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"Darum verlieben wir uns so oft in den Falschen"

"Darum verlieben wir uns so oft in den Falschen"
Fast schicksalhaft wählen manche immer wieder einen Partner, der sie unglücklich macht. Die Psychologin Kirsten von Sydow über die Dynamik von Beziehungen – und von welchen Faktoren sie bestimmt wird.

Interview: Tilman Botzenhardt und Maria Kirady

GEO WISSEN: Frau Professor von Sydow, gibt es Menschen, die sich immer wieder in die falschen Partner verlieben?

PROF. DR. KIRSTEN VON SYDOW: Ja, das kommt durchaus vor. Natürlich sollte niemand zum Therapeuten gehen, nur weil er oder sie gerade etwas Pech in der Liebe hat. Wenn Beziehungen aber immer wieder ähnlich verlaufen und an den immer gleichen Problemen scheitern, lohnt es sich, über die Ursachen nachzudenken. Denn manche Menschen haben einfach kein gutes Gespür dafür, welche Partner ihnen guttun – oder wie sie eine stabile Beziehung führen können.

Woran liegt das?

Die meisten Betroffenen können das Verhalten anderer Menschen in Beziehungen schlecht einschätzen. Ihnen fällt es etwa schwer, zu erkennen, ob ihr Gegenüber überhaupt an einer festen Partnerschaft interessiert ist. Es gibt ja zum Beispiel den Typ „Einsamer Cowboy“, der auf manche Frauen zunächst attraktiv wirkt – der aber auch klar ausstrahlt, dass er für eine stabile Beziehung nicht zu haben ist. So ein Mann eignet sich für eine Affäre. Wer aber gar nicht unterscheiden kann, ob sein Gegenüber sich binden möchte oder nicht, sucht womöglich immer wieder Beziehungen zu solchen Partnern. Und scheitert Mal um Mal.

Wie entstehen solche verzerrten Wahrnehmungen?

Sie folgen Mustern, die sich schon in der frühen Kindheit ausprägen. Was wir von einer Beziehung erwarten, wie selbstbewusst wir sind, wie wir unser Gegenüber wahrnehmen: All das lernen wir in den ersten Lebensjahren aus der Bindung an enge Bezugspersonen, zumeist also von den Eltern. Von ihnen erhofft das Kind Zuwendung und Sicherheit. Und die Reaktionen der Erwachsenen bestimmen mit, auf welche Weise der Heranwachsende mit Bedürfnissen und Beziehungen umgeht. Psychologen unterscheiden dabei vier typische Muster.

Welche sind das?

Die erste und häufigste Variante ist die sogenannte „sichere Bindung“: Sie entsteht, wenn das Kind sich auf die Zuwendung seiner Eltern verlassen kann. Sicher gebundene Menschen sind auch später im Leben zuversichtlich, dass andere Menschen sie mögen, und es fällt ihnen leicht, tragfähige Beziehungen zu anderen einzugehen. Natürlich können auch sie Pech in der Liebe haben. Dass sich sicher gebundene Menschen aber systematisch in die Falschen verlieben, ist eher unwahrscheinlich.

Rund ein Viertel der Bevölkerung entwickelt dagegen den zweiten Typ, die „unsicher-vermeidende Bindung“. Sie entsteht, wenn Eltern ihr Kind häufig zurückweisen. Es lernt dann, sein Bedürfnis nach Zuwendung zu unterdrücken. Oft setzt es später auf Unabhängigkeit, auf Arbeit und Leistung und zeigt sich äußerst ungern schwach.

So wie der einsame Cowboy?

Das kann eine extreme Ausprägung dieses Typs sein. In Paarbeziehungen haben es Partner von unsicher vermeidenden Menschen oft nicht leicht, weil diese sehr auf ihre Autonomie bedacht sind und ihre Gefühle weniger gut zeigen und benennen können als andere Menschen. Schwierigkeiten kann auch das dritte Grundmuster bereiten, die „unsicher-ambivalente Bindung“. Wer dieses Verhalten zeigt, hat als Kind oft keine berechenbaren und stabilen Beziehungen erlebt – und will sich der Zuwendung seines Partners daher meist wieder und wieder aufs Neue versichern. Oft ist er ständig besorgt, der andere würde ihn zu wenig mögen oder könne ihn verlassen. Diesem Typ gehören etwa 15 Prozent der Bevölkerung an. Die größten Probleme jedoch bereitet das seltenste Muster, das insgesamt um die fünf Prozent der Bevölkerung ausprägen: die „desorganisierte Bindung“.

Was kennzeichnet diesen Typ?

Dieses Muster entsteht, wenn Kinder Gewalt oder Missbrauch durch Vertrauenspersonen erleben. Oder wenn sie bei Eltern aufwachsen, die ihnen keine Zuwendung geben können, zum Beispiel weil sie an Depressionen, an Alkohol- oder Drogensucht leiden. Kinder solcher Eltern entwickeln in der Regel ein sehr chaotisches Bindungsverhalten: Einerseits suchen sie nach Schutz, andererseits bereitet ihnen Nähe Probleme, weil sie immer befürchten, in engen Beziehungen Verletzungen zu erfahren.

https://www.geo.de/magazine/geo-wissen/15136-rtkl-partnerwahl-darum-verlieben-wir-uns-so-oft-den-falschen

Kommentare

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(Nutzer gelöscht) 23.06.2023 16:35
Was bedeutet das für dich?
 
Reiferwein 23.06.2023 16:37
@ Zeitzeuge - ein sehr wichtiger und aufschlussreicher Beitrag von Dir. Mir sind diese Menschen auch oft begegnet, die immer wieder in alten Schemas oder Gewohnheiten verfallen und leider dann oft die falschen Entscheidungen treffen. Danke für das teilen.
 
(Nutzer gelöscht) 23.06.2023 16:40
Erlebe es oft im Bekanntenkreis, die Männer haben eine konkrete Vorstellung ihrer Traumfrau.
Oft entspricht diese ihrer Ehefrau in den ersten Jahren.
Eine neue Frau hat keine Chance, da der Platz im Herzen des Mannes nicht frei ist.
Habe ich persönlich auch schon erlebt.
 
Zeitzeuge 23.06.2023 16:47
Ich sollte mein Lebensmuster mal genauer betrachten.

z.B:
Wenn Menschen mit "kompensatorischen Selbstbildern" lieben und Beziehungen führen.

Wenn ich nicht so recht weiß, wer ich bin, weil ich mein eigentliches, von meinen Eltern geschaffenes negatives Selbstbild tief in mir vergraben und mir stattdessen ein kompensatorisches Selbstbild geschaffen habe, dann suche ich mehr oder minder ständig nach Gelegenheiten, mein Selbstbild zu bestätigen. Ich handle also nicht aus mir selbst, sondern aus meinem Wunsch-Selbst heraus.

(Jörg Heidig)
 
(Nutzer gelöscht) 23.06.2023 16:49
Dazu bedarf es die Bereitschaft an sich zu arbeiten. 
 
(Nutzer gelöscht) 23.06.2023 16:50
Nur wenige Männer wollen das und fallen dann auf die falschen Frauen rein oder sie verlieben sich in Frauen, die für sie nicht zu gewinnen sind.
 
Digrilimele 23.06.2023 17:17
🤔Hmmm, wer will schon einen Cowboy??? 

Okay, dann nehme ich doch die erste und häufigste Variante, „ Sichere Bindung“ und kann nur hoffen, dass Gott gleicher Meinung ist. 
 
(Nutzer gelöscht) 23.06.2023 17:22
Das hört sich so negativ an.
 
(Nutzer gelöscht) 23.06.2023 17:24
Gott schenkt Verliebtheit.
Was wir daraus machen, liegt auch an den einzelnen Partnern.
 
Digrilimele 23.06.2023 17:51
Eigentlich war es humorvoll gemeint,  damit wir auch hier ausdauernd bleiben und die Wartezeit als Herausforderung sehen, in der wir eben andere Dinge lernen.

Nein, es ist positiv gemeint, denn auch Gott hat einen Plan und dieser muss nicht zwingend mit unseren Vorstellungen übereinstimmen. 
Ich glaube, wem wir genau hinhören, wird ER das zusammenführen, was am meisten Frucht bringt und wird SEINEM Plan mit uns umsetzen.
 
Zeitzeuge 23.06.2023 18:23
Zitat:
"Ich glaube, wem wir genau hinhören, wird ER das zusammenführen, was am meisten Frucht bringt und wird SEINEM Plan mit uns umsetzen."

Das ist wunderbar fromm formuliert liebe Digi.. es ehrt Gott und hofft auf das Gute, löst aber nur selten Probleme in der Begegnung mit Andersdenkenden und fühlenden z.B. bei Partnerschaftsproblemen. Denn es treffen mindesten zwei Seelen (Welten) aufeinander, die eine gemeinsame Lösung im günstigsten Fall anstreben.
 
Digrilimele 23.06.2023 18:35
Ich bin mir sicher, sodass es so geschieht.🙏

Menschen neigen dazu nach eigenen Vorstellungen und Wunschlisten vorzugehen ,doch dabei vergessen sie allzuoft, was ihr himmlischer Vater dazu sagt.

Es ist mir noch nicht ganz klar, warum sie so vorgehen und glauben, dass ihre Listen besser seien als Gottes Plan.
 
Digrilimele 23.06.2023 18:41
Es geschieht dir, wie du geglaubt hast🙏

Glaubst du das?
 
Zeitzeuge 23.06.2023 19:01
Jedem seht natürlich frei, wie er glaubt nach bestem Wissen und Gewissen, darum gibt es auch verschiedene Lösungswege.
 
(Nutzer gelöscht) 23.06.2023 19:06
Digrilimele: nach dem Motto, jeder bekommt in der Liebe  das, was er er glaubt ?
 
Schneeball 23.06.2023 19:07
"Früher" - wobei es keine exakte Zeitangabe gibt,was "früher"
beinhaltet - also "früher" wurden "Ehen" noch im Himmel
gestiftet.
Sie wurden nicht per Internet oder Wunschliste selbst fabriziert,
sondern man suchte tatsächlich die Führung Gottes.
---
Da aber auch echter Glaube dermaßen auf der Strecke geblieben
ist - und der eigentliche Gott durch den Gott "Ego" in allen Bereichen
ersetzt ist - kann sich der moderne Mensch überhaupt nicht mehr
vorstellen,daß Gott Menschen aussucht und zusammen führt.
---
Ich weiß nicht genau,was @Zeitzeuge um 18.23 mit "wunderbar
fromm formuliert" meint - ich aber kann @Digrimele nur 100%
bestätigen.
Sicher kommen immer "zwei Persönlichkeitswelten" aufeinander.
"Eine gemeinsame Lösung im günstigsten Fall anstreben" - nein -
es muß - wenn Gott führt - keine "Lösung" angestrebt werden - 
das Ziel ist bereits im Himmel "erreicht" : Diese zwei Menschen
sind diejenigen,die Gott füreinander aussuchte !
Glaubst du das ?
Ja - es geschieht so - wie wir glauben !
---
Ein wenig mehr Ehrlichkeit vor sich selbst und dann vor Gott
würde dem einen oder anderen hier weiter helfen.
Ich meine niemanden persönlich !
 
Digrilimele 23.06.2023 19:08
Genau, so ist es, Zeitzeuge.

Obgleich es unterschiedliche Lösungswege gibt, rein theoretisch, so gibt es doch nur einen Er-löser.

So schreibt ER uns seinen Willen in unser Herz, wenn wir es denn zulassen und nicht eigenen Wunschlisten hinterher jagen.
 
(Nutzer gelöscht) 23.06.2023 19:16
Gott hat allerdings die Partnerschaft als die normale Form des Zusammenlebens gegeben.
Verstehe deshalb nicht, warum so viele Menschen ungewollt Single sind.
 
Schneeball 23.06.2023 19:17
Der echte,wirkliche Glaube an Gott ist genau die Schule oder
Voraussetzung für den Glauben oder das Vertrauen in/an einen
Menschen.
Wie will ich einem Menschen trauen dessen gesamte Entwicklung ich
unmöglich überschauen kann,wenn ich nicht zuvor im alltäglichen Leben
gelernt,geübt habe einem unsichtbaren Wesen (Gott) zu vertrauen ?
---
Bei der Partnerwahl wechselt der Mensch vom Vertrauen in das Unsichtbare
hinüber in den Bereich des Sichtbaren.
Wahrscheinlich versteht man mich nicht einmal mehr.
Es ist ein Thema,das hier per Internet und so allgemein auch nicht
erörtert werden kann.
----
Die vier "Kategorien" von oben sind als Grundraster brauchbar - in
der Vielschichtigkeit der einzelnen Persönlichkeitsstrukturen aber
einfach zu simpel.
Und - außer Acht gelassen ist : Die Heilung der Person,sobald die
Kraft Gottes innerlich bei einem Menschen wirken kann.
Durchaus kann sich ein Mensch aus einem schwierigen Elternhaus
zu einer bindungsfähigen Person entwickeln.
 
(Nutzer gelöscht) 23.06.2023 19:48
Wenn ein Mann Mama in seinem Herzen den ersten Platz gegeben hat, wird es auch schwierig. Denn jede Frau wird mit Mama verglichen. Dazu viel mir Loriot ein 😆
 
(Nutzer gelöscht) 24.06.2023 14:58
Beim Lesen der Ausführung kam mir an der Stelle die Frage auf, ob es wirklich darum geht, dass der Partner glücklich machen solle. Ein Augenmerk liegt hierbei sicherlich auf Zu-Frieden-heit .. und ich bin mir zu einem sehr großen AnTeil sicher, wenn Partner dankbarer für die Partnerschaft und die jeweiligen Partner wären, würde es segensreicher zugehen.
 
Schneeball 24.06.2023 15:30
zu 14.58,@RoseSara - Das ist mit Sicherheit eine Ergänzung,der es
lohnt nachzudenken.
Der bundesdeutsche Durchschnittsbürger ist verwöhnt.
(Ich habe Ausnahmen und Elend durchaus im Kopf!)
Diese bewußte - unterbewußte - Anspruchshaltung überträgt sich
in die Gemeinden,in unsere Köpfe,in unsere gesamte Haltung dem
Leben gegenüber.
Und eben auch dem Anspruch gegenüber dem Menschen mit dem ich
mein Leben teilen will.
Und genau das ist falsch !
Das alte biblische Wort dazu - zwar leicht verstaubt - aber trotzdem
kurz und knackig :
Geben ist seliger als Nehmen!
Es ist so ! Nur - uns soooo fremd !
Teilen macht reich !
----
Und noch ein Gedanke :
Wer nicht mit sich selbst alleine "glücklich",zufrieden,ausgefüllt
ist - wird es mit einem Partner auch nicht !
---
Ja - der Gedanke : Dieser Mensch ist ein Geschenk - bestenfalls
ein Geschenk Gottes - für mich - und dafür bin ich überaus dankbar - 
ist ein hervorragender Ansatz !
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