Ist die „Wurzel“ in Römer 11,16 Christus?
25.07.2024 20:13
Ist die „Wurzel“ in Römer 11,16 Christus?
25.07.2024 20:13
Ist die „Wurzel“ in Römer 11,16 Christus?
Ist die „Wurzel“ in Römer 11,16 Christus?
Römer 11,16
Stephan Isenberg
© SoundWords, online seit: 15.10.2005, aktualisiert: 24.01.2024
Leitvers: Römer 11,16
Röm 11,16: Wenn aber der Erstling heilig ist, so auch die Masse {o. der Teig}; und wenn die Wurzel heilig ist, so auch die Zweige.
Um zu verstehen, wer die Wurzel ist, müssen wir kurz sehen, wer die Zweige sind. Manche haben vorgeschlagen, dass die Wurzel das Volk Israel ist, doch die Israeliten sind in der Folge die „natürlichen Zweige“ (Röm 11,21.24). Das Volk Israel ist in der Schrift auch oft ein Bild des Ölbaumes (Jer 11,16; Hos 14,6; Off 11,4 – lies hierzu den unten angegebenen Artikel über die Bedeutung des Ölbaumes). Andere haben vorgeschlagen, dass Christus die Wurzel ist, Er habe als der gute Hirte sowohl die „Schafe des Hofes“ als auch die „anderen Schafe“ herzugebracht (Joh 10). Man sieht dann eine Parallele zwischen den natürlichen Zweigen („Schafe aus dem Hof“) und den Zweigen aus dem wilden Ölbaum („andere Schafe“). Doch handelt es sich in Johannes 10 um wahre Schafe aus Israel und um wahre Schafe aus den Nationen. In Römer 11 hingegen geht es um das Bekenntnis, das jemand trägt. Wenn der Herr seine Schafe herzubringt, dann kennt Er sie mit Namen, und sie gehen nicht verloren ewiglich. Niemand würde sie aus der Hand des Vaters rauben können, so heißt es in Johannes 10,29. In Römer 11 hingegen gibt es sowohl ein Einpfropfen als auch ein Ausbrechen. Leblose Bekenner können zwar so aussehen, als hätten sie Anteil an den Verheißungen Gottes, und es mag auch tatsächlicher Segen für sie vorhanden sein, doch wenn sie nicht wirkliches Leben aus Gott haben, würden sie am Ende wieder ausgebrochen werden (siehe auch Heb 6). Johannes 10 ist also eine schlechte Parallelstelle für unser Thema.
Aber wer könnte denn nun die Wurzel sein? Wir glauben, dass die Väter (s. Röm 11,28b „um der Väter willen“) und hier speziell Abraham die Wurzel ist. Von Abraham heißt es in Römer 4,11, dass „er Vater aller wäre, die in der Vorhaut glauben, … und Vater der Beschneidung“. Und gerade um diese beiden Gruppen von Menschen geht es ja in Römer 11. Abraham ist der Vater aller Glaubenden (Vorhaut und Beschneidung; natürliche Zweige und Zweige aus dem wilden Ölbaum). Kein AT-Name wird so oft im Neuen Testament erwähnt wie der Name Abrahams; er ist die Wurzel. Aufgrund seines Glaubens – als er Isaak opferte – sollten alle Nationen gesegnet werden (1Mo 22,18). Und die Wahrheit ist, dass wir in dem wahren Samen Abrahams, in dem wahren Isaak – dem Herrn Jesus – gesegnet werden. Der Herr Jesus ist eben nicht die Wurzel, sondern das große Ziel aller Verheißungen und allen Segen Gottes.
Das AT gibt uns aber noch eine weitere sehr deutliche Stelle in Bezug auf unseren Gegenstand. Es heißt in Jesaja 51,1.2: „Hört auf mich, die ihr der Gerechtigkeit nachjagt, die ihr den HERRN sucht! Blickt hin auf den Felsen, aus dem ihr gehauen, und auf die Höhlung der Grube, aus der ihr gegraben seid. Blickt hin auf Abraham, euren Vater, und auf Sara, die euch geboren hat; denn ich rief ihn, den Einen {eig. als einen od. als einzelnen; vgl. Hes 33,24}, und ich segnete ihn und mehrte ihn.“ Dieser Vers passt hervorragend zu dem Gegenstand in Römer 11, wo es um die Wurzel geht, aus der wir entsprosst sind – buchstäblich oder geistlich (wenn wir das einmal auf uns anwenden wollen).
Abraham ist die Wurzel, und der Ölbaum ist ein Bild des Segens und des Eingehens in die Verheißungen Gottes. Israel stand unter den Verheißungen und dem Segen Gottes. Jene Zweige aus dem wilden Ölbaum konnten diese Verheißungen und den Segen nur bekommen, weil Israel gefallen und bis zur Zeit der Wiederherstellung verworfen ist. Ohne den Fall Israels wäre menschlich gesprochen gar kein Platz für uns gewesen an diesem edlen Ölbaum. Deshalb ergeht an uns die Ermahnung: „Sei nicht hochmütig, sondern fürchte dich; denn wenn Gott die natürlichen Zweige nicht verschont hat – dass er auch dich etwa nicht verschonen werde“ (Röm 11,20.21), und: „Du trägst nicht die Wurzel, sondern die Wurzel dich“ (Röm 11,18). Erst durch den Fall Israels konnte „der Segen Abrahams in Christus Jesus zu den Nationen kommen“ (Gal 3,14). An Abraham ging die Verheißung, dass in seinem Samen alle Nationen gesegnet werden sollten (1Mo 22,18). Denn Abraham war zwar nicht der Erste, der glaubte, doch indem er der Erste war, der aus einer götzendienerischen Umgebung herausgerufen wurde, war er der Erstling, der für Gott abgesondert und damit geheiligt wurde. Seine ganze Nachkommenschaft – die Masse – wurde damit geheiligt. Das wird dann auch wieder besonders sichtbar, als die Israeliten aus Ägypten herausgeführt wurden, so wie es auch von den Gläubigen heute heißt, dass „er sie herausnehme aus der gegenwärtigen bösen Welt“ (Gal 1,4). Die Heiligung der Nachkommenschaft Abrahams war natürlich nur eine äußere Heiligung (wie es das auch heute gibt; siehe 1Kor 7,14). Es gab natürlich darin auch wahre Gläubige. Das sind die natürlichen Zweige, die nicht ausgebrochen wurden.
Nebenbei ist es aus einem anderen Grund noch undenkbar, dass Christus die Wurzel ist. In unserem Bild vom Ölbaum geht es um solche, die von Natur aus mit der Wurzel verbunden sind (Röm 11,21.24). Es geht um die „natürlichen Zweige“. Jedoch lernen wir aus dem Neuen Testament, dass von Natur aus keiner mit Christus verbunden ist. Nur durch die neue Geburt bekommen wir einen Teil an Christus. Im Gegenteil sogar, es heißt in Johannes 12,24: „Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein; wenn es aber stirbt, bringt es viel Frucht.“ Christus konnte also gar nicht die Wurzel sein, weil Christus erst durch den Tod am Kreuz in die Lage versetzt wurde, Menschen mit sich zu verbinden – ohne den Sühnungstod am Kreuz war es undenkbar, dass Personen mit Ihm verbunden werden konnten oder der Fettigkeit der Wurzel teilhaftig hätten werden können (vorausgesetzt Christus wäre die Wurzel!). Christus ist hingegen nach Johannes 15 der wahre Weinstock, aus dem jeder Gläubige seine Kraft bekommt. Deshalb kann man auch dieses Bild (vom Weinstock) nicht auf Römer 11 übertragen, denn am Weinstock gibt es nach einem Ausreißen nur ein Ins-Feuer-Werfen, im Ölbaum dagegen gibt es ein Wiedereinpfropfen.
In Römer 11 geht es um das Empfangen oder Eingehen in die Verheißungen und den Segen, der dem Abraham gegeben wurde, und in Johannes 15 um das Fruchtbringen durch das Bleiben in Ihm. Um biblische Text miteinander vergleichen zu können, muss man zwingend auf die Grundaussage des jeweiligen Bildes schauen. Was auf den ersten Blick als Parallele erscheinen mag, stellt sich oft beim genaueren Studium schnell als Gegenteil heraus.
Römer 11,16
Stephan Isenberg
© SoundWords, online seit: 15.10.2005, aktualisiert: 24.01.2024
Leitvers: Römer 11,16
Röm 11,16: Wenn aber der Erstling heilig ist, so auch die Masse {o. der Teig}; und wenn die Wurzel heilig ist, so auch die Zweige.
Um zu verstehen, wer die Wurzel ist, müssen wir kurz sehen, wer die Zweige sind. Manche haben vorgeschlagen, dass die Wurzel das Volk Israel ist, doch die Israeliten sind in der Folge die „natürlichen Zweige“ (Röm 11,21.24). Das Volk Israel ist in der Schrift auch oft ein Bild des Ölbaumes (Jer 11,16; Hos 14,6; Off 11,4 – lies hierzu den unten angegebenen Artikel über die Bedeutung des Ölbaumes). Andere haben vorgeschlagen, dass Christus die Wurzel ist, Er habe als der gute Hirte sowohl die „Schafe des Hofes“ als auch die „anderen Schafe“ herzugebracht (Joh 10). Man sieht dann eine Parallele zwischen den natürlichen Zweigen („Schafe aus dem Hof“) und den Zweigen aus dem wilden Ölbaum („andere Schafe“). Doch handelt es sich in Johannes 10 um wahre Schafe aus Israel und um wahre Schafe aus den Nationen. In Römer 11 hingegen geht es um das Bekenntnis, das jemand trägt. Wenn der Herr seine Schafe herzubringt, dann kennt Er sie mit Namen, und sie gehen nicht verloren ewiglich. Niemand würde sie aus der Hand des Vaters rauben können, so heißt es in Johannes 10,29. In Römer 11 hingegen gibt es sowohl ein Einpfropfen als auch ein Ausbrechen. Leblose Bekenner können zwar so aussehen, als hätten sie Anteil an den Verheißungen Gottes, und es mag auch tatsächlicher Segen für sie vorhanden sein, doch wenn sie nicht wirkliches Leben aus Gott haben, würden sie am Ende wieder ausgebrochen werden (siehe auch Heb 6). Johannes 10 ist also eine schlechte Parallelstelle für unser Thema.
Aber wer könnte denn nun die Wurzel sein? Wir glauben, dass die Väter (s. Röm 11,28b „um der Väter willen“) und hier speziell Abraham die Wurzel ist. Von Abraham heißt es in Römer 4,11, dass „er Vater aller wäre, die in der Vorhaut glauben, … und Vater der Beschneidung“. Und gerade um diese beiden Gruppen von Menschen geht es ja in Römer 11. Abraham ist der Vater aller Glaubenden (Vorhaut und Beschneidung; natürliche Zweige und Zweige aus dem wilden Ölbaum). Kein AT-Name wird so oft im Neuen Testament erwähnt wie der Name Abrahams; er ist die Wurzel. Aufgrund seines Glaubens – als er Isaak opferte – sollten alle Nationen gesegnet werden (1Mo 22,18). Und die Wahrheit ist, dass wir in dem wahren Samen Abrahams, in dem wahren Isaak – dem Herrn Jesus – gesegnet werden. Der Herr Jesus ist eben nicht die Wurzel, sondern das große Ziel aller Verheißungen und allen Segen Gottes.
Das AT gibt uns aber noch eine weitere sehr deutliche Stelle in Bezug auf unseren Gegenstand. Es heißt in Jesaja 51,1.2: „Hört auf mich, die ihr der Gerechtigkeit nachjagt, die ihr den HERRN sucht! Blickt hin auf den Felsen, aus dem ihr gehauen, und auf die Höhlung der Grube, aus der ihr gegraben seid. Blickt hin auf Abraham, euren Vater, und auf Sara, die euch geboren hat; denn ich rief ihn, den Einen {eig. als einen od. als einzelnen; vgl. Hes 33,24}, und ich segnete ihn und mehrte ihn.“ Dieser Vers passt hervorragend zu dem Gegenstand in Römer 11, wo es um die Wurzel geht, aus der wir entsprosst sind – buchstäblich oder geistlich (wenn wir das einmal auf uns anwenden wollen).
Abraham ist die Wurzel, und der Ölbaum ist ein Bild des Segens und des Eingehens in die Verheißungen Gottes. Israel stand unter den Verheißungen und dem Segen Gottes. Jene Zweige aus dem wilden Ölbaum konnten diese Verheißungen und den Segen nur bekommen, weil Israel gefallen und bis zur Zeit der Wiederherstellung verworfen ist. Ohne den Fall Israels wäre menschlich gesprochen gar kein Platz für uns gewesen an diesem edlen Ölbaum. Deshalb ergeht an uns die Ermahnung: „Sei nicht hochmütig, sondern fürchte dich; denn wenn Gott die natürlichen Zweige nicht verschont hat – dass er auch dich etwa nicht verschonen werde“ (Röm 11,20.21), und: „Du trägst nicht die Wurzel, sondern die Wurzel dich“ (Röm 11,18). Erst durch den Fall Israels konnte „der Segen Abrahams in Christus Jesus zu den Nationen kommen“ (Gal 3,14). An Abraham ging die Verheißung, dass in seinem Samen alle Nationen gesegnet werden sollten (1Mo 22,18). Denn Abraham war zwar nicht der Erste, der glaubte, doch indem er der Erste war, der aus einer götzendienerischen Umgebung herausgerufen wurde, war er der Erstling, der für Gott abgesondert und damit geheiligt wurde. Seine ganze Nachkommenschaft – die Masse – wurde damit geheiligt. Das wird dann auch wieder besonders sichtbar, als die Israeliten aus Ägypten herausgeführt wurden, so wie es auch von den Gläubigen heute heißt, dass „er sie herausnehme aus der gegenwärtigen bösen Welt“ (Gal 1,4). Die Heiligung der Nachkommenschaft Abrahams war natürlich nur eine äußere Heiligung (wie es das auch heute gibt; siehe 1Kor 7,14). Es gab natürlich darin auch wahre Gläubige. Das sind die natürlichen Zweige, die nicht ausgebrochen wurden.
Nebenbei ist es aus einem anderen Grund noch undenkbar, dass Christus die Wurzel ist. In unserem Bild vom Ölbaum geht es um solche, die von Natur aus mit der Wurzel verbunden sind (Röm 11,21.24). Es geht um die „natürlichen Zweige“. Jedoch lernen wir aus dem Neuen Testament, dass von Natur aus keiner mit Christus verbunden ist. Nur durch die neue Geburt bekommen wir einen Teil an Christus. Im Gegenteil sogar, es heißt in Johannes 12,24: „Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein; wenn es aber stirbt, bringt es viel Frucht.“ Christus konnte also gar nicht die Wurzel sein, weil Christus erst durch den Tod am Kreuz in die Lage versetzt wurde, Menschen mit sich zu verbinden – ohne den Sühnungstod am Kreuz war es undenkbar, dass Personen mit Ihm verbunden werden konnten oder der Fettigkeit der Wurzel teilhaftig hätten werden können (vorausgesetzt Christus wäre die Wurzel!). Christus ist hingegen nach Johannes 15 der wahre Weinstock, aus dem jeder Gläubige seine Kraft bekommt. Deshalb kann man auch dieses Bild (vom Weinstock) nicht auf Römer 11 übertragen, denn am Weinstock gibt es nach einem Ausreißen nur ein Ins-Feuer-Werfen, im Ölbaum dagegen gibt es ein Wiedereinpfropfen.
In Römer 11 geht es um das Empfangen oder Eingehen in die Verheißungen und den Segen, der dem Abraham gegeben wurde, und in Johannes 15 um das Fruchtbringen durch das Bleiben in Ihm. Um biblische Text miteinander vergleichen zu können, muss man zwingend auf die Grundaussage des jeweiligen Bildes schauen. Was auf den ersten Blick als Parallele erscheinen mag, stellt sich oft beim genaueren Studium schnell als Gegenteil heraus.