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Was bedeutet Katholische Soziallehre?

Was bedeutet Katholische Soziallehre?
Mit der Enzyklika „Rerum Novarum“ (1891) begann die Entwicklung einer eigenen kirchlichen Soziallehre (heute auch: Christliche Sozialethik). Die philosophische Methodik der Sozialethik, basierend auf biblischen Elementaraussagen (Verantwortung vor einem Schöpfer, Gleichheit aller Menschen, gemeinsames Lebenshaus der Erde), wird hierbei durch Erkenntnisse der Sozial- und Naturwissenschaften ergänzt.

Sie ist gekennzeichnet durch drei Prinzipien:

- Personalität als Vorrang des Individuums vor dem System

- Solidarität als wechselseitige Verantwortung der Personen

- Subsidiarität als Vorrang der kleinen Einheiten im System, die eigenständig für ihren jeweiligen Bereich entscheiden und sorgen.

Ausgangsposition moderner christlicher Sozialethik sind die Grenzerfahrungen menschlichen Lebens (Armut, Krankheit, soziale Ungerechtigkeit, Unfreiheit, Krieg u.a.), die mit dem Ziel eines würdigen und solidarischen Daseins aller Menschen als Erfüllung des Schöpferauftrags Gottes in Konflikt geraten. Praxisfelder sind die Sicherung des Friedens, die Förderung wirtschaftlich-sozialer Entwicklung und der Schutz der Schöpfung. Für den menschlich-politischen Bereich ist Solidarität das vorrangige Ziel.

Konkrete Umsetzungen kirchlicher Soziallehre finden sich in der Aufnahme des Subsidiaritätsprinzips durch die Europäische Union, in der Aufnahme lohnpolitischer und einkommensverteilender Ideen durch die Tarifpartner in Deutschland, im sozialen und politischen Engagement kirchlicher Hilfswerke und in der verbreiteten Solidarität mit benachteiligten Gruppen.

Dorn, Anton Magnus; Eberts, Gerhard (Hrsg.), Redaktionshandbuch Katholische Kirche, München 1996
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Themen: Katholische Soziallehre

Zitiert aus Kirche und Leben 






Vor 133 Jahren veröffentlichte Papst Leo XIII. die Enzyklika "Rerum novarum"

Die Mutter aller Sozialenzykliken


Lange wurde der Kirche im 19. Jahrhundert vorgeworfen, die Antwort auf die "Soziale Frage" verschlafen zu haben. Doch 1891 meldete sich Papst Leo XIII. mit der ersten Sozialenzyklika "Rerum novarum" zu Wort.


Zu seinem Nachfolger wird Vincenzo Gioacchino Pecci gewählt, fast 68 Jahre alt und gesundheitlich nicht zum Besten gestellt. Doch Leo XIII. (1878-1903) hat einen vitalen Start: Er steuert einen Kurs zur Öffnung gegenüber der modernen Welt und durchbricht die "Festungsmentalität" der Kirche. Als erstes Ziel formuliert er die Aussöhnung von Kirche und Kultur. Und mit seiner Enzyklika "Rerum novarum" setzt er 1891 neue Maßstäbe in der kirchlichen Sozialverkündigung.

"Rerum novarum" ("Über die neuen Dinge" ) ist 1891 das erste päpstliche Rundschreiben zur Arbeiterfrage und das grundlegende Dokument der katholischen Soziallehre. Verfasst vor dem Hintergrund der Industriellen Revolution des 19. Jahrhunderts, setzt sich "Rerum novarum" auf neue Weise mit den sozialen Verwerfungen des Sozialismus und des Liberalismus auseinander.

"Bauernpastor" Ketteler als "großer Vorgänger" von Papst Leo XIII.

Leo XIII. konnte freilich auf Vorarbeiten eines deutschen Bischofs aufsetzen. 1848, im selben Jahr, in dem Karl Marx das Gespenst des "Kommunistischen Manifests" in Europa umgehen ließ, machte der "Bauernpastor" Wilhelm Emmanuel von Ketteler beim ersten deutschen Katholikentag, als Abgeordneter in der Frankfurter Paulskirche und in Adventspredigten im Mainzer Dom erstmals mit Ausführungen zur "Sozialen Frage" auf sich aufmerksam. Die Verelendung weiter Teile der Bevölkerung durch die Industrielle Revolution nannte er die "wichtigste Frage der Gegenwart". Seine Predigten gingen damals wie ein Weckruf durch die katholische Welt. Leo XIII. ehrte Ketteler 1891, indem er ihn als seinen "großen Vorgänger" bezeichnete.

Linktipp: Über die wohl beste Sozialenzyklika
Am 1. Mai 1991 veröffentlichte Johannes Paul II. das Schreiben "Centesimus annus". Die Bilanz nach 25 Jahren zeigt: Gerade seine Voraussagen politischer und gesellschaftlicher Entwicklungen waren bestechend.
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In "Rerum novarum" beklagt der Papst eine oft sklavenähnliche Lage der Arbeiterschaft. Zugleich wendet er sich aber gegen den Klassenkampf und plädiert für eine Zusammenarbeit von Arbeitgebern und Arbeitnehmern. Er verteidigt das Privateigentum, betont jedoch dessen Sozialverpflichtung. Weitere zentrale Forderungen sind gerechte Löhne und staatlicher Schutz für Arbeitnehmer.

Was bereits sehr nach den Grundlagen unserer Sozialen Marktwirtschaft klingt, bedeutet freilich noch keineswegs auch ein Bekenntnis zur Demokratie. In seinem 23. Pontifikatsjahr packte der 90-jährige Papst mit der Enzyklika "Graves de communi" genau dieses "heiße Eisen" an. Ihr konkreter Bezug liegt in Italien, wo die junge Generation der christlichen Organisation "Opera dei congressi" aufbegehrte: Sie wollte sich nicht länger mit sozialen Aktivitäten und Werken begnügen, sondern christliche Partei sein.

Die Enzyklika erkennt die Arbeit der "christlichen Demokratie" an. Der entscheidende Satz war allerdings: Leo XIII. warnt davor, den Begriff "christliche Demokratie", der lediglich das "mildtätige christliche Handeln für das Volk" bezeichnen könne, "in das Politische zu verdrehen". Die Kirche sei für alle Stände da, habe aber auch die unteren nicht zu bevorzugen. Die Gründung einer katholischen Partei wie dem deutschen "Zentrum" wünschte Leo in Italien nicht.


Bild: ©KNA
Papst Johannes Paul II. (1978-2005) griff die Sozialenzyklika "Rerum novarum" 100 Jahre später in seinem Lehrschreiben "Centesimus annus" auf.

Sein Urteil über die Demokratie: Sie sei zeitbedingt und vom theologischen Standpunkt aus weder besser noch schlechter legitimiert als andere Staatsformen; die Entscheidung darüber sei eine politische, keine Glaubensfrage. Sei allerdings die politische Macht einmal installiert, sei sie um des Gemeinwohls willen zu akzeptieren. Damit beantwortet Leo allerdings auch die Frage, ob der Katholik Monarchist sein müsse, eindeutig mit Nein.

Marksteine der päpstlichen Soziallehre

Mit diesen beiden Lehrschreiben hat Leo XIII. Marksteine der päpstlichen Soziallehre gesetzt. Wie prägend vor allem "Rerum novarum" war, belegt, dass sich gleich mehrere Sozialenzykliken schon mit ihrem Titel darauf rückbeziehen: so etwa "Quadragesimo anno" (Im 40. Jahr; 1931) von Pius XI. oder "Centesimus annus" (Das 100. Jahr; 1991).

Zunächst war letzteres Schreiben von Johannes Paul II. (1978-2005) tatsächlich vor allem als eine Erinnerung an die allererste Sozialenzyklika geplant. Doch dann kam 1989 der von dem polnischen Papst so erhoffte Sturz des Sozialismus dazwischen. Mit "Centesimus annus" reagierte Johannes Paul II. auf die neue Lage. Dem geistigen Vakuum und dem erwarteten kapitalistischen Konsumismus in den Transformationsstaaten Mittel- und Osteuropas hielt er den bewährten Geist der katholischen Soziallehre entgegen.

Von Alexander Brüggemann (KNA)





Enzyklika/ Rundschreiben:
' QUADRAGESIMO ANNO'
http://www.vatican.va/content/pius-xi/en/encyclicals/documents/hf_p-xi_enc_19310515_quadragesimo-anno.html




Enzyklika/ Rundschreiben:
' Centesimus annus'
http://www.vatican.va/content/john-paul-ii/de/encyclicals/documents/hf_jp-ii_enc_01051991_centesimus-annus.html





' RERUM NOVARUM'

ENZYKLIKA VON PAPST LEO XIII.
ÜBER KAPITAL UND ARBEIT
http://www.vatican.va/content/leo-xiii/en/encyclicals/documents/hf_l-xiii_enc_15051891_rerum-novarum.html

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Klavierspielerin2 25.08.2024 13:00
Vor 25 Jahren erschien "Centesimus annus" von Johannes Paul II.

Über die wohl beste Sozialenzyklika

von 2016


Am 1. Mai 1991 veröffentlichte Johannes Paul II. das Schreiben "Centesimus annus". Die Bilanz nach 25 Jahren zeigt: Gerade seine Voraussagen politischer und gesellschaftlicher Entwicklungen waren bestechend.

Als Papst Johannes Paul II. vor genau 25 Jahren, am 1. Mai 1991 die Enzyklika "Centesimus Annus" veröffentlichte, war die weltweite Resonanz besonders groß.

Gewaltloser Bezwinger der Sowjet-Herrschaft

Der Papst schrieb sie auf dem Höhepunkt seines politischen Triumphes, unmittelbar nach dem Zusammenbruch der kommunistischen Diktaturen in Osteuropa. Mit großer Spannung wurde damals erwartet, was der Ideengeber der polnischen Gewerkschaftsbewegung "Solidarnosc", der gewaltlose Bezwinger der sowjetischen Herrschaft in Europa, in dieser historischen Stunde über den Kommunismus, die Marktwirtschaft und den Kapitalismus schreiben würde.

Leo XIII. war von 1878 bis 1903 Papst der katholischen Kirche. Dieses Porträt wurde 1878 am Beginn seines Pontifikats aufgenommen.
Bild: ©picture-alliance / akg-images
Leo XIII. war von 1878 bis 1903 Papst der katholischen Kirche. Er schrieb die erste Sozialenzyklika überhaupt, das Papstwort "Rerum novarum" über die Arbeiterfrage.

Auch der Zeitpunkt war epochal: Genau 100 Jahre waren vergangen seit der historischen ersten Sozialenzyklika überhaupt, dem Papstwort "Rerum novarum", in dem sich Leo XIII. der Arbeiterfrage gestellt hatte. Johannes Paul II. hatte also gleich einen doppelten Anlass, Rückschau zu halten: auf 100 Jahre katholische Soziallehre und auf die Ereignisse der damals aktuellen Wendejahre.

In "Centesimus annus" schlug Johannes Paul II. gedanklich einen Bogen von der Analyse Leo XIII. bis zu den Ereignissen seiner Jetzt-Zeit: Das Scheitern des "realen Sozialismus" habe das bestätigt, was jener Papst bereits 100 Jahre zuvor geschrieben hatte. Weil der Marxismus von einem falschen Menschenbild ausging, das naturgegebene Recht auf Privateigentum verneinte und alle Macht dem Staat geben wollte, war er zum Scheitern verurteilt. Bewährt habe sich hingegen die Vision der katholischen Soziallehre, die das Recht der Ausgebeuteten und Unterdrückten auf gerechte Teilhabe am Reichtum einforderte und gleichzeitig das Recht auf Eigentum anerkannte.

In der Analyse der Ereignisse, die zur Wende von 1989/90 führten, preist er den Erfolg der gewaltfreien Revolution der "Solidarnosc"-Bewegung in Polen. Zugleich zeichnet er das große, streckenweise düstere Panorama des damals zu Ende gehenden 20. Jahrhunderts mit den beiden Weltkriegen, dem Ende der Kolonialherrschaft und der immer breiteren Umweltzerstörung.

„Es besteht die Gefahr, dass sich eine radikale kapitalistische Ideologie breitmacht“

— Zitat: Johannes Paul II. in "Centesimus annus"
Alles in allem aber überwiegt in dem Text ein optimistischer Grundton. Der Papst erkennt die Vorzüge des demokratischen Systems, der arbeitsteiligen Wirtschaft und des freien Unternehmertums ausdrücklich an. Vorsichtig, aber klar begrüßt er nach dem Scheitern des realen Sozialismus die positiven Auswirkungen des freien Marktes.

Zugleich grenzt er sich von einem möglichen Missverständnis ab und schreibt: "Massen von Menschen leben noch immer in Situationen großen materiellen und moralischen Elends. Der Zusammenbruch des kommunistischen Systems beseitigt sicher in vielen Ländern ein Hindernis in der sachgemäßen und realistischen Auseinandersetzung mit diesen Problemen, aber das reicht nicht aus, um sie zu lösen. Es besteht die Gefahr, dass sich eine radikale kapitalistische Ideologie breitmacht". An anderer Stelle warnt er davor in einem "blinden Glauben" alles der freien Entfaltung der Marktkräfte zu überlassen.

"Dritter Weg"

Und wie sollte es nun weitergehen? Ohne das Wort zu gebrauchen, empfahl der Papst die katholische Soziallehre als eine Art "Dritten Weg" zwischen dem ungezügelten Kapitalismus auf der einen und dem Kommunismus auf der anderen Seite. Und so mahnte er: "Die westlichen Länder laufen Gefahr, im Scheitern des Kommunismus den einseitigen Sieg ihres Wirtschaftssystems zu sehen, und kümmern sich daher nicht darum, an ihrem System die gebotenen Korrekturen vorzunehmen." Mit Blick auf die Entwicklungsländer schrieb er: "Die Länder der Dritten Welt befinden sich mehr denn je in der dramatischen Situation der Unterentwicklung, die mit jedem Tag ernster wird."

Dass die Enzyklika "Centesimus annus" ein großer Wurf war, zeigt sich nicht nur in der damals breiten Zustimmung über alle parteipolitischen Lager hinweg. Bis heute zählt sie zu den oft zitierten Standardwerken. Zudem wurde sie Namensgeberin der internationalen Stiftung "Centesimus Annus Pro Pontifice". Diese versucht, die Konzepte der katholischen Soziallehre weiterzuentwickeln und sie auch in Ländern bekannt zu machen, die das Modell der "sozialen Marktwirtschaft" bislang nur vom Hörensagen kennen.

Fast alle Voraussagen sind eingetreten

Die eigentliche Nagelprobe für den Wert der Enzyklika ist jedoch die Überprüfung der in ihr enthaltenen Vorhersagen. Ein Vierteljahrhundert später zeigt sich, wie gut Johannes Paul II. informiert war und welchen Weitblick er damals hatte. Fast alle "Prophezeiungen" aus Centesimus annus sind eingetreten. So schrieb der Papst, der Erfolg der friedlichen Revolutionen in Osteuropa werde auch auf Länder der Dritten Welt ausstrahlen und dort zu Umwälzungen führen. Ohne Jugoslawien und die Ukraine beim Namen zu nennen, sagte er zugleich das Aufbrechen gewaltsamer nationaler Konflikte in den befreiten Gebieten Osteuropas voraus. Er warnte vor dem Heraufdämmern eines neuen religiösen Fundamentalismus, und er sagte voraus, dass der radikale Kapitalismus für die Probleme der globalen Wirtschaft nicht die Lösung sein könne.

Von Ludwig Ring-Eifel (KNA)
 
hansfeuerstein 25.08.2024 13:21
Sie ist eben dem Sozialismus um Meilen vorraus.
 
Zeitlos5 25.08.2024 13:34
bisher 2 Millionen Jahre lang:

die Kinder versorgen  die Eltern ...

die Großeltern betreuen
- den Karpfenteich,
- die Ziegen,

- die Hühner, Gänse und Enten,
- Nüsse, Obst (mit Most) und Beeren
und
freuen sich auf das Kirchweih-Essen mit dem Erben ...
Prost!
lachendes Smiley
 
Zeitlos5 25.08.2024 13:35
- die Bienenstöcke mit Met!
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