Die Schafe, die Gott mir gab Leben! und niemand wird aus seiner Hände entreißen

Die Schafe, die Gott mir gab Leben! und niemand wird aus seiner Hände entreißen
Evangelium nach Johannes 10,22-30.

Um diese Zeit fand in Jerusalem das Tempelweihfest statt. Es war Winter,
und Jesus ging im Tempel in der Halle Salomos auf und ab.
Da umringten ihn die Juden und fragten ihn: Wie lange noch willst du uns hinhalten? Wenn du der Messias bist, sag es uns offen!
Jesus antwortete ihnen: Ich habe es euch gesagt, aber ihr glaubt nicht. Die Werke, die ich im Namen meines Vaters vollbringe, legen Zeugnis für mich ab;
ihr aber glaubt nicht, weil ihr nicht zu meinen Schafen gehört.
Meine Schafe hören auf meine Stimme; ich kenne sie, und sie folgen mir.
Ich gebe ihnen ewiges Leben. Sie werden niemals zugrunde gehen, und niemand wird sie meiner Hand entreißen.
Mein Vater, der sie mir gab, ist größer als alle, und niemand kann sie der Hand meines Vaters entreißen.
Ich und der Vater sind eins.


„Wie lange noch willst du uns hinhalten?“

Da er eines Wesens mit dem Vater ist, empfängt der Sohn Gottes nicht die Gewalt zu richten, sondern besitzt sie zusammen mit dem Vater. Er empfängt sie, damit die Guten und die Bösen ihn zu Gericht sitzen sehen, weil er der Menschensohn ist. Den Menschensohn zu sehen, wird selbst den Bösen gestattet, doch die Schau seiner Göttlichkeit erlangen nur diejenigen, die reinen Herzens sind, denn sie sind es, die Gott schauen werden (vgl. Mt 5,8). Was ist denn das ewige Leben, wenn nicht diese Schau, die den Schlechten verwehrt bleibt? „Dich, den einzigen wahren Gott, erkennen“, so sagt der Herr, „und Jesus Christus, den du gesandt hast.“ (vgl. Joh 17,3). Wie werden sie aber Jesus Christus selbst erkennen, wenn nicht als einzigen wahren Gott, der sich ihnen selbst zu erkennen gibt? Er wird sich zeigen voller Güte in dieser Schau, die ihn den reinen Herzen enthüllt. „Lauter Güte ist Gott für Israel, für alle Menschen mit reinem Herzen.“ (Ps 73,1). Gott allein ist gut. Deshalb nämlich hat jemand, der den Herrn „guter Meister“ genannt hatte, als er ihn fragte, wie er das ewige Leben erlangen könnte, diese Antwort erhalten: „Warum nennst du mich gut? Niemand ist gut außer Gott, dem Einen.“ (Mk 10,17-18). Das geschah, weil dieser Mann, der ihn fragte, nicht ahnte, an wen er sich richtete und ihn für einen einfachen Menschen hielt... „Mein Äußeres, mit dem ich mich bekleidet habe, entspricht dem eines Menschensohns, ist angenommen, ist die Gestalt, die erscheinen wird, wenn die Guten und die Bösen gerichtet werden... Doch ist gibt auch die Schau meiner göttlichen Gestalt: Als ich diese Gestalt hatte, hielt ich nicht daran fest, Gott gleich zu sein, sondern habe mich entäußert, um eine andere Gestalt anzunehmen“ (vgl. Phil 2,6-7). Er ist es also, der einzige Gott, Vater, Sohn, Heiliger Geist, der erscheinen wird einzig zur Freude der Gerechten, die kein Ende kennt.
Quelle: Augustinus

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