das Gleichnis von dem reichen Mann und dem armen Lazarus (Lukas 16:19-31
09.09.2023 05:26
das Gleichnis von dem reichen Mann und dem armen Lazarus (Lukas 16:19-31
09.09.2023 05:26
das Gleichnis von dem reichen Mann und dem armen Lazarus (Lukas 16:19-31
Leider hört man eine Lehre in dieser Welt, welche besagt, das Gleichnis von dem reichen Mann und dem armen Lazarus (Lukas 16:19-31), sei ein Beweis für die Existenz der Hölle. Ist es aber wahr?
Im Gleichnis von dem reichen Mann und dem armen Lazarus zeigt Christus, daß die Menschen in diesem Leben über ihr ewiges Schicksal entscheiden. Während der Prüfungszeit dieses kargen Erdenlebens wird Gottes Gnade einer jeden Seele angeboten; aber wenn die Menschen die ihnen gebotenen Gelegenheiten in ihrer Selbstbefriedigung vergeuden, dann schneiden sie sich vom ewigen Leben ab. Keine zweite Gnadenzeit wird ihnen gewährt werden. Durch ihre eigene Wahl haben sie eine unübersteigbare Kluft zwischen sich und Gott geschaffen.
Dies Gleichnis legt den Unterschied klar zwischen den Reichen, die Gott nicht vertrauen, und den Armen, die ihr Vertrauen auf Gott setzen. Christus zeigt, daß die Zeit kommen wird, in welcher die Lage der zwei Klassen eine umgekehrte sein wird. Wer arm an Gütern dieser Welt ist, aber dennoch Gott vertraut und in seinem Leiden geduldig ist, wird eines Tages weit über diejenigen erhöht werden, die jetzt die höchsten Stellungen einnehmen, welche die Welt bieten kann, aber ihr Leben nicht Gott geweiht haben
Es war aber ein reicher Mann,“ sagte Christus, „der kleidete sich mit Purpur und köstlicher Leinwand, und lebte alle Tage herrlich und in Freuden. Es war aber ein Armer, mit Namen Lazarus, der lag vor seiner Tür voller Schwären, und begehrte, sich zu sättigen von den Brosamen, die von des Reichen Tische fielen.“
Der reiche Mann gehörte nicht zu der Klasse, die durch den ungerechten Richter dargestellt wird, welcher offen erklärte, daß er Gott nicht fürchte und sich vor keinem Menschen scheue.
Er behauptete, ein Sohn Abrahams zu sein; er mißhandelte den Bettler nicht und forderte auch nicht von ihm, daß er fortgehe, weil sein Anblick ihm unangenehm sei. Wenn dieser arme, ekelerregende Mensch dadurch getröstet werden könnte, daß er ihn anblickte, wenn er aus- und einging, so war der reiche Mann vollkommen willens, daß er da verbleibe. Aber seine Selbstsucht machte ihn gleichgültig gegen die Bedürfnisse seines leidenden Bruders.
Es gab damals keine Hospitäler, in welchen die Kranken versorgt werden konnten. Leidende und Bedürftige wurden unter die Beachtung solcher gebracht, denen der Herr Güter anvertraut hatte, damit ihnen Hilfe und Teilnahme erwiesen werde. Dies war auch mit dem armen Mann der Fall. Lazarus war der Hilfe sehr bedürftig, denn er war ohne Freunde, ohne Heim, ohne Geld und ohne Nahrung.
Er mußte Tag für Tag in diesem Zustande bleiben, während dem reichen Edelmann alle Bedürfnisse befriedigt wurden. Er, dem es doch leicht geworden wäre, die Leiden seines Mitmenschen zu lindern, lebte für sich selbst, wie es heutzutage so viele tun. In unserer allernächsten Umgebung gibt es auch heute viele, die hungrig, nackt und heimatlos sind.
Wenn wir es vernachlässigen diesen Bedürftigen und Leidenden von unsern Mitteln mitzuteilen, so laden wir auf uns eine Schuld, für welche wir eines Tages Rechenschaft ablegen müssen. Aller Geiz ist als Abgötterei verdammt. Alle selbstsüchtige Befriedigung ist in Gottes Augen ein Verbrechen. Gott hatte den reichen Mann zu einem Haushalter seiner Güter gemacht und es war seine Pflicht, für solche Leute, wie gerade jener Arme war, zu sorgen.
Der Herr hatte das Gebot gegeben: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieb haben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von allem Vermögen,“ und „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“ 5.Mose 6,5; 3.Mose 19,18. Der reiche Mann war ein Jude und als solcher mit dem Befehl Gottes bekannt. Aber er vergaß, daß er für die Verwendung der ihm anvertrauten Mittel und Fähigkeiten verantwortlich war.
Die Gesellschaft seiner Freunde nahm ihn so sehr in Anspruch, daß er alles Verständnis für die ihm anvertraute Aufgabe, als Mitarbeiter Gottes den Leidenden zu dienen, verlor. Er hatte Gelegenheit gehabt, das Wort Gottes zu verstehen und dessen Lehren zu befolgen, aber die von ihm gewählte, vergnügungssüchtige Gesellschaft beschäftigte ihn so sehr, daß er des ewigen Gottes vergaß.
Es kam die Zeit, in welcher eine Änderung in den Verhältnissen der zwei Männer eintrat. Der Arme hatte Tag für Tag gelitten, aber sein Leiden ruhig und geduldig ertragen. Er starb und wurde begraben. Niemand trauerte um ihn, aber durch seine im Leiden bewiesene Geduld hatte er für Christum gezeugt, hatte er die Prüfung seines Glaubens bestanden, und nach seinem Tode wird er uns dargestellt als von den Engeln in Abrahams Schoß getragen.
Lazarus stellt die an Christum glaubenden, leidenden Armen dar. Wenn die Posaune erschallt und alle, die in den Gräbern sind, die Stimme Christi hören und hervorkommen, werden sie ihre Belohnung erhalten, denn ihr Glaube an Gott war ihnen nicht nur eine Lehre, sondern eine Wirklichkeit.
„Der Reiche aber starb auch und ward begraben. Als er nun in der Hölle (Totenreich) und in der Qual war, hub er seine Augen auf und sah Abraham von ferne und Lazarus in seinem Schoß. Und er rief und sprach: Vater Abraham, erbarme dich mein und sende Lazarus, daß er das Äußerste seines Fingers ins Wasser tauche und kühle meine Zunge; denn ich leide Pein in dieser Flamme.
In diesem Gleichnis nahm Jesus Rücksicht auf eine unter dem Volke herrschende Ansicht. Viele der Zuhörer Christi hingen der Lehre von einem bewußten Zustande zwischen dem Tode und der Auferstehung an. Der Heiland war mit ihren Ansichten bekannt und kleidete deshalb sein Gleichnis so ein, daß es diesen Leuten vermittels ihrer vorgefaßten Ansichten wichtige Wahrheiten vorführen konnte.
Er hielt seinen Zuhörern einen Spiegel vor, in dem sie sich in ihrem wahren Verhältnis zu Gott sehen konnten. Er benutzte die vorherrschende Ansicht, um den einen Gedanken, den er besonders hervorzuheben wünschte, klar zu machen — daß nämlich kein Mensch nach seinen Besitztümern geschätzt wird, weil alles, was er hat, ihm nur vom Herrn geliehen ist.
Der Mißbrauch dieser Gaben stellt ihn niedriger als den ärmsten und elendesten Menschen, der Gott liebt und ihm vertraut. Christus wollte es seinen Zuhörern verständlich machen, daß es den Menschen unmöglich ist, nach dem Tode ihr Seelenheil zu sichern. Das Gleichnis läßt Abraham antworten: „Gedenke, Sohn, daß du dein Gutes empfangen hast in deinem Leben, und Lazarus dagegen hat Böses empfangen; nun aber wird er getröstet, und du wirst gepeiniget.
Und über das alles ist zwischen uns und euch eine große Kluft befestiget, daß, die da wollten von hinnen hinabfahren zu euch, könnten nicht, und auch nicht von dannen zu uns herüberfahren.“ Auf diese Weise zeigte Christus, wie hoffnungslos die Aussicht auf eine zweite Gnadenzeit ist. Dies Leben ist die einzige Zeit, die den Menschen gegeben wird, um sich für die Ewigkeit vorzubereiten.
Der reiche Mann hatte den Gedanken nicht aufgegeben, ein Kind Abrahams zu sein und wird dargestellt, wie er in seiner Not ihn um Hilfe anruft. „Vater Abraham,“ bat er, „erbarme dich mein.“ Er richtete seine Bitte nicht an Gott, sondern an Abraham. Dadurch zeigte er, daß er Abraham über Gott stellte und durch sein Verhältnis zu Abraham selig zu werden glaubte.
Der Schächer am Kreuz richtete seine Bitte an Christum. Gedenke meiner, wenn du in dein Reich kommst (Lukas 23,42), sagte er; und sofort kam die Antwort: Wahrlich, ich sage dir heute (da ich in Demütigung und Leiden am Kreuze hänge), du wirst mit mir im Paradiese sein. Aber der reiche Mann richtete seine Bitte an Abraham, und sie wurde nicht erhört. Christus allein ist „erhöhet zu einem Fürsten und Heiland, zu geben Israel Buße und Vergebung der Sünden;“ „und ist in keinem andern Heil.“ Apostelgeschichte 5,31; Apostelgeschichte 4,12
Das Gleichnis von dem reichen Mann und dem armen Lazarus zeigt, wie die durch diese Männer dargestellten zwei Klassen in der ungesehenen Welt geschätzt werden. Es ist keine Sünde, reich zu sein, wenn der Reichtum nicht durch Ungerechtigkeit erlangt worden ist. Ein reicher Mann wird nicht verdammt, weil er Reichtümer hat; aber die Verdammnis kommt über ihn, wenn er die ihm anvertrauten Mittel in selbstsüchtiger Weise verausgabt.
Der reiche Mann hatte alles, was durch Geld erlangt werden konnte; aber er besaß nicht die Reichtümer, die seine Rechnung mit Gott begleichen konnten. Er hatte gelebt, als ob alles, was er besaß, ihm gehöre. Er hatte den Ruf Gottes und die Ansprüche der leidenden Armen vernachlässigt. Aber zuletzt kommt ein Ruf, den er nicht vernachlässigen kann. Durch eine Macht, die er nicht in Frage stellen und der er nicht widerstehen kann, wird ihm geboten, die Güter, über welche er nicht länger Haushalter ist, zu verlassen.
Der einstmals so reiche Mann gerät in hoffnungslose Armut. Das Kleid der Gerechtigkeit Christi, gewoben am himmlischen Webstuhl, kann ihn niemals bedecken. Er, der einstmals den reichsten Purpur und die feinste Leinwand trug, steht jetzt nackt und bloß da. Seine Gnadenzeit ist zu Ende. Er hat nichts in die Welt hineingebracht und kann auch nichts aus derselben herausnehmen.
Christus hob den Vorhang und führte dieses Bild den Priestern und Obersten, Schriftgelehrten und Pharisäern vor Augen.
Seht es euch an, ihr, die ihr reich seid an Gütern dieser Welt, aber nicht in Gott! Was unter den Menschen am höchsten geschätzt wird, ist in den Augen Gottes ein Greuel. Christus sagt: „Was hülfe es den Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne, und nähme an seiner Seele Schaden? Oder was kann der Mensch geben, damit er seine Seele löse?“ Markus 8,36.37.
Die Anwendung auf das jüdische Volk
Als Jesus das Gleichnis von dem reichen Mann und dem armen Lazarus gab, waren unter den Juden viele in dem bedauernswerten Zustand des reichen Mannes. Sie benutzten des Herrn Güter zur Befriedigung selbstsüchtiger Gelüste und brachten dadurch den Urteilsspruch über sich: Man hat dich in einer Waage gewogen und zu leicht gefunden. Daniel 5,27. Der reiche Mann war mit allen zeitlichen und geistlichen Segnungen überschüttet worden, aber er weigerte sich, in der Benutzung dieser Segnungen ein Mitarbeiter Gottes zu sein.
So war es auch mit dem jüdischen Volke. Der Herr hatte die Juden zu Verwahrern seiner Wahrheiten gemacht. Er hatte sie zu Haushaltern seiner Gnade ernannt. Er hatte ihnen geistliche und zeitliche Vorzüge gegeben und sie berufen, diese Segnungen anderen mitzuteilen. Besondere Anweisungen waren ihnen betreffs der Behandlung ihrer verarmten Brüder und der Fremdlinge, die in ihren Toren waren, gegeben.
Sie sollten nicht ihren ganzen Gewinn zu ihrem eigenen Vorteil benutzen, sondern auch der Bedürftigen gedenken und ihre Segnungen mit ihnen teilen. Gott hatte verheißen, sie ihrer Liebeswerke und Barmherzigkeit gemäß zu segnen. Aber dem reichen Manne gleich streckten sie keine helfende Hand aus, um den zeitlichen oder geistlichen Bedürfnissen der leidenden Menschheit abzuhelfen. Von Stolz erfüllt hielten sie sich für das erwählte und besonders begünstigte Volk Gottes; dennoch dienten sie Gott nicht und beteten ihn nicht an.
Sie verließen sich auf die Tatsache, daß sie Kinder Abrahams waren. „Wir sind Abrahams Samen“ (Johannes 8,33), sagten sie stolz. Als die Krisis kam, da wurde es offenbar, daß sie sich von Gott geschieden und ihr Vertrauen auf Abraham gesetzt hatten, als ob er Gott sei. Christus sehnte sich danach, die verfinsterten Gemüter des jüdischen Volkes zu erleuchten. Er sagte ihnen: „Wenn ihr Abrahams Kinder wäret, so tätet ihr Abrahams Werke.
Nun aber suchet ihr, mich zu töten, einen solchen Menschen, der ich euch die Wahrheit gesagt habe, die ich von Gott gehört habe. Das hat Abraham nicht getan.“ Johannes 8,39.40. Christus sah in der Abstammung keine Tugend. Er lehrte, daß die geistliche Verbindung alle natürliche Verbindung ungültig mache. Die Juden behaupteten von Abraham abzustammen, aber, da sie es unterließen, die Werke Abrahams zu tun, bewiesen sie, daß sie nicht seine wahren Kinder waren.
Nur diejenigen, welche sich geistlich in Harmonie mit Abraham erwiesen, indem sie der Stimme Gottes gehorchen, werden als wahre Nachkommen desselben angesehen. Obgleich der Arme zu der Klasse gehörte, die von den Menschen als niedrig stehend angesehen wird, erkannte Christus ihn doch als einen an, mit dem Abraham ein inniges Freundschaftsverhältnis anknüpfen würde.
Obgleich der reiche Mann von aller Üppigkeit des Lebens umgeben war, war er doch so unwissend, daß er Abraham an die Stelle Gottes setzte. Wenn er seine erhabenen Vorrechte gewürdigt und dem Geiste Gottes zugelassen hätte, sein Gemüt und sein Herz umzubilden, so würde er eine ganz andere Stellung eingenommen haben. So war es auch mit dem Volk, welches er darstellte. Wenn die Juden dem göttlichen Rufe Folge geleistet hätten, so wäre ihre Zukunft eine ganz andere gewesen.
Sie hätten eine wahre geistliche Unterscheidungsgabe bekundet. Gott würde ihre Mittel vervielfältigt haben, bis sie hinreichend gewesen wären, um die ganze Welt zu segnen und zu erleuchten. Aber sie waren so weit von den Anordnungen des Herrn abgewichen, daß ihr ganzes Leben ein verkehrtes geworden war. Sie unterließen es, ihre Gaben als Haushalter Gottes im Einklang mit Wahrheit und Gerechtigkeit zu benutzen.
Sie ließen die Ewigkeit ganz und gar aus ihrer Rechnung, und ihre Untreue verursachte das Verderben des ganzen Volkes. Christus wußte, daß die Juden bei der Zerstörung Jerusalems an seine Warnung denken würden, und dies war auch der Fall.
Als jene Heimsuchung über Jerusalem kam, als das Volk Hungersnot und Leiden aller Art durchzumachen hatte, da erinnerte es sich an die Worte Christi und verstand das Gleichnis. Es hatte seine Leiden über sich selbst gebracht, indem es vernachlässigte, das ihm von Gott gegebene Licht in die Welt hinausleuchten zu lassen.
In den letzten Tagen
Die Schlußszenen der Geschichte dieser Welt sind uns im Schluß der Geschichte des reichen Mannes vorgeführt. Der reiche Mann behauptete, ein Sohn Abrahams zu sein, wurde aber durch eine nicht zu überschreitende Kluft — einem unrichtig entwickelten Charakter — von Abraham geschieden. Abraham diente Gott und befolgte im Glauben und Gehorsam sein Wort. Aber der reiche Mann achtete weder auf Gott noch auf die Bedürfnisse der leidenden Menschheit.
Die große zwischen ihm und Abraham befestigte Kluft war die Kluft des Ungehorsams. Es gibt auch heute viele, die so leben wie der reiche Mann. Obgleich Namenschristen, sind sie doch unbekehrt. Sie nehmen wohl teil am Gottesdienst und singen den Psalm: „Wie der Hirsch schreiet nach frischem Wasser, so schreiet meine Seele, Gott, zu dir“ (Psalm 42,2), aber sie legen ein falsches Zeugnis ab. Sie sind ebensowenig gerecht in den Augen Gottes, wie der größte Sünder.
Die Seele, welche nach aufregenden, weltlichen Vergnügungen verlangt, das Gemüt, welches Schaustellung und Gepränge liebt, kann Gott nicht dienen. Gleich dem reichen Mann im Gleichnis, hat auch ein solcher keine Neigung, gegen die Fleischeslust zu kämpfen. Ihn verlangt danach, den Appetit zu befriedigen; er wählt die Atmosphäre der Sünde. Er wird plötzlich vom Tode dahingerafft und sinkt hinab ins Grab mit dem Charakter, den er während seiner Lebzeit im Verein mit satanischen Werkzeugen gebildet hat.
Im Grab hat er keine Macht, irgend etwas zu wählen, sei es gut oder böse; denn wenn ein Mensch stirbt, „sind verloren alle seine Anschläge.“ Psalm 146,4. Wenn die Stimme Gottes solchen Toten auferweckt, wird er mit denselben Lüsten und Leidenschaften, denselben Neigungen und Abneigungen, die er nährte als er lebte, aus dem Grabe hervorkommen. Gott tut kein Wunder, um einen Menschen neu zu schaffen, der sich nicht neu schaffen lassen wollte, als ihm alle Gelegenheit dazu geboten wurde und alle Vorkehrungen getroffen waren, es ihm leicht zu machen.
Er fand während seiner Lebzeit keine Freude an Gott und keinen Gefallen an seinem Dienst. Sein Charakter ist nicht in Harmonie mit Gott, und er könnte in der himmlischen Familie nicht glücklich sein. Es gibt auch heute in der Welt eine Klasse von Menschen, die selbstgerecht sind. Sie sind keine Schlemmer und Prasser, sie sind keine Trunkenbolde, keine Ungläubigen, aber sie wünschen, für sich selbst zu leben und nicht für Gott.
Sie haben ihn nicht in ihren Gedanken und in ihrem Sinn, deshalb werden sie zu den Ungläubigen gerechnet. Wenn es ihnen möglich wäre, durch die Tore in die Stadt Gottes einzugehen, dann könnten sie kein Anrecht auf den Baum des Lebens haben; denn als ihnen die Gebote Gottes mit ihren bindenden Ansprüchen vorgelegt wurden, sagten sie: Nein! Sie haben Gott hier auf Erden nicht gedient; darum würden sie ihm auch hernach nicht dienen.
Sie könnten in seiner Gegenwart nicht leben und würden fühlen, daß irgend ein anderer Platz dem Himmel vorzuziehen sei. Von Christus lernen bedeutet, seine Gnade, das heißt seinen Charakter annehmen. Aber die, welche die ihnen hier auf Erden angebotenen köstlichen Gelegenheiten und heiligenden Einflüsse nicht schätzen und benutzen, sind nicht geschickt, an der reinen Anbetung im Himmel teilzunehmen.
Ihre Charaktere sind nicht nach dem göttlichen Ebenbilde umgebildet worden. Durch ihre eigene Vernachlässigung haben sie eine Schlucht gebildet, die durch nichts überbrückt werden kann. Zwischen ihnen und den Gerechten ist eine große Kluft befestigt.
Quelle : Christi Gleichnisse
Im Gleichnis von dem reichen Mann und dem armen Lazarus zeigt Christus, daß die Menschen in diesem Leben über ihr ewiges Schicksal entscheiden. Während der Prüfungszeit dieses kargen Erdenlebens wird Gottes Gnade einer jeden Seele angeboten; aber wenn die Menschen die ihnen gebotenen Gelegenheiten in ihrer Selbstbefriedigung vergeuden, dann schneiden sie sich vom ewigen Leben ab. Keine zweite Gnadenzeit wird ihnen gewährt werden. Durch ihre eigene Wahl haben sie eine unübersteigbare Kluft zwischen sich und Gott geschaffen.
Dies Gleichnis legt den Unterschied klar zwischen den Reichen, die Gott nicht vertrauen, und den Armen, die ihr Vertrauen auf Gott setzen. Christus zeigt, daß die Zeit kommen wird, in welcher die Lage der zwei Klassen eine umgekehrte sein wird. Wer arm an Gütern dieser Welt ist, aber dennoch Gott vertraut und in seinem Leiden geduldig ist, wird eines Tages weit über diejenigen erhöht werden, die jetzt die höchsten Stellungen einnehmen, welche die Welt bieten kann, aber ihr Leben nicht Gott geweiht haben
Es war aber ein reicher Mann,“ sagte Christus, „der kleidete sich mit Purpur und köstlicher Leinwand, und lebte alle Tage herrlich und in Freuden. Es war aber ein Armer, mit Namen Lazarus, der lag vor seiner Tür voller Schwären, und begehrte, sich zu sättigen von den Brosamen, die von des Reichen Tische fielen.“
Der reiche Mann gehörte nicht zu der Klasse, die durch den ungerechten Richter dargestellt wird, welcher offen erklärte, daß er Gott nicht fürchte und sich vor keinem Menschen scheue.
Er behauptete, ein Sohn Abrahams zu sein; er mißhandelte den Bettler nicht und forderte auch nicht von ihm, daß er fortgehe, weil sein Anblick ihm unangenehm sei. Wenn dieser arme, ekelerregende Mensch dadurch getröstet werden könnte, daß er ihn anblickte, wenn er aus- und einging, so war der reiche Mann vollkommen willens, daß er da verbleibe. Aber seine Selbstsucht machte ihn gleichgültig gegen die Bedürfnisse seines leidenden Bruders.
Es gab damals keine Hospitäler, in welchen die Kranken versorgt werden konnten. Leidende und Bedürftige wurden unter die Beachtung solcher gebracht, denen der Herr Güter anvertraut hatte, damit ihnen Hilfe und Teilnahme erwiesen werde. Dies war auch mit dem armen Mann der Fall. Lazarus war der Hilfe sehr bedürftig, denn er war ohne Freunde, ohne Heim, ohne Geld und ohne Nahrung.
Er mußte Tag für Tag in diesem Zustande bleiben, während dem reichen Edelmann alle Bedürfnisse befriedigt wurden. Er, dem es doch leicht geworden wäre, die Leiden seines Mitmenschen zu lindern, lebte für sich selbst, wie es heutzutage so viele tun. In unserer allernächsten Umgebung gibt es auch heute viele, die hungrig, nackt und heimatlos sind.
Wenn wir es vernachlässigen diesen Bedürftigen und Leidenden von unsern Mitteln mitzuteilen, so laden wir auf uns eine Schuld, für welche wir eines Tages Rechenschaft ablegen müssen. Aller Geiz ist als Abgötterei verdammt. Alle selbstsüchtige Befriedigung ist in Gottes Augen ein Verbrechen. Gott hatte den reichen Mann zu einem Haushalter seiner Güter gemacht und es war seine Pflicht, für solche Leute, wie gerade jener Arme war, zu sorgen.
Der Herr hatte das Gebot gegeben: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieb haben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von allem Vermögen,“ und „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“ 5.Mose 6,5; 3.Mose 19,18. Der reiche Mann war ein Jude und als solcher mit dem Befehl Gottes bekannt. Aber er vergaß, daß er für die Verwendung der ihm anvertrauten Mittel und Fähigkeiten verantwortlich war.
Die Gesellschaft seiner Freunde nahm ihn so sehr in Anspruch, daß er alles Verständnis für die ihm anvertraute Aufgabe, als Mitarbeiter Gottes den Leidenden zu dienen, verlor. Er hatte Gelegenheit gehabt, das Wort Gottes zu verstehen und dessen Lehren zu befolgen, aber die von ihm gewählte, vergnügungssüchtige Gesellschaft beschäftigte ihn so sehr, daß er des ewigen Gottes vergaß.
Es kam die Zeit, in welcher eine Änderung in den Verhältnissen der zwei Männer eintrat. Der Arme hatte Tag für Tag gelitten, aber sein Leiden ruhig und geduldig ertragen. Er starb und wurde begraben. Niemand trauerte um ihn, aber durch seine im Leiden bewiesene Geduld hatte er für Christum gezeugt, hatte er die Prüfung seines Glaubens bestanden, und nach seinem Tode wird er uns dargestellt als von den Engeln in Abrahams Schoß getragen.
Lazarus stellt die an Christum glaubenden, leidenden Armen dar. Wenn die Posaune erschallt und alle, die in den Gräbern sind, die Stimme Christi hören und hervorkommen, werden sie ihre Belohnung erhalten, denn ihr Glaube an Gott war ihnen nicht nur eine Lehre, sondern eine Wirklichkeit.
„Der Reiche aber starb auch und ward begraben. Als er nun in der Hölle (Totenreich) und in der Qual war, hub er seine Augen auf und sah Abraham von ferne und Lazarus in seinem Schoß. Und er rief und sprach: Vater Abraham, erbarme dich mein und sende Lazarus, daß er das Äußerste seines Fingers ins Wasser tauche und kühle meine Zunge; denn ich leide Pein in dieser Flamme.
In diesem Gleichnis nahm Jesus Rücksicht auf eine unter dem Volke herrschende Ansicht. Viele der Zuhörer Christi hingen der Lehre von einem bewußten Zustande zwischen dem Tode und der Auferstehung an. Der Heiland war mit ihren Ansichten bekannt und kleidete deshalb sein Gleichnis so ein, daß es diesen Leuten vermittels ihrer vorgefaßten Ansichten wichtige Wahrheiten vorführen konnte.
Er hielt seinen Zuhörern einen Spiegel vor, in dem sie sich in ihrem wahren Verhältnis zu Gott sehen konnten. Er benutzte die vorherrschende Ansicht, um den einen Gedanken, den er besonders hervorzuheben wünschte, klar zu machen — daß nämlich kein Mensch nach seinen Besitztümern geschätzt wird, weil alles, was er hat, ihm nur vom Herrn geliehen ist.
Der Mißbrauch dieser Gaben stellt ihn niedriger als den ärmsten und elendesten Menschen, der Gott liebt und ihm vertraut. Christus wollte es seinen Zuhörern verständlich machen, daß es den Menschen unmöglich ist, nach dem Tode ihr Seelenheil zu sichern. Das Gleichnis läßt Abraham antworten: „Gedenke, Sohn, daß du dein Gutes empfangen hast in deinem Leben, und Lazarus dagegen hat Böses empfangen; nun aber wird er getröstet, und du wirst gepeiniget.
Und über das alles ist zwischen uns und euch eine große Kluft befestiget, daß, die da wollten von hinnen hinabfahren zu euch, könnten nicht, und auch nicht von dannen zu uns herüberfahren.“ Auf diese Weise zeigte Christus, wie hoffnungslos die Aussicht auf eine zweite Gnadenzeit ist. Dies Leben ist die einzige Zeit, die den Menschen gegeben wird, um sich für die Ewigkeit vorzubereiten.
Der reiche Mann hatte den Gedanken nicht aufgegeben, ein Kind Abrahams zu sein und wird dargestellt, wie er in seiner Not ihn um Hilfe anruft. „Vater Abraham,“ bat er, „erbarme dich mein.“ Er richtete seine Bitte nicht an Gott, sondern an Abraham. Dadurch zeigte er, daß er Abraham über Gott stellte und durch sein Verhältnis zu Abraham selig zu werden glaubte.
Der Schächer am Kreuz richtete seine Bitte an Christum. Gedenke meiner, wenn du in dein Reich kommst (Lukas 23,42), sagte er; und sofort kam die Antwort: Wahrlich, ich sage dir heute (da ich in Demütigung und Leiden am Kreuze hänge), du wirst mit mir im Paradiese sein. Aber der reiche Mann richtete seine Bitte an Abraham, und sie wurde nicht erhört. Christus allein ist „erhöhet zu einem Fürsten und Heiland, zu geben Israel Buße und Vergebung der Sünden;“ „und ist in keinem andern Heil.“ Apostelgeschichte 5,31; Apostelgeschichte 4,12
Das Gleichnis von dem reichen Mann und dem armen Lazarus zeigt, wie die durch diese Männer dargestellten zwei Klassen in der ungesehenen Welt geschätzt werden. Es ist keine Sünde, reich zu sein, wenn der Reichtum nicht durch Ungerechtigkeit erlangt worden ist. Ein reicher Mann wird nicht verdammt, weil er Reichtümer hat; aber die Verdammnis kommt über ihn, wenn er die ihm anvertrauten Mittel in selbstsüchtiger Weise verausgabt.
Der reiche Mann hatte alles, was durch Geld erlangt werden konnte; aber er besaß nicht die Reichtümer, die seine Rechnung mit Gott begleichen konnten. Er hatte gelebt, als ob alles, was er besaß, ihm gehöre. Er hatte den Ruf Gottes und die Ansprüche der leidenden Armen vernachlässigt. Aber zuletzt kommt ein Ruf, den er nicht vernachlässigen kann. Durch eine Macht, die er nicht in Frage stellen und der er nicht widerstehen kann, wird ihm geboten, die Güter, über welche er nicht länger Haushalter ist, zu verlassen.
Der einstmals so reiche Mann gerät in hoffnungslose Armut. Das Kleid der Gerechtigkeit Christi, gewoben am himmlischen Webstuhl, kann ihn niemals bedecken. Er, der einstmals den reichsten Purpur und die feinste Leinwand trug, steht jetzt nackt und bloß da. Seine Gnadenzeit ist zu Ende. Er hat nichts in die Welt hineingebracht und kann auch nichts aus derselben herausnehmen.
Christus hob den Vorhang und führte dieses Bild den Priestern und Obersten, Schriftgelehrten und Pharisäern vor Augen.
Seht es euch an, ihr, die ihr reich seid an Gütern dieser Welt, aber nicht in Gott! Was unter den Menschen am höchsten geschätzt wird, ist in den Augen Gottes ein Greuel. Christus sagt: „Was hülfe es den Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne, und nähme an seiner Seele Schaden? Oder was kann der Mensch geben, damit er seine Seele löse?“ Markus 8,36.37.
Die Anwendung auf das jüdische Volk
Als Jesus das Gleichnis von dem reichen Mann und dem armen Lazarus gab, waren unter den Juden viele in dem bedauernswerten Zustand des reichen Mannes. Sie benutzten des Herrn Güter zur Befriedigung selbstsüchtiger Gelüste und brachten dadurch den Urteilsspruch über sich: Man hat dich in einer Waage gewogen und zu leicht gefunden. Daniel 5,27. Der reiche Mann war mit allen zeitlichen und geistlichen Segnungen überschüttet worden, aber er weigerte sich, in der Benutzung dieser Segnungen ein Mitarbeiter Gottes zu sein.
So war es auch mit dem jüdischen Volke. Der Herr hatte die Juden zu Verwahrern seiner Wahrheiten gemacht. Er hatte sie zu Haushaltern seiner Gnade ernannt. Er hatte ihnen geistliche und zeitliche Vorzüge gegeben und sie berufen, diese Segnungen anderen mitzuteilen. Besondere Anweisungen waren ihnen betreffs der Behandlung ihrer verarmten Brüder und der Fremdlinge, die in ihren Toren waren, gegeben.
Sie sollten nicht ihren ganzen Gewinn zu ihrem eigenen Vorteil benutzen, sondern auch der Bedürftigen gedenken und ihre Segnungen mit ihnen teilen. Gott hatte verheißen, sie ihrer Liebeswerke und Barmherzigkeit gemäß zu segnen. Aber dem reichen Manne gleich streckten sie keine helfende Hand aus, um den zeitlichen oder geistlichen Bedürfnissen der leidenden Menschheit abzuhelfen. Von Stolz erfüllt hielten sie sich für das erwählte und besonders begünstigte Volk Gottes; dennoch dienten sie Gott nicht und beteten ihn nicht an.
Sie verließen sich auf die Tatsache, daß sie Kinder Abrahams waren. „Wir sind Abrahams Samen“ (Johannes 8,33), sagten sie stolz. Als die Krisis kam, da wurde es offenbar, daß sie sich von Gott geschieden und ihr Vertrauen auf Abraham gesetzt hatten, als ob er Gott sei. Christus sehnte sich danach, die verfinsterten Gemüter des jüdischen Volkes zu erleuchten. Er sagte ihnen: „Wenn ihr Abrahams Kinder wäret, so tätet ihr Abrahams Werke.
Nun aber suchet ihr, mich zu töten, einen solchen Menschen, der ich euch die Wahrheit gesagt habe, die ich von Gott gehört habe. Das hat Abraham nicht getan.“ Johannes 8,39.40. Christus sah in der Abstammung keine Tugend. Er lehrte, daß die geistliche Verbindung alle natürliche Verbindung ungültig mache. Die Juden behaupteten von Abraham abzustammen, aber, da sie es unterließen, die Werke Abrahams zu tun, bewiesen sie, daß sie nicht seine wahren Kinder waren.
Nur diejenigen, welche sich geistlich in Harmonie mit Abraham erwiesen, indem sie der Stimme Gottes gehorchen, werden als wahre Nachkommen desselben angesehen. Obgleich der Arme zu der Klasse gehörte, die von den Menschen als niedrig stehend angesehen wird, erkannte Christus ihn doch als einen an, mit dem Abraham ein inniges Freundschaftsverhältnis anknüpfen würde.
Obgleich der reiche Mann von aller Üppigkeit des Lebens umgeben war, war er doch so unwissend, daß er Abraham an die Stelle Gottes setzte. Wenn er seine erhabenen Vorrechte gewürdigt und dem Geiste Gottes zugelassen hätte, sein Gemüt und sein Herz umzubilden, so würde er eine ganz andere Stellung eingenommen haben. So war es auch mit dem Volk, welches er darstellte. Wenn die Juden dem göttlichen Rufe Folge geleistet hätten, so wäre ihre Zukunft eine ganz andere gewesen.
Sie hätten eine wahre geistliche Unterscheidungsgabe bekundet. Gott würde ihre Mittel vervielfältigt haben, bis sie hinreichend gewesen wären, um die ganze Welt zu segnen und zu erleuchten. Aber sie waren so weit von den Anordnungen des Herrn abgewichen, daß ihr ganzes Leben ein verkehrtes geworden war. Sie unterließen es, ihre Gaben als Haushalter Gottes im Einklang mit Wahrheit und Gerechtigkeit zu benutzen.
Sie ließen die Ewigkeit ganz und gar aus ihrer Rechnung, und ihre Untreue verursachte das Verderben des ganzen Volkes. Christus wußte, daß die Juden bei der Zerstörung Jerusalems an seine Warnung denken würden, und dies war auch der Fall.
Als jene Heimsuchung über Jerusalem kam, als das Volk Hungersnot und Leiden aller Art durchzumachen hatte, da erinnerte es sich an die Worte Christi und verstand das Gleichnis. Es hatte seine Leiden über sich selbst gebracht, indem es vernachlässigte, das ihm von Gott gegebene Licht in die Welt hinausleuchten zu lassen.
In den letzten Tagen
Die Schlußszenen der Geschichte dieser Welt sind uns im Schluß der Geschichte des reichen Mannes vorgeführt. Der reiche Mann behauptete, ein Sohn Abrahams zu sein, wurde aber durch eine nicht zu überschreitende Kluft — einem unrichtig entwickelten Charakter — von Abraham geschieden. Abraham diente Gott und befolgte im Glauben und Gehorsam sein Wort. Aber der reiche Mann achtete weder auf Gott noch auf die Bedürfnisse der leidenden Menschheit.
Die große zwischen ihm und Abraham befestigte Kluft war die Kluft des Ungehorsams. Es gibt auch heute viele, die so leben wie der reiche Mann. Obgleich Namenschristen, sind sie doch unbekehrt. Sie nehmen wohl teil am Gottesdienst und singen den Psalm: „Wie der Hirsch schreiet nach frischem Wasser, so schreiet meine Seele, Gott, zu dir“ (Psalm 42,2), aber sie legen ein falsches Zeugnis ab. Sie sind ebensowenig gerecht in den Augen Gottes, wie der größte Sünder.
Die Seele, welche nach aufregenden, weltlichen Vergnügungen verlangt, das Gemüt, welches Schaustellung und Gepränge liebt, kann Gott nicht dienen. Gleich dem reichen Mann im Gleichnis, hat auch ein solcher keine Neigung, gegen die Fleischeslust zu kämpfen. Ihn verlangt danach, den Appetit zu befriedigen; er wählt die Atmosphäre der Sünde. Er wird plötzlich vom Tode dahingerafft und sinkt hinab ins Grab mit dem Charakter, den er während seiner Lebzeit im Verein mit satanischen Werkzeugen gebildet hat.
Im Grab hat er keine Macht, irgend etwas zu wählen, sei es gut oder böse; denn wenn ein Mensch stirbt, „sind verloren alle seine Anschläge.“ Psalm 146,4. Wenn die Stimme Gottes solchen Toten auferweckt, wird er mit denselben Lüsten und Leidenschaften, denselben Neigungen und Abneigungen, die er nährte als er lebte, aus dem Grabe hervorkommen. Gott tut kein Wunder, um einen Menschen neu zu schaffen, der sich nicht neu schaffen lassen wollte, als ihm alle Gelegenheit dazu geboten wurde und alle Vorkehrungen getroffen waren, es ihm leicht zu machen.
Er fand während seiner Lebzeit keine Freude an Gott und keinen Gefallen an seinem Dienst. Sein Charakter ist nicht in Harmonie mit Gott, und er könnte in der himmlischen Familie nicht glücklich sein. Es gibt auch heute in der Welt eine Klasse von Menschen, die selbstgerecht sind. Sie sind keine Schlemmer und Prasser, sie sind keine Trunkenbolde, keine Ungläubigen, aber sie wünschen, für sich selbst zu leben und nicht für Gott.
Sie haben ihn nicht in ihren Gedanken und in ihrem Sinn, deshalb werden sie zu den Ungläubigen gerechnet. Wenn es ihnen möglich wäre, durch die Tore in die Stadt Gottes einzugehen, dann könnten sie kein Anrecht auf den Baum des Lebens haben; denn als ihnen die Gebote Gottes mit ihren bindenden Ansprüchen vorgelegt wurden, sagten sie: Nein! Sie haben Gott hier auf Erden nicht gedient; darum würden sie ihm auch hernach nicht dienen.
Sie könnten in seiner Gegenwart nicht leben und würden fühlen, daß irgend ein anderer Platz dem Himmel vorzuziehen sei. Von Christus lernen bedeutet, seine Gnade, das heißt seinen Charakter annehmen. Aber die, welche die ihnen hier auf Erden angebotenen köstlichen Gelegenheiten und heiligenden Einflüsse nicht schätzen und benutzen, sind nicht geschickt, an der reinen Anbetung im Himmel teilzunehmen.
Ihre Charaktere sind nicht nach dem göttlichen Ebenbilde umgebildet worden. Durch ihre eigene Vernachlässigung haben sie eine Schlucht gebildet, die durch nichts überbrückt werden kann. Zwischen ihnen und den Gerechten ist eine große Kluft befestigt.
Quelle : Christi Gleichnisse