weiße TaubeChrist sucht Christ Logo ohne Taube

Die Ethik Jesu

Die Ethik Jesu
Die Ethik Jesu

Die Ethik, die Jesus vertritt, ist eine spezielle Deutung der Liebe und wir finden zentrale Aussagen dazu in der Bergpredigt (Matthäus 5) sowie im „höchsten Doppelgebot“ der Liebe, Matthäus 22, 37-39.
“Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüt. Dies ist das höchste und größte Gebot. Das andere aber ist dem gleich: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.”

Oft hatte ich mich schon gefragt: Wie können wir Gott lieben?
Mir fiel dann das kleine Mädchen ein, welches ein Bild malte und damit zur Oma läuft. Die Oma ruft ganz entzückt: „Oh, wie schön!“ Und dann antwortete das kleine Mädchen: „Hier, das Bild ist für Dich!“ Und manchmal wehrt sich die Oma gegen das Geschenk und sagt: „Nun male das Bild mal schön fertig, da fehlt ja noch …..

Glauben wir, dass sich Gott freut, weil wir tun was wir tun woran wir Freude haben?

Man sagt: In den meisten Gesprächen geht es hauptsächlich um Bestätigung.
„Es ist kalt heute, oder?“ Würde man alles was der Selbstbestätigung dient, aus der Kommunikation entfernen, würden viele Gespräche in ihrem Umfang um bis zu 80% schrumpfen.

Dabei ist Selbstbestätigung für Menschen eine wichtige Orientierungshilfe. Wird meine Aussage von meinem Gegenüber bestätigt, so darf ich annehmen, dass ich die Realität korrekt wahrnehme. Ethisches Leben an der Hand Jesu dient jedoch nicht der Selbstbestätigung. Sich selbst zu bestätigen „ach, wie christlich ich doch wieder mal handle“ ist dieser Ethik völlig fremd.

Es geht zunächst um Liebe zu Gott mit ganzem Verstand und ganzem Herzen.
Der erste Schritt zur Gottesliebe ist sicherlich das Loben und Danken als wichtiger Ausdruck unserer Zuwendung zu Gott. Die Bergpredigt sowie das Doppelgebot zeigen aus meiner Sicht auf, dass aus dieser Zuwendung zu Gott eine Hinwendung zu mir selbst wie auch eine Zuwendung zum Nächsten erfolgt.
Die Liebe zu mir macht es mir möglich, dass ich trotz aller Unvollkommenheit mich als liebenswert betrachten kann. Mir ist klar, dass ich heute nicht so bin, wie Gott mich haben möchte. Jedoch Gott liebt mich wie ein Vater sein Kind liebt – auch wenn es sich noch im Reifungs- und Wachstumsprozess befindet. Durch Seine Zuwendung zu mir erkenne ich zunehmend einerseits Seine Größe in meinem Leben wie auch in der Weltgeschichte und andererseits die Bedeutung von Leben. Es geht Gott um ein lebenswertes Leben, welches wertvoll ist, weil die Freude am Leben aus Gottes Hand erlebbar bzw. präsent ist.

Aber dieser Freude am Leben aus Gottes Hand stehen handfeste Hindernisse entgegen. Jesus benennt sie in den Seligpreisungen. Gott tritt diesen Hindernissen der Freude entgegen. (Armut, Unfriede, Ungerechtigkeit etc.) Er hat uns mit Gaben und Fähigkeiten ausgerüstet, in diesen Dienst „für die Freude aus Gottes Hand“ einzutreten. So wird die Nächstenliebe zum praktischen Ausdruck unserer Liebe zu Gott.

Diese Nächstenliebe hat nichts mit Pflichterfüllung zu tun. Nächstenliebe ist eine Durchleitung Gottes Liebe, die durch mich hindurch wirkt. Je enger ich mit Gott verbunden bin, desto leichter fließt Gottes Liebe durch mich zum Nächsten hin. Gottes Liebe weiterzugeben ist ein Bedürfnis – und keine Pflicht.

Während sich der unreife Christ noch als Erkenntnis-Nehmender zeigt, wird der reifende Christ wachsend vom Nehmer zum praktischen Geber. Damit meine ich weniger das Belehrende, das Besser-Wissende, sondern die wachsende Hingabe an Gott, die den Durchfluss von Gottes Liebe zum Nächsten hin praktisch wirksam ermöglicht. Ich meine Gott, wenn ich mich zur Wendung der Not des Nächsten engagiere.

Hingabe an Gott wird durch Ängste oder durch Sünde blockiert. Je stärker Ängste oder Sünde im Leben eines Menschen präsent sind, desto weniger Salzkraft ist erkennbar.

Sowohl Ängste als auch Sünde verleugnen die Größe Gottes.

Das Leben in jeglicher Form ist von Gott gewollt und geschaffen. Es ist mir heilig. Ethisch ist der Mensch nur, wenn ihm das Leben als solches, das der Pflanze und des Tieres und besonders das Leben des Menschen, heilig ist und er sich dem Leben, das in Not ist, helfend hingibt.

Aus der Erkenntnis der Größe Gottes und des von Ihm gewollten und geschaffenen Lebens entsteht die Ehrfurcht vor dem Leben. Diese Ehrfurcht ist kein Gefühl, sondern das Produkt von Gotteserkenntnis.

Bedenken wir, dass wir das Leben bejahen und um uns herum ebenfalls Menschen sind, die den Willen zum Leben bejahen, auch wenn sie dazu neigen, lebensfeindliche Verhaltensweisen (Sünde) zu praktizieren.

- Ehrfurcht vor dem Leben = Als Wille zum Leben inmitten von Wille erfasst sich der Mensch in jedem Augenblick in dem er über sich selbst und über die Welt um sich herum und über die Beziehung zu Jesus nachdenkt.
- Lebensbejahung ist die geistige Tat, in der der Mensch aufhört dahinzuleben und anfängt, sich Gott mit Ehrfurcht hinzugeben, um sein Leben auf den von Gott gewollten Wert bringen zu lassen. Lebensbejahung ist damit die Vertiefung, Verinnerlichung und Steigerung des Willens zum Leben und damit die Bejahung Gottes Willen.

Der große Fehler aller bisherigen Ethik ist, dass sie es nur mit dem Verhalten des Menschen zum Menschen zu tun zu haben glaubten. In Wirklichkeit aber handelt es sich darum wie er sich zu Gott, zur Welt und allem Leben, das in seinem Bereich tritt, verhält.

Die universelle Ethik des Erlebens der ins Grenzenlose erweiterbaren Verantwortung gegenüber alles was lebt, lässt sich im Denken begründen. Dabei ist es sehr wichtig, dass wir als Christen nicht versuchen, die Welt besser zu machen sondern dort wirksam werden, wo uns Gott hinstellt.

Auf dem Platz, wo Gott uns hinstellt, sind wir auch mit Gaben und Fähigkeiten ausgerüstet. Der barmherzige Samariter war weder Arzt noch Pflegefachkraft. Trotzdem hatte er Gaben, die ihn zum Dienst am Nächsten befähigten. Die praktische Frage lautet: Wofür habe ich diese oder jene Gabe oder diese oder jene Fähigkeit? Selbstzweck? Selbsterbauung?

Gott ist planvoll. Die Ethik Jesu – wirksam im Verhalten von Mensch zu Mensch – ist etwas Besonderes, welches sich von lobenswertem sozialen Engagement unterscheidet. Die Welt kennt soziales Engagement, welches auf Pflicht oder auf Gefühl gründet. Die eigene menschliche Kraft bildet den Rahmen und auch die Grenzen.

Die Ethik Jesu und das daraus entstehende soziale Engagement ist nicht Selbstzweck, sondern dient der Fortentwicklung und öffnet den Menschen für Gott. Wenn es in der zwischenmenschlichen Beziehung zu keiner Fortentwicklung kommt, fehlt es möglicherweise nicht an Aktivitäten, jedoch an Liebe. Ohne Liebe ist unser Handeln außerhalb der Ethik Jesu.

Ich beachte: Die Kommunikation ist der Spiegel einer jeden Beziehung. Je geringer die Qualität der Kommunikation ist, desto geringer ist der Wert (oder die Qualität) der Beziehung – und umgekehrt. Um auch in der Kommunikation die Liebe nicht aus den Augen zu verlieren, achte ich auf wertschätzende Kommunikation.

Die Ethik Jesu – auf der Basis Ehrfurcht vor Gott und dem von Ihm geschaffenen Leben - begreift alles in sich, was als Hingebung, Mitleiden, Mitfreude und Mitstreben in Liebe bezeichnet werden kann und ist ziel- oder zweckgerichtet, schöpft ihre Kraft aus der Beziehung zu Gott.

Die Ethik Jesu geht darauf aus, Werte zu schaffen und Fortschritte zu verwirklichen, die einerseits die notwendige Verbindung zu Gott als „Licht in der Welt“ erhellt, andererseits der materiellen, geistigen, geistlichen und ethischen Höherentwicklung des Menschen dienen. Fortentwicklung ist praktisch und am Leben und an der Freude des Nächsten interessiert.

Eine Fortentwicklung kündigt sich bei meinem Nächsten an,
• wenn Not gelindert wird
• wenn aus Problemen lösbare Aufgaben entstehen
• Ängste beherrschen den Menschen nicht mehr – sondern werden beherrscht
• Gottes Liebe wird für den Menschen, dem meine Hinwendung gilt, erkennbar
• Die Erkenntnis von Zusammenhängen (z.B. Ursache – Wirkung) wächst
• Lebensfreude breitet sich aus
• Sünde wird erkannt
• Neue Fähigkeiten und Talente werden entdeckt
• Bekannte Fähigkeiten und Talente werden gefördert und ausgebaut
• Die Kreativität nimmt zu
• Wertschätzende Kommunikation gewinnt an Bedeutung.

In diesem Sinne ist die gelebte Ethik Jesu nie ein rein theoretisches Konstrukt, sondern führt zu einer Summe von kleinen und großen Aktivitäten, die ich an der Hand Jesu ausführen darf – und das dort, wo mich Gott hinstellt. Solange ich Gottes Liebe lediglich weiterreiche, durch mich hindurchfließen lasse, kann ich auch meine menschlichen Grenzen nicht überschreiten. So gelebte Ethik Jesu bewirkt auch bei mir Freude – aber nicht Stolz auf mein Tun oder gar Überheblichkeit – sondern Freude am Wohl des Nächsten. Es ist also auch eine Freude am Leben, die mir niemand nehmen kann.

Kommentare

Schreib auch du einen Kommentar
 
Digrilimele 17.01.2024 07:49
Eine sehr kompakte Ausarbeitung.👍

Kurzfassung: Doppelgebot der Liebe♥♥ 

Aus eigener Kraft ist es unmöglich, dieses zu halten.

Nur wer täglich SEINEN Frieden und SEINE  Liebe empfängt, kann diese an den Nächsten weitergeben. 

Ich kann nur das weitergeben, was ich  empfange habe und von dem das Herz überfließt.

So geht allem voran, die Stille Zeit am Morgen, die Hinwendung zu Gott, in der ER seinen Willen in mein Herz und meinen Gedanken schreibt.

Es ist  Gnade über Gnade mit der ER uns Tag für Tag überschüttet, nicht, dass wir es nicht wüssten, doch geht sie, die Erkenntnis der Gnade, allzu oft  im Alltagsstress unter.
 
Herbstprince 17.01.2024 07:58
Ein langer Text, der weit über die theologischen und philosophischen Ausführungen, hinaus geht, die ich bislang gelesen habe.
 
Gelebte Liebe, die die eigenen Hindernisse durch die Kraft Jesu überwindet, uns als ein von Gott vollkommen geliebter Mensch begreifen dürfen und mit diesen von Gott gewollten Fähigkeiten das doppelte Liebesgebot erfahren, selbst leben und weitergeben dürfen.

Wenn jeder so leben würde, wir hätten förmlich das Friedensreich auf Erden, voller Gerechtigkeit, ohne Not, ohne Mangel, ohne Einsamkeit. Gelebte, erfahrene, empfangene und weitergegebene Liebe. 
Ein Wohlgefallen für Gott.
 
Diala 17.01.2024 08:10
Jesus Wesen ist Liebe. Also kann auch nur sein Werte Maßstab Liebe sein.
Nach diesem sich auszustrecken und sein Leben danach zu gestalten, diesen seinen Wesenszug anzunehmen, sich verändern korrigieren zu lassen ist lebenslange Aufgabe eines Jeden.
Wir sind nie fertig, so dass sich niemand rühmen könne.
Es ist eine tägliche willentliche Entscheidung, Jesus Wertemaßstab auch heute meinem Nächsten und meinen Aufgaben des Alltags, hineinzubringen.
 
Digrilimele 17.01.2024 08:16
Etwas theoretisch hört es sich trotz alledem für mich an, obgleich sehr gut durchdacht und ausgearbeitet.

Ich bin doch eher  der Praktiker, so kommt es mir zumindest vor, …nicht umsonst, hat ER mich ins kalte Wasser geworfen…. 

Ja, das ist auch Gott, ER beruft und wählt aus,  nach SEINEM Willen. ER fragt uns noch nicht einmal…. , ER trifft SEINE souveränen Entscheidungen unter Berücksichtigung, der uns gegebenen Begabungen und Fähigkeiten und gibt gleichzeitig immer wieder neue hinzu, wenn wir diese für unseren Dienst benötigen.
 
Digrilimele 17.01.2024 08:18
Ja, Diala, fertig sind wir nie. 

Immer auf Durchreise…., schauen wir mal, was heute anliegt…..

Aber auch Wunder sollen wir erwarten und danach Ausschau halten….
 
paloma 17.01.2024 08:21
Der Kreislauf von Gottes Liebe

wäre für mich die Überschrift zu deinen Ausführungen.
Wie Sonne u Regen ,🌞💦 auf die Erde kommt,alles wachsen u gedeihen lässt,Mensch u Tier nährt,die wiederum ernten u säen u ernten ...
 
Herbstprince 17.01.2024 09:30
Man kann davon ausgehen, dass bluehorse von Christen spricht oder Christen ansprechen will, denn wir können ohne Errettung und wahrhafter Bekehrung nie so handeln,

Ohne die  Umkehr können wir nur sehr eingeschränkt lieben und haben keine Erkenntnisse in göttliche Weisheiten. 

Uns muss  bewusst sein,wie in Römer 5:12 ausgedrückt ist: Darum, gleichwie durch einen Menschen die Sünde in die Welt gekommen ist und durch die Sünde der Tod, und so der Tod zu allen Menschen hingelangt ist, weil sie alle gesündigt haben.

Viele Menschen sind überzeugt, dass wir im Ebenbild Gottes gemacht wurden. Leider ist das nicht so, denn es steht ganz eindeutig in 1 Mos. 5, 3:  Und Adam war 130 Jahre alt, als er einen Sohn zeugte, ihm selbst gleich, nach seinem Bild, und er nannte ihn Seth.

Wir sind also zunächst geistig tot und Sünder.

Aus diesem Grunde müssen wir wiedergeboren werden, damit die Tür zu Gott geöffnet ist.
Er liebt uns auch vorher - aber wir können diese Liebe nicht erwidern, nicht ihm gegenüber und nicht gegenüber dem Nächsten .
 
Digrilimele 17.01.2024 09:33
👍top, Herbstprince. 

So ist es♥🙏
 
(Nutzer gelöscht) 17.01.2024 13:55
Liebe kann man nicht fordern, sondern VOR leben!!
 
Annres 17.01.2024 14:25
>> In diesem Sinne ist die gelebte Ethik Jesu nie ein rein theoretisches Konstrukt, sondern führt zu einer Summe von kleinen und großen Aktivitäten, die ich an der Hand Jesu ausführen darf – und das dort, wo mich Gott hinstellt.

Meine Tante schenkte mir vor kurzem eine Kerze mit dem Text:

"Jede Gabe ist eine Aufgabe!" (H.Kollwitz)

Das hat mir zu denken gegeben.
weiße TaubeJetzt kostenlos registrieren