Syrien – kann das Kalkül des Westens aufgehen?
13.12.2024 10:35
Syrien – kann das Kalkül des Westens aufgehen?
13.12.2024 10:35
Syrien – kann das Kalkül des Westens aufgehen?
Ein Ein Beitrag von Peter Haisenko auf Anderweltonline.com
12. Dezember 2024
Syrien – kann das Kalkül des Westens aufgehen?
Folgt man den Medien hat man den Eindruck, die BRD hat den Krieg gegen Assad gewonnen. Tatsächlich ist das nicht so falsch, denn auch die BRD hat mit den ewigen Sanktionen gegen Syrien zumindest einen Sanktionskrieg gegen Assad geführt. Allerdings könnte es ein böses Erwachen geben, denn der neue Befehlshaber wird als Terrorist seit zehn Jahren von den USA mit einem Kopfgeld von 10 Millionen $ lieber tot als lebendig gesucht.
Damaskus ist eine der ältesten durchgängig bewohnten Städte. Ich war 1977 das erste mal und dann immer wieder in dieser schönen Stadt. Es ist beeindruckend zu erleben, wenn man vom Flughafen in die Stadt fährt. Man kommt aus einer wüstenähnlichen ariden Zone in einen subtropisch grünen Bereich, der messerscharf abgeschnitten wechselt. Der erstreckt sich rund um Damaskus und wird landwirtschaftlich genutzt. Die Stadt selbst hatte noch einen Rest französischen Flairs und ich habe mich bei all meinen vielen folgenden Aufenthalten dort immer sehr wohl und sicher gefühlt. Syrien war ein laizistischer Staat, in dem alle, ja alle Religionen ihren Platz für ein friedliches Zusammenleben hatten. Das war noch zu Zeiten von Assad dem älteren.
Baschar al-Assad, der jüngere, lebte als Augenarzt in London. Als Nachfolger von Assad dem älteren war der ältere Bruder von Baschar vorgesehen. Der kam aber bei einem Unfall ums Leben und so musste der jüngere seinem Vater folgen als Präsident. Baschar wollte das nicht, wollte nie Präsident werden, ließ sich aber dann doch überreden, dem Vater nachzugeben. Baschar al Assad ist ein guter Mensch. In einem Interview vor etwa 12 Jahren hat er auf die Frage geantwortet, warum er Augenarzt geworden ist: „Da kann ich den Menschen am besten helfen und es fließt dabei am wenigsten Blut.“
Baschar al-Assad war mit dem Amt überfordert
Baschar ist aber weder ein Machtpolitiker, noch hat er Ahnung von militärischen Angelegenheiten. So war er in dieser Hinsicht überfordert. Insbesondere dann, wenn Israel mal wieder seine Angriffe auf syrisches Territorium durchgeführt hat. Auch als der Westen, allen voran die USA, 2013 Waffen und im US-Camp Bondsteel im Kosovo ausgebildete Terroristen ins Land für einen Umsturz geschickt hatten, muss man davon ausgehen, dass er sein Militär, seine Generäle nicht wirklich führen konnte. Immer hatte er das Problem mit seinen Generälen, dass diese frustriert waren, wenn Baschar ihnen nicht erlaubte, angemessen auf die Israelischen Angriffsaktionen zu reagieren. Baschar al-Assad ist eine tragische Figur und man kann davon ausgehen, dass er jetzt heilfroh ist, seinen ungeliebten Job losgeworden zu sein.
Aber warum gab es überhaupt das Regime von Assad dem Älteren? Das ist eine lange, leidvolle Geschichte, bestimmt von fremden Mächten. Hier ganz kurz: bis 1916 gehörte Syrien zum Osmanischen Reich. Es herrschte Frieden. Dann kamen die Engländer, zerschlugen das Osmanische Reich und teilten sich diese Gegend mit Frankreich. Syrien gehörte zu Frankreich. Es folgte eine lange Reihe von Betrug, Gewalt und wechselnder Besatzung bis am 17. April 1946 die „Arabische Republik“ ausgerufen worden ist. Diese führte aber nicht zu Ruhe und Frieden.
Syrien hat eine lange leidvolle Geschichte
Der große Ärger begann, nachdem der Staat Israel 1949 ausgerufen worden ist. Von da an wechselten die Allianzen, aber die Sowjetunion hatte immer Einfluss. 1971 wurde Hafiz al-Assad, also der ältere, zum Präsident gewählt und seither herrscht die Baath-Partei. Während der gesamten Zeit gab es immer wieder Versuche unterschiedlicher mehr oder weniger radikaler Muslim-Gruppen, das laizistische Syrien unter Kontrolle des Islam zu bringen, alle anderen Religionen zu verbieten. Syrien ist seit 1916 ein Pulverfass und so war es immer einfach, bis eben heute, dort Aufstände zu schüren. Es loht sich, die Geschichte Syriens ausführlicher zu betrachten, zum Beispiel hier:
https://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_Syriens#Unabh%C3%A4ngige_Syrische_Republik_seit_1946
Syrien ist seit 1916 ein Staat, dessen Existenz und Grenzen von England bestimmt sind. So, wie die gesamte Aufteilung des Nahen und Mittleren Ostens in kleinere Staaten. Auch der Staat Israel ist auf Englands Mist gewachsen. Betrachtet man diese Aufteilung sieht man, dass diese Grenzziehungen nicht geeignet sind, Ruhe und Frieden zu bringen. England hat dort erreicht, einen ewigen Konfliktherd zu schaffen. Ich gehe davon aus, dass England so verhindern wollte, dass ein panarabisches Großreich entsteht, vom Mittelmeer bis zum Arabischen Golf. Wahrscheinlich unter führender Mitwirkung von Juden, die aus Europa zugewandert sind. Dieses Großreich hätte gewaltige Macht gehabt, weil vor allem zu dieser Zeit der größte Reichtum an Ölverkommen dort lag. Und nicht vergessen: Bis 1916, bis die Engländer kamen, gab es keinen Hass oder Feindschaft zwischen Juden und Arabern. Nun vergleiche man mal zum Spaß die nicht offiziellen Planungen Israels für ein Groß-Israel. Mehr darüber finden Sie in diesem Werk:
https://anderweltverlag.com/p/england-die-deutschen-die-juden-und-das-20-jahrhundert
Israel stößt in das Machtvakuum
Assad muß weg! Warum auch immer. Dieses Ziel ist erreicht. Aber kann man jetzt erwarten, dass für die Menschen dort irgendetwas besser wird? Jedenfalls stößt Israel bereits in die Machtlücke und hat schon hunderte Angriffe auf syrisches Territorium geflogen und Teile dessen besetzt. Mit der Ansage, diese niemals wieder herzugeben. Dem steht jetzt der neue Machthaber in Syrien gegenüber, der HTS Anführer Abu Muhammad al-Joulani. Vor über sieben Jahren wurde von den USA ein Kopfgeld auf diesen IS- & Al-Qaida-Terroristen gesetzt. Schon vor Jahren sprach al-Joulani von der Befreiung Damaskus und Jerusalems aus den Händen der Ungläubigen. Dies will er jetzt verstecken, aber dafür hat er seine Kollegen, die das jetzt offen vor der Kamera ausschreien. Alle loben Allah für den Sieg und beten, Jerusalem und die Al-Aqsa-Moschee aus den Händen der Juden zu befreien. Es muss klargestellt werden, Syriens wurden nicht von Engeln befreit, sondern von Dschihadisten.
Wohl deswegen hat Israel seine Bomben auf militärische Anlagen und Gerät innerhalb Syriens abgeworfen. Es ist müßig darauf hinzuweisen, dass dieses Vorgehen vom Völker- und Kriegsrecht nicht gedeckt ist. Aber so eine lächerliche Kleinigkeit hat Israel noch nie von irgendetwas abgehalten. Dennoch eröffnen sich so mindestens zwei Optionen. Die eine ist, dass al-Joulani mit der schieren Masse an Kämpfermaterial Israel einfach überrennt. Wenn es ein muss, mit Gewehren und Messern. Die andere ist, dass Israel sich so das „Recht“ begründet, weitere Teile Syriens zu erobern und zu besetzen, auf dem Weg zu einem Groß-Israel. Nun könnte man meinen, Option zwei könnte Frieden schaffen. Wenn, ja wenn Israel kein Apartheidsstaat wäre. Stolze Araber werden sich immer gegen jede Fremdherrschaft auflehnen und dass das nicht ohne Gewalt abläuft, sollten wir schon gelernt haben.
Islamisten hassen die USA
Ein anderer Aspekt sollte nicht unbeachtet bleiben. Al-Joulani ist kein Freund der USA und schon gar nicht von Israel. Schließlich wird er von den USA immer noch steckbrieflich gesucht. Mit Russland hat er aber keine schlechten Erfahrungen gemacht, ebenso wie alle arabischen Staaten. Und die Türkei? Was plant Erdogan? Schon lange will er Syrien unter seine Kontrolle nehmen und wir wissen, wie er sich über Israel geäußert hat. Israel steht seinen Machtphantasien im Weg. So ist offen, wie sich die Lage in und um Syrien und im Verhältnis zu Israel entwickeln wird.
Die große Frage, die über der Haltung der BRD und des Westens zu Assad steht lautet: Was hat Assad Deutschland getan, das diesen Hass auf ihn rechtfertigen könnte? Es sind die Leute im Westen, die ihren Opponenten immer Hass vorwerfen, jedoch selbst derart von Hass zerfressen sind, dass sie den eigenen Untergang in Kauf nehmen, um ihren Hassobjekten Schaden zuzufügen. Warum gibt es denn überhaupt die Probleme im Nahen Osten? Weil der Westen funktionsfähige Staaten mit Angriffskriegen ins Chaos gestürzt und so auch die Migrationskrise ausgelöst hat.
Hass ist ein schlechter Berater
Syrien zählt jetzt auch zu den kaputten Staaten, denn wer kann glauben, dass die neuen Machthaber dort etwas besser machen werden, wie die in Libyen oder dem Irak? Schon sind die Berichte da über Plünderungen, Mord und Totschlag. Werden wirklich Migranten aus Syrien nach Syrien zurückkehren? Eher werden jetzt neue kommen, die vor den Islamisten fliehen. Zum Beispiel Christen und Jesiden.
Syrien war ein Musterstaat, was die laizistische Ausrichtung betrifft. Es wäre das erste mal, dass islamistische Machthaber andere Religionen respektieren und in Ruhe praktizieren lassen. Nicht zu vergessen die Tendenz zu Blutrache, die allerdings auch der jüdischen Welt nicht fremd ist. Das Kalkül des Westens, wenn es denn überhaupt einen Plan gab oder gibt, wird nicht aufgehen. Hass ist ein schlechter Berater und die Politik des Wertewestens ist schon zu lange von Hass getrieben. Das kann nicht gut gehen und gerade in der BRD erleben wir das gerade. Es wird schwer erklärbar sein, wenn jetzt Sanktionen gegen Syrien aufgehoben werden sollten, weil es sich von einem laizistischen Staat zu einem islamistischen gewandelt hat. Syrien wie Libyen oder der Irak wird ein ewiger Konfliktherd bleiben und das ist es, was der Westen und seine Kriegsindustrie so sehr schätzen. Seit dem WKII hat der Westen „eingefrorene“ Konflikte hergestellt, anstatt Friedensverträge und dauerhaften Frieden zu fördern.
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12. Dezember 2024
Syrien – kann das Kalkül des Westens aufgehen?
Folgt man den Medien hat man den Eindruck, die BRD hat den Krieg gegen Assad gewonnen. Tatsächlich ist das nicht so falsch, denn auch die BRD hat mit den ewigen Sanktionen gegen Syrien zumindest einen Sanktionskrieg gegen Assad geführt. Allerdings könnte es ein böses Erwachen geben, denn der neue Befehlshaber wird als Terrorist seit zehn Jahren von den USA mit einem Kopfgeld von 10 Millionen $ lieber tot als lebendig gesucht.
Damaskus ist eine der ältesten durchgängig bewohnten Städte. Ich war 1977 das erste mal und dann immer wieder in dieser schönen Stadt. Es ist beeindruckend zu erleben, wenn man vom Flughafen in die Stadt fährt. Man kommt aus einer wüstenähnlichen ariden Zone in einen subtropisch grünen Bereich, der messerscharf abgeschnitten wechselt. Der erstreckt sich rund um Damaskus und wird landwirtschaftlich genutzt. Die Stadt selbst hatte noch einen Rest französischen Flairs und ich habe mich bei all meinen vielen folgenden Aufenthalten dort immer sehr wohl und sicher gefühlt. Syrien war ein laizistischer Staat, in dem alle, ja alle Religionen ihren Platz für ein friedliches Zusammenleben hatten. Das war noch zu Zeiten von Assad dem älteren.
Baschar al-Assad, der jüngere, lebte als Augenarzt in London. Als Nachfolger von Assad dem älteren war der ältere Bruder von Baschar vorgesehen. Der kam aber bei einem Unfall ums Leben und so musste der jüngere seinem Vater folgen als Präsident. Baschar wollte das nicht, wollte nie Präsident werden, ließ sich aber dann doch überreden, dem Vater nachzugeben. Baschar al Assad ist ein guter Mensch. In einem Interview vor etwa 12 Jahren hat er auf die Frage geantwortet, warum er Augenarzt geworden ist: „Da kann ich den Menschen am besten helfen und es fließt dabei am wenigsten Blut.“
Baschar al-Assad war mit dem Amt überfordert
Baschar ist aber weder ein Machtpolitiker, noch hat er Ahnung von militärischen Angelegenheiten. So war er in dieser Hinsicht überfordert. Insbesondere dann, wenn Israel mal wieder seine Angriffe auf syrisches Territorium durchgeführt hat. Auch als der Westen, allen voran die USA, 2013 Waffen und im US-Camp Bondsteel im Kosovo ausgebildete Terroristen ins Land für einen Umsturz geschickt hatten, muss man davon ausgehen, dass er sein Militär, seine Generäle nicht wirklich führen konnte. Immer hatte er das Problem mit seinen Generälen, dass diese frustriert waren, wenn Baschar ihnen nicht erlaubte, angemessen auf die Israelischen Angriffsaktionen zu reagieren. Baschar al-Assad ist eine tragische Figur und man kann davon ausgehen, dass er jetzt heilfroh ist, seinen ungeliebten Job losgeworden zu sein.
Aber warum gab es überhaupt das Regime von Assad dem Älteren? Das ist eine lange, leidvolle Geschichte, bestimmt von fremden Mächten. Hier ganz kurz: bis 1916 gehörte Syrien zum Osmanischen Reich. Es herrschte Frieden. Dann kamen die Engländer, zerschlugen das Osmanische Reich und teilten sich diese Gegend mit Frankreich. Syrien gehörte zu Frankreich. Es folgte eine lange Reihe von Betrug, Gewalt und wechselnder Besatzung bis am 17. April 1946 die „Arabische Republik“ ausgerufen worden ist. Diese führte aber nicht zu Ruhe und Frieden.
Syrien hat eine lange leidvolle Geschichte
Der große Ärger begann, nachdem der Staat Israel 1949 ausgerufen worden ist. Von da an wechselten die Allianzen, aber die Sowjetunion hatte immer Einfluss. 1971 wurde Hafiz al-Assad, also der ältere, zum Präsident gewählt und seither herrscht die Baath-Partei. Während der gesamten Zeit gab es immer wieder Versuche unterschiedlicher mehr oder weniger radikaler Muslim-Gruppen, das laizistische Syrien unter Kontrolle des Islam zu bringen, alle anderen Religionen zu verbieten. Syrien ist seit 1916 ein Pulverfass und so war es immer einfach, bis eben heute, dort Aufstände zu schüren. Es loht sich, die Geschichte Syriens ausführlicher zu betrachten, zum Beispiel hier:
https://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_Syriens#Unabh%C3%A4ngige_Syrische_Republik_seit_1946
Syrien ist seit 1916 ein Staat, dessen Existenz und Grenzen von England bestimmt sind. So, wie die gesamte Aufteilung des Nahen und Mittleren Ostens in kleinere Staaten. Auch der Staat Israel ist auf Englands Mist gewachsen. Betrachtet man diese Aufteilung sieht man, dass diese Grenzziehungen nicht geeignet sind, Ruhe und Frieden zu bringen. England hat dort erreicht, einen ewigen Konfliktherd zu schaffen. Ich gehe davon aus, dass England so verhindern wollte, dass ein panarabisches Großreich entsteht, vom Mittelmeer bis zum Arabischen Golf. Wahrscheinlich unter führender Mitwirkung von Juden, die aus Europa zugewandert sind. Dieses Großreich hätte gewaltige Macht gehabt, weil vor allem zu dieser Zeit der größte Reichtum an Ölverkommen dort lag. Und nicht vergessen: Bis 1916, bis die Engländer kamen, gab es keinen Hass oder Feindschaft zwischen Juden und Arabern. Nun vergleiche man mal zum Spaß die nicht offiziellen Planungen Israels für ein Groß-Israel. Mehr darüber finden Sie in diesem Werk:
https://anderweltverlag.com/p/england-die-deutschen-die-juden-und-das-20-jahrhundert
Israel stößt in das Machtvakuum
Assad muß weg! Warum auch immer. Dieses Ziel ist erreicht. Aber kann man jetzt erwarten, dass für die Menschen dort irgendetwas besser wird? Jedenfalls stößt Israel bereits in die Machtlücke und hat schon hunderte Angriffe auf syrisches Territorium geflogen und Teile dessen besetzt. Mit der Ansage, diese niemals wieder herzugeben. Dem steht jetzt der neue Machthaber in Syrien gegenüber, der HTS Anführer Abu Muhammad al-Joulani. Vor über sieben Jahren wurde von den USA ein Kopfgeld auf diesen IS- & Al-Qaida-Terroristen gesetzt. Schon vor Jahren sprach al-Joulani von der Befreiung Damaskus und Jerusalems aus den Händen der Ungläubigen. Dies will er jetzt verstecken, aber dafür hat er seine Kollegen, die das jetzt offen vor der Kamera ausschreien. Alle loben Allah für den Sieg und beten, Jerusalem und die Al-Aqsa-Moschee aus den Händen der Juden zu befreien. Es muss klargestellt werden, Syriens wurden nicht von Engeln befreit, sondern von Dschihadisten.
Wohl deswegen hat Israel seine Bomben auf militärische Anlagen und Gerät innerhalb Syriens abgeworfen. Es ist müßig darauf hinzuweisen, dass dieses Vorgehen vom Völker- und Kriegsrecht nicht gedeckt ist. Aber so eine lächerliche Kleinigkeit hat Israel noch nie von irgendetwas abgehalten. Dennoch eröffnen sich so mindestens zwei Optionen. Die eine ist, dass al-Joulani mit der schieren Masse an Kämpfermaterial Israel einfach überrennt. Wenn es ein muss, mit Gewehren und Messern. Die andere ist, dass Israel sich so das „Recht“ begründet, weitere Teile Syriens zu erobern und zu besetzen, auf dem Weg zu einem Groß-Israel. Nun könnte man meinen, Option zwei könnte Frieden schaffen. Wenn, ja wenn Israel kein Apartheidsstaat wäre. Stolze Araber werden sich immer gegen jede Fremdherrschaft auflehnen und dass das nicht ohne Gewalt abläuft, sollten wir schon gelernt haben.
Islamisten hassen die USA
Ein anderer Aspekt sollte nicht unbeachtet bleiben. Al-Joulani ist kein Freund der USA und schon gar nicht von Israel. Schließlich wird er von den USA immer noch steckbrieflich gesucht. Mit Russland hat er aber keine schlechten Erfahrungen gemacht, ebenso wie alle arabischen Staaten. Und die Türkei? Was plant Erdogan? Schon lange will er Syrien unter seine Kontrolle nehmen und wir wissen, wie er sich über Israel geäußert hat. Israel steht seinen Machtphantasien im Weg. So ist offen, wie sich die Lage in und um Syrien und im Verhältnis zu Israel entwickeln wird.
Die große Frage, die über der Haltung der BRD und des Westens zu Assad steht lautet: Was hat Assad Deutschland getan, das diesen Hass auf ihn rechtfertigen könnte? Es sind die Leute im Westen, die ihren Opponenten immer Hass vorwerfen, jedoch selbst derart von Hass zerfressen sind, dass sie den eigenen Untergang in Kauf nehmen, um ihren Hassobjekten Schaden zuzufügen. Warum gibt es denn überhaupt die Probleme im Nahen Osten? Weil der Westen funktionsfähige Staaten mit Angriffskriegen ins Chaos gestürzt und so auch die Migrationskrise ausgelöst hat.
Hass ist ein schlechter Berater
Syrien zählt jetzt auch zu den kaputten Staaten, denn wer kann glauben, dass die neuen Machthaber dort etwas besser machen werden, wie die in Libyen oder dem Irak? Schon sind die Berichte da über Plünderungen, Mord und Totschlag. Werden wirklich Migranten aus Syrien nach Syrien zurückkehren? Eher werden jetzt neue kommen, die vor den Islamisten fliehen. Zum Beispiel Christen und Jesiden.
Syrien war ein Musterstaat, was die laizistische Ausrichtung betrifft. Es wäre das erste mal, dass islamistische Machthaber andere Religionen respektieren und in Ruhe praktizieren lassen. Nicht zu vergessen die Tendenz zu Blutrache, die allerdings auch der jüdischen Welt nicht fremd ist. Das Kalkül des Westens, wenn es denn überhaupt einen Plan gab oder gibt, wird nicht aufgehen. Hass ist ein schlechter Berater und die Politik des Wertewestens ist schon zu lange von Hass getrieben. Das kann nicht gut gehen und gerade in der BRD erleben wir das gerade. Es wird schwer erklärbar sein, wenn jetzt Sanktionen gegen Syrien aufgehoben werden sollten, weil es sich von einem laizistischen Staat zu einem islamistischen gewandelt hat. Syrien wie Libyen oder der Irak wird ein ewiger Konfliktherd bleiben und das ist es, was der Westen und seine Kriegsindustrie so sehr schätzen. Seit dem WKII hat der Westen „eingefrorene“ Konflikte hergestellt, anstatt Friedensverträge und dauerhaften Frieden zu fördern.
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