„Gefühlsstau führt zu Feindbildern“
18.02.2024 17:26
„Gefühlsstau führt zu Feindbildern“
18.02.2024 17:26
„Gefühlsstau führt zu Feindbildern“
„Gefühlsstau führt zu Feindbildern“ (Hans-Joachim Maaz)
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Menschen wollen in Frieden sein. In meiner Arbeit habe ich zur Kenntnis nehmen müssen, daß die meisten Menschen, die therapeutisch bedürftig, die sind, die in ständigen Konflikten leben, in Konflikten mit sich selbst und ihrer Familie, mit ihren Partnern, mit Freunden, mit Vorgesetzten, mit der Gesellschaft. Das ist ein wirklich schlimmes Leid und die Sehnsucht nach Frieden, nach Liebe ist riesig bei fast allen.
Die Erfahrung liebevoll angenommen zu sein, bestätigt und verstanden zu werden, schon als Kind, am Anfang, ist bei sehr vielen Menschen, nicht gut genug erfüllt, das ein ewiges Defizit bleibt.
Ein Defizit, wo man häufig auch in Partnerschaft oder Freundschaften denkt – ach, das ist jetzt ein Partner, eine Partnerin hier bekomme ich meine Bestätigung, die Liebe, die ich gebraucht habe. Man verliebt sich zwar aber das ist nicht Liebe. Verlieben heißt jetzt: Bring du mir jetzt all das Gute, was mir so gefehlt hat und das muß zur Enttäuschung werden.
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Die sehr stark formulierte Formel nach dem 2. Weltkrieg, „nie wieder Krieg – wäret den Anfängen“, ist zu einer DNA in mir geworden.
Wie konnte das sein, wir wussten das ja das Deutsche mit Begeisterung in den Krieg gezogen sind. Was ist mit den Menschen passiert, die freiwillig töten oder sich töten lassen?
Ich weiß, als junger Psychiater gab es noch ehemalige Kriegsgefangene, die aus Russland zurückgekommen waren und wenn man mit denen sprach, hörte ich zum ersten Mal solche Sätze wie: Das war keine schlechte Zeit, was wie bitte – ja wir konnten morden, vergewaltigen, brandschatzen, wir hatten Befehle das zu tun“ - da war die Welt für mich pervertiert.
Was ist mit Menschen passiert, die eine solche Kriegslust entwickeln oder eine Begeisterung oder vielleicht sogar ein Bedürfnis haben, andere Menschen Schlimmes anzutun, zu töten, zu verletzen?
Die psychosozialen Bedingungen, die Menschen in ein totalitäres, faschistisches System bringen, bis hin zur Kriegslust, die ist nach meiner Erfahrung nie in Deutschland richtig verstanden oder gar aufgearbeitet worden.
Es sind Menschen und zwar massenhaft, die Mehrheit der Menschen, die in ihrer Kindheit soviel Verletzungen, Kränkungen oder Defizite Liebesdefizite erfahren, daß sie im Grunde genommen im ständigen Mangelzustand sind. Entweder in der Sehnsucht, endlich jetzt jemand zu finden, der einen jetzt gut behandelt oder mag oder liebt, oder aber sich abzureagieren, zu rächen – das läuft unbewußt – für die Schmach, die Kränkung nie so wirklich als Kind angenommen, verstanden, letztlich geliebt worden zu sein.
Das trägt man innerlich als Last – ich habe später dafür den Begriff des Gefühlsstau dafür gefunden, das ist mit sehr viel Empörung, Wut, Hass, seelischer Schmerz verbunden. Für den sucht man später Abreaktionsmöglichkeiten, damit wächst die Tendenz, ein Feindbild zu gebrauchen. Das kann schon der Partner sein, das kann der Vorgesetzte sein, das kann der Nachbar sein, der Politiker sein.
Also die Tendenz, sich dann abzureagieren zu wollen aus der frühen Kränkung, ist eine der Quellen, die Menschen eben zur Aggression bringen. Ich sage Menschen, die so behandelt werden als Kind haben später nur die Chance, krank oder böse zu werden.
Eine Gesellschaft, die am Ende es schafft, einen gemeinsamen Feind auszumachen – das hatten wir ja in der letzten Zeit, das Virus ist der gemeinsame Feind, die Klimaveränderung oder die Russen usw. - dann ist die Gefahr groß, daß die Menschen sich in der Erwartung, jetzt endlich den Feind zu finden, gegen den man in den Krieg ziehen kann – z. B. „Non covid“, Virus soll vernichtet werden oder das Klima muß gerettet werden oder so etwas. Dann wird das Ausmaß der Wahnsinn dieser inneren Spannung deutlich, die in den Menschen ist, sich solchen Erwartungen oder Forderungen hinzugeben, daß das möglich wäre. Diese Problematik, die in den Menschen angerichtet ist, die später kriegsbegeistert sein können oder ein Feindbild brauchen, die ist nach meiner Erfahrung nie wirklich verstanden und bewältigt worden.
Kommentare
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(Nutzer gelöscht) 19.02.2024 12:17
Soooooo gut das Video 👍 nochmal Danke @Zeitzeuge!
Eine reich gesegnete kommende Wo 🌸