das Stiefkind unter den Sakramenten, nur die Beichte ist wahrscheinlich noch unbeliebter.

Ihr aber, für wen halter ihr mich?
Aus vergangenen Zeiten, in denen der katholische Glaube in unseren Familien und den Pfarrgemeinden noch lebendig gelebt und weitergegeben wurde, stammt unsere heutige Praxis: Wir taufen die Kinder, nach einem nur kurzen Gespräch mit den Eltern. Wir führen sie mit neun Jahren zur Erstkommion, ein halbes Jahr lang, und keine Methode der Welt kann verschleiern, dass sie und ihre Familien eigentlich eine Erstevangelisierung nötig haben. Und dann laden wir Jugendliche so zwischen 14 und 18 Jahren zur Firmung ein und machen, bei den wenigen, die noch kommen, ein großes Trara darum, dass sie zuerst ihre wichtige Glaubensentscheidung fällen sollen: Ihr aber, für wen halter ihr mich?
Wir vergessen, dass es doch eine Frucht und Gabe dieses Sakramentes ist, diese Entscheidung für sich zu entdecken, sie zu treffen und im Alltag zu bekennen. Das ist die Gnade der Firmung, die für jeden von uns diese Entscheidung möglich macht, denn sie verlangt von uns stete Erneuerung: Du bist der Christus!

Erneuerung der katechetischen Praxis ist notwendig
Eine Erneuerung und Veränderung der ganzen katechetischen Praxis in unseren Gemeinden ist ein seit Jahrzehnten bestehendes Desiderat. Und es ist so wichtig und lebensnotwendig, dass alle Getauften auch gefirmt sind. Denn der Gottesgeist hilft uns nicht nur dabei, barmherzig zu leben und zu handeln, er verändert auch unsere Beziehung zu Gott, indem er uns mit Jesus verbindet. Immer wieder erfahren wir im Neuen Testament, dass Menschen, die mit Jesus Christus in Berührung kommen, selbst zu Betenden, zu Anbetenden werden. Er, der alles zur Ehre des Vaters tut, ist in seiner Person Gegenwart des Allerhöchsten, vor dem man die Knie beugen muss. Um am Schluss nochmal auf Weihnachten zurückzukommen: Eine der ersten Begegnungen von Menschen mit Christus ist eine Szene der Anbetung: Die Weisen aus dem Morgenland huldigen dem neugeborenen König mit ihren Gaben. Und eine der letzten Begegnungen ist es ebenso: Der Apostel Thomas überwindet seinen Zweifel im staunenden Lobpreis – »Mein Herr und mein Gott!« (Joh 20, 28)

Berufung des Simon
Auch Christus in seiner Gottheit, als der Anbetungs-Würdige, der Heilige und Herr, wird von den Menschen, die ihm begegnen, als der erfahren, der den Menschen fasziniert, überwältigt – und der dabei doch so anders ist als wir. Ein schönes Beispiel dafür ist die Berufung des Simon Petrus in der Geschichte vom wunderbaren Fischzug, wie sie der Evangelist Lukas berichtet (Lk 5, 1–11). Von Christi Hoheit, von der Kraft seines Wortes beeindruckt, wirft Simon noch einmal die Netze aus – und erschüttert fällt er vor ihm nieder, bekennt seine Sündigkeit und bittet ihn fortzugehen, als er das Wunder sieht, das der Herr gewirkt hat. Auch der menschgewordene Gott ist anbetungswürdig als der ganz Nahe und der ganz Fremde.

„In der Person Jesu Christi begegnet der anbetende Mensch dem heiligen Gott als dem Gott der verzeihenden Liebe“

Aber, und darin liegt der große Unterschied zu allen früheren Begegnungen des Menschen mit dem Göttlichen: In dieser Ambivalenz wird der Mensch nicht mehr zerrieben, muss er nicht scheitern und verzweifeln. Denn dieser menschgewordene Gott spricht im selben Augenblick, in dem er sein heiliges Geheimnis offenbart, das Wort der Vergebung. In der Person Jesu Christi begegnet der anbetende Mensch dem heiligen Gott als dem Gott der verzeihenden Liebe. Die Liebe aber besiegt die Furcht. Wo der Mensch sich schämt und erschrickt, spricht Christus: »Fürchte dich nicht!«, und ruft ihn in seine Nachfolge und Nähe. Die fremde Gottheit wird dem Menschen Heimat und Freund.

Auf Pfingsten vorbereiten! 
Noch Fragen? Nur eine: Wissen Sie, wann dieses Jahr Pfingsten ist? Machen Sie mal ein großes Kreuz in den Kalender: Am 29. Mai beginnt am Fest Christi Himmelfahrt die Pfingstnovene: Nehmen Sie sich rechtzeit vor, diese Tage vor Pfingsten zu nutzen. Erflehen Sie das Kommen des Gottesgeistes, damit für uns alle die Entscheidung für Christus und die Anbetung Gottes möglich wird. Amen.

(Radio Vatikan - Redaktion Claudia Kaminski)

 

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Kommentare

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Sadie Gestern, 08:48
Das Evangelium erinnert uns daran dass Weihnachten mehr ist als nur ein einmaliges Ereignis .
Die Geburt Jesu ist der Beginn einer Reise ,in der sich von einem privaten Leben in die Öffentlichkeit  begibt, um den Menschen die Nähe Gottes zu bringen .
Es ist ein Moment der Transformation in dem er sich ganz dem Willen des Vaters hingibt und uns damit ein Beispiel für unser eigenes Leben gibt :aus der Behaglichkeit heraus zu treten und aktiv an der Beziehung zu Gott und den Menschen teilzuhaben.
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