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Alles "Gute" kommt von oben?

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Analyse
 
Still und heimlich starten Forscher den Versuch, unsere Erde abzukühlen


Soll Sonnenlicht reflektieren


Still und heimlich starten Forscher den Versuch, unsere Erde abzukühlen

Mittwoch, 10.04.2024 | 15:02
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Getty Images/500px
Solar Radiation Management (SRM) soll als Geoengineering-Verfahren unsere Erde abkühlen und uns so mehr Zeit im Kampf gegen den Klimawandel kaufen. Die Wissenschaft warnt allerdings vor ungeahnten Konsequenzen

In San Francisco hat ein Experiment begonnen, das nicht weniger retten soll als unser Klima: Kleine Salzkristalle sollen dafür sorgen, dass Sonnenlicht von der Erde reflektiert wird und diese sich nicht weiter aufheizt. Doch die Technologie birgt auch Gefahren.

In der Bucht von San Francisco schwimmt ein Stahlkoloss, der der Menschheit mehr Zeit verschaffen soll. Auf einem außer Dienst gestellten Flugzeugträger hat in der vergangenen Woche nahe der Stadt Alameda ein Experiment begonnen, mit dem Forscher herausfinden wollen, ob wir die Erde selbst abkühlen können.


Solar Radiation Management (SRM), zu deutsch etwa „Sonnenstrahlenmanagement“, ist eine Form des Geoengineerings. Mithilfe kleiner Salzkristalle soll Sonnenlicht reflektiert werden, damit sich die Erde nicht weiter aufheizt - und uns damit Zeit verschafft, weiterhin das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen. Doch die Technologie birgt Risiken, vor denen andere Forschende schon seit Jahren warnen.


Das SRM-Experiment in San Francisco: So soll es uns retten


Das Projekt trägt den Namen „Coastal Atmospheric Aerosol Research and Engagement“, kurz: CAARE. Zu dem Versuch selbst war kaum Presse eingeladen, neben der „New York Times“ durfte nur eine Lokalzeitung zusehen. An Bord der USS Hornet Sea, einem ehemaligen Flugzeugträger, werden Abertausende mikroskopisch kleine Meersalzpartikel in die Luft geschossen. Diese sollen die Wolken verdichten, wodurch wiederum mehr Sonnenlicht von der Erde reflektiert wird. Ziel: Weniger Sonnenstrahlen und damit weniger Erwärmung.



Das Experiment läuft voraussichtlich bis Ende Mai, Ziel ist auch herauszufinden, ob die Technologie in großem Stil angewandt werden kann. Denn bislang fehlen entsprechende Feldversuche, da diese immer wieder aus Bedenken von Anwohnern oder Umweltgruppen verhindert werden. In Schweden etwa hatte zuletzt die indigene Bevölkerung ein Experiment der US-Eliteuniversität Harvard  stoppte.
Geheimwaffe Geoengineering?
Die Möglichkeiten, mittels SRM die globale Erwärmung zu begrenzen, werden schon länger diskutiert. Der Ursprung liegt nicht in den von Verschwörungstheoretikern häufig diskutierten Chemtrails.  Die Idee tauchte erstmals 1991 auf , nachdem der philippinische Vulkan Pintubo ausbrach. Die Staubpartikel, die dabei in die Atmosphäre geschleudert wurden, sorgten dafür, dass die globale Durchschnittstemperatur in den folgenden zwei Jahren um 0,5 Grad sank. Mittlerweile ist die Forschung soweit, dass sich aus dem Ereignis fünf verschiedene Methoden zum Reflektieren von Sonnenstrahlen ableiten lassen:



Stratosphärische Aerosol Injektion (SAI) : Aersole, in der Regel Schwefelpartikel, werden in die Atmosphäre gesprüht, um das Sonnenlicht zu reflektieren. Das Verfahren gilt als sehr aufwändig und langwierig, wird aber derzeit überprüft - auch auf mögliche Risiken.
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Verdünnen von Zirruswolken: Dabei handelt es sich um die Verdünnung großer Eiswolken, die dann wiederum mehr Strahlung ins All zurückwerfen können. Die Methode ist laut Umweltbundesamt (UBA) allerdings noch nicht ausreichend erforscht und mit großen Risiken verbunden - wie zum Beispiel, dass die Wolken zu stark verdünnt werden können und damit noch mehr Strahlung durchlassen.
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Marine Cloud Brightening (MCB) : Hier sollen Schiffe kleine Meerwasser-Tröpfchen in Wolken über dem Ozean sprühen, um diese damit aufzuhellen. Auch das soll zu mehr Reflektion der Strahlung ins All führen. Das Verfahren könnte allerdings ungeahnte Konsequenzen auf unsere Wassersysteme und den Niederschlag haben.
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Albedo-Effekt: Die Aufhellung der Erdoberfläche, zum Beispiel von Dächern, Straßen oder ganzen Bergen, könnte ebenfalls Sonnenstrahlen reflektieren und für Abkühlung sorgen. Das Verfahren findet in manchen Teilen der Welt schon Anwendung. Zum Beispiel werden in Los Angeles besonders hitzeempfindliche Straßen mit weißer Farbe bemalt, um die Wärme zu reflektieren und für Abkühlung zu sorgen. Das Ganze auf einer globalen Ebene durchzuführen, wird vermutlich zu teuer und zu aufwändig.
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Sonnensegel : Ein unter Start-Ups beliebtes Verfahren sind die sogenannten Sonnensegel, die im All aufgespannt bereits Sonnenlicht reflektieren oder gar Energie erzeugen sollen. Bislang gelten Sonnensegel allerdings als Science Fiction und sind von einer Umsetzung noch Lichtjahre entfernt.
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Lieber geheim halten

Nun sollen uns also die Salzkristalle retten. In der Wissenschaft herrscht allerdings zum einen große Skepsis hinsichtlich des Effekts, den Rekord-Temperaturen der letzten Monate zum Trotz. Kritiker befürchten ungeahnte Konsequenzen: Die Verdünnung von Wolken beispielsweise könnte bislang unbekannte Wettermuster nach sich ziehen, die wiederum unser gesamtes Ökosystem beeinflussen könnte. Besonders betroffen: Landwirtschaft und Fischereien, die dank Klimawandel ohnehin unter Druck durch Hitze, Dürre, Starkregen und anderen Wetterextremen stehen.

Das sieht auch Frank Biermann, Professor für Globale Nachhaltigkeitspolitik an der Universität Utrecht so. Biermann ist Begründer einer Initiative, die sich gegen das „Geoengineering“ ausspricht. „Mit Blick auf Solar Geoengineering nimmt der weltweite Widerstand zu“, sagt der deutsche Professor, „mehr als 500 Wissenschaftler aus 67 Ländern und 2000 zivilgesellschaftliche Organisationen haben sich inzwischen für ein internationales Verbotsregime ausgesprochen.“


Die für das Projekt verantwortliche University of Washington hat bei dem Projekt ziemlich dichtgehalten - vermutlich, so schreibt jedenfalls die „New York Times“ , um zu verhindern, dass es von Gegnern vorzeitig gestoppt wird. Umweltaktivisten sagen: Zu Recht, schließlich könnten solche Experimente komplett neue klimatische Bedingungen schaffen. Selbst Aktivisten, die sich für solche Tests einsetzen, wurden von dem Beginn des Experiments überrascht.
Befürworter fordern daher, dass ein rechtlicher Rahmen für SRM geschaffen wird, um auch die Bevölkerung miteinzubeziehen. In dem Prozess fehlen allerdings bislang Vertreterinnen und Vertreter von Entwicklungsländern , die ja immens von Wetterveränderungen betroffen wären und gleichzeitig am meisten unter dem Klimawandel leiden. „Auf der UN-Umweltversammlung im Februar, auf der ich selbst als Beobachter anwesend war, hat nun erstmals auch die afrikanische Staatengruppe offiziell für ein Verbot von Solar Geoengineering plädiert“, sagt Biermann und spricht von einer sehr wichtigen Entwicklung, denn: „Nun beziehen auch ganze Staatengruppen eine kritische Position.“ Der Experte fordert, dass auch Deutschland sich mit den afrikanischen Staaten für ein Verbot engagiere.

Nebelkerze für die fossile Industrie?


Laut dem Wissenschaftsmagazin „Scientifc American“ ist ein weiterer Aspekt, der gegen SRM spricht, der Aufschub für die fossile Industrie: Wenn es uns tatsächlich gelänge, durch Geoengineering die Erde abzukühlen, hätten Konzerne wie ExxonMobil oder Länder wie Japan und Saudi-Arabien, die auf fossile Energien angewiesen sind, eine Ausrede, den fossilen Ausstieg aufzuschieben.
Dabei ist in der Wissenschaft unumstritten, dass nur ein Weg dabei hilft, die Konsequenzen des menschengemachten Klimawandels einzudämmen: Die Abkehr von fossilen Brennstoffen.


sth, flr


https://m.focus.de/earth/analyse/soll-sonnenlicht-reflektieren-s-still-und-heimlich-starten-forscher-den-versuch-unsere-er_id_259840291.html

Kommentare

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MB73 13.04.2024 16:27
https://www.bundeswehr.de/resource/blob/140534/0e09f412cb61da2bef8e5279772c31e3/geo-data.pdf&ved=2ahUKEwj_h43qsb-FAxVDgv0HHVSoCIgQFnoECBwQAQ&usg=AOvVaw3aIjUxWaDijzFoWE7rs9nL


GEOENGINEERING
Die Bundeswehr klärt auf.

Ich persönlich sehe viele dieser Vorhaben als reines "Expertent".
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