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Papst mahnt WEF-Teilnehmer zu ethischem Einsatz von KI

Papst mahnt WEF-Teilnehmer zu ethischem Einsatz von KI
Papst Franziskus hat in einer Botschaft an das World Economic Forum (WEF) in Davos erneut dazu aufgerufen, technologische Entwicklungen wie Künstliche Intelligenz (KI) im Dienste des Gemeinwohls einzusetzen. Kardinal Peter Turkson verlas die Botschaft bei der 55. Auflage des WEF, an dem rund 3.000 Gäste aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft teilnehmen.



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Mario Galgano - Vatikanstadt

Inmitten des regen Treibens im Davoser Kongresszentrum, wo sich diese Woche tausende führende Persönlichkeiten der Weltpolitik und Wirtschaft versammeln, brachte der Heilige Stuhl erneut eine klare moralische Botschaft ein. Kardinal Peter Turkson, Sondergesandter des Papstes, verlas die Botschaft von Franziskus, in der die diesjährige WEF-Thematik „Zusammenarbeit für das intelligente Zeitalter“ reflektiert wird.


Papst Franziskus hebt hervor, dass Künstliche Intelligenz (KI) eine enorme Chance für die Menschheit darstelle, warnt jedoch eindringlich vor ihren potenziellen Gefahren. Er betont: „Technologische Entwicklungen, die das Leben nicht für alle verbessern, sondern Ungleichheiten und Konflikte schaffen oder verschärfen, können nicht als echter Fortschritt bezeichnet werden.“ Die KI sei ein Werkzeug, das die menschliche Intelligenz widerspiegele und unterstütze, dürfe jedoch niemals die Würde und Freiheit des Menschen untergraben.

Gespräche beim WEF in Davos
Gespräche beim WEF in Davos
KI: Chance und Herausforderung
Der Papst verweist darauf, dass die katholische Kirche schon immer Fortschritt in Wissenschaft und Technologie unterstützte, diesen jedoch in den Dienst des Gemeinwohls gestellt sehen möchte. „Die Würde des Menschen darf niemals der Effizienz geopfert werden“, betonte Franziskus. Der Einsatz von KI müsse sich in ein Bemühen um größere Gerechtigkeit und eine menschlichere Gesellschaft einfügen, statt ein technokratisches Paradigma zu fördern, das nur auf Effizienz und wirtschaftliche Macht fokussiert sei.

Besonders problematisch sei die Fähigkeit der KI, Entscheidungen zu treffen und eigenständig zu lernen, was zu ethischen Dilemmata führe. Zudem trage die Technologie zur Krise der öffentlichen Wahrheit bei, da ihre Ergebnisse oft von denen menschlicher Kreativität nicht zu unterscheiden seien. Franziskus plädiert dafür, KI stets kritisch zu prüfen und an ihrer Fähigkeit zu messen, die Menschenwürde und das Gemeinwohl zu fördern.

Auch KI-Unternehmen sind in diesem Jahr beim WEF in Davos dabei
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Katholische Kirche in Davos
Die katholische Kirche ist beim WEF traditionell vertreten, doch ihre Rolle bleibt überschaubar. Wie Nicole Büchel, Kommunikationsverantwortliche des Bistums Chur, erklärte, sei das Treffen keine Angelegenheit der Schweizer Kirche, sondern werde vom Vatikan wahrgenommen. Kardinal Turkson, der Vertreter des Heiligen Stuhls, sei während des gesamten WEF alle Tage vor Ort und zelebriere täglich Gottesdienste in der örtlichen Pfarrei. Diese Gottesdienste, so Büchel, seien nicht Teil des offiziellen WEF-Programms, stünden aber allen Interessierten offen.

Eine regionale Beteiligung, etwa durch Bischof Joseph Maria Bonnemain vom Bistum Chur, sei nicht vorgesehen. „Es handelt sich um eine internationale Angelegenheit, an der der Vatikan entsprechend teilnimmt“, betonte Büchel. Bonnemain habe zudem bislang keine Einladung zur Teilnahme erhalten. Kardinal Turkson hingegen werde als offizieller Vertreter des Heiligen Stuhls eingeladen und bringe in Davos die Botschaft des Papstes ein.

Ein globales Anliegen
Das WEF bietet auch in seiner 55. Ausgabe eine Plattform für Diskussionen über die drängenden Themen der Welt. Papst Franziskus erinnert die Teilnehmer daran, dass technologische Errungenschaften nur dann einen echten Fortschritt darstellen, wenn sie die Gemeinschaft fördern und den Planeten als gemeinsames Haus der Menschheit respektieren. „Der Fortschritt, der durch die KI gekennzeichnet ist, erfordert eine Wiederentdeckung der Bedeutung der Gemeinschaft und ein erneuertes Engagement für die Pflege des gemeinsamen Hauses“, schreibt der Papst.

(vatican news)

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Klavierspielerin2 Gestern, 20:43
Papst an WEF-Teilnehmer: Gemeinsam weitsichtige Lösungen finden


Franziskus hat in einer an diesem Mittwoch in Davos überreichten Botschaft an die Teilnehmer des World Economic Forums (WEF) in Davos hohe ethische Standards in der Wirtschafts- und Finanzwelt angemahnt. Unser Korrespondent vor Ort, Mario Galgano, war bei der Überreichung der Botschaft dabei.
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RV: Wie ist denn die Papst-Botschaft beim WEF in Davos aufgenommen worden?

Mario Galgano: Franziskus hatte Kurienkardinal Peter K. Turkson nach Davos geschickt, um diese Botschaft zu überreichen. Der Kardinal aus Ghana hat schon an mehreren Ausgaben des Treffens in dem Schweizer Skiurlaubsort teilgenommen. Diesmal wurde die Botschaft zwar nicht im Plenum verlesen, dafür wurde sie direkt an den WEF-Gründer und Leiter der Veranstaltungen, Klaus Schwab, überreicht. Der sagte schon in den vergangenen Tagen, dass eine Botschaft des Papstes in Davos wichtig sei. Ich selbst habe schon am Montag in englischsprachigen Ausgaben arabischer Zeitungen, die uns ausgeteilt wurden, auf der Titelseite gesehen, dass die Stimme des Papstes viel Wertschätzung erfährt. 

Kardinal Peter Turkson und Mario Galgano in Davos beim WEF
Kardinal Peter Turkson und Mario Galgano in Davos beim WEF
RV: Was war da zu lesen?

Galgano: Da wurde der Papst mit Zitaten zu seinen Friedensbemühungen genannt, und er wurde mehrmals namentlich genannt. Außerdem ist der Stand des Päpstlichen Dikasteriums für die Kommunikation – also wir - vielbesucht. Da kommen Wirtschaftsstudenten bis hin zu bekannten Wirtschaftsleuten und Politikern.


RV: Und was haben sie zur Präsenz des Vatikans gesagt?

Galgano: Einige waren erstaunt, wie sich der Vatikan präsentierte. Der Stand wurde von einer Dokumentarfilmerin gestaltet. Die Italienerin Lia Beltrami hat Bilder aus ihren Filmen gezeigt, sei es von Indigenen im Amazonas bis hin zu Opfern von Menschenhandel in Europa.


RV: Grundsätzlich sind die Aufmerksamkeit für an den Rand gedrängte Menschen und Gerechtigkeit ja auch Themen, die dem Papst sehr am Herzen liegen und die er in seiner Botschaft an das WEF auch angesprochen hat.

Galgano: Ganz genau. Der Papst betont, wie wichtig es ist, dass wir uns alle für die Armen und Benachteiligten einsetzen. Das kam ja ansonsten nirgends bei den Gesprächen und Vorträgen in Davos vor. Franziskus will gerne erreichen, dass sich die Teilnehmer des diesjährigen Forums im Klaren sind über die moralische Verantwortung, die jeder von uns im Kampf gegen die Armut hat, bei der ganzheitlichen Entwicklung für alle unsere Brüder und Schwestern und bei der Suche nach einem friedliches Zusammenleben der Völker, so schreibt er in seinem Text. Das sei die große Herausforderung, die die Gegenwart uns stelle. Und wenn bei der Verfolgung dieser Ziele – wie Franziskus schreibt – "sich Anzeichen eines gewissen Rückschritts zu zeigen scheinen“, dann liege es an uns, dass jede neue Generation die Errungenschaften der vergangenen Generationen aufgreifen und sich dabei noch höhere Ziele stecken kann.

(vatican news)

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