Echte Freiheit - Ein Zeugnis Teil 5

Harlekin2

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"Es ist ein köstlich Ding, geduldig sein und auf die Hilfe des HERRN hoffen."
(Klgl.3,26)


Teil 5


An die nächsten Wochen kann ich mich kaum mehr erinnern.
Mein Gefängnisalltag bestand aus Gebet, Bibellesen und Briefe beantworten.

Es könnte Mitte November gewesen sein,
ungefähr 3 Monate nach meiner Verhandlung,
und 6,5 Monate nach meiner Verhaftung,
als ich wieder einen Traum hatte.

Es war wie eine Kopie des Traums,
den ich bei Teil 2 beschrieben hatte.
Die Atmosphäre wirkte sehr lebendig und real.
Die Gefängnistüren waren offen und luden zur Flucht ein.
Ich konnte mich im Traum aber nicht erinnern,
die gleiche Situation schonmal geträumt zu haben.

Doch diesmal war mein Verhalten anders.
Ich sagte folgende Worte:
"Ich gehe erst aus dem Gefängnis,
wenn mich Jesus herausholt."
Dann war der Traum wohl vorbei,
und am nächsten Morgen auch schon wieder vergessen.
Alles genau so, wie beim ersten Traum,
nur dass ich diesmal eben nicht versuchte zu fliehen.

Während meiner Gebetszeit sprach Jesu zu mir,
und erinnerte mich an den Traum.
Dann sagte Er:
"Jetzt bin ich das Wichtigste in deinem Leben."

Meine Erinnerung an diese Situation, und was dann geschah,
ist wie ein glasklares Bild vor meinem inneren Auge.
Ich war in meiner Zelle,
seit über 6 Monaten,
immer noch 23 Std täglich alleine eingesperrt,
saß auf meinem Bett,
rechts von mir die verschlossene Zellentür,
und links oben von mir das vergitterte Fenster.
Dann streckte ich meine Arme rechts und links von mir aus,
und weinte vor Freude und Glück.
Ich fühlte mich absolut frei.
Ja ich war wirklich frei,
so frei, wie noch nie in meinem Leben zuvor,
und das mitten im Gefängnis.
Jesus hatte mich in eine Freiheit "geführt",
die völlig unabhängig von den Lebensumständen war.

Das war eine sehr krasse Erfahrung,
von der ich später noch des Öfteren bei Gefängnismissionen Zeugnis gegeben hatte.

.
Die Termine für die Berufungsverhandlung waren auf den 08. + 12. Dezember
vor dem Kammergericht (die Strafkammer weiß ich nicht mehr) festgelegt.
Für mich war das tief in meinem Inneren nicht mehr von großer Bedeutung,
hatte ich doch wirkliche Freiheit bereits erlangt.

Irgendwann erfuhr ich,
dass aus mir unbekannten Gründen die vorsitzende Richterin "ausgewechselt" wurde.
Sie wurde bei Häftlingen als "Drachen" bezeichnet,
weil sie i.d.R. hohe Strafen verhängte.
An ihre Stelle wurde "komischerweise" jemand vom Verkehrsgericht gesetzt.

Ein paar Tage vor dem 1.Verhandlungstag hatte ich wieder einen Traum.
Ich sah mich und meinen (angeblichen) Tatgenossen,
wie wir einen Gang entlang gingen
und an eine Pforte kamen.
Dort wurden uns unsere Ausweise ausgehändigt.
Dann war der Traum vorbei.

Hatte ich hier von unserer Entlassung geträumt ?
Ok, dass ich evtl rauskomme, das war theoretisch möglich,
aber bei meinem (angeblichen) Tatgenossen war die Lage völlig anders.
Hatte er doch, im Vergleich zu mir,
tatsächlich einen Stein geworfen,
dies auch zugegeben und zudem noch eine Bewährung offen.
Eine Straftat während einer Bewährungszeit führt i.d.R. unweigerlich zum Bewährungswiderruf

Die Verhandlungstage kamen.
Ich habe kaum Erinnerungen daran.
bis auf den Richter,
der auf mich wirkte, wie mein 2.Rechtsanwalt.
Er nahm die Aussagen der Polizisten regelrecht auseinander.
Dann stellte sich noch heraus,
dass er nachts extra an den Tatort gefahren war,
um sich vor Ort ein besseres Bild der Lage machen zu können.
Dadurch erkannte er auch, dass bestimmte Aussagen der Polizisten, die mich belasteten, nicht stimmen konnten.

Schließlich kam es zum Urteilsspruch
Unschuldig !!
Ich wurde freigesprochen
und mein angeblicher Komplize kam doch tatsächlich nochmal mit einer Bewährungsstrafe davon.
Der Saal tobte, und mein "Kollege" natürlich auch.
Ich dagegen war die Ruhe selbst, und sagte mit lauter Stimme:
"Gott sei Dank !"
Ich weiß noch sehr gut,
mit welch fragwürdigem Blick mich daraufhin meine Anwältin ansah.

Dann ging es zurück in die Zelle.
Sachen packen war angesagt.

Wir wurden gemeinsam zum Ausgang gebracht.
Durch einen langen unterirdischen Gang ging es.
Mein "Komplize" war mega aufgeregt und konnte es kaum erwarten endlich wieder "draußen" zu sein.
Ich dagegen trödelte, im wahrsten Sinne des Wortes.
Ich hatte es nicht eilig, war ich doch bereits wirklich frei.
Ich kann mich noch gut erinnern, wie mich mein "Komplize" drängelte und aufforderte, schneller zu gehen.
Er fragte mich, ob ich nicht "raus" wollte.
Aber ich war doch schon längst "draußen".
Dann kamen wir an die Pforte,
dort wurden uns die Ausweise ausgehändigt.
In diesem Moment fiel mir der Traum wieder ein.
Ja, das war genau die Situation, von der ich träumte.

Dann ging das große Tor auf,
durch das wir hinaus in die "Welt" traten.
Draußen empfing uns jubelnd eine große Menge von Menschen.

Der Jubel in mir war stärker
Jesus hatte Sein Wort gehalten !!!