FOCUS: Neue Studie: Klimakiller-Gas entzaubert Deutschlands LNG-Pläne
14.03.2024 20:56
FOCUS: Neue Studie: Klimakiller-Gas entzaubert Deutschlands LNG-Pläne
14.03.2024 20:56
FOCUS: Neue Studie: Klimakiller-Gas entzaubert Deutschlands LNG-Pläne
Heute, 14.03.2024
Ein Mitarbeiter des LNG-Terminals in Lubmin wartet im Dezember 2022 auf die Ankunft eines norwegischen Schiffes (Archivbild)
Bis zu 80-mal schlimmer als CO2: Methan gilt als „leiser Klima-Killer“ - und doch gibt es überall auf der Welt Lecks. Eine neue Studie zeigt, wo die meisten davon auftreten und was wir tun können.
In Lubmin, Brunsbüttel und Wilhelmshaven brummen die Maschinen. In Rekordzeit hat die Bundesrepublik drei sogenannte LNG-Terminals aufgebaut, also spezielle Häfen, an denen das Flüssiggas LNG angenommen und weitergeleitet werden kann. Bis 2022 war Deutschland eines der wenigen europäischen Länder mit Küstenzugang, das über keinen solchen Terminal verfügte. Braucht man nicht, so dachte man lange in der deutschen Politik - es gibt ja die Gas-Pipelines aus Russland.
Verträge bis in die 2040er
Die völkerrechtswidrige russische Invasion der Ukraine veränderte die Kalkulation. Drei weitere Terminals sollen noch entstehen, in Stade, auf Rügen und noch ein zweites in Wilhelmshaven, sechs Stück sollen es am Ende sein. Etwa 130 Terawattstunden Flüssiggas sollen in diesem Jahr nach Angaben der Bundesregierung aus dem Ausland bezogen werden, das meiste davon aus den USA.
Umweltverbände und Klimaschützer sind von den Plänen entsetzt. Sie befürchten, dass sich Deutschland mit ihnen in eine jahrzehntelange Abhängigkeit vom fossilen Flüssiggas begibt - zu einer Zeit, in der die Bundesrepublik ihren Gaskonsum eigentlich reduzieren muss. Tatsächlich sind deutsche Händler seit der russischen Invasion der Ukraine mehrere langfristige Lieferverträge mit US-Lieferanten eingegangen, die teils bis in die 2040er-Jahre hineinreichen. Das Resultat: „Deutschland hat zu viele Flüssiggas Terminals gebaut. Deutschland hat zu viele Flüssiggas Terminals gebaut“, schreibt die Politökonomin Claudia Kemfert gegenüber FOCUS online Earth.
Unsichtbarer Killer
Fürs Klima ist das Flüssiggas LNG in zweierlei Hinsicht ein Problem, Kemfert außerdem: „LNG-Gas aus den USA ist Klima- und Umweltschädigend. Das liegt nicht nur an den Methanleckagen, die bei der Förderung entstehen und die zum Treibhauseffekt beitragen, sondern auch an der besonders umweltschädlichen Förderung mittels Fracking.“ Und andererseits ist da der Transport, der mit großen, schwerfälligen Schiffen über den Ozean erfolgt.
Für die Erwärmung der Erde ist Methan maßgeblich verantwortlich. Zwar verschwindet Methan wieder schneller aus der Atmosphäre als Kohlendioxid (CO2), dafür ist es über 20 Jahre betrachtet etwa 80-mal so klimaschädlich wie CO2, weil es weitaus mehr Wärme auf der Erdoberfläche binden kann. Studien zufolge ist Methan alleine für 0,5 Grad der bisherigen 1,1 Grad Erderwärmung durch den Menschen verantwortlich. Bei der Förderung von Öl und Gas seien im letzten Jahr knapp 120 Millionen Tonnen Methan freigesetzt worden, teilte die Internationale Energieagentur (IEA) erst am Mittwoch mit.
Dreimal so viel gedacht
Und jetzt zeigt eine neue Studie: Die 120-Millionen-Zahl könnte sogar noch viel zu niedrig sein. Bei der Förderung von Öl und Gas trete deutlich mehr Methan in die Atmosphäre auf als bislang angenommen, schlussfolgert eine neue Studie eines kalifornischen Forscherteams, die am Mittwoch in der Fachzeitschrift „Nature“ veröffentlicht wurde . Die Forscherinnen und Forscher untersuchten eine Million Messungen in insgesamt sechs Regionen in den USA, die zusammen für 52 Prozent der nationalen Ölförderung an Land sowie für 29 Prozent der Gasförderung verantwortlich sind.
Das Resultat: Knapp drei Prozent des gemessenen Methans entweichen in die Atmosphäre - das ist dreimal so viel, wie die US-Regierung offiziell angibt. Zwischen den untersuchten Stationen gibt es allerdings große Unterschiede: Etablierte, bereits länger operierende Förderstätten stoßen weniger Methan aus als neue Förderregionen, die schnell expandieren - etwa aufgrund gestiegener Nachfrage aus dem Ausland. Ein Prozent aller gemessenen Orte trug demnach zu 50 Prozent aller Methan-Emissionen bei.
Kemfert fordert daher den Ausstieg aus Erdgas. „Die Alternativen sind die Energiewende mit mehr erneuerbaren Energien und Energiesparen. Fossiles Erdgas spielt vor allem im Heizbereich noch eine große Rolle. Durch die energetische Gebäudesanierung und mehr Energiesparen im Gebäudebereich kann Erdgas eingespart werden“, schreibt die Politökonomin auf Nachfrage.
„Die Verluste werden unterschätzt“
Das grundlegende Problem ist, dass sich die Menge des entweichenden Methans nur schwer messen lässt. Wenn irgendwo in einer Pipeline ein Loch auftritt, kann es Monate dauern, bis es entdeckt wird, entsprechend hoch ist auch die Dunkelziffer. Die meisten Behörden arbeiten daher mit Hochrechnungen, die sind aber notorisch ungenau.
„Wenige starke und zeitlich begrenzte Leckagen verursachen einen Großteil der verlorenen Gesamtmenge“, sagt Hinrich Schäfer, deutscher Methan-Forscher am neuseeländischen Institut NIWA in Wellington. „Überprüfungsmessungen aus der Luft sind nicht umfassend genug verfügbar, um sie in regelmäßige Berichte einzubeziehen. Deshalb werden die Gesamtverluste unterschätzt und damit auch der Klimaschaden dieser fossilen Brennstoffe.“
Große Lernkurve
Ein Problem, das weltweit besteht. Das Flüssiggas aus den USA ist daher nicht zwingend klimaschädlicher als das alteingesessene Gas aus Russland - zumal die russischen Behörden bereits seit Jahren weitaus niedrigere Emissionszahlen melden als unabhängige Messungen nahelegen. Dabei hätte die Energiewirtschaft allen Grund zum Handeln, denn mit löchrigen Pipelines geht alleine in den USA ein jährlicher Verlust von einer Milliarde Dollar einher, wie die Studie schlussfolgert.
Die Dringlichkeit scheint jedoch nicht besonders groß zu sein. Dass es gerade neue Anlagen sind, die das meiste Methan ausstoßen, könnte ein Hinweis auf eine „Lernkurve“ sein: Das Problem wird erst nach einer Weile ernstgenommen, zumindest ohne behördliche Sanktionen. Hinzu kommt, dass es gar nicht so einfach ist, die komplette Kette der Gasförderung auf Methan-Lecks zu überwachen. Die großen Akteure auf dem Markt verfügen alleine schon über Tausende Kilometer Pipelines.
„Methanlecks bleiben nicht konstant“, erklärt Julia Marshall, Atmosphären-Forscherin am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Oberpfaffenhofen. „Einige Lecks werden repariert, andere kommen hinzu. Sie sind also oft flüchtig mit der Zeit. Nur, dass ein Leck repariert wird, bedeutet nicht, dass nicht ein anderes morgen in der Nähe auftritt.“ Deswegen brauche es „einen ständigen Prozess von Überwachung und Handeln“, sagt Marshall. Anders gehe es nicht.
„Eine Win-Win-Situation ist möglich“
Diese ständige Überwachung war bislang aber kaum machbar. In vielen Ländern kommen zwar schon Bodensensoren zum Einsatz, deren Daten sind allerdings längst nicht so genau wie benötigt. Ein Satellit soll jetzt das Problem lösen : Am Montag letzter Woche startete der Satellit MethanSAT ins All. Der Satellit ist eine Gemeinschaftsproduktion der US-Denkfabrik Environmental Defense Fund (EDF) sowie der Elite-Universität Harvard und soll in der Lage sein, hochauflösende Aufnahmen der Erdoberfläche zu machen und detaillierte Daten über Methan-Lecks zu sammeln. Vorherige Satelliten waren - ähnlich wie die Bodensensoren - zu ungenau. Bereits seit Januar 2023 ist außerdem das Satelliten-Netzwerk MARS der Vereinten Nationen aktiv, darüber hinaus gibt es noch eine Reihe privatwirtschaftlicher Initiativen.
Nach Angaben der IEA seien im Jahr 2023 insgesamt 50 Prozent mehr schwere Methan-Lecks entdeckt worden als noch im Vorjahr - ein Zeichen dafür, dass die Satellitenüberwachung erste Früchte trägt. Expertinnen und Experten geben sich daher optimistisch. „Direkte Messungen aus der Luft sind ein wichtiges Werkzeug, Lecks frühzeitig zu erkennen, sodass Unternehmen reagieren können“, sagt Schäfer. „Hier ist eine Win-Win-Situation für Unternehmensprofit und Umwelt möglich.“ Es gibt bereits einige Selbstverpflichtungen der Industrie sowie der Weltgemeinschaft, um den Ausstoß von Methan zu begrenzen - mangels genauer Daten operieren sie aber auch nur mit ungenauen Hochrechnungen.
Und ein Problem bleibt noch immer: Selbst wenn das Methan nicht ungeplant austritt, sondern gefördert und weiterverarbeitet wird, ist das immer noch nicht gut fürs Klima. Denn im Zuge der Verarbeitung wird Methan zu Kohlendioxid - besser als Methan, aber immer noch äußerst schädlich. „Also als eine kurzfristige Maßnahme ist es absolut sinnvoll“, sagt Marshall zur Satelliten-Überwachung. "Langfristig führt kein Weg vorbei an einer Dekarbonisierung unserer Gesellschaft.“
Ein Mitarbeiter des LNG-Terminals in Lubmin wartet im Dezember 2022 auf die Ankunft eines norwegischen Schiffes (Archivbild)
Bis zu 80-mal schlimmer als CO2: Methan gilt als „leiser Klima-Killer“ - und doch gibt es überall auf der Welt Lecks. Eine neue Studie zeigt, wo die meisten davon auftreten und was wir tun können.
In Lubmin, Brunsbüttel und Wilhelmshaven brummen die Maschinen. In Rekordzeit hat die Bundesrepublik drei sogenannte LNG-Terminals aufgebaut, also spezielle Häfen, an denen das Flüssiggas LNG angenommen und weitergeleitet werden kann. Bis 2022 war Deutschland eines der wenigen europäischen Länder mit Küstenzugang, das über keinen solchen Terminal verfügte. Braucht man nicht, so dachte man lange in der deutschen Politik - es gibt ja die Gas-Pipelines aus Russland.
Verträge bis in die 2040er
Die völkerrechtswidrige russische Invasion der Ukraine veränderte die Kalkulation. Drei weitere Terminals sollen noch entstehen, in Stade, auf Rügen und noch ein zweites in Wilhelmshaven, sechs Stück sollen es am Ende sein. Etwa 130 Terawattstunden Flüssiggas sollen in diesem Jahr nach Angaben der Bundesregierung aus dem Ausland bezogen werden, das meiste davon aus den USA.
Umweltverbände und Klimaschützer sind von den Plänen entsetzt. Sie befürchten, dass sich Deutschland mit ihnen in eine jahrzehntelange Abhängigkeit vom fossilen Flüssiggas begibt - zu einer Zeit, in der die Bundesrepublik ihren Gaskonsum eigentlich reduzieren muss. Tatsächlich sind deutsche Händler seit der russischen Invasion der Ukraine mehrere langfristige Lieferverträge mit US-Lieferanten eingegangen, die teils bis in die 2040er-Jahre hineinreichen. Das Resultat: „Deutschland hat zu viele Flüssiggas Terminals gebaut. Deutschland hat zu viele Flüssiggas Terminals gebaut“, schreibt die Politökonomin Claudia Kemfert gegenüber FOCUS online Earth.
Unsichtbarer Killer
Fürs Klima ist das Flüssiggas LNG in zweierlei Hinsicht ein Problem, Kemfert außerdem: „LNG-Gas aus den USA ist Klima- und Umweltschädigend. Das liegt nicht nur an den Methanleckagen, die bei der Förderung entstehen und die zum Treibhauseffekt beitragen, sondern auch an der besonders umweltschädlichen Förderung mittels Fracking.“ Und andererseits ist da der Transport, der mit großen, schwerfälligen Schiffen über den Ozean erfolgt.
Für die Erwärmung der Erde ist Methan maßgeblich verantwortlich. Zwar verschwindet Methan wieder schneller aus der Atmosphäre als Kohlendioxid (CO2), dafür ist es über 20 Jahre betrachtet etwa 80-mal so klimaschädlich wie CO2, weil es weitaus mehr Wärme auf der Erdoberfläche binden kann. Studien zufolge ist Methan alleine für 0,5 Grad der bisherigen 1,1 Grad Erderwärmung durch den Menschen verantwortlich. Bei der Förderung von Öl und Gas seien im letzten Jahr knapp 120 Millionen Tonnen Methan freigesetzt worden, teilte die Internationale Energieagentur (IEA) erst am Mittwoch mit.
Dreimal so viel gedacht
Und jetzt zeigt eine neue Studie: Die 120-Millionen-Zahl könnte sogar noch viel zu niedrig sein. Bei der Förderung von Öl und Gas trete deutlich mehr Methan in die Atmosphäre auf als bislang angenommen, schlussfolgert eine neue Studie eines kalifornischen Forscherteams, die am Mittwoch in der Fachzeitschrift „Nature“ veröffentlicht wurde . Die Forscherinnen und Forscher untersuchten eine Million Messungen in insgesamt sechs Regionen in den USA, die zusammen für 52 Prozent der nationalen Ölförderung an Land sowie für 29 Prozent der Gasförderung verantwortlich sind.
Das Resultat: Knapp drei Prozent des gemessenen Methans entweichen in die Atmosphäre - das ist dreimal so viel, wie die US-Regierung offiziell angibt. Zwischen den untersuchten Stationen gibt es allerdings große Unterschiede: Etablierte, bereits länger operierende Förderstätten stoßen weniger Methan aus als neue Förderregionen, die schnell expandieren - etwa aufgrund gestiegener Nachfrage aus dem Ausland. Ein Prozent aller gemessenen Orte trug demnach zu 50 Prozent aller Methan-Emissionen bei.
Kemfert fordert daher den Ausstieg aus Erdgas. „Die Alternativen sind die Energiewende mit mehr erneuerbaren Energien und Energiesparen. Fossiles Erdgas spielt vor allem im Heizbereich noch eine große Rolle. Durch die energetische Gebäudesanierung und mehr Energiesparen im Gebäudebereich kann Erdgas eingespart werden“, schreibt die Politökonomin auf Nachfrage.
„Die Verluste werden unterschätzt“
Das grundlegende Problem ist, dass sich die Menge des entweichenden Methans nur schwer messen lässt. Wenn irgendwo in einer Pipeline ein Loch auftritt, kann es Monate dauern, bis es entdeckt wird, entsprechend hoch ist auch die Dunkelziffer. Die meisten Behörden arbeiten daher mit Hochrechnungen, die sind aber notorisch ungenau.
„Wenige starke und zeitlich begrenzte Leckagen verursachen einen Großteil der verlorenen Gesamtmenge“, sagt Hinrich Schäfer, deutscher Methan-Forscher am neuseeländischen Institut NIWA in Wellington. „Überprüfungsmessungen aus der Luft sind nicht umfassend genug verfügbar, um sie in regelmäßige Berichte einzubeziehen. Deshalb werden die Gesamtverluste unterschätzt und damit auch der Klimaschaden dieser fossilen Brennstoffe.“
Große Lernkurve
Ein Problem, das weltweit besteht. Das Flüssiggas aus den USA ist daher nicht zwingend klimaschädlicher als das alteingesessene Gas aus Russland - zumal die russischen Behörden bereits seit Jahren weitaus niedrigere Emissionszahlen melden als unabhängige Messungen nahelegen. Dabei hätte die Energiewirtschaft allen Grund zum Handeln, denn mit löchrigen Pipelines geht alleine in den USA ein jährlicher Verlust von einer Milliarde Dollar einher, wie die Studie schlussfolgert.
Die Dringlichkeit scheint jedoch nicht besonders groß zu sein. Dass es gerade neue Anlagen sind, die das meiste Methan ausstoßen, könnte ein Hinweis auf eine „Lernkurve“ sein: Das Problem wird erst nach einer Weile ernstgenommen, zumindest ohne behördliche Sanktionen. Hinzu kommt, dass es gar nicht so einfach ist, die komplette Kette der Gasförderung auf Methan-Lecks zu überwachen. Die großen Akteure auf dem Markt verfügen alleine schon über Tausende Kilometer Pipelines.
„Methanlecks bleiben nicht konstant“, erklärt Julia Marshall, Atmosphären-Forscherin am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Oberpfaffenhofen. „Einige Lecks werden repariert, andere kommen hinzu. Sie sind also oft flüchtig mit der Zeit. Nur, dass ein Leck repariert wird, bedeutet nicht, dass nicht ein anderes morgen in der Nähe auftritt.“ Deswegen brauche es „einen ständigen Prozess von Überwachung und Handeln“, sagt Marshall. Anders gehe es nicht.
„Eine Win-Win-Situation ist möglich“
Diese ständige Überwachung war bislang aber kaum machbar. In vielen Ländern kommen zwar schon Bodensensoren zum Einsatz, deren Daten sind allerdings längst nicht so genau wie benötigt. Ein Satellit soll jetzt das Problem lösen : Am Montag letzter Woche startete der Satellit MethanSAT ins All. Der Satellit ist eine Gemeinschaftsproduktion der US-Denkfabrik Environmental Defense Fund (EDF) sowie der Elite-Universität Harvard und soll in der Lage sein, hochauflösende Aufnahmen der Erdoberfläche zu machen und detaillierte Daten über Methan-Lecks zu sammeln. Vorherige Satelliten waren - ähnlich wie die Bodensensoren - zu ungenau. Bereits seit Januar 2023 ist außerdem das Satelliten-Netzwerk MARS der Vereinten Nationen aktiv, darüber hinaus gibt es noch eine Reihe privatwirtschaftlicher Initiativen.
Nach Angaben der IEA seien im Jahr 2023 insgesamt 50 Prozent mehr schwere Methan-Lecks entdeckt worden als noch im Vorjahr - ein Zeichen dafür, dass die Satellitenüberwachung erste Früchte trägt. Expertinnen und Experten geben sich daher optimistisch. „Direkte Messungen aus der Luft sind ein wichtiges Werkzeug, Lecks frühzeitig zu erkennen, sodass Unternehmen reagieren können“, sagt Schäfer. „Hier ist eine Win-Win-Situation für Unternehmensprofit und Umwelt möglich.“ Es gibt bereits einige Selbstverpflichtungen der Industrie sowie der Weltgemeinschaft, um den Ausstoß von Methan zu begrenzen - mangels genauer Daten operieren sie aber auch nur mit ungenauen Hochrechnungen.
Und ein Problem bleibt noch immer: Selbst wenn das Methan nicht ungeplant austritt, sondern gefördert und weiterverarbeitet wird, ist das immer noch nicht gut fürs Klima. Denn im Zuge der Verarbeitung wird Methan zu Kohlendioxid - besser als Methan, aber immer noch äußerst schädlich. „Also als eine kurzfristige Maßnahme ist es absolut sinnvoll“, sagt Marshall zur Satelliten-Überwachung. "Langfristig führt kein Weg vorbei an einer Dekarbonisierung unserer Gesellschaft.“
Alles auf Kosten der Bevölkerung und unserer Kinder!