Presseschau: Der Papst in Indonesien

Presseschau: Der Papst in Indonesien
Indonesische Medien zeichnen ein positives Bild vom Auftakt der Asienreise von Papst Franziskus.

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05/09/2024

„Der Papst fordert zu Harmonie zwischen den Religionen in Indonesien auf“, titelt die „Jakarta Post“ an diesem Donnerstag; das dazugehörige Foto zeigt Franziskus zwischen dem scheidenden und dem künftigen Staatschef. „Das Land hat weiterhin mit Problemen zu kämpfen, was religiöse Intoleranz und Extremismus angeht“, lautet der Untertitel. Schon am Mittwoch hatte das Blatt den Papst auf Seite eins abgebildet und dazu getitelt „Bürgerrechts-Gruppen fordern den Papst dazu auf, in Jakarta die Themen Menschenrechte und Klima anzusprechen“.

Ein Hinweis auf Aceh fehlt...
Der Internetauftritt der indonesischen Nachrichtenagentur Antara deutet den Papstbesuch als „Beweis“ dafür, dass zwischen den Religionen im Land Harmonie herrscht. Gleich dreimal wird das schon in den Überschriften zu Artikeln durchgespielt. Die 8,5 Millionen Katholiken in Indonesien – etwa drei Prozent der Gesamtbevölkerung – „leben friedlich an der Seite ihrer Brüder und Schwestern anderen Glaubens“, heißt es in einem der Artikel. Dabei bleibt unerwähnt, dass in Aceh, der westlichsten Provinz des Landes, seit 2005 eine drakonische Version des islamischen Rechts der Scharia gilt.


„Jeder liebt diesen Papst“

Antara hat auch Kardinal Suharyo interviewt; der Erzbischof der bisherigen Hauptstadt streicht heraus, dass Franziskus Indonesien bewusst als erstes Reiseland seiner Asientour ausgewählt habe. Die „Lebensphilosophie“ der indonesischen Nation, die sich mit „Einheit in der Verschiedenheit“ zusammenfassen lasse, spreche dem Papst aus dem Herzen. „Wenn unsere Nation wirklich zusammensteht, dann wird sich daraus soziale Gerechtigkeit für alle Indonesier ergeben“, glaubt Suharyo. Bewegt zeigt er sich vom offiziellen Empfang für Franziskus durch den scheidenden Präsidenten Joko Widodo: „So eine Zeremonie habe ich noch nie erlebt. Jeder liebt diesen Papst.“

Allerdings dominiert der Papstbesuch keineswegs in der Berichterstattung. Aufmacher auf der Antara-Homepage ist eine Rede des Staatspräsidenten zum Thema Klimawandel; beim News-Auftritt Kompas in indonesischer Sprache schafft es Franziskus nur auf die Plätze 2 und 4 unter den meistgelesenen Artikeln. Die News-Seite Indopos referiert in einem Beitrag lang und breit, was der Imam von Jakarta, Nassarudin Umar, zum Papst bei dessen Besuch in der Istiqlal-Moschee am Donnerstag gesagt hat; Zitate aus Franziskus‘ Rede gibt es hingegen nicht. Auf der Indopos-Seite schafft es der Gast aus Rom auch nicht in die Liste der meistgelesenen Artikel. Anders ist das bei der News-Seite „Republik“, die auch weite Teile der gemeinsamen Erklärung von Papst und Imam referiert.

 
Der Kuss...
Das staatliche Radio RRI berichtet auf seiner Internetseite ausführlich darüber, dass der Imam dem Papst an diesem Donnerstagmorgen einen Kuss auf die Stirn gedrückt hat. Der Artikel spricht von einem „intimen Moment unter zwei religiösen Führern“. Umar habe „seine Gastfreundschaft unter Beweis gestellt“. Weitere Aufsätze berichten über die umfangreichen Sicherheitsmaßnahmen bei der Papstmesse in Jakarta und über Franziskus‘ Einsatz für den Umweltschutz. Bei der englischsprachigen News-Seite „Jakarta Globe“ beschäftigt sich der meistgelesene Artikel damit, dass der Papst für seinen Aufenthalt in Jakarta kein Luxushotel zur Übernachtung ausgesucht hat, sondern ein einfaches Zimmer in der Nuntiatur. Auch seine Fortbewegung in einem Toyota spreche für seine Bescheidenheit.

... und eine Auslassung
Eine kritische Anmerkung zum Start der Papstreise kommt von der katholischen Frauenrechtlerin Theresia Ismarini, die zur staatlichen Kommission zu Gewalt gegen Frauen gehört. Franziskus hätte sich nach ihrem Dafürhalten bei seiner Begegnung mit Kirchenleuten am Mittwoch auch zum Thema Missbrauch äußern sollen, sagte sie nach Angaben der Katholischen Nachrichtenagentur (KNA). In ganz Indonesien habe bisher nur das Erzbistum der Hauptstadt ein Standard-Verfahren für den Umgang mit Missbrauchsfällen und für die Unterstützung von Opfern.

(vatican news – sk)
 

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