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Lebenslinien

Lebenslinien
Ich möchte euch teilhaben lassen an ein paar Gedanken von Angela Rinn aus ihrem Buch Lebenslinien.
In Ihrem Buch treten ihre Gedanken in einen Dialog mit Bildern des Glaskünstlers Johann Schreiter.

Angela Rinn, Jahrgang 1961, ist Pfarrerin und Schriftstellerin.
Inspiriert wird sie durch ihre Arbeit als Gemeindepfarrerin und ehrenamtliche Feuerwehrpfarrerin. Angela Rinn ist in der Rundfunkarbeit und in der Notfallseelsorge tätig.

„Im Frühling möchte ich ein Plädoyer für das Zarte halten.“ So beginnt ihre Meditation Lebenslinien.

Lebenslinien verlaufen niemals gerade.
Sie haben Krümmungen und Brüche, erstaunliche Wendungen und manchmal abrupte Kehren.
Angela Rinn lässt sich bewegen von den Linien, die das Leben zieht und erzählt von den überraschenden Perspektiven, die sich dabei eröffnen.

So verschieden Menschen sind, so verschieden äußert sich ihre Sehnsucht. Wir alle tragen die Sehnsucht in unseren Herzen und leben davon das einer hinschaut, den wir sind so geschaffen, auf ein Du hin und verkümmern, ja sterben gar wenn das nicht mehr geschieht.

Wir brauchen es das wir angesehen werden und manchmal begegnen uns in unserem Leben Menschen, die uns vermitteln wie Jesus Menschen angesehen hat. Es sind befreiende Blicke, die wahrnehmen, was ich bin und gerade brauche. Wenn Menschen so schauen können dann darf das Leben aufatmen. Was hat mir alles gefehlt, dieser Blick macht es mir klar.

Wenn Menschen erkannt werden und es auch merken, dann ist das ein besonderer, ein heiliger Moment. . . . .

Es ist zugleich ein Moment der Liebe, denn Liebe heißt in der Sprache Jesu erkennen.
Jede Zärtlichkeit ist wie ein Zeichen Gottes in einer harten Welt.
Gegen die Härte der Welt stehen Jesu zarte Gesten. So legt Er einem Menschen die Hände auf, einen anderen richtet Er auf und streicht Paste auf die Augen des Blinden.
So heilt Er die Menschen durch seine Worte und seine Berührungen damit Sie spüren wie sehr Gott Sie lieb hat.
Mansche dieser Menschen wirkten durch ihre Krankheit so abstoßend, dass ihnen niemand zu nahe kommen wollte. Ihre Haut sehnte sich danach gestreichelt zu werden, doch selbst die engsten Angehörigen ekeln sich. So haben sich die Geschwüre von der Haut bis in die Seele gefressen.

Für diese Menschen ist eine zärtliche Berührung heilend und mit ihrer Haut heilt die Seele. Zärtlichkeit ist ein Zeichen der Liebe Gottes, wenn Sie sich selbstlos verschenkend ist.
Es mag den Anschein haben das in unserer harten Welt kein Platz für Zärtlichkeit ist, aber im Grunde sehnt sich jeder nach ihr.

Was brauchen wir Menschen unbedingt zum Leben ?

Das jemand den Arm um mich legt, meine Hand hält, dass ist so wichtig wie das tägliche Brot !

Das brauchen wir im Frühling des Lebens . . . das gilt auch noch im Winter wenn ein Mensch im Sterben liegt und keine Nahrung mehr braucht, aber eine Hand die zärtlich übers Haupt streicht und liebevoll die Hand hält, eine Stimme die zärtliche Worte spricht.

Im hebräischen gibt es ein Wort, das sowohl Schilfrohr wie auch Knochen bedeuten kann. Beides ist so zerbrechlich wie die Seele eines Menschens und Schilfrohr einmal geknickt ist wertlos geworden.

Ein Mensch mit einem gebrochenen Knochen kann kaum arbeiten, was ist ein solcher Mensch wert ?

Und ein Mensch mit zerbrochener Seele?

In der Bibel wird von einem Mann erzählt, der das geknickte Rohr nicht weg wirft und einen glimmenden Dort löscht Er nicht aus. ER tut nicht das was vernünftig ist, nicht das was gerechtfertigt wäre.

Billige Lösungen liegen nahe, aber Er vertritt die Lösungen und das Recht Gottes.
Dieses Recht sieht anders aus, die Bibel nennt es Barmherzigkeit.

Vielleicht muss man es so deutlich erleben wie Menschen deren Leben zerbrochen ist, um zu begreifen was das heißt, Barmherzigkeit.

Ein Recht das mit leiser und zärtlicher Stimme verkündet wird und auf das die gesamte Schöpfung wartet.

So ertönt diese leise Stimme auch dort, wo laut geschrien wird, wo geschlagen und geschossen wird, wo das Recht der Bosheit herrscht. Und doch gibt es immer einen Menschen der im Namen dieser Stimme protestiert, der sich nicht abfindet und die Kraft zur Liebe und Vergebung aufbringt, wenn auch oft mit Tränen in den Augen.

Ich stelle mir vor, dass die glimmenden Dörte, die vorher so kraftlos waren, durch diese göttliche Stimme wieder angefacht werden und leuchten.

Da wächst eine neue Kraft die auch die zerbrochene Seele heilen lässt.

Barmherzigkeit lässt uns leben, leben mit den Brüchen in unserem Leben, mit unserer ganz persönlichen Geschichte, so das die Narben unseres Lebens zu Linien werden; zu Lebenslinien die durchlässig werden für einen göttlichen Schein.

Den Schein der Zärtlichkeit Gottes.

Kommentare

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hansfeuerstein 24.03.2011 01:48
Unglaublich gut.

„Im Frühling möchte ich ein Plädoyer für das Zarte halten.“


Wenn Menschen erkannt werden und es auch merken, dann ist das ein besonderer, ein heiliger Moment. . . . .


Jede Zärtlichkeit ist wie ein Zeichen Gottes in einer harten Welt.


Barmherzigkeit lässt uns leben, leben mit den Brüchen in unserem Leben,
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