Sie nennen es Fortschritt und verdummen die Gesellschaft
15.04.2024 12:23
Sie nennen es Fortschritt und verdummen die Gesellschaft
15.04.2024 12:23
Sie nennen es Fortschritt und verdummen die Gesellschaft
ANALYSE
Geschlechter-Gaga, Bürgergeld, Kampf gegen Rechts: Sie nennen es Fortschritt und verdummen die Gesellschaft
Familienministerin Lisa Paus (Grüne), Kanzler Olaf Scholz (SPD), Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD)
15.04.2024 - 11:47 Uhr
WERNER J. PATZELT
Es war einmal, dass man Jungen und Mädchen unterschied, Männer und Frauen, und sich dabei nichts dachte. Es war einmal, dass neue Schulden nicht Sondervermögen hießen, sondern einfach neue Schulden. Es war einmal, dass Antifaschisten die Faschisten bekämpften, nicht aber auch CDUler. Und es war einmal, dass ein Bürger Steuern zahlte, nicht aber seit Schulzeiten Bürgergeld bezog.
Ist es gut, wenn derlei heute anders ist? Kann es als Fortschritt gelten, dass nicht mehr allein die Natur das Geschlecht definiert, sondern erst ein Willensentschluss festlegt, wie mit dem eigenen Körper kulturell und sozial zu verfahren ist? Wen bringt es weiter, wenn man Unangenehmes einfach so benennt, wie es einem in den Kram passt? Macht es die Politik schöner, wenn man Gegnern die schlimmstmöglichen Namen gibt und sich dadurch die Lizenz, wenn schon nicht zum Töten, so doch zum Übergriffigwerden und Ausgrenzen verschafft?
Eindeutig zweideutige Botschaft auf einer Antifa-Demo in Aachen im Januar 2024
Begriffe und ihre Bedeutung werden in ihr Gegenteil verkehrt
Natürlich gibt es immer wieder Menschen, denen die Eigentümlichkeit genetischer Reproduktion kein Entweder-Oder-Geschlecht bescherte, oder denen die Besonderheiten ihres Aufwachsens keine innerlich akzeptable Identifikation als männlich oder weiblich ermöglichen. Gewiss ist es deshalb gut, wenn man die marmorne Liegefigur eines Hermaphroditen in den Vatikanischen Museen nicht länger als Kuriosität belächelt, sondern hier eines realen, wenn auch nicht sehr häufigen menschlichen Schicksals gewahr wird, das Mitgefühl und Respekt und Solidarität verdient.
Doch es ist gewiss schlecht, wenn man im Fall von Faschismus, Schulden oder Sozialhilfe die Bedeutung handlungsleitender Begriffe in ihr Gegenteil verkehrt. So schafft man nämlich erst einmal für sich selbst, dann aber auch für andere, einen – in Theodor W. Adornos Begriff – „Verblendungszusammenhang“, aus dem die Emanzipation zu einer tatsachengetreuen Weltbetrachtung schwerlich gelingt.
Offenbar ist nicht jede dieser Veränderungen eine zum Besseren. Woher aber kommen solche intellektuelle Tollheiten, die sich im realen Leben eher schwer als leicht verwirklichen lassen? Denn natürlich wird aus einem Jungen, der sich als Mädchen empfindet, keine gebärfähige Frau, und aus einem Mädchen, das sich als Junge sieht, kein Mann mit Zeugungskraft. Auch kann man aus einem „Sondervermögen“ keine Schulden bezahlen, sondern nennt neue Schulden einfach nur anders. Und aus einem als Nazi verschrienen CDUler wird allenfalls ein Fall für den Notarzt, doch kein Faschist, wenn ihn die Antifa als eben solchen verprügelt. Ferner lässt sich eine Bürgergesellschaft kaum aufrechterhalten, wenn die meisten „Bürgergeld“ erhalten, allzu wenige aber aus den Erträgen harter Arbeit den Sozialstaat finanzieren wollen.
Aus einem Jungen, der sich als Mädchen empfindet, wird keine gebärfähige Frau.
Die Wirklichkeit ist eine beliebig formbare Knetmasse
Doch woher kommt so großer, sich selbstgefällig gegen Realzusammenhänge stellender Unsinn? Zu den Ursachen gehört gewiss auch der lobenswerte Wunsch, möglichst vielen Leuten ein – im Sinn von Aristoteles – „gutes Leben“ zu ermöglichen. Dazu passt bestimmt nicht, jemandem seinen wie falsch empfundenen Körper als den richtigen einzureden.
Oder sicherheits- und lebensverbessernde Investitionen von vornherein am fehlenden, doch im Grunde beschaffbaren Geld scheitern zu lassen. Oder es Faschisten zu ermöglichen, unsere Zukunft zu verderben. Oder Arbeitslosen beim menschlichen Abstieg zuzusehen.
Doch während im Privatleben die allermeisten das bloß Wünschenswerte vom tatsächlich Möglichen zu unterscheiden wissen, verhält es sich im Zuständigkeitsbereich der Politik durchaus anders. Dort wird regelmäßig die Hoffnung wie eine Tatsache behandelt, im Grunde ließe sich alles hinbekommen wie erwünscht, falls man nur entsprechende Gesetze erlasse, Geld einsetze oder Anderswollenden den Weg verstelle.
Der deutsche Soziologe und Philosoph Theodor W. Adorno (Foto von 1958) prägte den Begriff „Verblendungszusammenhang“. Das Phänomen ist heute aktueller denn je.
Man kann das die „Plastilin-Theorie“ politischen Gestaltens nennen. Nach ihr ist die Wirklichkeit eine beliebig formbare Knetmasse. Dem widerstreitet die „Biotop-Theorie“ der Politik. Die rät dazu, alle soziale und kulturelle Wirklichkeit als ein Biotop mit komplexen Regelkreisläufen anzusehen. Natürlich kann man in ein solches auch eingreifen, also etwa in der Natur ein Moor entwässern oder der Kultur mit einem neuen Katalog von Geboten und Verboten kommen. Doch ob sich das Erwünschte ohne solche Nebenwirkungen und Folgen einstellt, die einen schrecken, ist vorab ungewiss. Also reformiert man am besten mit Umsicht und in der Bereitschaft, aus Fehlern zu lernen.
Von Allmachtsillusionen und Untertanenhabitus
Doch weshalb fehlt es der Politik so oft an entsprechender Demut? Erstens eröffnet staatlich organisierte Politik einen privilegierten Zugriff auf öffentliche Ressourcen, und zwar vom Steuer- und Abgabenaufkommen über bürokratisches Durchsetzungsvermögen bis hin zum Aufbau kommunikativer Hegemonie. Das fördert Allmachtsillusionen, die sich ja nicht nur im Totalitarismus austoben. Zweitens lässt sich von politischen Machtstellungen aus sehr leicht in anderen der Untertanenhabitus aktivieren. Dann schwindet selbst solche Widerständigkeit, die um gute Gründe fürs Dagegensein weiß. Und drittens haben Intellektuelle und Wissenschaftler ihrerseits den Weg zu politischen Narreteien gebahnt. Seit langem behaupten sie: Von Tatsachen könne man eigentlich gar nicht reden; vielmehr hänge ganz von jeweils bevorzugten „Tatsachenerzählungen“ ab, was man sinnvollerweise als eine solche Tatsache betrachte, die selbst durch Politik nicht zum Verschwinden gebracht werden könne.
Keine Demut, keine Achtung vor dem Bürger: Die gegenwärtige Politik blickt auf das Volk herab, statt aus seiner Mitter heraus zu regieren.
Nicht die – „Narrative“ genannten – Erzählungen über Tatsachen haben sich also ihren Gegenständen anzupassen, sondern die letzteren haben nur dann ein Recht, als wirklich existent zu gelten, wenn sie in ein für wahr gehaltenes Narrativ hineinpassen. Also verschwinden Männlichkeit und Weiblichkeit gleichsam, sobald wir unser Reden über Sex und Gender verändern. Vielleicht hat sogar der Holocaust nie stattgefunden, solange wir ihn konsequent beschweigen. Oder es dreht sich die Sonne erneut um die Erde, sobald das zur physikalischen Lehrmeinung werden sollte.
Warum nur merkt ein jeder, wie unsinnig solche Vorstellungen und wie albern die auf sie gegründeten Verhaltensweisen sind, sofern es gerade nicht um etwas „Politisches“ geht? Und weshalb nur setzen sich auch kluge Leute die abwegigsten Gestaltungsziele, falls es ihnen nicht an medialem Einfluss oder an politischer Macht fehlt? Wahrscheinlich korrumpiert nicht nur jegliche Form von Macht, sondern verdummt auch jede naive Begeisterung für eine Weltveränderung mit den Machtmitteln der Politik.
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15.04.2024 - 11:47 Uhr
WERNER J. PATZELT
Es war einmal, dass man Jungen und Mädchen unterschied, Männer und Frauen, und sich dabei nichts dachte. Es war einmal, dass neue Schulden nicht Sondervermögen hießen, sondern einfach neue Schulden. Es war einmal, dass Antifaschisten die Faschisten bekämpften, nicht aber auch CDUler. Und es war einmal, dass ein Bürger Steuern zahlte, nicht aber seit Schulzeiten Bürgergeld bezog.
Ist es gut, wenn derlei heute anders ist? Kann es als Fortschritt gelten, dass nicht mehr allein die Natur das Geschlecht definiert, sondern erst ein Willensentschluss festlegt, wie mit dem eigenen Körper kulturell und sozial zu verfahren ist? Wen bringt es weiter, wenn man Unangenehmes einfach so benennt, wie es einem in den Kram passt? Macht es die Politik schöner, wenn man Gegnern die schlimmstmöglichen Namen gibt und sich dadurch die Lizenz, wenn schon nicht zum Töten, so doch zum Übergriffigwerden und Ausgrenzen verschafft?
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Begriffe und ihre Bedeutung werden in ihr Gegenteil verkehrt
Natürlich gibt es immer wieder Menschen, denen die Eigentümlichkeit genetischer Reproduktion kein Entweder-Oder-Geschlecht bescherte, oder denen die Besonderheiten ihres Aufwachsens keine innerlich akzeptable Identifikation als männlich oder weiblich ermöglichen. Gewiss ist es deshalb gut, wenn man die marmorne Liegefigur eines Hermaphroditen in den Vatikanischen Museen nicht länger als Kuriosität belächelt, sondern hier eines realen, wenn auch nicht sehr häufigen menschlichen Schicksals gewahr wird, das Mitgefühl und Respekt und Solidarität verdient.
Doch es ist gewiss schlecht, wenn man im Fall von Faschismus, Schulden oder Sozialhilfe die Bedeutung handlungsleitender Begriffe in ihr Gegenteil verkehrt. So schafft man nämlich erst einmal für sich selbst, dann aber auch für andere, einen – in Theodor W. Adornos Begriff – „Verblendungszusammenhang“, aus dem die Emanzipation zu einer tatsachengetreuen Weltbetrachtung schwerlich gelingt.
Offenbar ist nicht jede dieser Veränderungen eine zum Besseren. Woher aber kommen solche intellektuelle Tollheiten, die sich im realen Leben eher schwer als leicht verwirklichen lassen? Denn natürlich wird aus einem Jungen, der sich als Mädchen empfindet, keine gebärfähige Frau, und aus einem Mädchen, das sich als Junge sieht, kein Mann mit Zeugungskraft. Auch kann man aus einem „Sondervermögen“ keine Schulden bezahlen, sondern nennt neue Schulden einfach nur anders. Und aus einem als Nazi verschrienen CDUler wird allenfalls ein Fall für den Notarzt, doch kein Faschist, wenn ihn die Antifa als eben solchen verprügelt. Ferner lässt sich eine Bürgergesellschaft kaum aufrechterhalten, wenn die meisten „Bürgergeld“ erhalten, allzu wenige aber aus den Erträgen harter Arbeit den Sozialstaat finanzieren wollen.
Aus einem Jungen, der sich als Mädchen empfindet, wird keine gebärfähige Frau.
Die Wirklichkeit ist eine beliebig formbare Knetmasse
Doch woher kommt so großer, sich selbstgefällig gegen Realzusammenhänge stellender Unsinn? Zu den Ursachen gehört gewiss auch der lobenswerte Wunsch, möglichst vielen Leuten ein – im Sinn von Aristoteles – „gutes Leben“ zu ermöglichen. Dazu passt bestimmt nicht, jemandem seinen wie falsch empfundenen Körper als den richtigen einzureden.
Oder sicherheits- und lebensverbessernde Investitionen von vornherein am fehlenden, doch im Grunde beschaffbaren Geld scheitern zu lassen. Oder es Faschisten zu ermöglichen, unsere Zukunft zu verderben. Oder Arbeitslosen beim menschlichen Abstieg zuzusehen.
Doch während im Privatleben die allermeisten das bloß Wünschenswerte vom tatsächlich Möglichen zu unterscheiden wissen, verhält es sich im Zuständigkeitsbereich der Politik durchaus anders. Dort wird regelmäßig die Hoffnung wie eine Tatsache behandelt, im Grunde ließe sich alles hinbekommen wie erwünscht, falls man nur entsprechende Gesetze erlasse, Geld einsetze oder Anderswollenden den Weg verstelle.
Der deutsche Soziologe und Philosoph Theodor W. Adorno (Foto von 1958) prägte den Begriff „Verblendungszusammenhang“. Das Phänomen ist heute aktueller denn je.
Man kann das die „Plastilin-Theorie“ politischen Gestaltens nennen. Nach ihr ist die Wirklichkeit eine beliebig formbare Knetmasse. Dem widerstreitet die „Biotop-Theorie“ der Politik. Die rät dazu, alle soziale und kulturelle Wirklichkeit als ein Biotop mit komplexen Regelkreisläufen anzusehen. Natürlich kann man in ein solches auch eingreifen, also etwa in der Natur ein Moor entwässern oder der Kultur mit einem neuen Katalog von Geboten und Verboten kommen. Doch ob sich das Erwünschte ohne solche Nebenwirkungen und Folgen einstellt, die einen schrecken, ist vorab ungewiss. Also reformiert man am besten mit Umsicht und in der Bereitschaft, aus Fehlern zu lernen.
Von Allmachtsillusionen und Untertanenhabitus
Doch weshalb fehlt es der Politik so oft an entsprechender Demut? Erstens eröffnet staatlich organisierte Politik einen privilegierten Zugriff auf öffentliche Ressourcen, und zwar vom Steuer- und Abgabenaufkommen über bürokratisches Durchsetzungsvermögen bis hin zum Aufbau kommunikativer Hegemonie. Das fördert Allmachtsillusionen, die sich ja nicht nur im Totalitarismus austoben. Zweitens lässt sich von politischen Machtstellungen aus sehr leicht in anderen der Untertanenhabitus aktivieren. Dann schwindet selbst solche Widerständigkeit, die um gute Gründe fürs Dagegensein weiß. Und drittens haben Intellektuelle und Wissenschaftler ihrerseits den Weg zu politischen Narreteien gebahnt. Seit langem behaupten sie: Von Tatsachen könne man eigentlich gar nicht reden; vielmehr hänge ganz von jeweils bevorzugten „Tatsachenerzählungen“ ab, was man sinnvollerweise als eine solche Tatsache betrachte, die selbst durch Politik nicht zum Verschwinden gebracht werden könne.
Keine Demut, keine Achtung vor dem Bürger: Die gegenwärtige Politik blickt auf das Volk herab, statt aus seiner Mitter heraus zu regieren.
Nicht die – „Narrative“ genannten – Erzählungen über Tatsachen haben sich also ihren Gegenständen anzupassen, sondern die letzteren haben nur dann ein Recht, als wirklich existent zu gelten, wenn sie in ein für wahr gehaltenes Narrativ hineinpassen. Also verschwinden Männlichkeit und Weiblichkeit gleichsam, sobald wir unser Reden über Sex und Gender verändern. Vielleicht hat sogar der Holocaust nie stattgefunden, solange wir ihn konsequent beschweigen. Oder es dreht sich die Sonne erneut um die Erde, sobald das zur physikalischen Lehrmeinung werden sollte.
Warum nur merkt ein jeder, wie unsinnig solche Vorstellungen und wie albern die auf sie gegründeten Verhaltensweisen sind, sofern es gerade nicht um etwas „Politisches“ geht? Und weshalb nur setzen sich auch kluge Leute die abwegigsten Gestaltungsziele, falls es ihnen nicht an medialem Einfluss oder an politischer Macht fehlt? Wahrscheinlich korrumpiert nicht nur jegliche Form von Macht, sondern verdummt auch jede naive Begeisterung für eine Weltveränderung mit den Machtmitteln der Politik.
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Kommentare
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MB73 15.04.2024 12:24
https://www.nius.de/analyse/geschlechter-gaga-buergergeld-kampf-gegen-rechts-sie-nennen-es-fortschritt-und-verdummen-die-gesellschaft/151806da-49d1-4f71-98ca-ccff64afdb11
(Nutzer gelöscht) 17.04.2024 18:37
Dumme lassen sich leichter manipulieren...